Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.[Beginn Spaltensatz] vergangen sind, so kommen kleine Schoten zum Vorschein, die sind jedwede in zwez Fächlein abgetheilt, und beschliessen gar kleine, fast runde Samen. Seine Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset in den Wiesen und an andern feuchten Orten. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Es eröffnet, und ist gut zum Stein und Scharbock. Cardamine von Cardamum, das heisset auch so viel als Kresse. Cardamomum. Cardamomum, frantzösisch, Cardamome, teutsch, Cardamomen, Cardamömlein, ist ein Samen, der aus Indien zu uns kommt. Es giebt dessen drey Sorten. Die erste wird genennet Cardamomum majus. Granum Paradisi. Malaguetta. Milleguetta. frantzösisch, Maniguette, oder Graine de Paradis. teutsch, grosse Cardamomen oder Paradieskörner. Ist ein Korn, das ungefehr so dicke ist, als wie der Veilgensamen, dreyeckigt und röthlicht, in etwas purperfarben, von scharffen und beissenden Geschmack, gleichwie der Pfeffer. Er wächst in einer Hülse, welche die Grösse und Gestalt einer Feige hat, und gar schön aussiehet. Das Gewächse, das diese Frucht bringet, ist noch zur Zeit gar unbekannt. Jedoch hat Pomet eine Figur davon gegeben, so daß es dem Ansehen nach, ein Strauch seyn muß, mit länglicht und spitzigen, grünen Blättern: allein, er hat ihn nicht beschrieben. Weil dieses Korn so gar wohlfeil ist, so mischen die Betrüger dasselbe untern Pfeffer, damit sie desto mehr dabey gewinnen mögen. Malaguetta aber wird es genannt, weil es vor diesem aus der Stadt Melega, in Africa gelegen, zu uns nach Franckreich gebracht wurde: anietzo bekommen wir es von unterschiedenen Orten her. Man muß es erwehlen, wann es fein frisch und völlig ist, hoch an der Farbe, und von Geschmack gar scharff und beissend. Die andere und mittlere Gattung heist auf lateinisch, Cardamomum medium, auf teutsch könte es wol heissen; die mittlern Cardamomen, und ist ein eckigt- und röthlichter Samen, scharff und in einer Hülse enthalten, die so lang ist, als eines Kindes kleiner Finger, wie ein Dreyangel formiret, und um ein gutes kleiner als der Malaguetta ihre, iedoch bey nahe eben von derselben Farbe. Pomet spricht: man habe ihn versichert, es sey dasselbige Gewächs, das diese Hülse bringt, ein kriechendes Gewächs, dessen Blätter, als wie die an dem Klee, stets drey und drey beysammen stünden, wären vorne spitzig, sehr [Spaltenumbruch] ausgezackt, und es wüchse an unterschiedenen Orten in Indien. Diese andere Sorte der Cardamomen wird sehr selten nach Franckreich gebracht, dann sie wird bey nahe gar niemahls gebrauchet. Die dritte, petit Cardamome, heist auf lateinisch Cardamomum minus, auf teutsch, kleine Cardamömlein, auch nur schlecht weg Cardamomum, Cardamomen, wegen ihrer trefflichen Güte; dann sie würcklich unter allen dreyen die beste und am gebräuchlichsten. Sie wird zu uns gebracht in kleinen dreyeckigten Hülsen, die aschgrau sind, und dabey etwas weiß, sehen schier so aus als wie die Beennüßlein; sind aber viel kleiner und streiffig, und sitzen auf kleinen Stielen von eben solcher Farbe. Sie sind gantz voller Samenkörner, die noch viel dünner sind, als wie der Maniguette, schier viereckigt, und sitzen dichte auf und an einander; iedoch sind sie durch gantz zarte Häutlein von einander abgeschieden, sehen purperfarbig aus, und haben einen scharffen, beissenden, würtzhaften Geschmack. Man muß diejenigen Cardamomenhülsen erwehlen, welche recht frisch sind, recht schwer, und recht voll. Auf was für einer Pflantze sie zu wachsen pflegen, weiß man noch nicht. Sie müssen nicht geöffnet werden, als bis man sie gebrauchen will, dann ihre Körner halten sich viel besser, wann sie beschlossen sind, als wann sie blos und unbedecket liegen. Will man sie aber zu einer oder andern composition gebrauchen, so muß man zuvorher die Hülsen davon sondern, und dann die dichtesten und völligsten daraus auslesen, die eine rechte, hohe Farbe haben, und starck wie Gewürtze schmecken. Alle Cardamomen führen viel flüchtiges Saltz, und trefflich kräftig Oel. Sie dienen, und insonderheit die kleinen, die groben dicken Feuchtigkeiten zu verdünnern, die Winde und