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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
ist New-York ein unversiegbarer Born für Zerstreuung, sondern es
besitzt auch Einrichtungen, welche geradezu als mustergiltig hingestellt
werden müssen.

Die polizeilichen Institutionen sind berühmt, ihre Organe regeln
mit unverdrossenem Opfermuthe den Strassenverkehr und geniessen im
Publicum auch jene unbedingte Achtung, deren sie sich so würdig
erweisen. Der Einheimische wie der Fremde findet im Bedarfsfalle an
ihnen einen Beschützer und verlässlichen Führer. Die meisten sind
der deutschen Sprache mächtig, welche nach der nationalen in
New-York die verbreitetste ist.

Die Feuerwehren sind musterhaft organisirt, hunderte von Stätten
für öffentliche Wohlfahrt, Lebensrettung und sonstige Hilfeleistung
sind telegraphisch und telephonisch miteinander verbunden. Ebenso
leisten die Telegraphen- und Postanstalten unübertreffliche Dienste.

Dass New-York, die Geburtsstätte des elektrischen Lichtes, über
eine glänzende Beleuchtung verfügt, ist natürlich. Wenngleich seine
weitaus grösseren Gebiete noch Gaslicht verwenden, so haben der Broad-
way, manche Avenuen und Strassen wie fast alle grossen öffentlichen
Anstalten und Privatetablissements das Licht der Neuzeit eingeführt,
und viele tausende elektromotorischer Anlagen stehen in Betrieb.

Der vorwiegend praktische und geschäftliche Sinn des Ameri-
kaners hat jedoch sein Gefühl für das Schöne und Edle durchaus
nicht unterdrückt. Er ist durchglüht vom Verlangen, im Augapfel seines
weiten Vaterlandes Tempel für Kunst und Wissenschaft zu gründen,
welche sich würdig an jene der alten Welt anreihen und zu den
Zierden der Stadt gereichen sollten, so wurden denn auch in New-York
viele derlei Institute gegründet.

Zum Theile verdanken sie ihr Entstehen der Fürsorge des Staates,
in überwiegender Zahl jedoch der Initiative der Provinz- und Stadt-
behörden und insbesondere der Munificenz seiner Bewohner, deren
Namen sie oft tragen.

Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten dieser Art gehören:
das Metropolitan Museum of art, Historical Society, Lenox Library,
Astor Library, die National Academy of design u. a. m.

Die privaten Bildergalerien, wie jene von Vanderbilt, sind
sehenswerth. Ausser den grossen Instituten, welche der Pflege der
Wissenschaft gewidmet sind und alle Zweige derselben umfassen, gibt
es hunderte von bildenden und humanitären Anstalten, und ist das
Clubwesen sehr ausgebreitet.


Die atlantische Küste von Amerika.
ist New-York ein unversiegbarer Born für Zerstreuung, sondern es
besitzt auch Einrichtungen, welche geradezu als mustergiltig hingestellt
werden müssen.

Die polizeilichen Institutionen sind berühmt, ihre Organe regeln
mit unverdrossenem Opfermuthe den Strassenverkehr und geniessen im
Publicum auch jene unbedingte Achtung, deren sie sich so würdig
erweisen. Der Einheimische wie der Fremde findet im Bedarfsfalle an
ihnen einen Beschützer und verlässlichen Führer. Die meisten sind
der deutschen Sprache mächtig, welche nach der nationalen in
New-York die verbreitetste ist.

Die Feuerwehren sind musterhaft organisirt, hunderte von Stätten
für öffentliche Wohlfahrt, Lebensrettung und sonstige Hilfeleistung
sind telegraphisch und telephonisch miteinander verbunden. Ebenso
leisten die Telegraphen- und Postanstalten unübertreffliche Dienste.

Dass New-York, die Geburtsstätte des elektrischen Lichtes, über
eine glänzende Beleuchtung verfügt, ist natürlich. Wenngleich seine
weitaus grösseren Gebiete noch Gaslicht verwenden, so haben der Broad-
way, manche Avenuen und Strassen wie fast alle grossen öffentlichen
Anstalten und Privatetablissements das Licht der Neuzeit eingeführt,
und viele tausende elektromotorischer Anlagen stehen in Betrieb.

