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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz]

Gallium kommt von gala, lac, Milch, welcher Name diesem Kraute darum gegeben worden, weil es verursacht, daß die Milch zusammen läufft.

Mollugo kommt von mollitie, Zärtlichkeit, weil seine Blätter weich und zärter sind, als wie am Klebekraute.

Gallus.

Gallus Gallinaceus, frantzösisch, Coq, teutsch, der Han, ist ein trotziger, muthiger und stoltzer Vogel, der iedermann bekannt. Es giebet seiner allerhand Arten. Er wird gar leichtlich zahm, insonderheit, wann er kan Hüner bey sich haben. Ein guter Han ist für zehen bis zwölff Hüner gnug; lebet von Körnern, von Brod, von Würmern, Schlangen und dergleichen Ungeziefer, wann er sie im Felde kan ertappen. Wann er bittere Mandelkuchen zu fressen bekommt, das ist ihm sowol, als den Hünern, tödtlich. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz. Eine Brühe vom Han gemacht, giebt frische Kräfte und gute Nahrung.

Die Hanen Hödlein machen Lust zum Beyschlaf: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und eines Quintleins schwer auf einmahl eingegeben.

Das Hanenfett erweichet, lindert die Schmertzen, dient für die Nerven und zertheilet.

Des Hanens Hirn soll gut seyn den Durchlauff zu stillen.

Des Hanen Galle ist gut die Flecken der Haut weg zu bringen, desgleichen zu den Augengebrechen.

In den Hünernestern findet man unterweilen ein Ey, das ist so groß als wie ein Taubeney, und wird frantzösisch, Oeuf de Coq, teutsch, Haneney genennet, dieweil man insgemein zu glauben pflegt, es habe es der Han geleget, wird auch zu dieser Grille noch hinzugesetzt, wann es lang aufgehebet würde, so käm ein Crocodil heraus, deshalben tretens auch die Bauren sofort und mit Fleiß entzwey. Dieser gantz ungegründete Irrthum ist lang im Schwange blieben, und ob schon keiner ie ein solches Thier aus einem solchen kleinen Eye schlieffen sehen, so hat man doch nicht gäntzlich die Gedancken wollen fahren lassen. Ihrer viele fürchten sich vor dem Crocodil, da ich iedannoch etliche dergleichen kleine Eyer zeigen kan, die ich wol dreyßig Jahr in meinem Materialkasten aufbehalten habe, und doch nicht gesehen, daß etwas heraus kommen wäre, oder daß es irgend einige Oeffnung bekommen hätte. Der Han hat es versichert nicht gelegt, vielmehr ist zu vermuthen, daß es von einer jungen Henne kommt, ob es gleich nicht zum Brüten taugt, dieweil es gar kein gelbes, sondern eitel weisses hat, in welchen etwas, gleich als wie der Vogel, jedoch gantz verwirret, zu erblicken.

Garagay.

Garagay ist ein americanischer Raubvogel, und so groß als wie ein Weihe oder Stösser. Er suchet die Eyer der Crocodilen und Schildkröten auf, führet sie hinweg und verzehret sie. Er flieget allezeit allein, und wird gar nicht zur Artzney gebraucht.

Garum.

Garum seu Muria, frantzösisch, Saumure, teutsch, Bökel, Lake, ist ein gesaltzener liquor oder Wasser, damit Fleisch oder Fische eingeleget werden.

[Spaltenumbruch]

Es dienet zur Reinigung der alten Schäden, zu dem Bisse wütender Hunde, dem Brande zu widerstehen, zum zertheilen und zum trocknen: die schadhaftigen Theile oder Glieder werden damit gebähet: so wird es auch unter die Clystire gemischet, in der Wassersucht und in dem Reissen in den Lenden.

Gehuph.

Gehuph arbor, sive Cobban, Thevet. Lugd. J.B.

Persicae affinis in Taprobana, C.B.

Ist ein Baum, der auf der Insel Sumatra in Indien wächset; Seine Rinde ist gelbe, wie Saffran. Seine Zweige sind kurtz, die Blätter klein. Die Frucht ist rund und so dicke wie ein Ball, der bey dem Ballspiele gebrauchet wird. Sie enthält eine Nuß in sich, welche sehr bitter ist und wie die Wurtzel der Angelic schmecket. Die Frucht wird sehr geachtet, und ein Oel daraus bereitet, das grossen Nutzen giebt.

