Bild des Treibens im Hafen, der über eine Million Passagiere als Durchgangsplatz benützte.
Aber der Grösse des Schiffs- und Passagierverkehres entspricht bei weitem nicht die des Waarenverkehres, weil viele der hier verkehrenden Schiffe nur Passagiere führen, die aus Nordchina für Whampoa bestimmten hier nur anlaufen, ohne zu laden und zu löschen, die auf dem Wege nach Norden hier durchgehenden Postdampfer und Frachtschiffe nur Kohlen einnehmen.
Hongkong ist der wichtigste Platz des östlichen China für das Chartern von Schiffen, für den Verkehr der Post und der Telegraphen und eine grosse Kohlenstation. Die Chinesen, welche sich in Hongkong unter dem Schutze der englischen Gesetze so wohl befinden, ver- mitteln von hier aus den Handel Cantons und unternehmen kühne, oft zu kühne Handelsspeculationen. Von den Europäern treten neben den Engländern die Deutschen und die Portugiesen hervor. Hongkongs Waarenverkehr, der zu einem sehr grossen Theil aus Durchfracht- gütern von und nach China besteht, wird im Durchschnitte jährlich auf 400 Millionen Gulden geschätzt.
Die wichtigsten Waaren des hiesigen Marktes sind Opium, Baumwoll- und Schafwollstoffe, Metalle und Metallwaaren, Thonwaaren, Farben, Baumwolle, Hölzer, Zucker, Salz, Mehl, Oele, Elfenbein, Betelnüsse und endlich Gemüse und Früchte.
Gestützt auf die billige chinesische Arbeitskraft gewinnt die Industrie von Hongkong von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Es bestehen hier drei grosse Zuckerfabriken, von denen eine Rum erzeugt, eine Eisfabrik, eine Seilfabrik, Sägewerke, Maschinenwerkstätten, Ziegel- und Cementwerke, eine Papiermühle, eine Gasanstalt und Elektricitätswerke. Diese Fabriken sind nach europäischem Muster eingerichtet.
Die Chinesen blasen Glas, kochen Opium, erzeugen Seidenstoffe, sie färben, machen Zahnpulver, Zündhölzchen, Cigarren, bauen Boote u. s. w.
Von den 6 Docks hat das Admiralitätsdock in Kaulung eine Länge von 500 englischen Fuss, eine Breite von 70--86 Fuss und eine Tiefe von 29 Fuss.
Der Schiffsverkehr von Hongkong umfasste
[Tabelle]
Im Jahre 1887 erreichte der Verkehr 54.812 Schiffe mit 12,729.454 Reg.- Tonnen.
Von den 1889 eingetroffenen 30.777 Fahrzeugen waren 3669 Dampfer, 151 Segelschiffe und 26.957 Dschunken.
58*
Hongkong.
Bild des Treibens im Hafen, der über eine Million Passagiere als Durchgangsplatz benützte.
Aber der Grösse des Schiffs- und Passagierverkehres entspricht bei weitem nicht die des Waarenverkehres, weil viele der hier verkehrenden Schiffe nur Passagiere führen, die aus Nordchina für Whampoa bestimmten hier nur anlaufen, ohne zu laden und zu löschen, die auf dem Wege nach Norden hier durchgehenden Postdampfer und Frachtschiffe nur Kohlen einnehmen.
Hongkong ist der wichtigste Platz des östlichen China für das Chartern von Schiffen, für den Verkehr der Post und der Telegraphen und eine grosse Kohlenstation. Die Chinesen, welche sich in Hongkong unter dem Schutze der englischen Gesetze so wohl befinden, ver- mitteln von hier aus den Handel Cantons und unternehmen kühne, oft zu kühne Handelsspeculationen. Von den Europäern treten neben den Engländern die Deutschen und die Portugiesen hervor. Hongkongs Waarenverkehr, der zu einem sehr grossen Theil aus Durchfracht- gütern von und nach China besteht, wird im Durchschnitte jährlich auf 400 Millionen Gulden geschätzt.
