Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Die ist inwendig in einen Hauffen Fächlein abgetheilt, die voller Körner stecken, die dichte auf einander liegen, fleischig sind, gar schöne roth, und voller trefflich angenehmen Saft: ein jedes Korn beschleust in seiner Mitten ein länglichtes und gelblichtes Korn, das meistentheils ein guter ist.

Es giebet dreyerley Granaten, die durch den Geschmack zu unterscheiden sind: einige sind sauer, andere sind süsse, und andere schmecken weinsäuerlich, weder süß noch sauer. Die ersten heissen Granata acida, sauere Granaten; die andern Granata dulcia, süsse Granaten, und die dritten Granata acidodulcia, seu vinosa, Granaten, die fein weinsäuerlich zu schmecken pflegen.

Die Granatenbäume werden in den Gärten gezogen, insonderheit in warmen Landen, als wie in Spanien und in Italien.

Die andre Sorte heist

Punica sylvestris, Cord. Hist. Pit. Tournef.

Malus punica sylvestris, C. B.

Malus punica agrestis, J.B. Raji Hist.

Pomum granatum sylvestre, cujus flores Balaustia, Anguil.

frantzösisch, Grenadier sauvge.

Dieser Strauch ist dem vorigen gantz ähnlich, allein viel rauher und stachlichter. Davon werden die Blüten abgenommen, wann sie in voller Kraft und Wachsthum sind. Dieselben heissen lateinisch Balaustia, frantzösisch, Balaustes, teutsch, Balaustien, Granaten-Blüten, und werden aufgetrocknet, daß sie sich halten können. Die bey den Materialisten zu verkauffen sind, kommen aus Levante. Der wilde Granatenbaum wächst überall in warmen Landen. Die Granate führet viel phlegma, Oel und sal essentiale oder acidum.

Die Granatenblüten soll man nehmen, welche frisch und groß sind, schon und wol ausgeblühet, von einer hohen Farbe, oder purpurroth. Sie führen viel Oel und sal essentiale.

Sie dienen zur rothen Ruhr und Durchfall, zu Brüchen, zum Samenfluß, zum Blutauswerffen.

Die Granatäpfelrinde oder Schale wird auf lateinisch Malicorium genannt, das heist so viel, als Leder von dem Apfel, weil sie so harte ist wie Leder. Sie wird auch Sidium genannt, sidion, a Sidone agro, dieweil vor diesem ihrer viel aus dem Sidonischen Lande gebracht wurde. Man soll diejenige erwehlen, welche frisch und trocken ist, nicht schimmlicht, ziemlich hoher Farbe und von anziehenden Geschmack. Sie führet viel Oel und sal essentiale: und hat eben solche Kraft wie die Granatenblüte.

Der Saft von den saueren Granaten wird zur Artzeney viel dienlicher erachtet, als wie der von den andern. Man brauchet ihn das Hertz zu stärcken, [Spaltenumbruch] das Brechen und den Durchlauff zu versetzen, die Galle nieder zu schlagen. Den Patienten lässet man die Granatenkörner aussaugen.

Der Samen der Granaten hält an, und wird zu den Clystiern gebrauchet.

In der See befindet sich etwas, als wie ein harter und zu Stein gewordener Apfel, so an den Klippen zu wachsen pfleget: kommt an Gestalt und Farbe einem Granatapfel ziemlich bey: und wird auch Grenade de mer, Seegranatäpfel genennet.

Punica kommt von puniceo colore, von der braunrothen Farbe, dann die Granatenblüt und Frucht sehen roth.

Granatum kommt von granis, Körnern, weil diese Frucht gantz voller Körner steckt. Oder, weil die Granatenbäume im Königreich Granada, in Spanien gar häuffig wachsen.

Puretta.

