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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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Osteocolla kommt von os und colla, als ob es heissen solte, Beinleim.

Lapis ossifragus kommt von os und frangere, als ob man wolte sprechen, ein Stein, der gut ist zu den Brüchen der Beine.

Ostracites.

Ostracites, ist eine Art der Cadmia, oder ein Stein, der schier gantz rund und grau ist, findet sich von zweyerley Gattungen, deren die eine natürlich ist, die andre aber durch die Kunst bereitet. Die natürliche wächst in den Schachten: die gekünstelte wird vom Feuer in den Oefen bereitet, darinnen das Kupfer gereiniget wird. Es ist ein zusammengesetzter Schmutz vom Metall, der diese Figur angenommen.

Beyde Arten reinigen und halten an: sie werden gestossen, unter die Salben gemischt und aufgelegt.

Ostracites, kommt von osrakon, testa, eine Muschelschale, weil dieser Stein bisweilen eine Figur hat wie eine Muschel- oder Schneckenschale.

Ostrea.

Ostrea, Ostreum, frantzösisch, Huitre, teutsch, Auster, ist ein Schalfisch, der in dem Meere wächst, und iederman bekannt gnug ist: es giebet seiner mancherley Arten, die alle gut zu essen sind. Es gehet gar schwer zu, wann man die Glieder in den Austern will ausfinden, welche die Männlein von den Weiblein unterscheiden, dann man wird keines einigen von dergleichen Gliedern nicht gewahr, so daß es scheinet, als ob die einen wie die andern deren keine hätten. Indessen laichen diese Thiere dannoch in dem Maymonat, und ihr Laich siehet als wie ein Tropfen Schmaltz. Derselbe hanget sich im Meere an die Steine, an alte Austerschalen, an Stücken Holtz, und andere dergleichen Dinge. Wie man dafür will halten, so bekommet er in 24. Stunden seine Schale. Wann die Austern gelaichet haben, so sind sie kranck und mager: allein im Junius beginnen sie wiederum wol auf zu seyn, und im Augustus sind sie völlig wiederum gesund geworden.

Grüne Austern zu machen, so werden sie in die saltzigten Moraste getragen, auf welche Weise sie die Leute in Saintonge zu erhalten pflegen; und sie werden fett davon: ihr Fleisch bekommt eine grünlichte Farbe und einen viel delicatern Geschmack, als wie vorhin; alleine sie vermehren sich darinne nicht.

Martinius in seiner Chinesischen Historie und andre mehr melden, daß die Chineser die Austern zu zerstossen und zu zerquetschen pflegeten, druckten den Laich heraus, und schütteten denselbigen in die Moräste, davon wüchsen Austern die Menge.

Der P. du Tertre versichert in seiner Hauptbeschreibung der Antilleninseln, daß er auf einer kleinen Insel, unfern von Guadalupa, eine grosse Menge Bäume mit so viel Austern besetzt gesehen, daß auch die Zweige davon hätten brechen mögen. Unter andern findet sich ein gewisser Baum, Paltuvier genannt, der wächst an dem Seestrande, und hangen sich auch Schalfische mehr daran. Dieses bestätiget der Autor von den natürlichen Seltenheiten in England: dann er spricht, daß eben dergleichen sich unweit Pleymouth zutrüge. Die Ursach dieser Seltsamkeit ist leichtlich zu errathen: dann, weil die Bäume, darauf diese Austern anzutreffen, an dem Seestrande stehen, so befeuchten die Wellen dererselben Zweige, die [Spaltenumbruch] sich am meisten herunter neigen, führen den Laich der Austern drauf, der hänget sich dann dran und bleibet kleben, daraus werden hernach kleine Austern. Die Nahrung dieser Thiere anbelangend, der wird sehr leicht gerathen; dann, die Austern zwingen durch ihre Schwere die Zweige, daß sie sich beugen müssen, und werden dergestalt des Tages zweymahl von der Ebbe und Flut erfrischet. Dabey zu mercken, daß die Austern, die an den Bäumen hangen, gar nichts nicht von den andern und gemeinen unterschieden sind, auch daß sie eben so gut schmecken.

