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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Colombo.
in Versen abgefasste Geschichtswerk der Singhalesen benannt wurde. Der Buddhis-
mus und eine weit vorgeschrittene Cultur verbreiteten sich im V. Jahrhundert
von hier nach Hinterindien; im VIII. Jahrhundert liessen sich mohammedanische
Araber auf der Insel nieder.

Zu Anfang des XV. Jahrhunderts unterwarfen die Chinesen Ceylon, das
ihnen bis zur Regierung des Kaisers Tee-Shun tributpflichtig blieb. Seit dem
Jahre 1505, der Landung Almeidas auf Ceylon, begannen die Portugiesen daselbst
festen Fuss zu fassen. Lopez Suarez Alvarenga gründete 13 Jahre später eine be-
festigte Factorei an der Stelle des jetzigen Colombo. Die portugiesische Herrschaft
machte sich jedoch sehr verhasst, weshalb dieselbe auch mit Beihilfe der Holländer
allmälig beseitigt wurde. Die Letzteren besetzten im Jahre 1756 nach sieben-
monatlicher Belagerung Colombo, das letzte Refugium portugiesischer Macht, deren
Stützen nach und nach gefallen waren.

Während der Periode der holländischen Herrschaft versuchten Franzosen
und Engländer in den Besitz der Insel zu gelangen, doch wurde diese erst im
Kriege zwischen Holland und England von den Truppen der letzteren Macht be-
setzt, worauf sie im Frieden von Amiens 1802 förmlich an England abgetreten wurde.

Nach Besiegung des letzten Königs von Kandy (1815) trat England in den
effectiven Besitz der ganzen Insel. Das neuerworbene Territorium wurde zuerst
der Ostindischen Compagnie zur Verwaltung überwiesen, diese Massregel aber bald
rückgängig gemacht und Ceylon unter seinem ersten Gouverneur Frederik North,
dem späteren Earl of Guildford, unmittelbare Kroncolonie Englands. Letzteres
ist die Insel seither auch unverändert geblieben, indem aus ihr ein in sich
selbst abgeschlossenes, von Indien getrenntes Colonialreich geschaffen wurde,
welches sozusagen in politischer und administrativer Beziehung als Musteranstalt
für die Territorien des grossen indischen Kaiserreiches diente.

Colombo (Cola-ambu), die Hauptstat Ceylons, ist an der Süd-
westküste desselben an einer gegen Nord und Nordwest offenen
Bucht unter 6° 56' nördl. Breite und 79° 51' östl. Länge gelegen.

Vom Hafen aus sind nur wenige einstöckige Häuser zu sehen,
die sämmtlich in italienischem Style erbaut sind; alles Uebrige
sind kleine Hütten mit hohen Ziegeldächern. Thatsächlich besteht
auch das Europäer-Viertel nur aus wenigen Strassen, die das Queen's
House (Gouverneurpalais), das hallenreiche Zollamt, die Post, ein
Museum, die Kasernen und einige Hotels enthalten und durch schattige
Alleen mit Standbildern früherer Gouverneure geziert sind. Dieses
Viertel bildet begreiflicherweise auch das geschäftliche Centrum der
Stadt. An die Europäerstrassen grenzt nördlich das an der Bucht
gelegene Eingeborenen-Viertel Pettah, welches aus einer Ansammlung
von Hütten besteht, die sich an den Ufern des Flüsschens Kailani
hinziehen und von Singhalesen, Mohammedanern und Tamulen be-
wohnt werden. Zwischen der Europäerstadt und Pettah erhebt sich
auf einer vorspringenden Spitze die von den Holländern erbaute grosse
Citadelle.


73*

Colombo.
in Versen abgefasste Geschichtswerk der Singhalesen benannt wurde. Der Buddhis-
mus und eine weit vorgeschrittene Cultur verbreiteten sich im V. Jahrhundert
von hier nach Hinterindien; im VIII. Jahrhundert liessen sich mohammedanische
Araber auf der Insel nieder.

Zu Anfang des XV. Jahrhunderts unterwarfen die Chinesen Ceylon, das
ihnen bis zur Regierung des Kaisers Tee-Shun tributpflichtig blieb. Seit dem
Jahre 1505, der Landung Almeidas auf Ceylon, begannen die Portugiesen daselbst
festen Fuss zu fassen. Lopez Suarez Alvarenga gründete 13 Jahre später eine be-
festigte Factorei an der Stelle des jetzigen Colombo. Die portugiesische Herrschaft
machte sich jedoch sehr verhasst, weshalb dieselbe auch mit Beihilfe der Holländer
allmälig beseitigt wurde. Die Letzteren besetzten im Jahre 1756 nach sieben-
monatlicher Belagerung Colombo, das letzte Refugium portugiesischer Macht, deren
Stützen nach und nach gefallen waren.

Während der Periode der holländischen Herrschaft versuchten Franzosen
und Engländer in den Besitz der Insel zu gelangen, doch wurde diese erst im
Kriege zwischen Holland und England von den Truppen der letzteren Macht be-
setzt, worauf sie im Frieden von Amiens 1802 förmlich an England abgetreten wurde.

