können Europäer selbst längere Jahre in Saigon leben, ohne einen wesentlichen Schaden an ihrer Gesundheit zu erleiden. Der richtigen, Fett und Alkohol thunlichst ausschliessenden Ernährung ist ganz be- sondere Sorgfalt zuzuwenden; an den Table d'hotes der zahlreichen Restaurants in Saigon herrscht die französische Küche mit dem Klima entsprechenden Modificationen vor. Der Gesammteindruck, den die in Saigon lebenden Europäer machen, ist doch der, dass sie unter dem Tropenklima stark leiden.
Das Post- und Telegraphenwesen ist seit 1882 vereinigt. Den Postdienst zwischen Saigon und den Hauptorten der Colonie besorgen die Fahrzeuge der Messageries fluviales. Von diesen Hauptorten wird die Post mit verschiedenen Mitteln des Landpostdienstes weiterbeför- dert. Das Telegraphennetz der Colonie ist sehr ausgebreitet.
Saigon ist so recht ein Spiegelbild der französischen Colonial- politik. Der Staat steckt Millionen in seine Colonien, um sie ertrags- fähig zu machen und nach Jahrzehnten die Zinsen dieser Anlagen wieder zurück zu gewinnen. Dem Reichthum Frankreichs und der Vorliebe des französischen Volkes entsprechend tragen alle colonialen Einrichtungen den Stempel des Reichthums und der Grossartigkeit an sich.
Die Stadt Saigon wird von den dorfartigen Vorstädten durch Wasserläufe getrennt. Es sind diese: im Norden der Tin-ghe oder Arroyo de l'Avalanche, im Westen der Umfassungscanal, im Süden der Viaim Benghe oder Arroyo Chinois und im Osten der Saigon- fluss. Die Arroyos sind Canäle, die zur Verbindung der natürlichen Wasserläufe dienen. Wenngleich die Colonialregierung beim Ausbaue der Landcommunicationen auch überaus thätig vorgeht, so werden doch noch durch lange Jahre die Wasserstrassen für den Binnen- verkehr die erste Stelle einnehmen. Die grossen Flüsse, an denen die Handelscentren der Colonie liegen, wie beispielsweise Saigon, theilen das Land gewissermassen in natürliche Verkehrsgebiete. In diesen kommt nun den kleineren Wasseradern und den Arroyos eine wichtige Rolle zu, sie vermitteln den Verkehr mit den Markt- orten und den productiven Landesstrecken. Sie haben überdies einen bedeutenden Werth für die Bodenproduction, deren Ertrag sie durch die Bewässerung des fruchtbaren Landes ansehnlich vermehrt haben.
Eine Eisenbahn zwischen Saigon und Mytho, die einzige des Landes, ist von der Colonialregierung am 1. October 1888 in Staatsregie übernommen worden. Diese Eisenbahn führt über das nur 5 km von Saigon entfernte Cholon, das mit ersterer Stadt über-
Der grosse Ocean.
können Europäer selbst längere Jahre in Saigon leben, ohne einen wesentlichen Schaden an ihrer Gesundheit zu erleiden. Der richtigen, Fett und Alkohol thunlichst ausschliessenden Ernährung ist ganz be- sondere Sorgfalt zuzuwenden; an den Table d’hôtes der zahlreichen Restaurants in Saigon herrscht die französische Küche mit dem Klima entsprechenden Modificationen vor. Der Gesammteindruck, den die in Saigon lebenden Europäer machen, ist doch der, dass sie unter dem Tropenklima stark leiden.
Das Post- und Telegraphenwesen ist seit 1882 vereinigt. Den Postdienst zwischen Saigon und den Hauptorten der Colonie besorgen die Fahrzeuge der Messageries fluviales. Von diesen Hauptorten wird die Post mit verschiedenen Mitteln des Landpostdienstes weiterbeför- dert. Das Telegraphennetz der Colonie ist sehr ausgebreitet.
Saigon ist so recht ein Spiegelbild der französischen Colonial- politik. Der Staat steckt Millionen in seine Colonien, um sie ertrags- fähig zu machen und nach Jahrzehnten die Zinsen dieser Anlagen wieder zurück zu gewinnen. Dem Reichthum Frankreichs und der Vorliebe des französischen Volkes entsprechend tragen alle colonialen Einrichtungen den Stempel des Reichthums und der Grossartigkeit an sich.
