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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Boston.
Majorität der Colonisten zum Opfermuth entflammte, waren die Ein-
leitung der grossen Unabhängigkeitskämpfe, welche den unsterblichen
Ruhm Washingtons begründeten.

Am 3. Juli 1775 übernahm General Washington in Cambridge
(der Vorstadt Bostons) das Commando über die republikanischen
Streitkräfte, konnte aber erst im März 1776 die Operationen gegen
Boston beginnen. In der Nacht zum 4. März besetzte er die Höhen
von Dorchester und liess dort sogleich Erdwerke aufrichten und diese
armiren. Bei Morgengrauen erblickten die Engländer ihre Gegner in
wohlverschanzten festen Positionen. Ein Sturm verhinderte den in
Boston commandirenden General Howe, die Amerikaner zu vertreiben;
dadurch wurde seine Lage immer kritischer und war am 17. März
geradezu unhaltbar geworden. Vor Einbruch der Nacht segelte die
Besatzung an Bord der englischen Flotte ab, und Washington zog
triumphirend in Boston ein.

Die Engländer versuchten nicht mehr, die Stadt zu bezwingen,
und nach der Unabhängigkeitserklärung war Boston, wenn auch nicht
die erste Stadt der Union mit Hinblick auf die Einwohnerzahl, so
doch die einflussreichste derselben und betrat den Weg der Ent-
wicklung und Blüthe, den sie bis heute verfolgt.

Die Leistungen in letzterer Richtung sind grossartig zu nennen.

Im Jahre 1804 wurde South-Boston (das alte Dorchester Neck),
dann das 1830 auf der Insel Noddle entstandene East-Boston, in
späteren Jahren Charlestown, Roxbury, Cambridge und das südwest-
lich davon am rechten Charlesufer entstandene Brighton in das Ge-
meindegebiet von Boston einbezogen.

Bald genügte die von der Natur angewiesene Fläche des an der
Vereinigung dreier Flüsse gelegenen inselförmigen Terrains nicht mehr
den enorm gesteigerten Bedürfnissen. Man entschloss sich daher, "Land
zu machen", um Raum für die Erweiterung der Stadt und der Vororte
zu gewinnen.

Die diesbetreffenden Fortschritte im Laufe dieses Jahrhundertes
können geradezu als immens bezeichnet werden. Die Anschüttungen
im Hafen und an den Flussufern betragen allein im älteren Boston
ungefähr 1200 ha. Auf diesem Terrain erhebt sich gegenwärtig unter
anderem das fashionable West-End, das auf unserem Hafenplane mit
D bezeichnet ist.

Das Anschüttungsmaterial wurde durch Abtragung von Hügeln
gewonnen. Die Stadterweiterung ging mit einer Stadtregulirung Hand
in Hand, und da war dem amerikanischen Unternehmungsgeiste ein

Boston.
Majorität der Colonisten zum Opfermuth entflammte, waren die Ein-
leitung der grossen Unabhängigkeitskämpfe, welche den unsterblichen
Ruhm Washingtons begründeten.

Am 3. Juli 1775 übernahm General Washington in Cambridge
(der Vorstadt Bostons) das Commando über die republikanischen
Streitkräfte, konnte aber erst im März 1776 die Operationen gegen
Boston beginnen. In der Nacht zum 4. März besetzte er die Höhen
von Dorchester und liess dort sogleich Erdwerke aufrichten und diese
armiren. Bei Morgengrauen erblickten die Engländer ihre Gegner in
wohlverschanzten festen Positionen. Ein Sturm verhinderte den in
Boston commandirenden General Howe, die Amerikaner zu vertreiben;
dadurch wurde seine Lage immer kritischer und war am 17. März
geradezu unhaltbar geworden. Vor Einbruch der Nacht segelte die
Besatzung an Bord der englischen Flotte ab, und Washington zog
triumphirend in Boston ein.

Die Engländer versuchten nicht mehr, die Stadt zu bezwingen,
und nach der Unabhängigkeitserklärung war Boston, wenn auch nicht
die erste Stadt der Union mit Hinblick auf die Einwohnerzahl, so
doch die einflussreichste derselben und betrat den Weg der Ent-
wicklung und Blüthe, den sie bis heute verfolgt.