Nach Besiegung des letzten Königs von Kandy (1815) trat England in den
effectiven Besitz der ganzen Insel. Das neuerworbene Territorium wurde zuerst
der Ostindischen Compagnie zur Verwaltung überwiesen, diese Massregel aber bald
rückgängig gemacht und Ceylon unter seinem ersten Gouverneur Frederik North,
dem späteren Earl of Guildford, unmittelbare Kroncolonie Englands. Letzteres
ist die Insel seither auch unverändert geblieben, indem aus ihr ein in sich
selbst abgeschlossenes, von Indien getrenntes Colonialreich geschaffen wurde,
welches sozusagen in politischer und administrativer Beziehung als Musteranstalt
für die Territorien des grossen indischen Kaiserreiches diente.

Colombo (Cola-ambu), die Hauptstat Ceylons, ist an der Süd-
westküste desselben an einer gegen Nord und Nordwest offenen
Bucht unter 6° 56′ nördl. Breite und 79° 51′ östl. Länge gelegen.

Vom Hafen aus sind nur wenige einstöckige Häuser zu sehen,
die sämmtlich in italienischem Style erbaut sind; alles Uebrige
sind kleine Hütten mit hohen Ziegeldächern. Thatsächlich besteht
auch das Europäer-Viertel nur aus wenigen Strassen, die das Queen’s
House (Gouverneurpalais), das hallenreiche Zollamt, die Post, ein
Museum, die Kasernen und einige Hôtels enthalten und durch schattige
Alleen mit Standbildern früherer Gouverneure geziert sind. Dieses
Viertel bildet begreiflicherweise auch das geschäftliche Centrum der
Stadt. An die Europäerstrassen grenzt nördlich das an der Bucht
gelegene Eingeborenen-Viertel Pettah, welches aus einer Ansammlung
von Hütten besteht, die sich an den Ufern des Flüsschens Kailani
hinziehen und von Singhalesen, Mohammedanern und Tamulen be-
wohnt werden. Zwischen der Europäerstadt und Pettah erhebt sich
auf einer vorspringenden Spitze die von den Holländern erbaute grosse
Citadelle.


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[579/0595] Colombo. in Versen abgefasste Geschichtswerk der Singhalesen benannt wurde. Der Buddhis- mus und eine weit vorgeschrittene Cultur verbreiteten sich im V. Jahrhundert von hier nach Hinterindien; im VIII. Jahrhundert liessen sich mohammedanische Araber auf der Insel nieder. Zu Anfang des XV. Jahrhunderts unterwarfen die Chinesen Ceylon, das ihnen bis zur Regierung des Kaisers Tee-Shun tributpflichtig blieb. Seit dem Jahre 1505, der Landung Almeidas auf Ceylon, begannen die Portugiesen daselbst festen Fuss zu fassen. Lopez Suarez Alvarenga gründete 13 Jahre später eine be- festigte Factorei an der Stelle des jetzigen Colombo. Die portugiesische Herrschaft machte sich jedoch sehr verhasst, weshalb dieselbe auch mit Beihilfe der Holländer allmälig beseitigt wurde. Die Letzteren besetzten im Jahre 1756 nach sieben- monatlicher Belagerung Colombo, das letzte Refugium portugiesischer Macht, deren Stützen nach und nach gefallen waren. Während der Periode der holländischen Herrschaft versuchten Franzosen und Engländer in den Besitz der Insel zu gelangen, doch wurde diese erst im Kriege zwischen Holland und England von den Truppen der letzteren Macht be- setzt, worauf sie im Frieden von Amiens 1802 förmlich an England abgetreten wurde. Nach Besiegung des letzten Königs von Kandy (1815) trat England in den effectiven Besitz der ganzen Insel. Das neuerworbene Territorium wurde zuerst der Ostindischen Compagnie zur Verwaltung überwiesen, diese Massregel aber bald rückgängig gemacht und Ceylon unter seinem ersten Gouverneur Frederik North, dem späteren Earl of Guildford, unmittelbare Kroncolonie Englands. Letzteres ist die Insel seither auch unverändert geblieben, indem aus ihr ein in sich selbst abgeschlossenes, von Indien getrenntes Colonialreich geschaffen wurde, welches sozusagen in politischer und administrativer Beziehung als Musteranstalt für die Territorien des grossen indischen Kaiserreiches diente. Colombo (Cola-ambu), die Hauptstat Ceylons, ist an der Süd- westküste desselben an einer gegen Nord und Nordwest offenen Bucht unter 6° 56′ nördl. Breite und 79° 51′ östl. Länge gelegen. Vom Hafen aus sind nur wenige einstöckige Häuser zu sehen, die sämmtlich in italienischem Style erbaut sind; alles Uebrige sind kleine Hütten mit hohen Ziegeldächern. Thatsächlich besteht auch das Europäer-Viertel nur aus wenigen Strassen, die das Queen’s House (Gouverneurpalais), das hallenreiche Zollamt, die Post, ein Museum, die Kasernen und einige Hôtels enthalten und durch schattige Alleen mit Standbildern früherer Gouverneure geziert sind. Dieses Viertel bildet begreiflicherweise auch das geschäftliche Centrum der Stadt. An die Europäerstrassen grenzt nördlich das an der Bucht gelegene Eingeborenen-Viertel Pettah, welches aus einer Ansammlung von Hütten besteht, die sich an den Ufern des Flüsschens Kailani hinziehen und von Singhalesen, Mohammedanern und Tamulen be- wohnt werden. Zwischen der Europäerstadt und Pettah erhebt sich auf einer vorspringenden Spitze die von den Holländern erbaute grosse Citadelle. 73*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/595>, abgerufen am 21.11.2024.