Puretta, frantzösisch, Purette, ist ein magnetisches Pulver, das schwerer ist als Sand, schwartz und gläntzend: das wird am Strand der See, an einem trocknen Orte, Mortuo, gefunden. Man kan es mit einer Messerklinge, die mit Magnet bestrichen worden, gar leichtlich von dem Sande, der allezeit dabey befindlich, und sehr leichte ist, auch eben eine solche Farbe hat, absondern, wann man dieselbige darüber hält. Sie lässet sich nach grossen Ungewitter spüren, oder wann die See sonst unruhig gewesen ist. Es wird zu Sträusande gebraucht. Der Herr Joblot, der dieses Pulver auf der Stelle hat durch ein Vergrösserungs-Glas betrachtet und examiniret, hat befunden, daß dessen kleine Theilgen gantz ungleich sind: und ob es gleich sehr harte ist, so lässet es sich dennoch zwischen ein Paar Instrumenten von wol gehärteten Stahle entzwey drücken: wann es dann also zart gemachet ist, und wird auf eine dünne Pappe geleget, hernach ein Magnetstein darunter rumgeführet, so beweget sich das Pulver, eben so, als ob es Eisen- oder Stahlfeilig wäre. Wann dieses Pulver aus dem Meere kommt, so schwärtzet es die Finger nicht: hingegen, wann es, wie gemeldet, ist gedrücket worden, so machet es dieselben schwartz. Es rostet nicht, weder im süssen Wasser, noch in Seewasser, weder im Urine, noch in saueren liquoribus. Selbst das Scheidewasser, welches Stahl und Eisen auflöset, vermag an ihm nichts merckliches auszurichten. Es spritzelt nicht, wann es ins Licht gehalten wird, als wie das Eisenfeilig thut. Aus angeführten Experimenten und Proben hat der Herr Joblot geschlossen, daß dieses Pulver, weder Eisen noch Stahl, oder Hammerschlag seyn müsse, wie einige vermeinet haben.

Dem Herrn Joblot wird entgegen gesetzet, wann dieses Pulver vom Magneten wäre, so müste es sich ans Eisen hangen, ob dieses gleich nicht mit Magnet bestrichen wäre, gleichwie man siehet, daß der Magnet thut, welches jedoch nicht geschiehet.

Darauf antwortet er, dieses wäre keine richtige Folge: weil sich der Magnetstein nicht an das Eisen hängt, das nicht gestrichen ist, sondern, weil um denselbigen ein ziemlich starker Wirbel von einer [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Die ist inwendig in einen Hauffen Fächlein abgetheilt, die voller Körner stecken, die dichte auf einander liegen, fleischig sind, gar schöne roth, und voller trefflich angenehmen Saft: ein jedes Korn beschleust in seiner Mitten ein länglichtes und gelblichtes Korn, das meistentheils ein guter ist.

Es giebet dreyerley Granaten, die durch den Geschmack zu unterscheiden sind: einige sind sauer, andere sind süsse, und andere schmecken weinsäuerlich, weder süß noch sauer. Die ersten heissen Granata acida, sauere Granaten; die andern Granata dulcia, süsse Granaten, und die dritten Granata acidodulcia, seu vinosa, Granaten, die fein weinsäuerlich zu schmecken pflegen.

Die Granatenbäume werden in den Gärten gezogen, insonderheit in warmen Landen, als wie in Spanien und in Italien.

Die andre Sorte heist

Punica sylvestris, Cord. Hist. Pit. Tournef.

Malus punica sylvestris, C. B.

Malus punica agrestis, J.B. Raji Hist.

Pomum granatum sylvestre, cujus flores Balaustia, Anguil.

frantzösisch, Grenadier sauvge.

Dieser Strauch ist dem vorigen gantz ähnlich, allein viel rauher und stachlichter. Davon werden die Blüten abgenommen, wann sie in voller Kraft und Wachsthum sind. Dieselben heissen lateinisch Balaustia, frantzösisch, Balaustes, teutsch, Balaustien, Granaten-Blüten, und werden aufgetrocknet, daß sie sich halten können. Die bey den Materialisten zu verkauffen sind, kommen aus Levante. Der wilde Granatenbaum wächst überall in warmen Landen. Die Granate führet viel phlegma, Oel und sal essentiale oder acidum.

Die Granatenblüten soll man nehmen, welche frisch und groß sind, schon und wol ausgeblühet, von einer hohen Farbe, oder purpurroth. Sie führen viel Oel und sal essentiale.

Sie dienen zur rothen Ruhr und Durchfall, zu Brüchen, zum Samenfluß, zum Blutauswerffen.

Die Granatäpfelrinde oder Schale wird auf lateinisch Malicorium genannt, das heist so viel, als Leder von dem Apfel, weil sie so harte ist wie Leder. Sie wird auch Sidium genannt, σἰδιον, à Sidone agro, dieweil vor diesem ihrer viel aus dem Sidonischen Lande gebracht wurde. Man soll diejenige erwehlen, welche frisch und trocken ist, nicht schimmlicht, ziemlich hoher Farbe und von anziehenden Geschmack. Sie führet viel Oel und sal essentiale: und hat eben solche Kraft wie die Granatenblüte.

