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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Das wahrhafte Arabische Gummi fällt unterweilen nach und nach herunter von den Bäumen insonderheit bey Regenwetter, das hängt sich dann zusammen, und wird zu schönen, dicken Klumpen, die gar schön reine, helle und dursichtig, darneben gantz weiß sind. Und alsdann wird es Gummi Turis oder Turique genennet, und von den Seidenfärbern gebrauchet.

Gummi kommt vom Griechischen kommi, welches eben soviel bedeutet. Arabicum aber wird es genannt, dieweil derienige Baum, der dasselbe hervorbringet, sehr häuffig und in Menge in Arabien zu wachsen pflegt.

Gummi gutta.

Gummi gutta,

Gutta gamba,

Gutta gamandra,

Ghitta gemou,

Catagauna,

Gummi Peruanum,

Gummi de Peru,

Gummi de Jemu.

frantzösisch, Gomme gutte oder Gutte gomme.

Ist ein hartzigtes Gummi, welches uns aus Indien zugeführet wird, in ziemlich grossen Stücken, die nicht selten als wie Würste figuriret sind, hart, aber sehr brüchig, und überaus gelb. Es kommt aus Siam und aus der Provintz Cambodia, so an das Königreich China gräntzet: deshalben nennens auch die Indianer Lonam Cambodia. Man ist noch nicht darüber einig, von was für einem Gewächse dasselbige abrinnen mag; die gemeinste Meinung aber ist, es komme aus den Ritzen, welche sie in einen stachlichten und ästigen Strauch gemacht, welcher sich gar hoch erhebet, und an die nahe um ihn stehenden Bäume hinein kriechet und um die selbigen herum sich schlinget. Sein Stamm ist dicker als ein Arm. Die Indianer machen Risse drein, durch diese rinnet der flüßige Saft heraus, und wird in kurtzen an der Sonne trocken. Wann er nun als wie ein Teig ist dicke worden, so formiren sie ihn nach Belieben, und lassen ihn darauf gantz trocken werden, so wie wir ihn zu sehen bekommen: und das ist das Gummi gutta.

Einige Autores halten dafür, das Gewächse, aus welchen dieses Gummi tringt, sey eine Sorte Lathyris, und seine Blätter wären also dicke, als wie die an dem Hauslaube.

Das Gummi gutta soll erwehlet werden, welches recht trocken und harte ist, gantz brüchig, rein, von einer hohen, schönen gelben Farbe, im Anfang ohne Geschmack, bald aber drauf gantz brennend in dem Halse, das sich anzünden lässet, und an dem Feuer bald zergehet; nicht weniger in dem Weinspiritus. Die Mahler brauchen es. Es führet viel Oel [Spaltenumbruch] und Sal essentiale, wie auch ein saures, scharffes und durchtringend Saltz.

Es purgiret heftig von oben und von unten, und führet den Schleim und die Galle aus: wird zur Wassersucht, zur Krätze und den Spanischen Pocken gebraucht. Seine gar zu grosse Heftigkeit mag ihm durch beygemischtes Weinsteinsaltz oder ein ander Sal alkali fixum, wol benommen werden.

Gummi gutta wird es genannt, weil dieses Gummi Tropfenweis aus dem Gewächse rinnet: oder auch, dieweil es bey den Indianern ein sonderlich remedium giebt wider Guttam, das Podagra.

Gummi Senegal.

Gummi Senegal ist ein Gummi, das insgemeine bey den Materialisten unter dem Titel Gummi Arabicum verkauffet wird. Es ist weiß und gelblicht, durchsichtig und wässerig. Es kommt aus einem stachlichten Strauche, dessen die Menge in Arabien zu wachsen pflegt. Seine Blätter sind sehr klein, und stetig grüne. Die Blüten sind weiß. Die Früchte rund und gelb, den Feigen nicht unähnlich.

Dieses Gummi wird uns von Senegal übersendet, und hat daher auch seinen Namen überkommen.

Man muß dasjenige erwehlen, welches weiß und durchsichtig, rein und trocken ist.

Es bestehet aus eben solchen Stücken, wie das Arabische Gummi, und hat auch eben solche Kraft und Tugenden.