Der vorwiegend praktische und geschäftliche Sinn des Ameri-
kaners hat jedoch sein Gefühl für das Schöne und Edle durchaus
nicht unterdrückt. Er ist durchglüht vom Verlangen, im Augapfel seines
weiten Vaterlandes Tempel für Kunst und Wissenschaft zu gründen,
welche sich würdig an jene der alten Welt anreihen und zu den
Zierden der Stadt gereichen sollten, so wurden denn auch in New-York
viele derlei Institute gegründet.

Zum Theile verdanken sie ihr Entstehen der Fürsorge des Staates,
in überwiegender Zahl jedoch der Initiative der Provinz- und Stadt-
behörden und insbesondere der Munificenz seiner Bewohner, deren
Namen sie oft tragen.

Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten dieser Art gehören:
das Metropolitan Museum of art, Historical Society, Lenox Library,
Astor Library, die National Academy of design u. a. m.

Die privaten Bildergalerien, wie jene von Vanderbilt, sind
sehenswerth. Ausser den grossen Instituten, welche der Pflege der
Wissenschaft gewidmet sind und alle Zweige derselben umfassen, gibt
es hunderte von bildenden und humanitären Anstalten, und ist das
Clubwesen sehr ausgebreitet.


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[60/0076] Die atlantische Küste von Amerika. ist New-York ein unversiegbarer Born für Zerstreuung, sondern es besitzt auch Einrichtungen, welche geradezu als mustergiltig hingestellt werden müssen. Die polizeilichen Institutionen sind berühmt, ihre Organe regeln mit unverdrossenem Opfermuthe den Strassenverkehr und geniessen im Publicum auch jene unbedingte Achtung, deren sie sich so würdig erweisen. Der Einheimische wie der Fremde findet im Bedarfsfalle an ihnen einen Beschützer und verlässlichen Führer. Die meisten sind der deutschen Sprache mächtig, welche nach der nationalen in New-York die verbreitetste ist. Die Feuerwehren sind musterhaft organisirt, hunderte von Stätten für öffentliche Wohlfahrt, Lebensrettung und sonstige Hilfeleistung sind telegraphisch und telephonisch miteinander verbunden. Ebenso leisten die Telegraphen- und Postanstalten unübertreffliche Dienste. Dass New-York, die Geburtsstätte des elektrischen Lichtes, über eine glänzende Beleuchtung verfügt, ist natürlich. Wenngleich seine weitaus grösseren Gebiete noch Gaslicht verwenden, so haben der Broad- way, manche Avenuen und Strassen wie fast alle grossen öffentlichen Anstalten und Privatetablissements das Licht der Neuzeit eingeführt, und viele tausende elektromotorischer Anlagen stehen in Betrieb. Der vorwiegend praktische und geschäftliche Sinn des Ameri- kaners hat jedoch sein Gefühl für das Schöne und Edle durchaus nicht unterdrückt. Er ist durchglüht vom Verlangen, im Augapfel seines weiten Vaterlandes Tempel für Kunst und Wissenschaft zu gründen, welche sich würdig an jene der alten Welt anreihen und zu den Zierden der Stadt gereichen sollten, so wurden denn auch in New-York viele derlei Institute gegründet. Zum Theile verdanken sie ihr Entstehen der Fürsorge des Staates, in überwiegender Zahl jedoch der Initiative der Provinz- und Stadt- behörden und insbesondere der Munificenz seiner Bewohner, deren Namen sie oft tragen. Zu den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten dieser Art gehören: das Metropolitan Museum of art, Historical Society, Lenox Library, Astor Library, die National Academy of design u. a. m. Die privaten Bildergalerien, wie jene von Vanderbilt, sind sehenswerth. Ausser den grossen Instituten, welche der Pflege der Wissenschaft gewidmet sind und alle Zweige derselben umfassen, gibt es hunderte von bildenden und humanitären Anstalten, und ist das Clubwesen sehr ausgebreitet.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/76>, abgerufen am 28.04.2024.