Die Stadt Saigon wird von den dorfartigen Vorstädten durch Wasserläufe getrennt. Es sind diese: im Norden der Tin-ghé oder Arroyo de l’Avalanche, im Westen der Umfassungscanal, im Süden der Viaim Benghé oder Arroyo Chinois und im Osten der Saigon- fluss. Die Arroyos sind Canäle, die zur Verbindung der natürlichen Wasserläufe dienen. Wenngleich die Colonialregierung beim Ausbaue der Landcommunicationen auch überaus thätig vorgeht, so werden doch noch durch lange Jahre die Wasserstrassen für den Binnen- verkehr die erste Stelle einnehmen. Die grossen Flüsse, an denen die Handelscentren der Colonie liegen, wie beispielsweise Saigon, theilen das Land gewissermassen in natürliche Verkehrsgebiete. In diesen kommt nun den kleineren Wasseradern und den Arroyos eine wichtige Rolle zu, sie vermitteln den Verkehr mit den Markt- orten und den productiven Landesstrecken. Sie haben überdies einen bedeutenden Werth für die Bodenproduction, deren Ertrag sie durch die Bewässerung des fruchtbaren Landes ansehnlich vermehrt haben.
Eine Eisenbahn zwischen Saigon und Mytho, die einzige des Landes, ist von der Colonialregierung am 1. October 1888 in Staatsregie übernommen worden. Diese Eisenbahn führt über das nur 5 km von Saigon entfernte Cholon, das mit ersterer Stadt über-
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Der grosse Ocean.
können Europäer selbst längere Jahre in Saigon leben, ohne einen
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Fett und Alkohol thunlichst ausschliessenden Ernährung ist ganz be-
sondere Sorgfalt zuzuwenden; an den Table d’hôtes der zahlreichen
Restaurants in Saigon herrscht die französische Küche mit dem
Klima entsprechenden Modificationen vor. Der Gesammteindruck,
den die in Saigon lebenden Europäer machen, ist doch der, dass
sie unter dem Tropenklima stark leiden.
Das Post- und Telegraphenwesen ist seit 1882 vereinigt. Den
Postdienst zwischen Saigon und den Hauptorten der Colonie besorgen
die Fahrzeuge der Messageries fluviales. Von diesen Hauptorten wird
die Post mit verschiedenen Mitteln des Landpostdienstes weiterbeför-
dert. Das Telegraphennetz der Colonie ist sehr ausgebreitet.
Saigon ist so recht ein Spiegelbild der französischen Colonial-
politik. Der Staat steckt Millionen in seine Colonien, um sie ertrags-
fähig zu machen und nach Jahrzehnten die Zinsen dieser Anlagen
wieder zurück zu gewinnen. Dem Reichthum Frankreichs und der
Vorliebe des französischen Volkes entsprechend tragen alle colonialen
Einrichtungen den Stempel des Reichthums und der Grossartigkeit
an sich.
Die Stadt Saigon wird von den dorfartigen Vorstädten durch
Wasserläufe getrennt. Es sind diese: im Norden der Tin-ghé oder
Arroyo de l’Avalanche, im Westen der Umfassungscanal, im Süden
der Viaim Benghé oder Arroyo Chinois und im Osten der Saigon-
fluss. Die Arroyos sind Canäle, die zur Verbindung der natürlichen
Wasserläufe dienen. Wenngleich die Colonialregierung beim Ausbaue
der Landcommunicationen auch überaus thätig vorgeht, so werden
doch noch durch lange Jahre die Wasserstrassen für den Binnen-
verkehr die erste Stelle einnehmen. Die grossen Flüsse, an denen
die Handelscentren der Colonie liegen, wie beispielsweise Saigon,
theilen das Land gewissermassen in natürliche Verkehrsgebiete.
In diesen kommt nun den kleineren Wasseradern und den Arroyos
eine wichtige Rolle zu, sie vermitteln den Verkehr mit den Markt-
orten und den productiven Landesstrecken. Sie haben überdies einen
bedeutenden Werth für die Bodenproduction, deren Ertrag sie durch
die Bewässerung des fruchtbaren Landes ansehnlich vermehrt haben.
Eine Eisenbahn zwischen Saigon und Mytho, die einzige des
Landes, ist von der Colonialregierung am 1. October 1888 in
Staatsregie übernommen worden. Diese Eisenbahn führt über das
nur 5 km von Saigon entfernte Cholon, das mit ersterer Stadt über-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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