Die wichtigsten Waaren des hiesigen Marktes sind Opium, Baumwoll- und Schafwollstoffe, Metalle und Metallwaaren, Thonwaaren, Farben, Baumwolle, Hölzer, Zucker, Salz, Mehl, Oele, Elfenbein, Betelnüsse und endlich Gemüse und Früchte.
Gestützt auf die billige chinesische Arbeitskraft gewinnt die Industrie von Hongkong von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Es bestehen hier drei grosse Zuckerfabriken, von denen eine Rum erzeugt, eine Eisfabrik, eine Seilfabrik, Sägewerke, Maschinenwerkstätten, Ziegel- und Cementwerke, eine Papiermühle, eine Gasanstalt und Elektricitätswerke. Diese Fabriken sind nach europäischem Muster eingerichtet.
Die Chinesen blasen Glas, kochen Opium, erzeugen Seidenstoffe, sie färben, machen Zahnpulver, Zündhölzchen, Cigarren, bauen Boote u. s. w.
Von den 6 Docks hat das Admiralitätsdock in Kaulung eine Länge von 500 englischen Fuss, eine Breite von 70—86 Fuss und eine Tiefe von 29 Fuss.
Der Schiffsverkehr von Hongkong umfasste
[Tabelle]
Im Jahre 1887 erreichte der Verkehr 54.812 Schiffe mit 12,729.454 Reg.- Tonnen.
Von den 1889 eingetroffenen 30.777 Fahrzeugen waren 3669 Dampfer, 151 Segelschiffe und 26.957 Dschunken.
58*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0475"n="459"/><fwplace="top"type="header">Hongkong.</fw><lb/>
Bild des Treibens im Hafen, der über eine Million Passagiere als<lb/>
Durchgangsplatz benützte.</p><lb/><p>Aber der Grösse des Schiffs- und Passagierverkehres entspricht<lb/>
bei weitem nicht die des Waarenverkehres, weil viele der hier<lb/>
verkehrenden Schiffe nur Passagiere führen, die aus Nordchina für<lb/>
Whampoa bestimmten hier nur anlaufen, ohne zu laden und zu löschen,<lb/>
die auf dem Wege nach Norden hier durchgehenden Postdampfer und<lb/>
Frachtschiffe nur Kohlen einnehmen.</p><lb/><p>Hongkong ist der wichtigste Platz des östlichen China für das<lb/>
Chartern von Schiffen, für den Verkehr der Post und der Telegraphen<lb/>
und eine grosse Kohlenstation. Die Chinesen, welche sich in Hongkong<lb/>
unter dem Schutze der englischen Gesetze so wohl befinden, ver-<lb/>
mitteln von hier aus den Handel Cantons und unternehmen kühne,<lb/>
oft zu kühne Handelsspeculationen. Von den Europäern treten neben<lb/>
den Engländern die Deutschen und die Portugiesen hervor. Hongkongs<lb/>
Waarenverkehr, der zu einem sehr grossen Theil aus Durchfracht-<lb/>
gütern von und nach China besteht, wird im Durchschnitte jährlich<lb/>
auf 400 Millionen Gulden geschätzt.</p><lb/><p>Die wichtigsten Waaren des hiesigen Marktes sind Opium, Baumwoll- und<lb/>
Schafwollstoffe, Metalle und Metallwaaren, Thonwaaren, Farben, Baumwolle, Hölzer,<lb/>
Zucker, Salz, Mehl, Oele, Elfenbein, Betelnüsse und endlich Gemüse und Früchte.</p><lb/><p>Gestützt auf die billige chinesische Arbeitskraft gewinnt die <hirendition="#g">Industrie</hi><lb/>
von Hongkong von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Es bestehen hier drei grosse<lb/>
Zuckerfabriken, von denen eine Rum erzeugt, eine Eisfabrik, eine Seilfabrik,<lb/>
Sägewerke, Maschinenwerkstätten, Ziegel- und Cementwerke, eine Papiermühle,<lb/>
eine Gasanstalt und Elektricitätswerke. Diese Fabriken sind nach europäischem<lb/>
Muster eingerichtet.</p><lb/><p>Die Chinesen blasen Glas, kochen Opium, erzeugen Seidenstoffe, sie färben,<lb/>
machen Zahnpulver, Zündhölzchen, Cigarren, bauen Boote u. s. w.</p><lb/><p>Von den 6 <hirendition="#g">Docks</hi> hat das Admiralitätsdock in Kaulung eine Länge von<lb/>
500 englischen Fuss, eine Breite von 70—86 Fuss und eine Tiefe von 29 Fuss.</p><lb/><p>Der Schiffsverkehr von Hongkong umfasste</p><lb/><table><row><cell/></row></table><p>Im Jahre 1887 erreichte der Verkehr 54.812 Schiffe mit 12,729.454 Reg.-<lb/>
Tonnen.</p><lb/><p>Von den 1889 eingetroffenen 30.777 Fahrzeugen waren 3669 Dampfer, 151<lb/>
Segelschiffe und 26.957 Dschunken.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">58*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[459/0475]
Hongkong.