Blehungen auszutreiben, das Gehirn und den Magen zu stärcken, die Verdauung zu befördern, den Samen kräftig zu machen, den Urin und der Weiber Zeit zu treiben, und den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun: sie werden auch gekauet, des Speichels Auswurff zu befördern. Cardamomum, quasi Nasturtium suave, liebliche Kresse, dieweil der Cardamomen Geruch dem Geruch der Kresse, welche auf Griechisch kardamon genennet wird, gleich kommt. Cardiaca. Cardiaca, J.B. Dod. Lob. Icon. Pit. Tournef. Cardiaca, vel Lycopus, Fuch. Marrubium mas, Brunf. Lycopsis branca lupina, Ang. Marrubium, Cardiaca dictum, forte primum Theophrasti, C.B. Melissa sylvestris, Trag. frantzösisch, Agripaume. teutsch, Hertzgespan, Hertzkraut. Ist ein Kraut, dem wilden Andorn (Marrubio sylvestri) nicht so gar unähnlich: treibet einen Hauffen Stengel zu zwey und drey Schuh hoch, die sind dicke, eckigt und vest, inwendig schwammigt und voll Marck. Seine Blätter sind ein gut Theil grösser dann des Andorns, fast gantz rund, und schier als wie [Ende Spaltensatz] [Beginn Spaltensatz] vergangen sind, so kommen kleine Schoten zum Vorschein, die sind jedwede in zwez Fächlein abgetheilt, und beschliessen gar kleine, fast runde Samen. Seine Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset in den Wiesen und an andern feuchten Orten. Es führet viel phlegma, Oel und Sal essentiale. Es eröffnet, und ist gut zum Stein und Scharbock. Cardamine von Cardamum, das heisset auch so viel als Kresse. Cardamomum. Cardamomum, frantzösisch, Cardamome, teutsch, Cardamomen, Cardamömlein, ist ein Samen, der aus Indien zu uns kommt. Es giebt dessen drey Sorten. Die erste wird genennet Cardamomum majus. Granum Paradisi. Malaguetta. Milleguetta. frantzösisch, Maniguette, oder Graine de Paradis. teutsch, grosse Cardamomen oder Paradieskörner. Ist ein Korn, das ungefehr so dicke ist, als wie der Veilgensamen, dreyeckigt und röthlicht, in etwas purperfarben, von scharffen und beissenden Geschmack, gleichwie der Pfeffer. Er wächst in einer Hülse, welche die Grösse und Gestalt einer Feige hat, und gar schön aussiehet. Das Gewächse, das diese Frucht bringet, ist noch zur Zeit gar unbekannt. 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Sie sind gantz voller Samenkörner, die noch viel dünner sind, als wie der Maniguette, schier viereckigt, und sitzen dichte auf und an einander; iedoch sind sie durch gantz zarte Häutlein von einander abgeschieden, sehen purperfarbig aus, und haben einen scharffen, beissenden, würtzhaften Geschmack. Man muß diejenigen Cardamomenhülsen erwehlen, welche recht frisch sind, recht schwer, und recht voll. Auf was für einer Pflantze sie zu wachsen pflegen, weiß man noch nicht. Sie müssen nicht geöffnet werden, als bis man sie gebrauchen will, dann ihre Körner halten sich viel besser, wann sie beschlossen sind, als wann sie blos und unbedecket liegen. Will man sie aber zu einer oder andern composition gebrauchen, so muß man zuvorher die Hülsen davon sondern, und dann die dichtesten und völligsten daraus auslesen, die eine rechte, hohe Farbe haben, und starck wie Gewürtze schmecken. Alle Cardamomen führen viel flüchtiges Saltz, und trefflich kräftig Oel. 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Ist ein Kraut, dem wilden Andorn (Marrubio sylvestri) nicht so gar unähnlich: treibet einen Hauffen Stengel zu zwey und drey Schuh hoch, die sind dicke, eckigt und vest, inwendig schwammigt und voll Marck. Seine Blätter sind ein gut Theil grösser dann des Andorns, fast gantz rund, und schier als wie [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0140"/><cb type="start"/> vergangen sind, so kommen kleine Schoten zum Vorschein, die sind jedwede in zwez Fächlein abgetheilt, und beschliessen gar kleine, fast runde Samen. Seine Wurtzel ist dünn und zasericht. Es wächset in den <hi rendition="#fr">Wiesen</hi> und an andern feuchten Orten. 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Cardamine von Cardamum, das heisset auch so viel als Kresse.
Cardamomum.
Cardamomum, frantzösisch, Cardamome, teutsch, Cardamomen, Cardamömlein, ist ein Samen, der aus Indien zu uns kommt. Es giebt dessen drey Sorten.