Der Saft von den saueren Granaten wird zur Artzeney viel dienlicher erachtet, als wie der von den andern. Man brauchet ihn das Hertz zu stärcken, [Spaltenumbruch] das Brechen und den Durchlauff zu versetzen, die Galle nieder zu schlagen. Den Patienten lässet man die Granatenkörner aussaugen.

Der Samen der Granaten hält an, und wird zu den Clystiern gebrauchet.

In der See befindet sich etwas, als wie ein harter und zu Stein gewordener Apfel, so an den Klippen zu wachsen pfleget: kommt an Gestalt und Farbe einem Granatapfel ziemlich bey: und wird auch Grenade de mer, Seegranatäpfel genennet.

Punica kommt von puniceo colore, von der braunrothen Farbe, dann die Granatenblüt und Frucht sehen roth.

Granatum kommt von granis, Körnern, weil diese Frucht gantz voller Körner steckt. Oder, weil die Granatenbäume im Königreich Granada, in Spanien gar häuffig wachsen.

Puretta.

Puretta, frantzösisch, Purette, ist ein magnetisches Pulver, das schwerer ist als Sand, schwartz und gläntzend: das wird am Strand der See, an einem trocknen Orte, Mortuo, gefunden. Man kan es mit einer Messerklinge, die mit Magnet bestrichen worden, gar leichtlich von dem Sande, der allezeit dabey befindlich, und sehr leichte ist, auch eben eine solche Farbe hat, absondern, wann man dieselbige darüber hält. Sie lässet sich nach grossen Ungewitter spüren, oder wann die See sonst unruhig gewesen ist. Es wird zu Sträusande gebraucht. Der Herr Joblot, der dieses Pulver auf der Stelle hat durch ein Vergrösserungs-Glas betrachtet und examiniret, hat befunden, daß dessen kleine Theilgen gantz ungleich sind: uñ ob es gleich sehr harte ist, so lässet es sich dennoch zwischen ein Paar Instrumenten von wol gehärteten Stahle entzwey drücken: wann es dann also zart gemachet ist, und wird auf eine dünne Pappe geleget, hernach ein Magnetstein darunter rumgeführet, so beweget sich das Pulver, eben so, als ob es Eisen- oder Stahlfeilig wäre. Wann dieses Pulver aus dem Meere kommt, so schwärtzet es die Finger nicht: hingegen, wann es, wie gemeldet, ist gedrücket worden, so machet es dieselben schwartz. Es rostet nicht, weder im süssen Wasser, noch in Seewasser, weder im Urine, noch in saueren liquoribus. Selbst das Scheidewasser, welches Stahl und Eisen auflöset, vermag an ihm nichts merckliches auszurichten. Es spritzelt nicht, wann es ins Licht gehalten wird, als wie das Eisenfeilig thut. Aus angeführten Experimenten und Proben hat der Herr Joblot geschlossen, daß dieses Pulver, weder Eisen noch Stahl, oder Hammerschlag seyn müsse, wie einige vermeinet haben.

Dem Herrn Joblot wird entgegen gesetzet, wann dieses Pulver vom Magneten wäre, so müste es sich ans Eisen hangen, ob dieses gleich nicht mit Magnet bestrichen wäre, gleichwie man siehet, daß der Magnet thut, welches jedoch nicht geschiehet.