Welche grosse Hauffen Austern bey der Nacht herumwerffen, die spüren zuweilen auf den Schalen einige leuchtende Theilgen, wie kleine blaulichte Sternlein. Dieses Licht kommt von einigen kleinen und gläntzenden Würmlein, welche sich an die Schalen hangen und dieselbigen zernagen. Solche Würmlein wird man durch ein Vergrösserungsglas gar leicht gewahr. Es geben auch wol andre Fische in der See einen Schein von sich, der aber kommet, dem Vermuthen, nach wol nicht allzeit von solchen Würmern.

Alle Austern führen viel Oel, phlegma und Sal volatile und fixum.

Die Austern genossen, bringt etwas Schlaf, so aber schwerlich zu verdauen: legt man sie auf Pestbeulen, so ziehen sie allen Gift heraus.

Die Austerschale gebrannt und zerstossen, eröffnet, reiniget, trocknet, stärckt den Magen, saubert die Zähne, treibt den Urin, dient zu der goldnen Ader und zu Geschwüren. Wer ausführlicher will von den Austern unterrichtet seyn, der kan nachsehen, was Herr Tournefort in der Historie der königlichen Academie der Wissenschaften im Jahre 1704. davon hat mitgetheilet.

Ostrea kommt von osrakon, testa, eine Schale, dieweil die Auster mit einer dick und starcken Schale bedecket ist.

Otis.

Otis.

Tarda.

frantzösisch, Outarde.

teutsch, Trappe.

Ist ein Vogel, viel grösser als ein Han, und sieht wie eine Gans. Sein Kopf ist länglicht und aschengrau, der Schnabel gar sehr starck, die Zunge zugespitzt, und auf den Seiten, als wie eine Säge ausgezackt, hart als wie Bein, die Augen sind gar breit. Die Ohrenlöcher sind so groß und so weit offen, daß man leicht ohne Mühe den kleinen Finger darein bringen kan. Sein Hals ist lang und dünn, von Farbe aschengrau: der Rücken voller schwärtzlichter und castanienbrauner Flecken: der Schwantz ist röthlicht, und hat einige schwartze Flecken. Die Schenckel sind eines Fusses lang, des Daumens dicke und mit Schupen besetzet. Dieser Vogel findet sich in England, in Bretagne, und an noch vielen andern Orten mehr; lebet von Früchten, von Grase und von Rüben; wiegt unterweilen mehr als dreyzehen Pfund. Er kan von wegen Schwere seines Leibes nicht wol fliegen: er ist gut zu essen. Er führet viel flüchtiges Saltz.

Sein Fett zertheilet und lindert die Schmertzen.

Sein Koth zertheilet und ist zur Raude gut.

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Osteocolla kommt von os und colla, als ob es heissen solte, Beinleim.

Lapis ossifragus kommt von os und frangere, als ob man wolte sprechen, ein Stein, der gut ist zu den Brüchen der Beine.

Ostracites.

Ostracites, ist eine Art der Cadmia, oder ein Stein, der schier gantz rund und grau ist, findet sich von zweyerley Gattungen, deren die eine natürlich ist, die andre aber durch die Kunst bereitet. Die natürliche wächst in den Schachten: die gekünstelte wird vom Feuer in den Oefen bereitet, darinnen das Kupfer gereiniget wird. Es ist ein zusammengesetzter Schmutz vom Metall, der diese Figur angenommen.

Beyde Arten reinigen und halten an: sie werden gestossen, unter die Salben gemischt und aufgelegt.

Ostracites, kommt von ὄςρακον, testa, eine Muschelschale, weil dieser Stein bisweilen eine Figur hat wie eine Muschel- oder Schneckenschale.

Ostrea.

