eine glanzvolle Stellung ein und verdient mit Recht den stolzen Bei- namen: das amerikanische Athen.
Das geistige Leben ist daher dort sehr entwickelt und der Buchhandel florirt.
Längs der Bassins und Docks des Hafenquais führt, Boston umklammernd, die breite, ihres Namens würdige Atlantic-Avenue, ein grossartiger Verkehrsweg, dessen Besuch uns den Mechanismus des gewaltigen Seeverkehres überblicken lässt.
Die Avenue steht mit der nach South-Boston laufenden Federal- Avenue in Verbindung.
In dem ehemaligen Boston Neck sind prächtige, mit der Washing- ton-Street parallel laufende Strassen entstanden, wie Albany-Street, Harrison-Avenue, Columbus-Avenue und Shawmutt-Avenue, welch letztere in die schöne Tremont-Avenue einmündet; an diese grenzt der ebenso ausgedehnte wie prächtige Common-Park, gewöhnlich Common genannt, in dessen Anlage landschaftlicher Reiz mit Kunst- geschmack vereinigt wurde. Er ist daher der Focus des fashionablen Lebens von Boston. Dort liess an den Ufern lieblicher Teiche, auf grünen Hügeln und in schattigen Boschetts der ausgesprochene Sinn der Bevölkerung für die Pflege geschichtlicher Erinnerungen eine Fülle von Denkmälern entstehen, wie man sie selbst in manchen ehrwür- digen Metropolen der alten Welt, die weitaus reicher an Ereignissen, in solcher Zahl nicht vorfindet.
Die Monumente sind zumeist hervorragenden Männern der Revo- lutionszeit gewidmet, einer Periode, in der alle früheren Erinnerungen an das verhasste Königthum der Zerstörung anheimfielen, so dass kaum mehr die Tradition von ihrem einstigen Bestande Kunde zu geben vermag.
Auch die alten Friedhöfe, die inmitten der Stadt, obgleich auf- gelassen, als Andenken erhalten bleiben, geben von der Verehrung für die Vorkämpfer der Freiheit ein beredtes Zeugniss. Einzelne In- schriften sind der heutigen Generation allerdings nicht mehr recht verständlich. So trägt der Stein, welcher den Capitän Malcolm am Old North-Buryal-Ground deckt, die Worte: "Ein wahrer Sohn der Freiheit, ein Freund des Volkes, ein Feind der Bedrückung, und einer der vordersten Gegner der Revenue-Acte von Amerika." Die Veranlassung zu seinem Lobe war ein kühner Streich, den der Capitän 1768 vollführte, indem er eine Ladung Wein landete, ohne dass er den Zoll für selbe entrichtet hätte. Heute würde man die Affaire als Schmuggel bezeichnen, damals galt sie aber als eine patriotische That, weil der Zoll als ungerecht und illegal angesehen wurde.
Die atlantische Küste von Amerika.
eine glanzvolle Stellung ein und verdient mit Recht den stolzen Bei- namen: das amerikanische Athen.
Das geistige Leben ist daher dort sehr entwickelt und der Buchhandel florirt.
Längs der Bassins und Docks des Hafenquais führt, Boston umklammernd, die breite, ihres Namens würdige Atlantic-Avenue, ein grossartiger Verkehrsweg, dessen Besuch uns den Mechanismus des gewaltigen Seeverkehres überblicken lässt.
Die Avenue steht mit der nach South-Boston laufenden Federal- Avenue in Verbindung.
In dem ehemaligen Boston Neck sind prächtige, mit der Washing- ton-Street parallel laufende Strassen entstanden, wie Albany-Street, Harrison-Avenue, Columbus-Avenue und Shawmutt-Avenue, welch letztere in die schöne Tremont-Avenue einmündet; an diese grenzt der ebenso ausgedehnte wie prächtige Common-Park, gewöhnlich Common genannt, in dessen Anlage landschaftlicher Reiz mit Kunst- geschmack vereinigt wurde. Er ist daher der Focus des fashionablen Lebens von Boston. Dort liess an den Ufern lieblicher Teiche, auf grünen Hügeln und in schattigen Boschetts der ausgesprochene Sinn der Bevölkerung für die Pflege geschichtlicher Erinnerungen eine Fülle von Denkmälern entstehen, wie man sie selbst in manchen ehrwür- digen Metropolen der alten Welt, die weitaus reicher an Ereignissen, in solcher Zahl nicht vorfindet.
