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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Capstadt.
ziehen. In der That ist auch eine ganz eigenthümliche Erscheinung der
Capcolonie die Diamantengräberei. Dieses Land ist jetzt die reichste Fund-
grube der Welt in dieser Beziehung, und seitdem man diese Entdeckung
gemacht hat, spielt der Gewinn von Diamanten eine grosse Rolle, ähn-
lich wie einstmals die Goldgräberei in Californien und Australien.
Erst gegen Ende der Sechzigerjahre unseres Jahrhunderts hat man
die ersten Spuren von Diamanten gefunden. Ein gewisser O'Reilly
erwarb von einem Farmer den ersten Diamenten, dessen Werth erst
von den Juwelieren der Capstadt erkannt wurde. Es folgten dann
zunächst vereinzelte Funde, welche aber die Aufmerksamkeit wach-
riefen und natürlich einen grossen Zuzug von Diamantensuchern mit
allen mit solchen Expeditionen verbundenen Erscheinungen zur Folge
hatten.

Anfänglich suchte man die kostbaren Steine mehr im Ufer-
gebiete, dort wo die ersten Diamanten vorgekommen waren. Bald
aber zeigte es sich, dass das ergiebigste Feld das im Norden gele-
gene sogenannte westliche Griqualand sei, ein Territorium, welches
an Ausdehnung der Schweiz gleichkommt. Dorthin wendete sich nun
der Zug der Wanderer und im Jahre 1870 sind an 10.000 Menschen
nach den Uferstrecken des Oranje- und Vaalflusses gezogen, an denen
man die meiste Ausbeute fand. Hier entstand die kleine Stadt
Barkly. Aber bald machte man die Entdeckung, dass auf dem
Hochplateau des Griqualandes noch bessere Aussichten gegeben
seien und nun zogen die Gräber hinauf. Nach harten Mühen
wurden auch die Anstrengungen belohnt, und man fand Felder vor,
welche die Erwartungen übertrafen. Allmälig klärten sich auch die
Verhältnisse. Die von allen Seiten zugezogenen, oft sehr zweideutigen
Diamantengräber verschwanden allmälig, und man bemühte sich, eine
gewisse Organisation in den Landstrich zu bringen, der bisher nur
schwach von Eingebornen besetzt war und dessen politische Stellung
ganz in der Luft schwebte. In den Siebzigerjahren wurde inmitten
des wüsten Griqualandes die seither zur raschen Entwicklung gelangte
Stadt Kimberley gegründet und wurde Hauptort des ganzen
Districtes, in welchem heute bereits die Hauptbahnlinie der west-
lichen Gruppe endet. Im Jahre 1876 wurde das Griqualand mit der
Capcolonie vereinigt. Die britische Regierung ordnete sofort durch
bestimmte Regeln das ganze Minenwesen und brachte dadurch
feste Verhältnisse an Stelle der wüsten Wirtschaft, welche in den
ersten Zeiten der Entdeckung in wohl unvermeidlicher Weise platz-
gegriffen hatte. Und so ist der Gewinn von Diamanten zu einer

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Capstadt.
ziehen. In der That ist auch eine ganz eigenthümliche Erscheinung der
Capcolonie die Diamantengräberei. Dieses Land ist jetzt die reichste Fund-
grube der Welt in dieser Beziehung, und seitdem man diese Entdeckung
gemacht hat, spielt der Gewinn von Diamanten eine grosse Rolle, ähn-
lich wie einstmals die Goldgräberei in Californien und Australien.
Erst gegen Ende der Sechzigerjahre unseres Jahrhunderts hat man
die ersten Spuren von Diamanten gefunden. Ein gewisser O’Reilly
erwarb von einem Farmer den ersten Diamenten, dessen Werth erst
von den Juwelieren der Capstadt erkannt wurde. Es folgten dann
zunächst vereinzelte Funde, welche aber die Aufmerksamkeit wach-
riefen und natürlich einen grossen Zuzug von Diamantensuchern mit
allen mit solchen Expeditionen verbundenen Erscheinungen zur Folge
hatten.

