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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
einen allgemeinen Unterricht, besitzt einen commerciellen Specialcurs
und zeichnet sich durch ein gut eingerichtetes physikalisches Cabinet
und ein reichhaltiges naturwissenschaftliches Museum aus. Zu nennen
sind ferner die nautische Academie und eine Ackerbauschule. Der
botanische Garten ist wenig bemerkenswerth, das meteorologische
Observatorium im Jesuitenconvent von gutem wissenschaftlichen Ruf.
Seine Sturmwarnungen haben schon oft grossen Nutzen getragen,
Studien über Erdbebenerscheinungen werden daselbst eifrigst durch-
geführt.

Die Junta directoria de Obras Pias unter dem Präsidium des
Erzbischofs steht den humanitären Anstalten vor. Zu letzteren gehören
das Waisenhaus, das im Jahre 1810 gegründete Real hospicio de
San Jose, das Siechenhaus San Lazaro und das Hospital San Juan
de Dios de Manila; die beiden letztgenannten Anstalten sind bereits
drei Jahrhunderte alt, sowie das als Militärspital verwendete Hospicio
San Jose de Cavite.

Die Garnison der Stadt ist in zwei grossen und mehreren
kleinen Kasernen untergebracht. Im Innern der Stadt befindet sich
die grosse Artilleriekaserne, in welcher ein ganzes Regiment liegt, in
nächster Nähe derselben sind ein Munitionsdepot, ein Munitionslabo-
ratorium und eine grössere Werkstätte zur Vornahme von Repara-
turen an Geschützen. Die im Barakenstyle angelegte Infanterie-
kaserne liegt ausserhalb der Stadt im freien Terrain. Bemerkens-
werth ist, dass nur die europäischen Soldaten Betten besitzen, wäh-
rend die eingeborenen sich mit einer einfachen, tagsüber aufgerollten
Strohmatte begnügen.

Die Philippinen sind eine Ackerbaucolonie; die heisse Saison
dauert hier von März bis Juli; dann beginnen die Regen, welche bis
December andauern und die Strassen und Wege fast ungangbar
machen.

Unter den Handelsplätzen derselben ist Manila der wichtigste und
vermittelt den grösseren Theil des Aussenhandels der Inseln.

Von den vornehmsten Producten der Inseln, welche den Gegenstand der
Ausfuhr bilden, gelangten folgende Quantitäten über Manila zur Verschiffung:

Der Export von Zucker als dem quantitativ stärksten Ausfuhrartikel belief
sich im Jahre 1890 auf 2,360.442 Piculs oder 149,297.956 kg, während im Jahre
1889 nur 99,337.239 kg zur Ausfuhr gelangten. Der Hauptabsatz von philippinischem
Zucker erfolgt gegenwärtig nach Nordamerika, welches zwei Drittel der ge-
sammten Ausfuhr, zumeist trockenen Zucker bezieht.

Für Manila-Hanf, gewonnen von der Abacastaude, weist Manila die be-
trächtliche Ausfuhrmenge von 1,004.310 Pic. = 63,522.608 kg für das Jahr 1890
auf. Im Jahre 1889 wurden nur 62,351.486 kg verschifft.


Der grosse Ocean.
einen allgemeinen Unterricht, besitzt einen commerciellen Specialcurs
und zeichnet sich durch ein gut eingerichtetes physikalisches Cabinet
und ein reichhaltiges naturwissenschaftliches Museum aus. Zu nennen
sind ferner die nautische Academie und eine Ackerbauschule. Der
botanische Garten ist wenig bemerkenswerth, das meteorologische
Observatorium im Jesuitenconvent von gutem wissenschaftlichen Ruf.
Seine Sturmwarnungen haben schon oft grossen Nutzen getragen,
Studien über Erdbebenerscheinungen werden daselbst eifrigst durch-
geführt.

Die Junta directoria de Obras Pias unter dem Präsidium des
Erzbischofs steht den humanitären Anstalten vor. Zu letzteren gehören
das Waisenhaus, das im Jahre 1810 gegründete Real hospicio de
San José, das Siechenhaus San Lazaro und das Hospital San Juan
de Dios de Manila; die beiden letztgenannten Anstalten sind bereits
drei Jahrhunderte alt, sowie das als Militärspital verwendete Hospicio
San José de Cavite.

Die Garnison der Stadt ist in zwei grossen und mehreren
kleinen Kasernen untergebracht. Im Innern der Stadt befindet sich
die grosse Artilleriekaserne, in welcher ein ganzes Regiment liegt, in
nächster Nähe derselben sind ein Munitionsdepôt, ein Munitionslabo-
ratorium und eine grössere Werkstätte zur Vornahme von Repara-
turen an Geschützen. Die im Barakenstyle angelegte Infanterie-
kaserne liegt ausserhalb der Stadt im freien Terrain. Bemerkens-
werth ist, dass nur die europäischen Soldaten Betten besitzen, wäh-
rend die eingeborenen sich mit einer einfachen, tagsüber aufgerollten
Strohmatte begnügen.