Es stillet den Durst, curiret die Gebrechen der Leber und der Miltz: es wird eingenommen, und auch die breßhaften Glieder damit gerieben.

Dieser Baum giebt auch ein Gummi, welches zusamt dem Oele äusserlich zu oberwähnten Kranckheiten gebrauchet wird.

Genetta.

Genetta.

Panthera minor.

Genethocatus.

Catus Hispaniae.

teutsch, Genithkatz.

Ist ein vierfüßiges Thier, viel kleiner als ein Fuchs. Sein gantzes Fell ist mit weichen, wolligen Haaren bedecket, auch mit schwartzen oder braunen Flecken gezeichnet, und riechet nicht unangenehm. Es hält sich in Spanien an wasserreichen Orten auf. Sein Fell ist sehr schön und bey den Rauchhändlern hoch geacht.

Sein Fett zertheilt und ist den Nerven gut.

Genipa.

Genipa fructu ovato Plumerii, Pit. Tournef.

Pomo similis Brasiliana, C.B.

An Genipat Theveto, Lugd. Lerio.

Junipa, Junipapa, ist ein Baum, der in allen americanischen Inseln wächset und gantz gemeine ist. Er wird so hoch, wie eine Eiche, ist sehr dick, gerade, und mit einer runtzlichten, aschgrauen Rinde überzogen. Sein Holtz ist hart und dicht; die Zweige breiten sich, bey nahe wie die an der Tanne aus, und stehen in gemessener Weite von einander. Die Blätter stehen wie gesammlete Büschel bey einander, sind ohngefehr des Fusses lang, vier Finger breit, und werden nach der Spitze zu immer schmäler und schmäler: sie sind als wie von Haut bereitet, ihre Farbe ist oben dunckelgrün und unten heller, woselbst sie auch voll Adern sind. Mitten zwischen allen diesen Blättern, erheben sich dicke Blumenbüsche, deren Blumen aus einem Stück bestehen, in Gestalt einer Glocke, welche breit ist und fünffmahl gar tieff eingeschnitten, im Anfang weiß, mit einem Stern und gelben Grunde, hernachmahls bleich und endlich [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Gallium kommt von γάλα, lac, Milch, welcher Name diesem Kraute darum gegeben worden, weil es verursacht, daß die Milch zusammen läufft.

Mollugo kommt von mollitie, Zärtlichkeit, weil seine Blätter weich und zärter sind, als wie am Klebekraute.

Gallus.

Gallus Gallinaceus, frantzösisch, Coq, teutsch, der Han, ist ein trotziger, muthiger und stoltzer Vogel, der iedermann bekannt. Es giebet seiner allerhand Arten. Er wird gar leichtlich zahm, insonderheit, wann er kan Hüner bey sich haben. Ein guter Han ist für zehen bis zwölff Hüner gnug; lebet von Körnern, von Brod, von Würmern, Schlangen und dergleichen Ungeziefer, wann er sie im Felde kan ertappen. Wann er bittere Mandelkuchen zu fressen bekommt, das ist ihm sowol, als den Hünern, tödtlich. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz. Eine Brühe vom Han gemacht, giebt frische Kräfte und gute Nahrung.

Die Hanen Hödlein machen Lust zum Beyschlaf: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und eines Quintleins schwer auf einmahl eingegeben.

Das Hanenfett erweichet, lindert die Schmertzen, dient für die Nerven und zertheilet.

Des Hanens Hirn soll gut seyn den Durchlauff zu stillen.

Des Hanen Galle ist gut die Flecken der Haut weg zu bringen, desgleichen zu den Augengebrechen.