Unterweilen werden solche Stücklein dieses Gummi gefunden, welche dünne, gewunden und gekrümmet sind, als wie die Würmlein; welche Figur es an sich genommen, als es von dem Baume herab gefallen ist: und wird sodann Gomme vermiculee, Gummi vermiculatum genennet; Würmleingummi möchte es in unserer teutschen Sprache heissen.

Guytis.

Guytis, G. Pison. ist ein Brasilianischer Baum, dessen es verschiedene Sorten giebet. Die erste wird genannt Guiti-iba, und ist groß und ästig, übertrifft die Eiche an der Höhe, an Vestigket und Dauer. Ihre Rinde ist grau; das Holtz wird zu der Tischerarbeit gebrauchet. Die Aeste tragen Blätter, welche eins ums andre daran stehen, länglicht und wollicht sind, und schier wie Zungen sehen. Die Blüten stehen wie an einer langen Aehre, sind klein und gelbe. Die Frucht ist viel dicker als ein Apfel, rund, iedoch ungleich und höckerig, braun von Farbe, voll weich und gelben, wolriechenden Marcks, und von süssen lieblichen Geschmack, riechet als wie frisch gebacken Brod: das nennen sie Guiticoroya. Es beschliesset als wie einen Kern oder Nuß, die so dicke ist wie ein Gänseey, und auch von selbiger Figur darinne stickt ein weisser Kern.

Die andre ist weit kleiner, als die erste, hingegen gar viel schöner; und wird Guyti-torba genennet. Ihr Laub ist schier also formirt, gleichwie das Nußlaub, grün und lieblich von Farbe, gläntzend, glatt, wann man es anfühlet und dicke. An den Spitzen ihrer Zweige bringet sie viel Blüten, die sind schön, so groß als wie die Lindenblüten, von eben solchem Geruch, und gelb. Ihre Frucht ist so dick, wie eine Pomerantze, formiret wie eine Birne, und gelblicht, wann sie zeitig ist. Si schmecket süsse, und enthält [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Das wahrhafte Arabische Gummi fällt unterweilen nach und nach herunter von den Bäumen insonderheit bey Regenwetter, das hängt sich dann zusammen, und wird zu schönen, dicken Klumpen, die gar schön reine, helle und dursichtig, darneben gantz weiß sind. Und alsdann wird es Gummi Turis oder Turique genennet, und von den Seidenfärbern gebrauchet.

Gummi kommt vom Griechischen κόμμι, welches eben soviel bedeutet. Arabicum aber wird es genannt, dieweil derienige Baum, der dasselbe hervorbringet, sehr häuffig und in Menge in Arabien zu wachsen pflegt.

Gummi gutta.

Gummi gutta,

Gutta gamba,

Gutta gamandra,

Ghitta gemou,

Catagauna,

Gummi Peruanum,

Gummi de Peru,

Gummi de Jemu.

frantzösisch, Gomme gutte oder Gutte gomme.

Ist ein hartzigtes Gummi, welches uns aus Indien zugeführet wird, in ziemlich grossen Stücken, die nicht selten als wie Würste figuriret sind, hart, aber sehr brüchig, und überaus gelb. Es kommt aus Siam und aus der Provintz Cambodia, so an das Königreich China gräntzet: deshalben nennens auch die Indianer Lonam Cambodia. Man ist noch nicht darüber einig, von was für einem Gewächse dasselbige abrinnen mag; die gemeinste Meinung aber ist, es komme aus den Ritzen, welche sie in einen stachlichten und ästigen Strauch gemacht, welcher sich gar hoch erhebet, und an die nahe um ihn stehenden Bäume hinein kriechet und um die selbigen herum sich schlinget. Sein Stamm ist dicker als ein Arm. Die Indianer machen Risse drein, durch diese rinnet der flüßige Saft heraus, und wird in kurtzen an der Sonne trocken. Wann er nun als wie ein Teig ist dicke worden, so formiren sie ihn nach Belieben, und lassen ihn darauf gantz trocken werden, so wie wir ihn zu sehen bekommen: und das ist das Gummi gutta.

Einige Autores halten dafür, das Gewächse, aus welchen dieses Gummi tringt, sey eine Sorte Lathyris, und seine Blätter wären also dicke, als wie die an dem Hauslaube.