Die Monumente sind zumeist hervorragenden Männern der Revo- lutionszeit gewidmet, einer Periode, in der alle früheren Erinnerungen an das verhasste Königthum der Zerstörung anheimfielen, so dass kaum mehr die Tradition von ihrem einstigen Bestande Kunde zu geben vermag.
Auch die alten Friedhöfe, die inmitten der Stadt, obgleich auf- gelassen, als Andenken erhalten bleiben, geben von der Verehrung für die Vorkämpfer der Freiheit ein beredtes Zeugniss. Einzelne In- schriften sind der heutigen Generation allerdings nicht mehr recht verständlich. So trägt der Stein, welcher den Capitän Malcolm am Old North-Buryal-Ground deckt, die Worte: „Ein wahrer Sohn der Freiheit, ein Freund des Volkes, ein Feind der Bedrückung, und einer der vordersten Gegner der Revenue-Acte von Amerika.“ Die Veranlassung zu seinem Lobe war ein kühner Streich, den der Capitän 1768 vollführte, indem er eine Ladung Wein landete, ohne dass er den Zoll für selbe entrichtet hätte. Heute würde man die Affaire als Schmuggel bezeichnen, damals galt sie aber als eine patriotische That, weil der Zoll als ungerecht und illegal angesehen wurde.
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Die atlantische Küste von Amerika.
eine glanzvolle Stellung ein und verdient mit Recht den stolzen Bei-
namen: das amerikanische Athen.
Das geistige Leben ist daher dort sehr entwickelt und der
Buchhandel florirt.
Längs der Bassins und Docks des Hafenquais führt, Boston
umklammernd, die breite, ihres Namens würdige Atlantic-Avenue, ein
grossartiger Verkehrsweg, dessen Besuch uns den Mechanismus des
gewaltigen Seeverkehres überblicken lässt.
Die Avenue steht mit der nach South-Boston laufenden Federal-
Avenue in Verbindung.
In dem ehemaligen Boston Neck sind prächtige, mit der Washing-
ton-Street parallel laufende Strassen entstanden, wie Albany-Street,
Harrison-Avenue, Columbus-Avenue und Shawmutt-Avenue, welch
letztere in die schöne Tremont-Avenue einmündet; an diese grenzt
der ebenso ausgedehnte wie prächtige Common-Park, gewöhnlich
Common genannt, in dessen Anlage landschaftlicher Reiz mit Kunst-
geschmack vereinigt wurde. Er ist daher der Focus des fashionablen
Lebens von Boston. Dort liess an den Ufern lieblicher Teiche, auf
grünen Hügeln und in schattigen Boschetts der ausgesprochene Sinn
der Bevölkerung für die Pflege geschichtlicher Erinnerungen eine Fülle
von Denkmälern entstehen, wie man sie selbst in manchen ehrwür-
digen Metropolen der alten Welt, die weitaus reicher an Ereignissen,
in solcher Zahl nicht vorfindet.
Die Monumente sind zumeist hervorragenden Männern der Revo-
lutionszeit gewidmet, einer Periode, in der alle früheren Erinnerungen
an das verhasste Königthum der Zerstörung anheimfielen, so dass kaum
mehr die Tradition von ihrem einstigen Bestande Kunde zu geben vermag.
Auch die alten Friedhöfe, die inmitten der Stadt, obgleich auf-
gelassen, als Andenken erhalten bleiben, geben von der Verehrung
für die Vorkämpfer der Freiheit ein beredtes Zeugniss. Einzelne In-
schriften sind der heutigen Generation allerdings nicht mehr recht
verständlich. So trägt der Stein, welcher den Capitän Malcolm am
Old North-Buryal-Ground deckt, die Worte: „Ein wahrer Sohn der
Freiheit, ein Freund des Volkes, ein Feind der Bedrückung, und
einer der vordersten Gegner der Revenue-Acte von Amerika.“ Die
Veranlassung zu seinem Lobe war ein kühner Streich, den der Capitän
1768 vollführte, indem er eine Ladung Wein landete, ohne dass er
den Zoll für selbe entrichtet hätte. Heute würde man die Affaire als
Schmuggel bezeichnen, damals galt sie aber als eine patriotische That,
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/52>, abgerufen am 25.11.2024.
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