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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
Summe zum Baue einer zweiten Kirche. Unter seinen nächsten Nach-
folgern ging die Ausdehnung der Stadt rasch vorwärts, die Amanus-
Gracht, das Molenvliet und der Antjol'sche Canal wurden gegraben.
Ursprünglich in Form eines länglichen Vierecks mit fünf Thoren
erbaut, von welch letzteren die Vierkantspoort bis auf den heutigen
Tag erhalten geblieben ist, zählte die Stadt zu Anfang des XVIII. Jahr-
hunderts bereits drei grössere Vorstädte. Die Geschütze des "Kasteels"
bestrichen dazumal die Rhede, doch rückte der Strand seither durch
die Anschwemmungen des Tjiliwong jährlich um 7--8 m in die See
vor, so dass die Stadt jetzt schon 4 km von der See entfernt ist.

Der Zuckerbau nahm gleich im Anfange einen grossen Auf-
schwung, ging jedoch nach und nach wieder ein, bis (1709) die Plan-
tagen von Chinesen übernommen wurden. Letztere bemächtigten sich
übrigens auch schon damals eines Theiles des Handels und der Küsten-
schiffahrt, indem sie Europäer und Javaner durch ihre billige Arbeit
verdrängten.

Die Bai ist gegen die offene See durch viele Inseln und Bänke
geschützt und insoferne ein guter Ankerplatz für tausend und mehr
Schiffe. Aber die grosse Anzahl der im Laufe der Zeiten angelegten
und vom Tjiliwong gespeisten Gräben schwächten diesen Fluss, welcher,
als die versuchte Zuleitung des Tjidani und des Angki resultatlos
blieb, nicht mehr die Kraft besass, den Unrath der Stadt der See
zuzuführen, dafür aber an seiner Mündung eine grosse Schlammbank
ansetzte und die Tiefen in der Bai überall verringerte. Ueberdies
wurde Batavia durch diese Anschwemmungen höchst ungesund, so
dass man es lange Zeit hindurch als "Kirchhof der Europäer" be-
zeichnete.

Generalgouverneur Daendels liess 1808 die Befestigungswerke
abtragen; er verlegte den Sitz der Regierung nach dem 6 km land-
einwärts, höher und gesünder gelegenen Weltevreden. Seither bauten
sich die wohlhabenderen Einwohner der Stadt gegen Weltevreden
zu an, und auch eine andere, ebenfalls höher gelegene Stelle, der
Konings-Plein, wurde mit regelmässigen Strassen angelegt. Auch die
Sanirung der alten Stadt selbst konnte durch jahrelange Mühe und
Ausdauer, durch Bohrung artesischer Brunnen, sowie durch den Bau
von Dämmen und Canälen schliesslich erreicht werden; demungeachtet
gerieth sie immer mehr in Verfall.

Die wiederholten Blokaden durch englische Flottenabtheilungen
(1800 und 1806), sowie die widerstandslose Einnahme der Stadt
durch englische Truppen (1811) blieben auf Batavia, das nach dem

Der grosse Ocean.
Summe zum Baue einer zweiten Kirche. Unter seinen nächsten Nach-
folgern ging die Ausdehnung der Stadt rasch vorwärts, die Amanus-
Gracht, das Molenvliet und der Antjol’sche Canal wurden gegraben.
Ursprünglich in Form eines länglichen Vierecks mit fünf Thoren
erbaut, von welch letzteren die Vierkantspoort bis auf den heutigen
Tag erhalten geblieben ist, zählte die Stadt zu Anfang des XVIII. Jahr-
hunderts bereits drei grössere Vorstädte. Die Geschütze des „Kasteels“
bestrichen dazumal die Rhede, doch rückte der Strand seither durch
die Anschwemmungen des Tjiliwong jährlich um 7—8 m in die See
vor, so dass die Stadt jetzt schon 4 km von der See entfernt ist.

Der Zuckerbau nahm gleich im Anfange einen grossen Auf-
schwung, ging jedoch nach und nach wieder ein, bis (1709) die Plan-
tagen von Chinesen übernommen wurden. Letztere bemächtigten sich
übrigens auch schon damals eines Theiles des Handels und der Küsten-
schiffahrt, indem sie Europäer und Javaner durch ihre billige Arbeit
verdrängten.