Die Philippinen sind eine Ackerbaucolonie; die heisse Saison
dauert hier von März bis Juli; dann beginnen die Regen, welche bis
December andauern und die Strassen und Wege fast ungangbar
machen.

Unter den Handelsplätzen derselben ist Manila der wichtigste und
vermittelt den grösseren Theil des Aussenhandels der Inseln.

Von den vornehmsten Producten der Inseln, welche den Gegenstand der
Ausfuhr bilden, gelangten folgende Quantitäten über Manila zur Verschiffung:

Der Export von Zucker als dem quantitativ stärksten Ausfuhrartikel belief
sich im Jahre 1890 auf 2,360.442 Piculs oder 149,297.956 kg, während im Jahre
1889 nur 99,337.239 kg zur Ausfuhr gelangten. Der Hauptabsatz von philippinischem
Zucker erfolgt gegenwärtig nach Nordamerika, welches zwei Drittel der ge-
sammten Ausfuhr, zumeist trockenen Zucker bezieht.

Für Manila-Hanf, gewonnen von der Abacastaude, weist Manila die be-
trächtliche Ausfuhrmenge von 1,004.310 Pic. = 63,522.608 kg für das Jahr 1890
auf. Im Jahre 1889 wurden nur 62,351.486 kg verschifft.


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[492/0508] Der grosse Ocean. einen allgemeinen Unterricht, besitzt einen commerciellen Specialcurs und zeichnet sich durch ein gut eingerichtetes physikalisches Cabinet und ein reichhaltiges naturwissenschaftliches Museum aus. Zu nennen sind ferner die nautische Academie und eine Ackerbauschule. Der botanische Garten ist wenig bemerkenswerth, das meteorologische Observatorium im Jesuitenconvent von gutem wissenschaftlichen Ruf. Seine Sturmwarnungen haben schon oft grossen Nutzen getragen, Studien über Erdbebenerscheinungen werden daselbst eifrigst durch- geführt. Die Junta directoria de Obras Pias unter dem Präsidium des Erzbischofs steht den humanitären Anstalten vor. Zu letzteren gehören das Waisenhaus, das im Jahre 1810 gegründete Real hospicio de San José, das Siechenhaus San Lazaro und das Hospital San Juan de Dios de Manila; die beiden letztgenannten Anstalten sind bereits drei Jahrhunderte alt, sowie das als Militärspital verwendete Hospicio San José de Cavite. Die Garnison der Stadt ist in zwei grossen und mehreren kleinen Kasernen untergebracht. Im Innern der Stadt befindet sich die grosse Artilleriekaserne, in welcher ein ganzes Regiment liegt, in nächster Nähe derselben sind ein Munitionsdepôt, ein Munitionslabo- ratorium und eine grössere Werkstätte zur Vornahme von Repara- turen an Geschützen. Die im Barakenstyle angelegte Infanterie- kaserne liegt ausserhalb der Stadt im freien Terrain. Bemerkens- werth ist, dass nur die europäischen Soldaten Betten besitzen, wäh- rend die eingeborenen sich mit einer einfachen, tagsüber aufgerollten Strohmatte begnügen. Die Philippinen sind eine Ackerbaucolonie; die heisse Saison dauert hier von März bis Juli; dann beginnen die Regen, welche bis December andauern und die Strassen und Wege fast ungangbar machen. Unter den Handelsplätzen derselben ist Manila der wichtigste und vermittelt den grösseren Theil des Aussenhandels der Inseln. Von den vornehmsten Producten der Inseln, welche den Gegenstand der Ausfuhr bilden, gelangten folgende Quantitäten über Manila zur Verschiffung: Der Export von Zucker als dem quantitativ stärksten Ausfuhrartikel belief sich im Jahre 1890 auf 2,360.442 Piculs oder 149,297.956 kg, während im Jahre 1889 nur 99,337.239 kg zur Ausfuhr gelangten. Der Hauptabsatz von philippinischem Zucker erfolgt gegenwärtig nach Nordamerika, welches zwei Drittel der ge- sammten Ausfuhr, zumeist trockenen Zucker bezieht. Für Manila-Hanf, gewonnen von der Abacastaude, weist Manila die be- trächtliche Ausfuhrmenge von 1,004.310 Pic. = 63,522.608 kg für das Jahr 1890 auf. Im Jahre 1889 wurden nur 62,351.486 kg verschifft.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/508>, abgerufen am 22.11.2024.