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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] ihre Hauptstücken in der kühlen Nacht wie concentriret und zusammen gedrücket worden sind: dahingegen die Sonne einen Theil von denenselbigen zerstreuet, wann sie drauf scheinet.

Die kleinen gelben Cörper, die mitten in der Rose sich befindet, werden Anthera, das gelbe in Rosen, genannt; die bevestigen das Zahnfleisch, und werden unter die Zahnpulver genommen.

Die wilde Rose heist Cynorrhodon und Cynosbaton, davon an ihrem Orte.

Zuweilen, iedoch selten, wächst eine Rose mitten aus der andern heraus. Im Jahr 1703. zeigete uns der Herr Marchand, in der königlichen Academie der Wissenschaften eine noch gantz frische. Ließ uns hernach im Jahr 1707. noch ein dergleichen Monstrum sehen. In den Memoires der Academie desselben Jahres ist deren Erwähnung geschehen, und auch die Figur dabey gezeichnet worden. Die Gewächse haben gleichfalls monstra unter sich, und noch viel öfter, als wie etwan die Thiere.

Rosa kommt von Rodon, rosa, Rose, und ozo, suave oleo, ich rieche gut, dieweil die Rose einen guten Geruch hat.

Rosa Hiericontea.

Rosa Hiericontea, Turn Lob. Garz. Lon. Cast.

Rosa Hierichuntea vulgo dicta, C. B.

Rosa Hiericonthina, Tab.

Rosa de Hiericho, & Rosa Mariae monachis, Lugd.

Amonum, Cord. in Dioscor. & Hist.

Amomis, Dioscor. & Plinii, Caes.

frantzösisch, Rose de Jerico.

teutsch, Rose von Jericho.

Ist ein sehr kleiner Strauch, etwan vier Finger hoch, holtzig und ästig, sieht aus wie eine kleine Kugel und aschenfarbig. Seine Blätter sind klein, länglicht, zerkerbt und rauch. Die Blüten sind klein, stehen als wie Träublein dran, sehen weiß oder fleischfarben. Der Samen ist rund und röthlicht, scharff von Geschmack. Die Wurtzel ist schlecht einfach, ziemlich dick und holtzig. Wann dieser kleine Strauch im Lande und bey vollen Kräften ist, so sieht er wie ein Straus, ie mehrer aber eintrocknet, ie mehr verwickeln sich die Aestlein in einander, und die Spitzen der Zweiglein beugen sich einwärts, und gehen zusammen als wie zu einem Puncte, machen also gleichsam eine kleine Kugel. Dieses kleine Kräutlein wächst in dem wüsten Arabien, an sandigen Orten, und an dem Strand des rothen Meers: von daher wird es zu uns gebracht. Ob es nun wol die Rose von Jericho genennet wird, so ists doch keine Rose, wird auch um Jericho gar nicht gefunden. Vor diesem hat man geglaubet, es thue sich nur in der Christnacht auf: anietzo aber ists bekannt, daß es sich allezeit aufthut, wann man es nur ins Wasser steckt, und läst es eine kurtze Zeit darinne weichen: dann, da ersiehet man, wie sich die Zweiglein allgemach aus einander geben, sich öffnen, und die Blüten hervor kommen. Nimmt mans dann wieder aus dem Wasser, so wird es abermahl trocken und schliesset sich, als wie vorhero, zu. Es könte an statt eines Hygrometri gebrauchet werden; dann, wann es trocken ist, so kan die Feuchtigkeit der Luft gar füglich darein tringen: deswegen würde sichs bey trocknen Wetter in einander ziehen, wann aber das Wetter feuchter würde, so dürffte es auflauffen und sich von einander geben. Noch besser würde [Spaltenumbruch] man solches daran in Acht nehmen können, wann es in die freye Luft gestellet würde, als wann man es im Zimmer eingesperret hielte.

Es soll zum Scorbut dienen, wann es als ein Pulver oder in infuso gebrauchet wird. Ich habe aber dergleichen Kraft an ihm nicht in Acht nehmen können.

Rosmarinus.

Rosmarinus, Brunf. Trag.

Rosmarinus hortensis angustiore folio, C.B. Pit. Tournef.

Rosmarinus coronarius, fruticosus, J.B. Raji Hist.

Rosmarinus coronarius, Ger.

Rosmarinum coronarium, Dod.

Libanotis coronaria, sive Rosmarinum vulgare, Park.

frantzösisch, Romarin.

teutsch, Rosmarin.