Die Bai ist gegen die offene See durch viele Inseln und Bänke
geschützt und insoferne ein guter Ankerplatz für tausend und mehr
Schiffe. Aber die grosse Anzahl der im Laufe der Zeiten angelegten
und vom Tjiliwong gespeisten Gräben schwächten diesen Fluss, welcher,
als die versuchte Zuleitung des Tjidani und des Angki resultatlos
blieb, nicht mehr die Kraft besass, den Unrath der Stadt der See
zuzuführen, dafür aber an seiner Mündung eine grosse Schlammbank
ansetzte und die Tiefen in der Bai überall verringerte. Ueberdies
wurde Batavia durch diese Anschwemmungen höchst ungesund, so
dass man es lange Zeit hindurch als „Kirchhof der Europäer“ be-
zeichnete.

Generalgouverneur Daendels liess 1808 die Befestigungswerke
abtragen; er verlegte den Sitz der Regierung nach dem 6 km land-
einwärts, höher und gesünder gelegenen Weltevreden. Seither bauten
sich die wohlhabenderen Einwohner der Stadt gegen Weltevreden
zu an, und auch eine andere, ebenfalls höher gelegene Stelle, der
Konings-Plein, wurde mit regelmässigen Strassen angelegt. Auch die
Sanirung der alten Stadt selbst konnte durch jahrelange Mühe und
Ausdauer, durch Bohrung artesischer Brunnen, sowie durch den Bau
von Dämmen und Canälen schliesslich erreicht werden; demungeachtet
gerieth sie immer mehr in Verfall.

Die wiederholten Blokaden durch englische Flottenabtheilungen
(1800 und 1806), sowie die widerstandslose Einnahme der Stadt
durch englische Truppen (1811) blieben auf Batavia, das nach dem

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[498/0514] Der grosse Ocean. Summe zum Baue einer zweiten Kirche. Unter seinen nächsten Nach- folgern ging die Ausdehnung der Stadt rasch vorwärts, die Amanus- Gracht, das Molenvliet und der Antjol’sche Canal wurden gegraben. Ursprünglich in Form eines länglichen Vierecks mit fünf Thoren erbaut, von welch letzteren die Vierkantspoort bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist, zählte die Stadt zu Anfang des XVIII. Jahr- hunderts bereits drei grössere Vorstädte. Die Geschütze des „Kasteels“ bestrichen dazumal die Rhede, doch rückte der Strand seither durch die Anschwemmungen des Tjiliwong jährlich um 7—8 m in die See vor, so dass die Stadt jetzt schon 4 km von der See entfernt ist. Der Zuckerbau nahm gleich im Anfange einen grossen Auf- schwung, ging jedoch nach und nach wieder ein, bis (1709) die Plan- tagen von Chinesen übernommen wurden. Letztere bemächtigten sich übrigens auch schon damals eines Theiles des Handels und der Küsten- schiffahrt, indem sie Europäer und Javaner durch ihre billige Arbeit verdrängten. Die Bai ist gegen die offene See durch viele Inseln und Bänke geschützt und insoferne ein guter Ankerplatz für tausend und mehr Schiffe. Aber die grosse Anzahl der im Laufe der Zeiten angelegten und vom Tjiliwong gespeisten Gräben schwächten diesen Fluss, welcher, als die versuchte Zuleitung des Tjidani und des Angki resultatlos blieb, nicht mehr die Kraft besass, den Unrath der Stadt der See zuzuführen, dafür aber an seiner Mündung eine grosse Schlammbank ansetzte und die Tiefen in der Bai überall verringerte. Ueberdies wurde Batavia durch diese Anschwemmungen höchst ungesund, so dass man es lange Zeit hindurch als „Kirchhof der Europäer“ be- zeichnete. Generalgouverneur Daendels liess 1808 die Befestigungswerke abtragen; er verlegte den Sitz der Regierung nach dem 6 km land- einwärts, höher und gesünder gelegenen Weltevreden. Seither bauten sich die wohlhabenderen Einwohner der Stadt gegen Weltevreden zu an, und auch eine andere, ebenfalls höher gelegene Stelle, der Konings-Plein, wurde mit regelmässigen Strassen angelegt. Auch die Sanirung der alten Stadt selbst konnte durch jahrelange Mühe und Ausdauer, durch Bohrung artesischer Brunnen, sowie durch den Bau von Dämmen und Canälen schliesslich erreicht werden; demungeachtet gerieth sie immer mehr in Verfall. Die wiederholten Blokaden durch englische Flottenabtheilungen (1800 und 1806), sowie die widerstandslose Einnahme der Stadt durch englische Truppen (1811) blieben auf Batavia, das nach dem

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/514>, abgerufen am 22.11.2024.