In den Hünernestern findet man unterweilen ein Ey, das ist so groß als wie ein Taubeney, und wird frantzösisch, Oeuf de Coq, teutsch, Haneney genennet, dieweil man insgemein zu glauben pflegt, es habe es der Han geleget, wird auch zu dieser Grille noch hinzugesetzt, wann es lang aufgehebet würde, so käm ein Crocodil heraus, deshalben tretens auch die Bauren sofort und mit Fleiß entzwey. Dieser gantz ungegründete Irrthum ist lang im Schwange blieben, und ob schon keiner ie ein solches Thier aus einem solchen kleinen Eye schlieffen sehen, so hat man doch nicht gäntzlich die Gedancken wollen fahren lassen. Ihrer viele fürchten sich vor dem Crocodil, da ich iedannoch etliche dergleichen kleine Eyer zeigen kan, die ich wol dreyßig Jahr in meinem Materialkasten aufbehalten habe, und doch nicht gesehen, daß etwas heraus kommen wäre, oder daß es irgend einige Oeffnung bekommen hätte. Der Han hat es versichert nicht gelegt, vielmehr ist zu vermuthen, daß es von einer jungen Henne kommt, ob es gleich nicht zum Brüten taugt, dieweil es gar kein gelbes, sondern eitel weisses hat, in welchen etwas, gleich als wie der Vogel, jedoch gantz verwirret, zu erblicken.

Garagay.

Garagay ist ein americanischer Raubvogel, und so groß als wie ein Weihe oder Stösser. Er suchet die Eyer der Crocodilen und Schildkröten auf, führet sie hinweg und verzehret sie. Er flieget allezeit allein, und wird gar nicht zur Artzney gebraucht.

Garum.

Garum seu Muria, frantzösisch, Saumure, teutsch, Bökel, Lake, ist ein gesaltzener liquor oder Wasser, damit Fleisch oder Fische eingeleget werden.

[Spaltenumbruch]

Es dienet zur Reinigung der alten Schäden, zu dem Bisse wütender Hunde, dem Brande zu widerstehen, zum zertheilen und zum trocknen: die schadhaftigen Theile oder Glieder werden damit gebähet: so wird es auch unter die Clystire gemischet, in der Wassersucht und in dem Reissen in den Lenden.

Gehuph.

Gehuph arbor, sive Cobban, Thevet. Lugd. J.B.

Persicæ affinis in Taprobana, C.B.

Ist ein Baum, der auf der Insel Sumatra in Indien wächset; Seine Rinde ist gelbe, wie Saffran. Seine Zweige sind kurtz, die Blätter klein. Die Frucht ist rund und so dicke wie ein Ball, der bey dem Ballspiele gebrauchet wird. Sie enthält eine Nuß in sich, welche sehr bitter ist und wie die Wurtzel der Angelic schmecket. Die Frucht wird sehr geachtet, und ein Oel daraus bereitet, das grossen Nutzen giebt.

Es stillet den Durst, curiret die Gebrechen der Leber und der Miltz: es wird eingenommen, und auch die breßhaften Glieder damit gerieben.

Dieser Baum giebt auch ein Gummi, welches zusamt dem Oele äusserlich zu oberwähnten Kranckheiten gebrauchet wird.

Genetta.

Genetta.

Panthera minor.

Genethocatus.

Catus Hispaniæ.

teutsch, Genithkatz.

Ist ein vierfüßiges Thier, viel kleiner als ein Fuchs. Sein gantzes Fell ist mit weichen, wolligen Haaren bedecket, auch mit schwartzen oder braunen Flecken gezeichnet, und riechet nicht unangenehm. Es hält sich in Spanien an wasserreichen Orten auf. Sein Fell ist sehr schön und bey den Rauchhändlern hoch geacht.

Sein Fett zertheilt und ist den Nerven gut.

Genipa.

Genipa fructu ovato Plumerii, Pit. Tournef.

Pomo similis Brasiliana, C.B.

An Genipat Theveto, Lugd. Lerio.

Junipa, Junipapa, ist ein Baum, der in allen americanischen Inseln wächset und gantz gemeine ist. Er wird so hoch, wie eine Eiche, ist sehr dick, gerade, und mit einer runtzlichten, aschgrauen Rinde überzogen. Sein Holtz ist hart und dicht; die Zweige breiten sich, bey nahe wie die an der Tanne aus, und stehen in gemessener Weite von einander. Die Blätter stehen wie gesammlete Büschel bey einander, sind ohngefehr des Fusses lang, vier Finger breit, und werden nach der Spitze zu immer schmäler und schmäler: sie sind als wie von Haut bereitet, ihre Farbe ist oben dunckelgrün und unten heller, woselbst sie auch voll Adern sind. Mitten zwischen allen diesen Blättern, erheben sich dicke Blumenbüsche, deren Blumen aus einem Stück bestehen, in Gestalt einer Glocke, welche breit ist und fünffmahl gar tieff eingeschnitten, im Anfang weiß, mit einem Stern und gelben Grunde, hernachmahls bleich und endlich [Ende Spaltensatz]