Das Gummi gutta soll erwehlet werden, welches recht trocken und harte ist, gantz brüchig, rein, von einer hohen, schönen gelben Farbe, im Anfang ohne Geschmack, bald aber drauf gantz brennend in dem Halse, das sich anzünden lässet, und an dem Feuer bald zergehet; nicht weniger in dem Weinspiritus. Die Mahler brauchen es. Es führet viel Oel [Spaltenumbruch] und Sal essentiale, wie auch ein saures, scharffes und durchtringend Saltz.

Es purgiret heftig von oben und von unten, und führet den Schleim und die Galle aus: wird zur Wassersucht, zur Krätze und den Spanischen Pocken gebraucht. Seine gar zu grosse Heftigkeit mag ihm durch beygemischtes Weinsteinsaltz oder ein ander Sal alkali fixum, wol benommen werden.

Gummi gutta wird es genannt, weil dieses Gummi Tropfenweis aus dem Gewächse rinnet: oder auch, dieweil es bey den Indianern ein sonderlich remedium giebt wider Guttam, das Podagra.

Gummi Senegal.

Gummi Senegal ist ein Gummi, das insgemeine bey den Materialisten unter dem Titel Gummi Arabicum verkauffet wird. Es ist weiß und gelblicht, durchsichtig und wässerig. Es kommt aus einem stachlichten Strauche, dessen die Menge in Arabien zu wachsen pflegt. Seine Blätter sind sehr klein, und stetig grüne. Die Blüten sind weiß. Die Früchte rund und gelb, den Feigen nicht unähnlich.

Dieses Gummi wird uns von Senegal übersendet, und hat daher auch seinen Namen überkommen.

Man muß dasjenige erwehlen, welches weiß und durchsichtig, rein und trocken ist.

Es bestehet aus eben solchen Stücken, wie das Arabische Gummi, und hat auch eben solche Kraft und Tugenden.

Unterweilen werden solche Stücklein dieses Gummi gefunden, welche dünne, gewunden und gekrümmet sind, als wie die Würmlein; welche Figur es an sich genommen, als es von dem Baume herab gefallen ist: und wird sodann Gomme vermiculée, Gummi vermiculatum genennet; Würmleingummi möchte es in unserer teutschen Sprache heissen.

Guytis.

Guytis, G. Pison. ist ein Brasilianischer Baum, dessen es verschiedene Sorten giebet. Die erste wird genannt Guiti-iba, und ist groß und ästig, übertrifft die Eiche an der Höhe, an Vestigket und Dauer. Ihre Rinde ist grau; das Holtz wird zu der Tischerarbeit gebrauchet. Die Aeste tragen Blätter, welche eins ums andre daran stehen, länglicht und wollicht sind, und schier wie Zungen sehen. Die Blüten stehen wie an einer langen Aehre, sind klein und gelbe. Die Frucht ist viel dicker als ein Apfel, rund, iedoch ungleich und höckerig, braun von Farbe, voll weich und gelben, wolriechenden Marcks, und von süssen lieblichen Geschmack, riechet als wie frisch gebacken Brod: das nennen sie Guiticoroya. Es beschliesset als wie einen Kern oder Nuß, die so dicke ist wie ein Gänseey, und auch von selbiger Figur darinne stickt ein weisser Kern.

Die andre ist weit kleiner, als die erste, hingegen gar viel schöner; und wird Guyti-torba genennet. Ihr Laub ist schier also formirt, gleichwie das Nußlaub, grün und lieblich von Farbe, gläntzend, glatt, wann man es anfühlet und dicke. An den Spitzen ihrer Zweige bringet sie viel Blüten, die sind schön, so groß als wie die Lindenblüten, von eben solchem Geruch, und gelb. Ihre Frucht ist so dick, wie eine Pomerantze, formiret wie eine Birne, und gelblicht, wann sie zeitig ist. Si schmecket süsse, und enthält [Ende Spaltensatz]