Ist ein Strauch, der holtzig ist, dessen Stengel drey bis vier Schuh hoch wird, und einen Hauffen lang und schwancker Aestlein bringet, die aschengrau aussehen, mit schmalen, hart und rauhen Blättern besetzet, welche obenher braungrün, unten weiß sind, nicht gar zu saftig, von starcken gewürtzhaften, angenehmen und erquickendem Geruch, scharff von Geschmack. Die Blüten sehen als wie kleine Rachen, sind zwar klein, doch ihrer eine grosse Menge, mit Blättern untermenget. Eine iede ist ein Röhrlein, das oben in zwey labia zertheilet, und blaßblau oder weißlicht sieht; viel lieblicher riechet, als wie die Blätter. Wann die Blüten verfallen sind, so folgen ihnen zarte und fast gantz runde Samen, deren sitzen vier und vier beysammen in der Hülse, welche der Blüte zum Kelche gedienet. Die Wurtzeln sind zart und fasig. Dieser Strauch wird in den Gärten gezogen: er wächset aber ohne Wartung und in Menge in warmen trockenen Landen, z.E. in Spanien, in Italien, in Languedoc, bey Narbonne herum. Er blühet im May und Junius, und seine Blüte wird Anthos genennet, das kommt von anthe, als ob es heissen solte, eine ausbündig schöne Blume. Zur Artzney werden die Blüten und das Kraut vom Rosmarin sehr oft gebraucht. Doch soll derjenige, der in Languedoc zu wachsen pfleget, dem unsrigen zu Paris vorgezogen werden, dieweil ihn die warme Landesgegend viel geistiger und kräftiger machet. Kraut und Blüten führen viel kräftiges Oel und Sal essentiale oder volatile.

Kraut und Blüten dienen zu Stärckung des Hauptes, zum bösen Wesen, zur Lähmung der Glieder, zur Mutterbeschwer. Aeusserlich werden sie gebrauchet die Nerven und Glieder zu stärcken, dem Brande zu widerstehen, die kalten Flüsse zu zertheilen. Sie werden auch unter die Niesepulver gemischet.

Rosmarinus ist ein zusammen gesetztes Wort, aus ros, Thau, und marinus, was aus der See kommt; weil dieses Kraut nicht selten um die See herum zu wachsen pflegt, und von demselbigen [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] ihre Hauptstücken in der kühlen Nacht wie concentriret und zusammen gedrücket worden sind: dahingegen die Sonne einen Theil von denenselbigen zerstreuet, wann sie drauf scheinet.

Die kleinen gelben Cörper, die mitten in der Rose sich befindet, werden Anthera, das gelbe in Rosen, genannt; die bevestigen das Zahnfleisch, und werden unter die Zahnpulver genommen.

Die wilde Rose heist Cynorrhodon und Cynosbaton, davon an ihrem Orte.

Zuweilen, iedoch selten, wächst eine Rose mitten aus der andern heraus. Im Jahr 1703. zeigete uns der Herr Marchand, in der königlichen Academie der Wissenschaften eine noch gantz frische. Ließ uns hernach im Jahr 1707. noch ein dergleichen Monstrum sehen. In den Memoires der Academie desselben Jahres ist deren Erwähnung geschehen, und auch die Figur dabey gezeichnet worden. Die Gewächse haben gleichfalls monstra unter sich, und noch viel öfter, als wie etwan die Thiere.

Rosa kommt von ῥόδον, rosa, Rose, und ὄζω, suave oleo, ich rieche gut, dieweil die Rose einen guten Geruch hat.

Rosa Hiericontea.

Rosa Hiericontea, Turn Lob. Garz. Lon. Cast.

Rosa Hierichuntea vulgo dicta, C. B.

Rosa Hiericonthina, Tab.

Rosa de Hiericho, & Rosa Mariæ monachis, Lugd.

Amonum, Cord. in Dioscor. & Hist.

Amomis, Dioscor. & Plinii, Cæs.

frantzösisch, Rose de Jerico.

teutsch, Rose von Jericho.