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[0263] Gallium kommt von γάλα, lac, Milch, welcher Name diesem Kraute darum gegeben worden, weil es verursacht, daß die Milch zusammen läufft. Mollugo kommt von mollitie, Zärtlichkeit, weil seine Blätter weich und zärter sind, als wie am Klebekraute. Gallus. Gallus Gallinaceus, frantzösisch, Coq, teutsch, der Han, ist ein trotziger, muthiger und stoltzer Vogel, der iedermann bekannt. Es giebet seiner allerhand Arten. Er wird gar leichtlich zahm, insonderheit, wann er kan Hüner bey sich haben. Ein guter Han ist für zehen bis zwölff Hüner gnug; lebet von Körnern, von Brod, von Würmern, Schlangen und dergleichen Ungeziefer, wann er sie im Felde kan ertappen. Wann er bittere Mandelkuchen zu fressen bekommt, das ist ihm sowol, als den Hünern, tödtlich. Er führet viel Oel und flüchtiges Saltz. Eine Brühe vom Han gemacht, giebt frische Kräfte und gute Nahrung. Die Hanen Hödlein machen Lust zum Beyschlaf: sie werden getrocknet, zu Pulver gestossen und eines Quintleins schwer auf einmahl eingegeben. Das Hanenfett erweichet, lindert die Schmertzen, dient für die Nerven und zertheilet. Des Hanens Hirn soll gut seyn den Durchlauff zu stillen. Des Hanen Galle ist gut die Flecken der Haut weg zu bringen, desgleichen zu den Augengebrechen. In den Hünernestern findet man unterweilen ein Ey, das ist so groß als wie ein Taubeney, und wird frantzösisch, Oeuf de Coq, teutsch, Haneney genennet, dieweil man insgemein zu glauben pflegt, es habe es der Han geleget, wird auch zu dieser Grille noch hinzugesetzt, wann es lang aufgehebet würde, so käm ein Crocodil heraus, deshalben tretens auch die Bauren sofort und mit Fleiß entzwey. Dieser gantz ungegründete Irrthum ist lang im Schwange blieben, und ob schon keiner ie ein solches Thier aus einem solchen kleinen Eye schlieffen sehen, so hat man doch nicht gäntzlich die Gedancken wollen fahren lassen. 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Dieser Baum giebt auch ein Gummi, welches zusamt dem Oele äusserlich zu oberwähnten Kranckheiten gebrauchet wird. Genetta. Genetta. Panthera minor. Genethocatus. Catus Hispaniæ. teutsch, Genithkatz. Ist ein vierfüßiges Thier, viel kleiner als ein Fuchs. Sein gantzes Fell ist mit weichen, wolligen Haaren bedecket, auch mit schwartzen oder braunen Flecken gezeichnet, und riechet nicht unangenehm. Es hält sich in Spanien an wasserreichen Orten auf. Sein Fell ist sehr schön und bey den Rauchhändlern hoch geacht. Sein Fett zertheilt und ist den Nerven gut. Genipa. Genipa fructu ovato Plumerii, Pit. Tournef. Pomo similis Brasiliana, C.B. An Genipat Theveto, Lugd. Lerio. Junipa, Junipapa, ist ein Baum, der in allen americanischen Inseln wächset und gantz gemeine ist. Er wird so hoch, wie eine Eiche, ist sehr dick, gerade, und mit einer runtzlichten, aschgrauen Rinde überzogen. Sein Holtz ist hart und dicht; die Zweige breiten sich, bey nahe wie die an der Tanne aus, und stehen in gemessener Weite von einander. Die Blätter stehen wie gesammlete Büschel bey einander, sind ohngefehr des Fusses lang, vier Finger breit, und werden nach der Spitze zu immer schmäler und schmäler: sie sind als wie von Haut bereitet, ihre Farbe ist oben dunckelgrün und unten heller, woselbst sie auch voll Adern sind. Mitten zwischen allen diesen Blättern, erheben sich dicke Blumenbüsche, deren Blumen aus einem Stück bestehen, in Gestalt einer Glocke, welche breit ist und fünffmahl gar tieff eingeschnitten, im Anfang weiß, mit einem Stern und gelben Grunde, hernachmahls bleich und endlich

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/263>, abgerufen am 23.11.2024.