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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Fürst. ... Bis jezt hast Du Recht!
Erzbischoff. Hast Du nicht Deine Unter-
thanen glücklich gemacht, und das ohne Geräusch,
ohne Revolution, durch ein einfaches Leben, indem
fast jeder Tag wie der andre war? Wenige Dei-
ner Thaten lassen sich mahlen, aber wenn sich Dein
ganzes Leben mahlen liesse? (Sie trinken)
Fürst. Mach mich nicht stolz. Jch weiß
es am besten, wie meine Werke gegen meine Ent-
würfe erblassen.
Erzbischoff. Freylich liegt höhere Schönheit
in unserm Gehirn, als in unsern Thaten, aber
dem ohngeachtet kanst Du zufrieden seyn. Glaubst
Du, daß unser kleines Fest hier das einzige im
Land sey? Jeder Bauer spart seine Henne drauf.
Jch weiß, daß, wie einmal bey einem solchen
Mahle die Alten so viel von Dir schwazten, ein
Kind endlich fragte: Was ist denn das, der Fürst?
Seine Mutter wusst' ihm bloß zu antworten, das
für viele Tausend, was dein Vater für mich
und Dich ist.
Fürst. Jch danke dem Himmel, der mir
ein so kleines Land gab, daß meine Regierungs-
geschäfte häusliche Freuden sind. Glaubst Du,
Bruder daß mir mein innres Haus einmal so
viel Freude machen werde, als das äusre?


Fuͤrſt. … Bis jezt haſt Du Recht!
Erzbiſchoff. Haſt Du nicht Deine Unter-
thanen gluͤcklich gemacht, und das ohne Geraͤuſch,
ohne Revolution, durch ein einfaches Leben, indem
faſt jeder Tag wie der andre war? Wenige Dei-
ner Thaten laſſen ſich mahlen, aber wenn ſich Dein
ganzes Leben mahlen lieſſe? (Sie trinken)
Fuͤrſt. Mach mich nicht ſtolz. Jch weiß
es am beſten, wie meine Werke gegen meine Ent-
wuͤrfe erblaſſen.
Erzbiſchoff. Freylich liegt hoͤhere Schoͤnheit
in unſerm Gehirn, als in unſern Thaten, aber
dem ohngeachtet kanſt Du zufrieden ſeyn. Glaubſt
Du, daß unſer kleines Feſt hier das einzige im
Land ſey? Jeder Bauer ſpart ſeine Henne drauf.
Jch weiß, daß, wie einmal bey einem ſolchen
Mahle die Alten ſo viel von Dir ſchwazten, ein
Kind endlich fragte: Was iſt denn das, der Fuͤrſt?
Seine Mutter wuſſt’ ihm bloß zu antworten, das
fuͤr viele Tauſend, was dein Vater fuͤr mich
und Dich iſt.
Fuͤrſt. Jch danke dem Himmel, der mir
ein ſo kleines Land gab, daß meine Regierungs-
geſchaͤfte haͤusliche Freuden ſind. Glaubſt Du,
Bruder daß mir mein innres Haus einmal ſo
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[87/0091] Fuͤrſt. … Bis jezt haſt Du Recht! Erzbiſchoff. Haſt Du nicht Deine Unter- thanen gluͤcklich gemacht, und das ohne Geraͤuſch, ohne Revolution, durch ein einfaches Leben, indem faſt jeder Tag wie der andre war? Wenige Dei- ner Thaten laſſen ſich mahlen, aber wenn ſich Dein ganzes Leben mahlen lieſſe? (Sie trinken) Fuͤrſt. Mach mich nicht ſtolz. Jch weiß es am beſten, wie meine Werke gegen meine Ent- wuͤrfe erblaſſen. Erzbiſchoff. Freylich liegt hoͤhere Schoͤnheit in unſerm Gehirn, als in unſern Thaten, aber dem ohngeachtet kanſt Du zufrieden ſeyn. Glaubſt Du, daß unſer kleines Feſt hier das einzige im Land ſey? Jeder Bauer ſpart ſeine Henne drauf. Jch weiß, daß, wie einmal bey einem ſolchen Mahle die Alten ſo viel von Dir ſchwazten, ein Kind endlich fragte: Was iſt denn das, der Fuͤrſt? Seine Mutter wuſſt’ ihm bloß zu antworten, das fuͤr viele Tauſend, was dein Vater fuͤr mich und Dich iſt. Fuͤrſt. Jch danke dem Himmel, der mir ein ſo kleines Land gab, daß meine Regierungs- geſchaͤfte haͤusliche Freuden ſind. Glaubſt Du, Bruder daß mir mein innres Haus einmal ſo viel Freude machen werde, als das aͤuſre?

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/91>, abgerufen am 21.11.2024.