Ist ein sehr kleiner Strauch, etwan vier Finger hoch, holtzig und ästig, sieht aus wie eine kleine Kugel und aschenfarbig. Seine Blätter sind klein, länglicht, zerkerbt und rauch. Die Blüten sind klein, stehen als wie Träublein dran, sehen weiß oder fleischfarben. Der Samen ist rund und röthlicht, scharff von Geschmack. Die Wurtzel ist schlecht einfach, ziemlich dick und holtzig. Wann dieser kleine Strauch im Lande und bey vollen Kräften ist, so sieht er wie ein Straus, ie mehrer aber eintrocknet, ie mehr verwickeln sich die Aestlein in einander, und die Spitzen der Zweiglein beugen sich einwärts, und gehen zusammen als wie zu einem Puncte, machen also gleichsam eine kleine Kugel. Dieses kleine Kräutlein wächst in dem wüsten Arabien, an sandigen Orten, und an dem Strand des rothen Meers: von daher wird es zu uns gebracht. Ob es nun wol die Rose von Jericho genennet wird, so ists doch keine Rose, wird auch um Jericho gar nicht gefunden. Vor diesem hat man geglaubet, es thue sich nur in der Christnacht auf: anietzo aber ists bekannt, daß es sich allezeit aufthut, wann man es nur ins Wasser steckt, und läst es eine kurtze Zeit darinne weichen: dann, da ersiehet man, wie sich die Zweiglein allgemach aus einander geben, sich öffnen, und die Blüten hervor kommen. Nimmt mans dann wieder aus dem Wasser, so wird es abermahl trocken und schliesset sich, als wie vorhero, zu. Es könte an statt eines Hygrometri gebrauchet werden; dann, wann es trocken ist, so kan die Feuchtigkeit der Luft gar füglich darein tringen: deswegen würde sichs bey trocknen Wetter in einander ziehen, wann aber das Wetter feuchter würde, so dürffte es auflauffen und sich von einander geben. Noch besser würde [Spaltenumbruch] man solches daran in Acht nehmen können, wann es in die freye Luft gestellet würde, als wann man es im Zimmer eingesperret hielte.

Es soll zum Scorbut dienen, wann es als ein Pulver oder in infuso gebrauchet wird. Ich habe aber dergleichen Kraft an ihm nicht in Acht nehmen können.

Rosmarinus.

Rosmarinus, Brunf. Trag.

Rosmarinus hortensis angustiore folio, C.B. Pit. Tournef.

Rosmarinus coronarius, fruticosus, J.B. Raji Hist.

Rosmarinus coronarius, Ger.

Rosmarinum coronarium, Dod.

Libanotis coronaria, sive Rosmarinum vulgare, Park.

frantzösisch, Romarin.

teutsch, Rosmarin.

Ist ein Strauch, der holtzig ist, dessen Stengel drey bis vier Schuh hoch wird, und einen Hauffen lang und schwancker Aestlein bringet, die aschengrau aussehen, mit schmalen, hart und rauhen Blättern besetzet, welche obenher braungrün, unten weiß sind, nicht gar zu saftig, von starcken gewürtzhaften, angenehmen und erquickendem Geruch, scharff von Geschmack. Die Blüten sehen als wie kleine Rachen, sind zwar klein, doch ihrer eine grosse Menge, mit Blättern untermenget. Eine iede ist ein Röhrlein, das oben in zwey labia zertheilet, und blaßblau oder weißlicht sieht; viel lieblicher riechet, als wie die Blätter. Wann die Blüten verfallen sind, so folgen ihnen zarte und fast gantz runde Samen, deren sitzen vier und vier beysammen in der Hülse, welche der Blüte zum Kelche gedienet. Die Wurtzeln sind zart und fasig. Dieser Strauch wird in den Gärten gezogen: er wächset aber ohne Wartung und in Menge in warmen trockenen Landen, z.E. in Spanien, in Italien, in Languedoc, bey Narbonne herum. Er blühet im May und Junius, und seine Blüte wird Anthos genennet, das kommt von ἀνϑη, als ob es heissen solte, eine ausbündig schöne Blume. Zur Artzney werden die Blüten und das Kraut vom Rosmarin sehr oft gebraucht. Doch soll derjenige, der in Languedoc zu wachsen pfleget, dem unsrigen zu Paris vorgezogen werden, dieweil ihn die warme Landesgegend viel geistiger und kräftiger machet. Kraut und Blüten führen viel kräftiges Oel und Sal essentiale oder volatile.

Kraut und Blüten dienen zu Stärckung des Hauptes, zum bösen Wesen, zur Lähmung der Glieder, zur Mutterbeschwer. Aeusserlich werden sie gebrauchet die Nerven und Glieder zu stärcken, dem Brande zu widerstehen, die kalten Flüsse zu zertheilen. Sie werden auch unter die Niesepulver gemischet.