Ostrea, Ostreum, frantzösisch, Huitre, teutsch, Auster, ist ein Schalfisch, der in dem Meere wächst, und iederman bekannt gnug ist: es giebet seiner mancherley Arten, die alle gut zu essen sind. Es gehet gar schwer zu, wann man die Glieder in den Austern will ausfinden, welche die Männlein von den Weiblein unterscheiden, dann man wird keines einigen von dergleichen Gliedern nicht gewahr, so daß es scheinet, als ob die einen wie die andern deren keine hätten. Indessen laichen diese Thiere dannoch in dem Maymonat, und ihr Laich siehet als wie ein Tropfen Schmaltz. Derselbe hanget sich im Meere an die Steine, an alte Austerschalen, an Stücken Holtz, und andere dergleichen Dinge. Wie man dafür will halten, so bekommet er in 24. Stunden seine Schale. Wann die Austern gelaichet haben, so sind sie kranck und mager: allein im Junius beginnen sie wiederum wol auf zu seyn, und im Augustus sind sie völlig wiederum gesund geworden.

Grüne Austern zu machen, so werden sie in die saltzigten Moraste getragen, auf welche Weise sie die Leute in Saintonge zu erhalten pflegen; und sie werden fett davon: ihr Fleisch bekommt eine grünlichte Farbe und einen viel delicatern Geschmack, als wie vorhin; alleine sie vermehren sich darinne nicht.

Martinius in seiner Chinesischen Historie und andre mehr melden, daß die Chineser die Austern zu zerstossen und zu zerquetschen pflegeten, druckten den Laich heraus, und schütteten denselbigen in die Moräste, davon wüchsen Austern die Menge.

Der P. du Tertre versichert in seiner Hauptbeschreibung der Antilleninseln, daß er auf einer kleinen Insel, unfern von Guadalupa, eine grosse Menge Bäume mit so viel Austern besetzt gesehen, daß auch die Zweige davon hätten brechen mögen. Unter andern findet sich ein gewisser Baum, Paltuvier genannt, der wächst an dem Seestrande, und hangen sich auch Schalfische mehr daran. Dieses bestätiget der Autor von den natürlichen Seltenheiten in England: dann er spricht, daß eben dergleichen sich unweit Pleymouth zutrüge. Die Ursach dieser Seltsamkeit ist leichtlich zu errathen: dañ, weil die Bäume, darauf diese Austern anzutreffen, an dem Seestrande stehen, so befeuchten die Wellen dererselben Zweige, die [Spaltenumbruch] sich am meisten herunter neigen, führen den Laich der Austern drauf, der hänget sich dañ dran und bleibet kleben, daraus werden hernach kleine Austern. Die Nahrung dieser Thiere anbelangend, der wird sehr leicht gerathen; dann, die Austern zwingen durch ihre Schwere die Zweige, daß sie sich beugen müssen, und werden dergestalt des Tages zweymahl von der Ebbe und Flut erfrischet. Dabey zu mercken, daß die Austern, die an den Bäumen hangen, gar nichts nicht von den andern und gemeinen unterschieden sind, auch daß sie eben so gut schmecken.

Welche grosse Hauffen Austern bey der Nacht herumwerffen, die spüren zuweilen auf den Schalen einige leuchtende Theilgen, wie kleine blaulichte Sternlein. Dieses Licht kommt von einigen kleinen und gläntzenden Würmlein, welche sich an die Schalen hangen und dieselbigen zernagen. Solche Würmlein wird man durch ein Vergrösserungsglas gar leicht gewahr. Es geben auch wol andre Fische in der See einen Schein von sich, der aber kommet, dem Vermuthen, nach wol nicht allzeit von solchen Würmern.

Alle Austern führen viel Oel, phlegma und Sal volatile und fixum.

Die Austern genossen, bringt etwas Schlaf, so aber schwerlich zu verdauen: legt man sie auf Pestbeulen, so ziehen sie allen Gift heraus.

Die Austerschale gebrannt und zerstossen, eröffnet, reiniget, trocknet, stärckt den Magen, saubert die Zähne, treibt den Urin, dient zu der goldnen Ader und zu Geschwüren. Wer ausführlicher will von den Austern unterrichtet seyn, der kan nachsehen, was Herr Tournefort in der Historie der königlichen Academie der Wissenschaften im Jahre 1704. davon hat mitgetheilet.

Ostrea kommt von ὄςρακον, testa, eine Schale, dieweil die Auster mit einer dick und starcken Schale bedecket ist.