Anfänglich suchte man die kostbaren Steine mehr im Ufer-
gebiete, dort wo die ersten Diamanten vorgekommen waren. Bald
aber zeigte es sich, dass das ergiebigste Feld das im Norden gele-
gene sogenannte westliche Griqualand sei, ein Territorium, welches
an Ausdehnung der Schweiz gleichkommt. Dorthin wendete sich nun
der Zug der Wanderer und im Jahre 1870 sind an 10.000 Menschen
nach den Uferstrecken des Oranje- und Vaalflusses gezogen, an denen
man die meiste Ausbeute fand. Hier entstand die kleine Stadt
Barkly. Aber bald machte man die Entdeckung, dass auf dem
Hochplateau des Griqualandes noch bessere Aussichten gegeben
seien und nun zogen die Gräber hinauf. Nach harten Mühen
wurden auch die Anstrengungen belohnt, und man fand Felder vor,
welche die Erwartungen übertrafen. Allmälig klärten sich auch die
Verhältnisse. Die von allen Seiten zugezogenen, oft sehr zweideutigen
Diamantengräber verschwanden allmälig, und man bemühte sich, eine
gewisse Organisation in den Landstrich zu bringen, der bisher nur
schwach von Eingebornen besetzt war und dessen politische Stellung
ganz in der Luft schwebte. In den Siebzigerjahren wurde inmitten
des wüsten Griqualandes die seither zur raschen Entwicklung gelangte
Stadt Kimberley gegründet und wurde Hauptort des ganzen
Districtes, in welchem heute bereits die Hauptbahnlinie der west-
lichen Gruppe endet. Im Jahre 1876 wurde das Griqualand mit der
Capcolonie vereinigt. Die britische Regierung ordnete sofort durch
bestimmte Regeln das ganze Minenwesen und brachte dadurch
feste Verhältnisse an Stelle der wüsten Wirtschaft, welche in den
ersten Zeiten der Entdeckung in wohl unvermeidlicher Weise platz-
gegriffen hatte. Und so ist der Gewinn von Diamanten zu einer

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[683/0699] Capstadt. ziehen. In der That ist auch eine ganz eigenthümliche Erscheinung der Capcolonie die Diamantengräberei. Dieses Land ist jetzt die reichste Fund- grube der Welt in dieser Beziehung, und seitdem man diese Entdeckung gemacht hat, spielt der Gewinn von Diamanten eine grosse Rolle, ähn- lich wie einstmals die Goldgräberei in Californien und Australien. Erst gegen Ende der Sechzigerjahre unseres Jahrhunderts hat man die ersten Spuren von Diamanten gefunden. Ein gewisser O’Reilly erwarb von einem Farmer den ersten Diamenten, dessen Werth erst von den Juwelieren der Capstadt erkannt wurde. Es folgten dann zunächst vereinzelte Funde, welche aber die Aufmerksamkeit wach- riefen und natürlich einen grossen Zuzug von Diamantensuchern mit allen mit solchen Expeditionen verbundenen Erscheinungen zur Folge hatten. Anfänglich suchte man die kostbaren Steine mehr im Ufer- gebiete, dort wo die ersten Diamanten vorgekommen waren. Bald aber zeigte es sich, dass das ergiebigste Feld das im Norden gele- gene sogenannte westliche Griqualand sei, ein Territorium, welches an Ausdehnung der Schweiz gleichkommt. Dorthin wendete sich nun der Zug der Wanderer und im Jahre 1870 sind an 10.000 Menschen nach den Uferstrecken des Oranje- und Vaalflusses gezogen, an denen man die meiste Ausbeute fand. Hier entstand die kleine Stadt Barkly. Aber bald machte man die Entdeckung, dass auf dem Hochplateau des Griqualandes noch bessere Aussichten gegeben seien und nun zogen die Gräber hinauf. Nach harten Mühen wurden auch die Anstrengungen belohnt, und man fand Felder vor, welche die Erwartungen übertrafen. Allmälig klärten sich auch die Verhältnisse. Die von allen Seiten zugezogenen, oft sehr zweideutigen Diamantengräber verschwanden allmälig, und man bemühte sich, eine gewisse Organisation in den Landstrich zu bringen, der bisher nur schwach von Eingebornen besetzt war und dessen politische Stellung ganz in der Luft schwebte. In den Siebzigerjahren wurde inmitten des wüsten Griqualandes die seither zur raschen Entwicklung gelangte Stadt Kimberley gegründet und wurde Hauptort des ganzen Districtes, in welchem heute bereits die Hauptbahnlinie der west- lichen Gruppe endet. Im Jahre 1876 wurde das Griqualand mit der Capcolonie vereinigt. Die britische Regierung ordnete sofort durch bestimmte Regeln das ganze Minenwesen und brachte dadurch feste Verhältnisse an Stelle der wüsten Wirtschaft, welche in den ersten Zeiten der Entdeckung in wohl unvermeidlicher Weise platz- gegriffen hatte. Und so ist der Gewinn von Diamanten zu einer 86*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/699>, abgerufen am 25.11.2024.