Rosmarinus ist ein zusammen gesetztes Wort, aus ros, Thau, und marinus, was aus der See kommt; weil dieses Kraut nicht selten um die See herum zu wachsen pflegt, und von demselbigen [Ende Spaltensatz]

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[0502] ihre Hauptstücken in der kühlen Nacht wie concentriret und zusammen gedrücket worden sind: dahingegen die Sonne einen Theil von denenselbigen zerstreuet, wann sie drauf scheinet. Die kleinen gelben Cörper, die mitten in der Rose sich befindet, werden Anthera, das gelbe in Rosen, genannt; die bevestigen das Zahnfleisch, und werden unter die Zahnpulver genommen. Die wilde Rose heist Cynorrhodon und Cynosbaton, davon an ihrem Orte. Zuweilen, iedoch selten, wächst eine Rose mitten aus der andern heraus. Im Jahr 1703. zeigete uns der Herr Marchand, in der königlichen Academie der Wissenschaften eine noch gantz frische. Ließ uns hernach im Jahr 1707. noch ein dergleichen Monstrum sehen. In den Memoires der Academie desselben Jahres ist deren Erwähnung geschehen, und auch die Figur dabey gezeichnet worden. Die Gewächse haben gleichfalls monstra unter sich, und noch viel öfter, als wie etwan die Thiere. Rosa kommt von ῥόδον, rosa, Rose, und ὄζω, suave oleo, ich rieche gut, dieweil die Rose einen guten Geruch hat. Rosa Hiericontea. Rosa Hiericontea, Turn Lob. Garz. Lon. Cast. Rosa Hierichuntea vulgo dicta, C. B. Rosa Hiericonthina, Tab. Rosa de Hiericho, & Rosa Mariæ monachis, Lugd. Amonum, Cord. in Dioscor. & Hist. Amomis, Dioscor. & Plinii, Cæs. frantzösisch, Rose de Jerico. teutsch, Rose von Jericho. Ist ein sehr kleiner Strauch, etwan vier Finger hoch, holtzig und ästig, sieht aus wie eine kleine Kugel und aschenfarbig. Seine Blätter sind klein, länglicht, zerkerbt und rauch. Die Blüten sind klein, stehen als wie Träublein dran, sehen weiß oder fleischfarben. Der Samen ist rund und röthlicht, scharff von Geschmack. Die Wurtzel ist schlecht einfach, ziemlich dick und holtzig. 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Ist ein Strauch, der holtzig ist, dessen Stengel drey bis vier Schuh hoch wird, und einen Hauffen lang und schwancker Aestlein bringet, die aschengrau aussehen, mit schmalen, hart und rauhen Blättern besetzet, welche obenher braungrün, unten weiß sind, nicht gar zu saftig, von starcken gewürtzhaften, angenehmen und erquickendem Geruch, scharff von Geschmack. Die Blüten sehen als wie kleine Rachen, sind zwar klein, doch ihrer eine grosse Menge, mit Blättern untermenget. Eine iede ist ein Röhrlein, das oben in zwey labia zertheilet, und blaßblau oder weißlicht sieht; viel lieblicher riechet, als wie die Blätter. Wann die Blüten verfallen sind, so folgen ihnen zarte und fast gantz runde Samen, deren sitzen vier und vier beysammen in der Hülse, welche der Blüte zum Kelche gedienet. Die Wurtzeln sind zart und fasig. Dieser Strauch wird in den Gärten gezogen: er wächset aber ohne Wartung und in Menge in warmen trockenen Landen, z.E. in Spanien, in Italien, in Languedoc, bey Narbonne herum. Er blühet im May und Junius, und seine Blüte wird Anthos genennet, das kommt von ἀνϑη, als ob es heissen solte, eine ausbündig schöne Blume. Zur Artzney werden die Blüten und das Kraut vom Rosmarin sehr oft gebraucht. Doch soll derjenige, der in Languedoc zu wachsen pfleget, dem unsrigen zu Paris vorgezogen werden, dieweil ihn die warme Landesgegend viel geistiger und kräftiger machet. Kraut und Blüten führen viel kräftiges Oel und Sal essentiale oder volatile. Kraut und Blüten dienen zu Stärckung des Hauptes, zum bösen Wesen, zur Lähmung der Glieder, zur Mutterbeschwer. Aeusserlich werden sie gebrauchet die Nerven und Glieder zu stärcken, dem Brande zu widerstehen, die kalten Flüsse zu zertheilen. Sie werden auch unter die Niesepulver gemischet. Rosmarinus ist ein zusammen gesetztes Wort, aus ros, Thau, und marinus, was aus der See kommt; weil dieses Kraut nicht selten um die See herum zu wachsen pflegt, und von demselbigen

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/502>, abgerufen am 22.11.2024.