Darauf antwortet er, dieses wäre keine richtige Folge: weil sich der Magnetstein nicht an das Eisen hängt, das nicht gestrichen ist, sondern, weil um denselbigen ein ziemlich starker Wirbel von einer [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0484"/>
          <cb type="start"/>
          <p>Die ist inwendig in einen Hauffen Fächlein abgetheilt, die voller Körner stecken, die dichte auf einander liegen, fleischig sind, gar schöne roth, und voller trefflich angenehmen Saft: ein jedes Korn beschleust in seiner Mitten ein länglichtes und gelblichtes Korn, das meistentheils ein guter ist.</p><lb/>
          <p>Es giebet dreyerley Granaten, die durch den Geschmack zu unterscheiden sind: einige sind sauer, andere sind süsse, und andere schmecken weinsäuerlich, weder süß noch sauer. Die ersten heissen <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Granata acida</hi></hi>, <hi rendition="#fr">sauere Granaten;</hi> die andern <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Granata dulcia</hi></hi>, <hi rendition="#fr">süsse Granaten,</hi> und die dritten <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Granata acidodulcia, seu vinosa</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Granaten,</hi> die fein weinsäuerlich zu schmecken pflegen.</p><lb/>
          <p>Die Granatenbäume werden in den <hi rendition="#fr">Gärten</hi> gezogen, insonderheit in warmen Landen, als wie in <hi rendition="#fr">Spanien</hi> und in <hi rendition="#fr">Italien.</hi></p><lb/>
          <p>Die andre Sorte heist</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Punica sylvestris</hi>, Cord. Hist. Pit. Tournef</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Malus punica sylvestris</hi>, C. B</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Malus punica agrestis</hi>, J.B. Raji Hist</hi>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Pomum granatum sylvestre, cujus flores Balaustia</hi>, Anguil</hi>.</p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Grenadier sauvge.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Dieser Strauch ist dem vorigen gantz ähnlich, allein viel rauher und stachlichter. Davon werden die Blüten abgenommen, wann sie in voller Kraft und Wachsthum sind. Dieselben heissen lateinisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Balaustia</hi></hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Balaustes</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Balaustien, Granaten-Blüten,</hi> und werden aufgetrocknet, daß sie sich halten können. Die bey den Materialisten zu verkauffen sind, kommen aus Levante. Der wilde Granatenbaum wächst überall in warmen Landen. Die Granate führet viel <hi rendition="#i">phlegma,</hi> Oel und <hi rendition="#i">sal essentiale</hi> oder <hi rendition="#i">acidum.</hi></p><lb/>
          <p>Die Granatenblüten soll man nehmen, welche frisch und groß sind, schon und wol ausgeblühet, von einer hohen Farbe, oder purpurroth. Sie führen viel Oel und <hi rendition="#i">sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie dienen zur rothen Ruhr und Durchfall, zu Brüchen, zum Samenfluß, zum Blutauswerffen.</p><lb/>
          <p>Die Granatäpfelrinde oder Schale wird auf lateinisch <hi rendition="#i">Malicorium</hi> genannt, das heist so viel, als Leder von dem Apfel, weil sie so harte ist wie Leder. Sie wird auch <hi rendition="#i">Sidium</hi> genannt, <hi rendition="#i">&#x03C3;&#x1F30;&#x03B4;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD;, à Sidone agro,</hi> dieweil vor diesem ihrer viel aus dem Sidonischen Lande gebracht wurde. Man soll diejenige erwehlen, welche frisch und trocken ist, nicht schimmlicht, ziemlich hoher Farbe und von anziehenden Geschmack. Sie führet viel Oel und <hi rendition="#i">sal essentiale:</hi> und hat eben solche Kraft wie die Granatenblüte.</p><lb/>
          <p>Der Saft von den saueren Granaten wird zur Artzeney viel dienlicher erachtet, als wie der von den andern. Man brauchet ihn das Hertz zu stärcken, <cb/>
das Brechen und den Durchlauff zu versetzen, die Galle nieder zu schlagen. Den Patienten lässet man die Granatenkörner aussaugen.</p><lb/>
          <p>Der Samen der Granaten hält an, und wird zu den Clystiern gebrauchet.</p><lb/>
