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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die australischen Gewässer.
sowie überhaupt auch manche von Neuseeland, und es macht ihm
zugleich der Ausblick auf den unermesslichen Ocean zu beiden
Seiten einen grossartigen Eindruck.

Mitten im Ocean, wie ein äusserster Vorposten, liegt Neusee-
land, und doch hat auch hier die europäische Cultur sich eine Heim-
stätte errungen und bindet dieses ferne Gemeinwesen an die übrige
civilisirte Welt.

Auckland ist mit Onehunga am Hafen von Manukau durch eine
Eisenbahn verbunden. Man geht mit der Absicht um, nebst dieser
Bahn auch einen schiffbaren Canal herzustellen und durch diesen
Wasserweg das Umladen der Schiffe zu ersparen. Beide Häfen be-
sitzen heute schon ausreichende Quaianlagen und Molen. Der Quai Queen's
Wharf allein hat eine Längenbuchtung von 550 m. Es können vierzig
Schiffe gleichzeitig an den Ufern ihre Operationen vornehmen. Auch
ist überall für ausreichende Wassertiefe Sorge getragen. Ein grosses
Trockendock nahe dem Queen's Wharf, steht überdies Schiffen zur
Verfügung, und ein zweites, das Calliope Dock an der Nordseite des
Hafens, ist jüngst vollendet worden. Dasselbe ist 160 m lang und
24 m breit.

Die Stadt selbst ist gut gebaut. Die Queen Street ist ihre vor-
nehmste und auch belebteste Strasse. Zu den bedeutenderen Strassen
zählt man noch Albert, Hobson, Wyndham, Victoria, Wellesley,
Wakefield, Grey und Grafton Street. Die Strassen sind mit Gas
beleuchtet.

Unter den Gebäuden nehmen auch hier die verschiedenen
Kirchen einen schon der Zahl nach ansehnlichen Rang ein. Die
Episcopalkirche zählt drei, die Presbyterianer drei, die Anglicaner
zwei, die Wesleyaner, die Congregationalisten und die Baptisten je
eines, und die Katholiken vier Gotteshäuser. Die Kirche St. Andreas
der Presbyterianer gilt als die schönste von Auckland. Unter den
sonstigen öffentlichen Gebäuden nennen wir das Regierungspalais,
die Börse, das Postamt, das Zollamt und das Auckland-Institut,
allwo sich neben einem wohl ausgestatteten Museum vorwiegend
neuseeländischer Artikel auch eine ansehnliche öffentliche Bibliothek
befindet. Spitäler und Schulen sind in genügender Zahl vorhanden
Für den Unterricht wird in ähnlicher Weise wie in den anderen
australischen Colonieen gesorgt. Für den höheren Unterricht bestehen
in Auckland eine Grammar School für Knaben und eine andere für
Mädchen, auch steht die Errichtung eines University College nach
englischem Muster im Zuge.


Die australischen Gewässer.
sowie überhaupt auch manche von Neuseeland, und es macht ihm
zugleich der Ausblick auf den unermesslichen Ocean zu beiden
Seiten einen grossartigen Eindruck.

Mitten im Ocean, wie ein äusserster Vorposten, liegt Neusee-
land, und doch hat auch hier die europäische Cultur sich eine Heim-
stätte errungen und bindet dieses ferne Gemeinwesen an die übrige
civilisirte Welt.

Auckland ist mit Onehunga am Hafen von Manukau durch eine
Eisenbahn verbunden. Man geht mit der Absicht um, nebst dieser
Bahn auch einen schiffbaren Canal herzustellen und durch diesen
Wasserweg das Umladen der Schiffe zu ersparen. Beide Häfen be-
sitzen heute schon ausreichende Quaianlagen und Molen. Der Quai Queen’s
Wharf allein hat eine Längenbuchtung von 550 m. Es können vierzig
Schiffe gleichzeitig an den Ufern ihre Operationen vornehmen. Auch
ist überall für ausreichende Wassertiefe Sorge getragen. Ein grosses
Trockendock nahe dem Queen’s Wharf, steht überdies Schiffen zur
Verfügung, und ein zweites, das Calliope Dock an der Nordseite des
Hafens, ist jüngst vollendet worden. Dasselbe ist 160 m lang und
24 m breit.

