Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Guido. Gut, laß mir meine Rechte auf
Blanka, -- und denn mache was Dir gefällt.
Sey die Puppe eines erwachsenen Mädchens,
komm wie eine zahme Wachtel, wenn sie pfeift,
wehr ihr die Fliegen ab, wenn sie schläft! -- Sey
empfindsam, pflüke Violen, freue Dich, wenn die
Sonne aufgeht, und wenn sie untergeht. Laß dei-
nen Aspermonte da unterdessen die Tarentiner re-
gieren, was gehts Dich an, ob sie glüklich sind
oder nicht, genug Du weisst dein Mädchen zu lie-
ben; und troz sey jedem Sperling geboten.
Julius. Bruder, halt ein und laß Dir sagen.
Guido. Und wenn Du in ihrem Schoosse
stirbst, so laß Dir dein Grabmal neben den Tro-
phäen unsers tapfern Ahnherrn Theodorichs auf-
richten. -- Lass' es den Bildhauer mit Rosen und
Weinreben zieren, ein paar schnäbelnde Tauben
darauf sezen, unter einen weinenden Amor und
eine schlafende Geschichte, -- aber vor allen Din-
gen laß ja darauf hauen; "hier liegt ein Fürst von
"Tarent;" das kann seinen Nuzen haben, und
wenn das Grabmal auch mitten in unserm Erb-
begräbnisse stünde. Freilich - - -
Julius. Bruder, ich höre, Du willst, ich soll
gehen; -- ich gehe schon.
(ab)


Guido. Gut, laß mir meine Rechte auf
Blanka, — und denn mache was Dir gefaͤllt.
Sey die Puppe eines erwachſenen Maͤdchens,
komm wie eine zahme Wachtel, wenn ſie pfeift,
wehr ihr die Fliegen ab, wenn ſie ſchlaͤft! — Sey
empfindſam, pfluͤke Violen, freue Dich, wenn die
Sonne aufgeht, und wenn ſie untergeht. Laß dei-
nen Aſpermonte da unterdeſſen die Tarentiner re-
gieren, was gehts Dich an, ob ſie gluͤklich ſind
oder nicht, genug Du weiſſt dein Maͤdchen zu lie-
ben; und troz ſey jedem Sperling geboten.
Julius. Bruder, halt ein und laß Dir ſagen.
Guido. Und wenn Du in ihrem Schooſſe
ſtirbſt, ſo laß Dir dein Grabmal neben den Tro-
phaͤen unſers tapfern Ahnherrn Theodorichs auf-
richten. — Laſſ’ es den Bildhauer mit Roſen und
Weinreben zieren, ein paar ſchnaͤbelnde Tauben
darauf ſezen, unter einen weinenden Amor und
eine ſchlafende Geſchichte, — aber vor allen Din-
gen laß ja darauf hauen; “hier liegt ein Fuͤrſt von
“Tarent;” das kann ſeinen Nuzen haben, und
wenn das Grabmal auch mitten in unſerm Erb-
begraͤbniſſe ſtuͤnde. Freilich ‒ ‒ ‒
Julius. Bruder, ich hoͤre, Du willſt, ich ſoll
gehen; — ich gehe ſchon.
(ab)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0018" n="14"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker>Guido.</speaker>
            <p>Gut, laß mir meine Rechte auf<lb/>
Blanka, &#x2014; und denn mache was Dir gefa&#x0364;llt.<lb/>
Sey die Puppe eines erwach&#x017F;enen Ma&#x0364;dchens,<lb/>
komm wie eine zahme Wachtel, wenn &#x017F;ie pfeift,<lb/>
wehr ihr die Fliegen ab, wenn &#x017F;ie &#x017F;chla&#x0364;ft! &#x2014; Sey<lb/>
empfind&#x017F;am, pflu&#x0364;ke Violen, freue Dich, wenn die<lb/>
Sonne aufgeht, und wenn &#x017F;ie untergeht. Laß dei-<lb/>
nen A&#x017F;permonte da unterde&#x017F;&#x017F;en die Tarentiner re-<lb/>
gieren, was gehts Dich an, ob &#x017F;ie glu&#x0364;klich &#x017F;ind<lb/>
oder nicht, genug Du wei&#x017F;&#x017F;t dein Ma&#x0364;dchen zu lie-<lb/>
ben; und troz &#x017F;ey jedem Sperling geboten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUL">
            <speaker>Julius.</speaker>
            <p>Bruder, halt ein und laß Dir &#x017F;agen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GUI">
            <speaker>Guido.</speaker>
            <p>Und wenn Du in ihrem Schoo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;tirb&#x017F;t, &#x017F;o laß Dir dein Grabmal neben den Tro-<lb/>
pha&#x0364;en un&#x017F;ers tapfern Ahnherrn Theodorichs auf-<lb/>
richten. &#x2014; La&#x017F;&#x017F;&#x2019; es den Bildhauer mit Ro&#x017F;en und<lb/>
Weinreben zieren, ein paar &#x017F;chna&#x0364;belnde Tauben<lb/>
darauf &#x017F;ezen, unter einen weinenden Amor und<lb/>
eine &#x017F;chlafende Ge&#x017F;chichte, &#x2014; aber vor allen Din-<lb/>
gen laß ja darauf hauen; &#x201C;hier liegt ein Fu&#x0364;r&#x017F;t von<lb/>
&#x201C;Tarent;&#x201D; das kann &#x017F;einen Nuzen haben, und<lb/>
wenn das Grabmal auch mitten in un&#x017F;erm Erb-<lb/>
begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tu&#x0364;nde. Freilich &#x2012; &#x2012; &#x2012;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUL">
            <speaker>Julius.</speaker>
            <p>Bruder, ich ho&#x0364;re, Du will&#x017F;t, ich &#x017F;oll<lb/>
gehen; &#x2014; ich gehe &#x017F;chon. </p>
            <stage>(ab)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0018] Guido. Gut, laß mir meine Rechte auf Blanka, — und denn mache was Dir gefaͤllt. Sey die Puppe eines erwachſenen Maͤdchens, komm wie eine zahme Wachtel, wenn ſie pfeift, wehr ihr die Fliegen ab, wenn ſie ſchlaͤft! — Sey empfindſam, pfluͤke Violen, freue Dich, wenn die Sonne aufgeht, und wenn ſie untergeht. Laß dei- nen Aſpermonte da unterdeſſen die Tarentiner re- gieren, was gehts Dich an, ob ſie gluͤklich ſind oder nicht, genug Du weiſſt dein Maͤdchen zu lie- ben; und troz ſey jedem Sperling geboten. Julius. Bruder, halt ein und laß Dir ſagen. Guido. Und wenn Du in ihrem Schooſſe ſtirbſt, ſo laß Dir dein Grabmal neben den Tro- phaͤen unſers tapfern Ahnherrn Theodorichs auf- richten. — Laſſ’ es den Bildhauer mit Roſen und Weinreben zieren, ein paar ſchnaͤbelnde Tauben darauf ſezen, unter einen weinenden Amor und eine ſchlafende Geſchichte, — aber vor allen Din- gen laß ja darauf hauen; “hier liegt ein Fuͤrſt von “Tarent;” das kann ſeinen Nuzen haben, und wenn das Grabmal auch mitten in unſerm Erb- begraͤbniſſe ſtuͤnde. Freilich ‒ ‒ ‒ Julius. Bruder, ich hoͤre, Du willſt, ich ſoll gehen; — ich gehe ſchon. (ab)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/18
Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/18>, abgerufen am 29.03.2024.