Die Leistungen in letzterer Richtung sind grossartig zu nennen.

Im Jahre 1804 wurde South-Boston (das alte Dorchester Neck),
dann das 1830 auf der Insel Noddle entstandene East-Boston, in
späteren Jahren Charlestown, Roxbury, Cambridge und das südwest-
lich davon am rechten Charlesufer entstandene Brighton in das Ge-
meindegebiet von Boston einbezogen.

Bald genügte die von der Natur angewiesene Fläche des an der
Vereinigung dreier Flüsse gelegenen inselförmigen Terrains nicht mehr
den enorm gesteigerten Bedürfnissen. Man entschloss sich daher, „Land
zu machen“, um Raum für die Erweiterung der Stadt und der Vororte
zu gewinnen.

Die diesbetreffenden Fortschritte im Laufe dieses Jahrhundertes
können geradezu als immens bezeichnet werden. Die Anschüttungen
im Hafen und an den Flussufern betragen allein im älteren Boston
ungefähr 1200 ha. Auf diesem Terrain erhebt sich gegenwärtig unter
anderem das fashionable West-End, das auf unserem Hafenplane mit
D bezeichnet ist.

Das Anschüttungsmaterial wurde durch Abtragung von Hügeln
gewonnen. Die Stadterweiterung ging mit einer Stadtregulirung Hand
in Hand, und da war dem amerikanischen Unternehmungsgeiste ein

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[31/0047] Boston. Majorität der Colonisten zum Opfermuth entflammte, waren die Ein- leitung der grossen Unabhängigkeitskämpfe, welche den unsterblichen Ruhm Washingtons begründeten. Am 3. Juli 1775 übernahm General Washington in Cambridge (der Vorstadt Bostons) das Commando über die republikanischen Streitkräfte, konnte aber erst im März 1776 die Operationen gegen Boston beginnen. In der Nacht zum 4. März besetzte er die Höhen von Dorchester und liess dort sogleich Erdwerke aufrichten und diese armiren. Bei Morgengrauen erblickten die Engländer ihre Gegner in wohlverschanzten festen Positionen. Ein Sturm verhinderte den in Boston commandirenden General Howe, die Amerikaner zu vertreiben; dadurch wurde seine Lage immer kritischer und war am 17. März geradezu unhaltbar geworden. Vor Einbruch der Nacht segelte die Besatzung an Bord der englischen Flotte ab, und Washington zog triumphirend in Boston ein. Die Engländer versuchten nicht mehr, die Stadt zu bezwingen, und nach der Unabhängigkeitserklärung war Boston, wenn auch nicht die erste Stadt der Union mit Hinblick auf die Einwohnerzahl, so doch die einflussreichste derselben und betrat den Weg der Ent- wicklung und Blüthe, den sie bis heute verfolgt. Die Leistungen in letzterer Richtung sind grossartig zu nennen. Im Jahre 1804 wurde South-Boston (das alte Dorchester Neck), dann das 1830 auf der Insel Noddle entstandene East-Boston, in späteren Jahren Charlestown, Roxbury, Cambridge und das südwest- lich davon am rechten Charlesufer entstandene Brighton in das Ge- meindegebiet von Boston einbezogen. Bald genügte die von der Natur angewiesene Fläche des an der Vereinigung dreier Flüsse gelegenen inselförmigen Terrains nicht mehr den enorm gesteigerten Bedürfnissen. Man entschloss sich daher, „Land zu machen“, um Raum für die Erweiterung der Stadt und der Vororte zu gewinnen. Die diesbetreffenden Fortschritte im Laufe dieses Jahrhundertes können geradezu als immens bezeichnet werden. Die Anschüttungen im Hafen und an den Flussufern betragen allein im älteren Boston ungefähr 1200 ha. Auf diesem Terrain erhebt sich gegenwärtig unter anderem das fashionable West-End, das auf unserem Hafenplane mit D bezeichnet ist. Das Anschüttungsmaterial wurde durch Abtragung von Hügeln gewonnen. Die Stadterweiterung ging mit einer Stadtregulirung Hand in Hand, und da war dem amerikanischen Unternehmungsgeiste ein

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/47>, abgerufen am 23.11.2024.