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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Julius. Nicht wahr, an diesem Gitter hat
er geweint, und er ist todt? nicht?
Aebtissin. Ach mein Ricardo! -- (Nach
einer Pause)
Sie sollen Blanka sehen. (Ver-
schliesst die äusere Thür und geht ab.)
Zweyter Auftritt.
Julius. Was thut die Liebe nicht? und
so viel vermag über dies Weib ein Andenken, der
Schatten der Liebe, was muß nicht Hofnung, ihre
Seele, bey mir thun! O wer kann diesen Monat
ausdauren! Ein Fürstenthum für dich verlieren
Blanka, das ist kein Opfer -- das heisst ja blos
sich in Freyheit sezen -- und deinetwegen wolt'
ich ja Jahre lang mein Leben in dem tiefsten Ker-
ker hinziehen, in den von dem erfreulichen Lichte
nur so viele Stralen fielen, als hinreichten, dein
Gesicht zu erleuchten -- Blankan sehen? -- in
diesem Augenblicke sehen? -- Freylich kostet mir
dieses Sehen meine ganze Ruhe; -- Hm, das
ist nur ein elender Rest, und Ein Blik von ihr
wäre der tiefsten Ruhe des grössten Weisen
werth.

(Blanka nebst der Aebtissin tritt auf. Julius
fliegt auf sie zu)
C


Julius. Nicht wahr, an dieſem Gitter hat
er geweint, und er iſt todt? nicht?
Aebtiſſin. Ach mein Ricardo! — (Nach
einer Pauſe)
Sie ſollen Blanka ſehen. (Ver-
ſchlieſſt die aͤuſere Thuͤr und geht ab.)
Zweyter Auftritt.
Julius. Was thut die Liebe nicht? und
ſo viel vermag uͤber dies Weib ein Andenken, der
Schatten der Liebe, was muß nicht Hofnung, ihre
Seele, bey mir thun! O wer kann dieſen Monat
ausdauren! Ein Fuͤrſtenthum fuͤr dich verlieren
Blanka, das iſt kein Opfer — das heiſſt ja blos
ſich in Freyheit ſezen — und deinetwegen wolt’
ich ja Jahre lang mein Leben in dem tiefſten Ker-
ker hinziehen, in den von dem erfreulichen Lichte
nur ſo viele Stralen fielen, als hinreichten, dein
Geſicht zu erleuchten — Blankan ſehen? — in
dieſem Augenblicke ſehen? — Freylich koſtet mir
dieſes Sehen meine ganze Ruhe; — Hm, das
iſt nur ein elender Reſt, und Ein Blik von ihr
waͤre der tiefſten Ruhe des groͤſſten Weiſen
werth.

(Blanka nebſt der Aebtiſſin tritt auf. Julius
fliegt auf ſie zu)
C
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[33/0037] Julius. Nicht wahr, an dieſem Gitter hat er geweint, und er iſt todt? nicht? Aebtiſſin. Ach mein Ricardo! — (Nach einer Pauſe) Sie ſollen Blanka ſehen. (Ver- ſchlieſſt die aͤuſere Thuͤr und geht ab.) Zweyter Auftritt. Julius. Was thut die Liebe nicht? und ſo viel vermag uͤber dies Weib ein Andenken, der Schatten der Liebe, was muß nicht Hofnung, ihre Seele, bey mir thun! O wer kann dieſen Monat ausdauren! Ein Fuͤrſtenthum fuͤr dich verlieren Blanka, das iſt kein Opfer — das heiſſt ja blos ſich in Freyheit ſezen — und deinetwegen wolt’ ich ja Jahre lang mein Leben in dem tiefſten Ker- ker hinziehen, in den von dem erfreulichen Lichte nur ſo viele Stralen fielen, als hinreichten, dein Geſicht zu erleuchten — Blankan ſehen? — in dieſem Augenblicke ſehen? — Freylich koſtet mir dieſes Sehen meine ganze Ruhe; — Hm, das iſt nur ein elender Reſt, und Ein Blik von ihr waͤre der tiefſten Ruhe des groͤſſten Weiſen werth. (Blanka nebſt der Aebtiſſin tritt auf. Julius fliegt auf ſie zu) C

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/37>, abgerufen am 21.11.2024.