Die Stadt selbst ist gut gebaut. Die Queen Street ist ihre vor-
nehmste und auch belebteste Strasse. Zu den bedeutenderen Strassen
zählt man noch Albert, Hobson, Wyndham, Victoria, Wellesley,
Wakefield, Grey und Grafton Street. Die Strassen sind mit Gas
beleuchtet.

Unter den Gebäuden nehmen auch hier die verschiedenen
Kirchen einen schon der Zahl nach ansehnlichen Rang ein. Die
Episcopalkirche zählt drei, die Presbyterianer drei, die Anglicaner
zwei, die Wesleyaner, die Congregationalisten und die Baptisten je
eines, und die Katholiken vier Gotteshäuser. Die Kirche St. Andreas
der Presbyterianer gilt als die schönste von Auckland. Unter den
sonstigen öffentlichen Gebäuden nennen wir das Regierungspalais,
die Börse, das Postamt, das Zollamt und das Auckland-Institut,
allwo sich neben einem wohl ausgestatteten Museum vorwiegend
neuseeländischer Artikel auch eine ansehnliche öffentliche Bibliothek
befindet. Spitäler und Schulen sind in genügender Zahl vorhanden
Für den Unterricht wird in ähnlicher Weise wie in den anderen
australischen Colonieen gesorgt. Für den höheren Unterricht bestehen
in Auckland eine Grammar School für Knaben und eine andere für
Mädchen, auch steht die Errichtung eines University College nach
englischem Muster im Zuge.


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[822/0838] Die australischen Gewässer. sowie überhaupt auch manche von Neuseeland, und es macht ihm zugleich der Ausblick auf den unermesslichen Ocean zu beiden Seiten einen grossartigen Eindruck. Mitten im Ocean, wie ein äusserster Vorposten, liegt Neusee- land, und doch hat auch hier die europäische Cultur sich eine Heim- stätte errungen und bindet dieses ferne Gemeinwesen an die übrige civilisirte Welt. Auckland ist mit Onehunga am Hafen von Manukau durch eine Eisenbahn verbunden. Man geht mit der Absicht um, nebst dieser Bahn auch einen schiffbaren Canal herzustellen und durch diesen Wasserweg das Umladen der Schiffe zu ersparen. Beide Häfen be- sitzen heute schon ausreichende Quaianlagen und Molen. Der Quai Queen’s Wharf allein hat eine Längenbuchtung von 550 m. Es können vierzig Schiffe gleichzeitig an den Ufern ihre Operationen vornehmen. Auch ist überall für ausreichende Wassertiefe Sorge getragen. Ein grosses Trockendock nahe dem Queen’s Wharf, steht überdies Schiffen zur Verfügung, und ein zweites, das Calliope Dock an der Nordseite des Hafens, ist jüngst vollendet worden. Dasselbe ist 160 m lang und 24 m breit. Die Stadt selbst ist gut gebaut. Die Queen Street ist ihre vor- nehmste und auch belebteste Strasse. Zu den bedeutenderen Strassen zählt man noch Albert, Hobson, Wyndham, Victoria, Wellesley, Wakefield, Grey und Grafton Street. Die Strassen sind mit Gas beleuchtet. Unter den Gebäuden nehmen auch hier die verschiedenen Kirchen einen schon der Zahl nach ansehnlichen Rang ein. Die Episcopalkirche zählt drei, die Presbyterianer drei, die Anglicaner zwei, die Wesleyaner, die Congregationalisten und die Baptisten je eines, und die Katholiken vier Gotteshäuser. Die Kirche St. Andreas der Presbyterianer gilt als die schönste von Auckland. Unter den sonstigen öffentlichen Gebäuden nennen wir das Regierungspalais, die Börse, das Postamt, das Zollamt und das Auckland-Institut, allwo sich neben einem wohl ausgestatteten Museum vorwiegend neuseeländischer Artikel auch eine ansehnliche öffentliche Bibliothek befindet. Spitäler und Schulen sind in genügender Zahl vorhanden Für den Unterricht wird in ähnlicher Weise wie in den anderen australischen Colonieen gesorgt. Für den höheren Unterricht bestehen in Auckland eine Grammar School für Knaben und eine andere für Mädchen, auch steht die Errichtung eines University College nach englischem Muster im Zuge.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/838>, abgerufen am 27.04.2024.