Otis.

Otis.

Tarda.

frantzösisch, Outarde.

teutsch, Trappe.

Ist ein Vogel, viel grösser als ein Han, und sieht wie eine Gans. Sein Kopf ist länglicht und aschengrau, der Schnabel gar sehr starck, die Zunge zugespitzt, und auf den Seiten, als wie eine Säge ausgezackt, hart als wie Bein, die Augen sind gar breit. Die Ohrenlöcher sind so groß und so weit offen, daß man leicht ohne Mühe den kleinen Finger darein bringen kan. Sein Hals ist lang und dünn, von Farbe aschengrau: der Rücken voller schwärtzlichter und castanienbrauner Flecken: der Schwantz ist röthlicht, und hat einige schwartze Flecken. Die Schenckel sind eines Fusses lang, des Daumens dicke und mit Schupen besetzet. Dieser Vogel findet sich in England, in Bretagne, und an noch vielen andern Orten mehr; lebet von Früchten, von Grase und von Rüben; wiegt unterweilen mehr als dreyzehen Pfund. Er kan von wegen Schwere seines Leibes nicht wol fliegen: er ist gut zu essen. Er führet viel flüchtiges Saltz.

Sein Fett zertheilet und lindert die Schmertzen.

Sein Koth zertheilet und ist zur Raude gut.