Die erste wird genennet
Cardamomum majus.
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Malaguetta.
Milleguetta.
frantzösisch, Maniguette, oder Graine de Paradis.
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Weil dieses Korn so gar wohlfeil ist, so mischen die Betrüger dasselbe untern Pfeffer, damit sie desto mehr dabey gewinnen mögen. Malaguetta aber wird es genannt, weil es vor diesem aus der Stadt Melega, in Africa gelegen, zu uns nach Franckreich gebracht wurde: anietzo bekommen wir es von unterschiedenen Orten her. Man muß es erwehlen, wann es fein frisch und völlig ist, hoch an der Farbe, und von Geschmack gar scharff und beissend.
Die andere und mittlere Gattung heist auf lateinisch, Cardamomum medium, auf teutsch könte es wol heissen; die mittlern Cardamomen, und ist ein eckigt- und röthlichter Samen, scharff und in einer Hülse enthalten, die so lang ist, als eines Kindes kleiner Finger, wie ein Dreyangel formiret, und um ein gutes kleiner als der Malaguetta ihre, iedoch bey nahe eben von derselben Farbe. Pomet spricht: man habe ihn versichert, es sey dasselbige Gewächs, das diese Hülse bringt, ein kriechendes Gewächs, dessen Blätter, als wie die an dem Klee, stets drey und drey beysammen stünden, wären vorne spitzig, sehr
ausgezackt, und es wüchse an unterschiedenen Orten in Indien.
Diese andere Sorte der Cardamomen wird sehr selten nach Franckreich gebracht, dann sie wird bey nahe gar niemahls gebrauchet.
Die dritte, petit Cardamome, heist auf lateinisch Cardamomum minus, auf teutsch, kleine Cardamömlein, auch nur schlecht weg Cardamomum, Cardamomen, wegen ihrer trefflichen Güte; dann sie würcklich unter allen dreyen die beste und am gebräuchlichsten. Sie wird zu uns gebracht in kleinen dreyeckigten Hülsen, die aschgrau sind, und dabey etwas weiß, sehen schier so aus als wie die Beennüßlein; sind aber viel kleiner und streiffig, und sitzen auf kleinen Stielen von eben solcher Farbe. Sie sind gantz voller Samenkörner, die noch viel dünner sind, als wie der Maniguette, schier viereckigt, und sitzen dichte auf und an einander; iedoch sind sie durch gantz zarte Häutlein von einander abgeschieden, sehen purperfarbig aus, und haben einen scharffen, beissenden, würtzhaften Geschmack.
Man muß diejenigen Cardamomenhülsen erwehlen, welche recht frisch sind, recht schwer, und recht voll. Auf was für einer Pflantze sie zu wachsen pflegen, weiß man noch nicht. Sie müssen nicht geöffnet werden, als bis man sie gebrauchen will, dann ihre Körner halten sich viel besser, wann sie beschlossen sind, als wann sie blos und unbedecket liegen. Will man sie aber zu einer oder andern composition gebrauchen, so muß man zuvorher die Hülsen davon sondern, und dann die dichtesten und völligsten daraus auslesen, die eine rechte, hohe Farbe haben, und starck wie Gewürtze schmecken.
Alle Cardamomen führen viel flüchtiges Saltz, und trefflich kräftig Oel.
Sie dienen, und insonderheit die kleinen, die groben dicken Feuchtigkeiten zu verdünnern, die Winde und Blehungen auszutreiben, das Gehirn und den Magen zu stärcken, die Verdauung zu befördern, den Samen kräftig zu machen, den Urin und der Weiber Zeit zu treiben, und den bösen Feuchtigkeiten Widerstand zu thun: sie werden auch gekauet, des Speichels Auswurff zu befördern.
Cardamomum, quasi Nasturtium suave, liebliche Kresse, dieweil der Cardamomen Geruch dem Geruch der Kresse, welche auf Griechisch κάρδαμον genennet wird, gleich kommt.
Cardiaca.
Cardiaca, J.B. Dod. Lob. Icon. Pit. Tournef.
Cardiaca, vel Lycopus, Fuch.
Marrubium mas, Brunf.
Lycopsis branca lupina, Ang.
Marrubium, Cardiaca dictum, forte primum Theophrasti, C.B.
Melissa sylvestris, Trag.
frantzösisch, Agripaume.
teutsch, Hertzgespan, Hertzkraut.
Ist ein Kraut, dem wilden Andorn (Marrubio sylvestri) nicht so gar unähnlich: treibet einen Hauffen Stengel zu zwey und drey Schuh hoch, die sind dicke, eckigt und vest, inwendig schwammigt und voll Marck. Seine Blätter sind ein gut Theil grösser dann des Andorns, fast gantz rund, und schier als wie
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