          <p>In der See befindet sich etwas, als wie ein harter und zu Stein gewordener Apfel, so an den Klippen zu wachsen pfleget: kommt an Gestalt und Farbe einem Granatapfel ziemlich bey: und wird auch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Grenade de mer</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Seegranatäpfel</hi> genennet.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Punica</hi> kommt von <hi rendition="#i">puniceo colore,</hi> von der <hi rendition="#fr">braunrothen Farbe,</hi> dann die Granatenblüt und Frucht sehen roth.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Granatum</hi> kommt von <hi rendition="#i">granis,</hi> <hi rendition="#fr">Körnern,</hi> weil diese Frucht gantz voller Körner steckt. Oder, weil die Granatenbäume im Königreich Granada, in Spanien gar häuffig wachsen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Puretta.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Puretta,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Purette</hi></hi>, ist ein magnetisches Pulver, das schwerer ist als Sand, schwartz und gläntzend: das wird am Strand der See, an einem trocknen Orte, <hi rendition="#i">Mortuo,</hi> gefunden. Man kan es mit einer Messerklinge, die mit Magnet bestrichen worden, gar leichtlich von dem Sande, der allezeit dabey befindlich, und sehr leichte ist, auch eben eine solche Farbe hat, absondern, wann man dieselbige darüber hält. Sie lässet sich nach grossen Ungewitter spüren, oder wann die See sonst unruhig gewesen ist. Es wird zu Sträusande gebraucht. Der Herr <hi rendition="#i">Joblot,</hi> der dieses Pulver auf der Stelle hat durch ein Vergrösserungs-Glas betrachtet und <hi rendition="#i">examiniret,</hi> hat befunden, daß dessen kleine Theilgen gantz ungleich sind: uñ ob es gleich sehr harte ist, so lässet es sich dennoch zwischen ein Paar Instrumenten von wol gehärteten Stahle entzwey drücken: wann es dann also zart gemachet ist, und wird auf eine dünne Pappe geleget, hernach ein Magnetstein darunter rumgeführet, so beweget sich das Pulver, eben so, als ob es Eisen- oder Stahlfeilig wäre. Wann dieses Pulver aus dem Meere kommt, so schwärtzet es die Finger nicht: hingegen, wann es, wie gemeldet, ist gedrücket worden, so machet es dieselben schwartz. Es rostet nicht, weder im süssen Wasser, noch in Seewasser, weder im Urine, noch in saueren <hi rendition="#i">liquoribus.</hi> Selbst das Scheidewasser, welches Stahl und Eisen auflöset, vermag an ihm nichts merckliches auszurichten. Es spritzelt nicht, wann es ins Licht gehalten wird, als wie das Eisenfeilig thut. Aus angeführten <hi rendition="#i">Experimenten</hi> und Proben hat der Herr <hi rendition="#i">Joblot</hi> geschlossen, daß dieses Pulver, weder Eisen noch Stahl, oder Hammerschlag seyn müsse, wie einige vermeinet haben.</p><lb/>
          <p>Dem Herrn <hi rendition="#i">Joblot</hi> wird entgegen gesetzet, wann dieses Pulver vom Magneten wäre, so müste es sich ans Eisen hangen, ob dieses gleich nicht mit Magnet bestrichen wäre, gleichwie man siehet, daß der Magnet thut, welches jedoch nicht geschiehet.</p><lb/>
          <p>Darauf antwortet er, dieses wäre keine richtige Folge: weil sich der Magnetstein nicht an das Eisen hängt, das nicht gestrichen ist, sondern, weil um denselbigen ein ziemlich starker Wirbel von einer <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0484] Die ist inwendig in einen Hauffen Fächlein abgetheilt, die voller Körner stecken, die dichte auf einander liegen, fleischig sind, gar schöne roth, und voller trefflich angenehmen Saft: ein jedes Korn beschleust in seiner Mitten ein länglichtes und gelblichtes Korn, das meistentheils ein guter ist. Es giebet dreyerley Granaten, die durch den Geschmack zu unterscheiden sind: einige sind sauer, andere sind süsse, und andere schmecken weinsäuerlich, weder süß noch sauer. Die ersten heissen Granata acida, sauere Granaten; die andern Granata dulcia, süsse Granaten, und die dritten Granata acidodulcia, seu vinosa, Granaten, die fein weinsäuerlich zu schmecken pflegen. Die Granatenbäume werden in den Gärten gezogen, insonderheit in warmen Landen, als wie in Spanien und in Italien. Die andre Sorte heist Punica sylvestris, Cord. Hist. Pit. Tournef. Malus punica sylvestris, C. B. Malus punica agrestis, J.B. Raji Hist. Pomum granatum sylvestre, cujus flores Balaustia, Anguil. frantzösisch, Grenadier sauvge. Dieser Strauch ist dem vorigen gantz