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[0276] Das wahrhafte Arabische Gummi fällt unterweilen nach und nach herunter von den Bäumen insonderheit bey Regenwetter, das hängt sich dann zusammen, und wird zu schönen, dicken Klumpen, die gar schön reine, helle und dursichtig, darneben gantz weiß sind. Und alsdann wird es Gummi Turis oder Turique genennet, und von den Seidenfärbern gebrauchet. Gummi kommt vom Griechischen κόμμι, welches eben soviel bedeutet. Arabicum aber wird es genannt, dieweil derienige Baum, der dasselbe hervorbringet, sehr häuffig und in Menge in Arabien zu wachsen pflegt. Gummi gutta. Gummi gutta, Gutta gamba, Gutta gamandra, Ghitta gemou, Catagauna, Gummi Peruanum, Gummi de Peru, Gummi de Jemu. frantzösisch, Gomme gutte oder Gutte gomme. Ist ein hartzigtes Gummi, welches uns aus Indien zugeführet wird, in ziemlich grossen Stücken, die nicht selten als wie Würste figuriret sind, hart, aber sehr brüchig, und überaus gelb. Es kommt aus Siam und aus der Provintz Cambodia, so an das Königreich China gräntzet: deshalben nennens auch die Indianer Lonam Cambodia. Man ist noch nicht darüber einig, von was für einem Gewächse dasselbige abrinnen mag; die gemeinste Meinung aber ist, es komme aus den Ritzen, welche sie in einen stachlichten und ästigen Strauch gemacht, welcher sich gar hoch erhebet, und an die nahe um ihn stehenden Bäume hinein kriechet und um die selbigen herum sich schlinget. Sein Stamm ist dicker als ein Arm. Die Indianer machen Risse drein, durch diese rinnet der flüßige Saft heraus, und wird in kurtzen an der Sonne trocken. Wann er nun als wie ein Teig ist dicke worden, so formiren sie ihn nach Belieben, und lassen ihn darauf gantz trocken werden, so wie wir ihn zu sehen bekommen: und das ist das Gummi gutta. Einige Autores halten dafür, das Gewächse, aus welchen dieses Gummi tringt, sey eine Sorte Lathyris, und seine Blätter wären also dicke, als wie die an dem Hauslaube. Das Gummi gutta soll erwehlet werden, welches recht trocken und harte ist, gantz brüchig, rein, von einer hohen, schönen gelben Farbe, im Anfang ohne Geschmack, bald aber drauf gantz brennend in dem Halse, das sich anzünden lässet, und an dem Feuer bald zergehet; nicht weniger in dem Weinspiritus. Die Mahler brauchen es. Es führet viel Oel und Sal essentiale, wie auch ein saures, scharffes und durchtringend Saltz. Es purgiret heftig von oben und von unten, und führet den Schleim und die Galle aus: wird zur Wassersucht, zur Krätze und den Spanischen Pocken gebraucht. Seine gar zu grosse Heftigkeit mag ihm durch beygemischtes Weinsteinsaltz oder ein ander Sal alkali fixum, wol benommen werden. Gummi gutta wird es genannt, weil dieses Gummi Tropfenweis aus dem Gewächse rinnet: oder auch, dieweil es bey den Indianern ein sonderlich remedium giebt wider Guttam, das Podagra. Gummi Senegal. 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Guytis, G. Pison. ist ein Brasilianischer Baum, dessen es verschiedene Sorten giebet. Die erste wird genannt Guiti-iba, und ist groß und ästig, übertrifft die Eiche an der Höhe, an Vestigket und Dauer. Ihre Rinde ist grau; das Holtz wird zu der Tischerarbeit gebrauchet. Die Aeste tragen Blätter, welche eins ums andre daran stehen, länglicht und wollicht sind, und schier wie Zungen sehen. Die Blüten stehen wie an einer langen Aehre, sind klein und gelbe. Die Frucht ist viel dicker als ein Apfel, rund, iedoch ungleich und höckerig, braun von Farbe, voll weich und gelben, wolriechenden Marcks, und von süssen lieblichen Geschmack, riechet als wie frisch gebacken Brod: das nennen sie Guiticoroya. Es beschliesset als wie einen Kern oder Nuß, die so dicke ist wie ein Gänseey, und auch von selbiger Figur darinne stickt ein weisser Kern. Die andre ist weit kleiner, als die erste, hingegen gar viel schöner; und wird Guyti-torba genennet. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/276>, abgerufen am 23.11.2024.