Bild des Treibens im Hafen, der über eine Million Passagiere als
Durchgangsplatz benützte.
Aber der Grösse des Schiffs- und Passagierverkehres entspricht
bei weitem nicht die des Waarenverkehres, weil viele der hier
verkehrenden Schiffe nur Passagiere führen, die aus Nordchina für
Whampoa bestimmten hier nur anlaufen, ohne zu laden und zu löschen,
die auf dem Wege nach Norden hier durchgehenden Postdampfer und
Frachtschiffe nur Kohlen einnehmen.
Hongkong ist der wichtigste Platz des östlichen China für das
Chartern von Schiffen, für den Verkehr der Post und der Telegraphen
und eine grosse Kohlenstation. Die Chinesen, welche sich in Hongkong
unter dem Schutze der englischen Gesetze so wohl befinden, ver-
mitteln von hier aus den Handel Cantons und unternehmen kühne,
oft zu kühne Handelsspeculationen. Von den Europäern treten neben
den Engländern die Deutschen und die Portugiesen hervor. Hongkongs
Waarenverkehr, der zu einem sehr grossen Theil aus Durchfracht-
gütern von und nach China besteht, wird im Durchschnitte jährlich
auf 400 Millionen Gulden geschätzt.
Die wichtigsten Waaren des hiesigen Marktes sind Opium, Baumwoll- und
Schafwollstoffe, Metalle und Metallwaaren, Thonwaaren, Farben, Baumwolle, Hölzer,
Zucker, Salz, Mehl, Oele, Elfenbein, Betelnüsse und endlich Gemüse und Früchte.
Gestützt auf die billige chinesische Arbeitskraft gewinnt die Industrie
von Hongkong von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Es bestehen hier drei grosse
Zuckerfabriken, von denen eine Rum erzeugt, eine Eisfabrik, eine Seilfabrik,
Sägewerke, Maschinenwerkstätten, Ziegel- und Cementwerke, eine Papiermühle,
eine Gasanstalt und Elektricitätswerke. Diese Fabriken sind nach europäischem
Muster eingerichtet.
Die Chinesen blasen Glas, kochen Opium, erzeugen Seidenstoffe, sie färben,
machen Zahnpulver, Zündhölzchen, Cigarren, bauen Boote u. s. w.
Von den 6 Docks hat das Admiralitätsdock in Kaulung eine Länge von
500 englischen Fuss, eine Breite von 70—86 Fuss und eine Tiefe von 29 Fuss.
Der Schiffsverkehr von Hongkong umfasste
Im Jahre 1887 erreichte der Verkehr 54.812 Schiffe mit 12,729.454 Reg.-
Tonnen.
Von den 1889 eingetroffenen 30.777 Fahrzeugen waren 3669 Dampfer, 151
Segelschiffe und 26.957 Dschunken.
58*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/475>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.