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[0432] Osteocolla kommt von os und colla, als ob es heissen solte, Beinleim. Lapis ossifragus kommt von os und frangere, als ob man wolte sprechen, ein Stein, der gut ist zu den Brüchen der Beine. Ostracites. Ostracites, ist eine Art der Cadmia, oder ein Stein, der schier gantz rund und grau ist, findet sich von zweyerley Gattungen, deren die eine natürlich ist, die andre aber durch die Kunst bereitet. Die natürliche wächst in den Schachten: die gekünstelte wird vom Feuer in den Oefen bereitet, darinnen das Kupfer gereiniget wird. Es ist ein zusammengesetzter Schmutz vom Metall, der diese Figur angenommen. Beyde Arten reinigen und halten an: sie werden gestossen, unter die Salben gemischt und aufgelegt. Ostracites, kommt von ὄςρακον, testa, eine Muschelschale, weil dieser Stein bisweilen eine Figur hat wie eine Muschel- oder Schneckenschale. Ostrea. Ostrea, Ostreum, frantzösisch, Huitre, teutsch, Auster, ist ein Schalfisch, der in dem Meere wächst, und iederman bekannt gnug ist: es giebet seiner mancherley Arten, die alle gut zu essen sind. Es gehet gar schwer zu, wann man die Glieder in den Austern will ausfinden, welche die Männlein von den Weiblein unterscheiden, dann man wird keines einigen von dergleichen Gliedern nicht gewahr, so daß es scheinet, als ob die einen wie die andern deren keine hätten. Indessen laichen diese Thiere dannoch in dem Maymonat, und ihr Laich siehet als wie ein Tropfen Schmaltz. Derselbe hanget sich im Meere an die Steine, an alte Austerschalen, an Stücken Holtz, und andere dergleichen Dinge. Wie man dafür will halten, so bekommet er in 24. Stunden seine Schale. Wann die Austern gelaichet haben, so sind sie kranck und mager: allein im Junius beginnen sie wiederum wol auf zu seyn, und im Augustus sind sie völlig wiederum gesund geworden. Grüne Austern zu machen, so werden sie in die saltzigten Moraste getragen, auf welche Weise sie die Leute in Saintonge zu erhalten pflegen; und sie werden fett davon: ihr Fleisch bekommt eine grünlichte Farbe und einen viel delicatern Geschmack, als wie vorhin; alleine sie vermehren sich darinne nicht. Martinius in seiner Chinesischen Historie und andre mehr melden, daß die Chineser die Austern zu zerstossen und zu zerquetschen pflegeten, druckten den Laich heraus, und schütteten denselbigen in die Moräste, davon wüchsen Austern die Menge. Der P. du Tertre versichert in seiner Hauptbeschreibung der Antilleninseln, daß er auf einer kleinen Insel, unfern von Guadalupa, eine grosse Menge Bäume mit so viel Austern besetzt gesehen, daß auch die Zweige davon hätten brechen mögen. Unter andern findet sich ein gewisser Baum, Paltuvier genannt, der wächst an dem Seestrande, und hangen sich auch Schalfische mehr daran. Dieses bestätiget der Autor von den natürlichen Seltenheiten in England: dann er spricht, daß eben dergleichen sich unweit Pleymouth zutrüge. Die Ursach dieser Seltsamkeit ist leichtlich zu errathen: dañ, weil die Bäume, darauf diese Austern anzutreffen, an dem Seestrande stehen, so befeuchten die Wellen dererselben Zweige, die sich am meisten herunter neigen, führen den Laich der Austern drauf, der hänget sich dañ dran und bleibet kleben, daraus werden hernach kleine Austern. Die Nahrung dieser Thiere anbelangend, der wird sehr leicht gerathen; dann, die Austern zwingen durch ihre Schwere die Zweige, daß sie sich beugen müssen, und werden dergestalt des Tages zweymahl von der Ebbe und Flut erfrischet. Dabey zu mercken, daß die Austern, die an den Bäumen hangen, gar nichts nicht von den andern und gemeinen unterschieden sind, auch daß sie eben so gut schmecken. Welche grosse Hauffen Austern bey der Nacht herumwerffen, die spüren zuweilen auf den Schalen einige leuchtende Theilgen, wie kleine blaulichte Sternlein. Dieses Licht kommt von einigen kleinen und gläntzenden Würmlein, welche sich an die Schalen hangen und dieselbigen zernagen. Solche Würmlein wird man durch ein Vergrösserungsglas gar leicht gewahr. Es geben auch wol andre Fische in der See einen Schein von sich, der aber kommet, dem Vermuthen, nach wol nicht allzeit von solchen Würmern. Alle Austern führen viel Oel, phlegma und Sal volatile und fixum. Die Austern genossen, bringt etwas Schlaf, so aber schwerlich zu verdauen: legt man sie auf Pestbeulen, so ziehen sie allen Gift heraus. Die Austerschale gebrannt und zerstossen, eröffnet, reiniget, trocknet, stärckt den Magen, saubert die Zähne, treibt den Urin, dient zu der goldnen Ader und zu Geschwüren. Wer ausführlicher will von den Austern unterrichtet seyn, der kan nachsehen, was Herr Tournefort in der Historie der königlichen Academie der Wissenschaften im Jahre 1704. davon hat mitgetheilet. Ostrea kommt von ὄςρακον, testa, eine Schale, dieweil die Auster mit einer dick und starcken Schale bedecket ist. Otis. Otis. Tarda. frantzösisch, Outarde. teutsch, Trappe. Ist ein Vogel, viel grösser als ein Han, und sieht wie eine Gans. Sein Kopf ist länglicht und aschengrau, der Schnabel gar sehr starck, die Zunge zugespitzt, und auf den Seiten, als wie eine Säge ausgezackt, hart als wie Bein, die Augen sind gar breit. Die Ohrenlöcher sind so groß und so weit offen, daß man leicht ohne Mühe den kleinen Finger darein bringen kan. Sein Hals ist lang und dünn, von Farbe aschengrau: der Rücken voller schwärtzlichter und castanienbrauner Flecken: der Schwantz ist röthlicht, und hat einige schwartze Flecken. Die Schenckel sind eines Fusses lang, des Daumens dicke und mit Schupen besetzet. Dieser Vogel findet sich in England, in Bretagne, und an noch vielen andern Orten mehr; lebet von Früchten, von Grase und von Rüben; wiegt unterweilen mehr als dreyzehen Pfund. Er kan von wegen Schwere seines Leibes nicht wol fliegen: er ist gut zu essen. Er führet viel flüchtiges Saltz. Sein Fett zertheilet und lindert die Schmertzen. Sein Koth zertheilet und ist zur Raude gut.

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/432>, abgerufen am 23.11.2024.