ähnlich, allein viel rauher und stachlichter. Davon werden die Blüten abgenommen, wann sie in voller Kraft und Wachsthum sind. Dieselben heissen lateinisch Balaustia, frantzösisch, Balaustes, teutsch, Balaustien, Granaten-Blüten, und werden aufgetrocknet, daß sie sich halten können. Die bey den Materialisten zu verkauffen sind, kommen aus Levante. Der wilde Granatenbaum wächst überall in warmen Landen. Die Granate führet viel phlegma, Oel und sal essentiale oder acidum. Die Granatenblüten soll man nehmen, welche frisch und groß sind, schon und wol ausgeblühet, von einer hohen Farbe, oder purpurroth. Sie führen viel Oel und sal essentiale. Sie dienen zur rothen Ruhr und Durchfall, zu Brüchen, zum Samenfluß, zum Blutauswerffen. Die Granatäpfelrinde oder Schale wird auf lateinisch Malicorium genannt, das heist so viel, als Leder von dem Apfel, weil sie so harte ist wie Leder. Sie wird auch Sidium genannt, σἰδιον, à Sidone agro, dieweil vor diesem ihrer viel aus dem Sidonischen Lande gebracht wurde. Man soll diejenige erwehlen, welche frisch und trocken ist, nicht schimmlicht, ziemlich hoher Farbe und von anziehenden Geschmack. Sie führet viel Oel und sal essentiale: und hat eben solche Kraft wie die Granatenblüte. Der Saft von den saueren Granaten wird zur Artzeney viel dienlicher erachtet, als wie der von den andern. Man brauchet ihn das Hertz zu stärcken, das Brechen und den Durchlauff zu versetzen, die Galle nieder zu schlagen. Den Patienten lässet man die Granatenkörner aussaugen. Der Samen der Granaten hält an, und wird zu den Clystiern gebrauchet. In der See befindet sich etwas, als wie ein harter und zu Stein gewordener Apfel, so an den Klippen zu wachsen pfleget: kommt an Gestalt und Farbe einem Granatapfel ziemlich bey: und wird auch Grenade de mer, Seegranatäpfel genennet. Punica kommt von puniceo colore, von der braunrothen Farbe, dann die Granatenblüt und Frucht sehen roth. Granatum kommt von granis, Körnern, weil diese Frucht gantz voller Körner steckt. Oder, weil die Granatenbäume im Königreich Granada, in Spanien gar häuffig wachsen. Puretta. Puretta, frantzösisch, Purette, ist ein magnetisches Pulver, das schwerer ist als Sand, schwartz und gläntzend: das wird am Strand der See, an einem trocknen Orte, Mortuo, gefunden. Man kan es mit einer Messerklinge, die mit Magnet bestrichen worden, gar leichtlich von dem Sande, der allezeit dabey befindlich, und sehr leichte ist, auch eben eine solche Farbe hat, absondern, wann man dieselbige darüber hält. Sie lässet sich nach grossen Ungewitter spüren, oder wann die See sonst unruhig gewesen ist. Es wird zu Sträusande gebraucht. Der Herr Joblot, der dieses Pulver auf der Stelle hat durch ein Vergrösserungs-Glas betrachtet und examiniret, hat befunden, daß dessen kleine Theilgen gantz ungleich sind: uñ ob es gleich sehr harte ist, so lässet es sich dennoch zwischen ein Paar Instrumenten von wol gehärteten Stahle entzwey drücken: wann es dann also zart gemachet ist, und wird auf eine dünne Pappe geleget, hernach ein Magnetstein darunter rumgeführet, so beweget sich das Pulver, eben so, als ob es Eisen- oder Stahlfeilig wäre. Wann dieses Pulver aus dem Meere kommt, so schwärtzet es die Finger nicht: hingegen, wann es, wie gemeldet, ist gedrücket worden, so machet es dieselben schwartz. Es rostet nicht, weder im süssen Wasser, noch in Seewasser, weder im Urine, noch in saueren liquoribus. Selbst das Scheidewasser, welches Stahl und Eisen auflöset, vermag an ihm nichts merckliches auszurichten. Es spritzelt nicht, wann es ins Licht gehalten wird, als wie das Eisenfeilig thut. Aus angeführten Experimenten und Proben hat der Herr Joblot geschlossen, daß dieses Pulver, weder Eisen noch Stahl, oder Hammerschlag seyn müsse, wie einige vermeinet haben. Dem Herrn Joblot wird entgegen gesetzet, wann dieses Pulver vom Magneten wäre, so müste es sich ans Eisen hangen, ob dieses gleich nicht mit Magnet bestrichen wäre, gleichwie man siehet, daß der Magnet thut, welches jedoch nicht geschiehet. Darauf antwortet er, dieses wäre keine richtige Folge: weil sich der Magnetstein nicht an das Eisen hängt, das nicht gestrichen ist, sondern, weil um denselbigen ein ziemlich starker Wirbel von einer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/484
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/484>, abgerufen am 25.11.2024.