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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Fürst. Julius, dies sind nicht die Thränen
eines Mädchens, -- es sind die Thränen eines
Vaters, -- auch um Dich vergieße ich sie, Guido,
Du gehst mit Deinem Bruder zu gleichem Theile
-- wie Du so sprachlos da stehst? -- Jch bitt
euch, lieben Kinder, macht mir eine Freude, und
umarmt Euch -- solt' es auch nur mit halben
Herzen geschehn, ein Schauspiel seyn, das ihr an
meinem Geburtstag aufführt, -- ich will mich
täuschen, der getäuschte Zuschauer weint ja auch
Freudenthränen vor dem Schauplaz! (sie umarmen
sich)
-- Die Wollust hab' ich lange nicht gehabt.
(er umarmt sie beyde) ich bitt' euch, lieben Kinder,
lasst dies graue Haar mit Frieden in die Grube
fahren.
Dritter Auftritt.
Guido. Julius.
Juido. Julius, kanst Du die Thränen eines
Vaters tragen? ich kanns nicht.
Julius. Ach, Bruder, wie könt' ich!
Guido. Meine ganze Seele ist aus ihrer
Fassung, ich möchte mir das Gewühl einer Schlacht
wünschen, um wieder zu mir selbst zu kommen. --
Und das kann eine Thräne? Ach was ist der
Muth für ein wunderbares Ding! Fast möcht


Fuͤrſt. Julius, dies ſind nicht die Thraͤnen
eines Maͤdchens, — es ſind die Thraͤnen eines
Vaters, — auch um Dich vergieße ich ſie, Guido,
Du gehſt mit Deinem Bruder zu gleichem Theile
— wie Du ſo ſprachlos da ſtehſt? — Jch bitt
euch, lieben Kinder, macht mir eine Freude, und
umarmt Euch — ſolt’ es auch nur mit halben
Herzen geſchehn, ein Schauſpiel ſeyn, das ihr an
meinem Geburtstag auffuͤhrt, — ich will mich
taͤuſchen, der getaͤuſchte Zuſchauer weint ja auch
Freudenthraͤnen vor dem Schauplaz! (ſie umarmen
ſich)
— Die Wolluſt hab’ ich lange nicht gehabt.
(er umarmt ſie beyde) ich bitt’ euch, lieben Kinder,
laſſt dies graue Haar mit Frieden in die Grube
fahren.
Dritter Auftritt.
Guido. Julius.
Juido. Julius, kanſt Du die Thraͤnen eines
Vaters tragen? ich kanns nicht.
Julius. Ach, Bruder, wie koͤnt’ ich!
Guido. Meine ganze Seele iſt aus ihrer
Faſſung, ich moͤchte mir das Gewuͤhl einer Schlacht
wuͤnſchen, um wieder zu mir ſelbſt zu kommen. —
Und das kann eine Thraͤne? Ach was iſt der
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[63/0067] Fuͤrſt. Julius, dies ſind nicht die Thraͤnen eines Maͤdchens, — es ſind die Thraͤnen eines Vaters, — auch um Dich vergieße ich ſie, Guido, Du gehſt mit Deinem Bruder zu gleichem Theile — wie Du ſo ſprachlos da ſtehſt? — Jch bitt euch, lieben Kinder, macht mir eine Freude, und umarmt Euch — ſolt’ es auch nur mit halben Herzen geſchehn, ein Schauſpiel ſeyn, das ihr an meinem Geburtstag auffuͤhrt, — ich will mich taͤuſchen, der getaͤuſchte Zuſchauer weint ja auch Freudenthraͤnen vor dem Schauplaz! (ſie umarmen ſich) — Die Wolluſt hab’ ich lange nicht gehabt. (er umarmt ſie beyde) ich bitt’ euch, lieben Kinder, laſſt dies graue Haar mit Frieden in die Grube fahren. Dritter Auftritt. Guido. Julius. Juido. Julius, kanſt Du die Thraͤnen eines Vaters tragen? ich kanns nicht. Julius. Ach, Bruder, wie koͤnt’ ich! Guido. Meine ganze Seele iſt aus ihrer Faſſung, ich moͤchte mir das Gewuͤhl einer Schlacht wuͤnſchen, um wieder zu mir ſelbſt zu kommen. — Und das kann eine Thraͤne? Ach was iſt der Muth fuͤr ein wunderbares Ding! Faſt moͤcht

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/67>, abgerufen am 21.11.2024.