doch hat man einen eigenen Dampfbagger angekauft, um grosse Bagge- rungen in Angriff zu nehmen, die den freien Verkehr der grossen Oceandampfer, welche bis jetzt oft an der Barre aufgehalten werden, ermöglichen sollen.
Fast sämmtliche europäische "Hongs" (kaufmännische Bureaux) von Schanghai befinden sich auf der englischen Concession, während die Godowns (Magazine) und Werften, sowie zahlreiche Chinesen- häuser in der französischen Niederlassung ihren Platz gefunden haben. Alle europäischen Firmen müssen chinesische Namen führen, und nur unter diesen sind sie den Eingeborenen bekannt. Entlang der ganzen Chinesenstadt finden wir den Fluss auf einer Länge von 31/2 km mit chinesischen Dschunken dicht bedeckt, die hier, Bord an Bord liegend, das Flussufer säumen. Die breite Wasserfläche vor der Fremdenniederlassung ist der Ankerplatz der Schiffe fremder Bauart, unter denen seit der Eröffnung des Suez-Canales eine grosse Zahl von Segelschiffen durch stattliche Dampfer ersetzt worden ist.
Alle Dampfer und die meisten Segelschiffe nehmen ihre Han- delsoperationen an den zahlreichen öffentlichen und privaten Quais vor. Die der Associated Wharf Companies besitzen eine Uferfront von mehr als 1200 m.
Flussabwärts und flussaufwärts sehen wir die Schiffswerften, Reparaturwerkstätten und Docks, die durch den fremden Handel all- mälig ins Leben gerufen worden sind.
Dermalen bestehen in Schanghai vier Docks: das eine in Tungkado, gegenüber der Stadt, hat eine Länge von 380 Fuss und bei Flut eine Tiefe von 21 Fuss, das "Old Dock" zu Honkew 400 Fuss Länge und 18 Fuss Tiefe; das "New Dock" zu Pootung am unteren Ende des Hafens misst 450 Fuss in der Länge bei einer Tiefe von 21 Fuss. Die chinesische Regierung besitzt ein Arsenal, ein Dock und eine Schiffsbau-Anstalt zu Kaou Chung Mow, ein kleines Stück oberhalb der Stadt. Alle diese Docks sind Constructionsarsenale, und die Regierung baut und rüstet in ihrem Etablissement Kriegsschiffe sogar grösseren Tonnengehaltes aus.
Interessant ist, dass die Docks von Schanghai in dem weichen Erdreiche ausgegraben, aber nicht ausgemauert, sondern mit Holz aus- gezimmert sind.
Die grosse Wichtigkeit Schanghais als Vermittler des Verkehres mit ein- heimischen und fremden Waaren mit dem Auslande und den chinesischen Häfen zeigt die folgende Tabelle.
Chinesische Häfen.
doch hat man einen eigenen Dampfbagger angekauft, um grosse Bagge- rungen in Angriff zu nehmen, die den freien Verkehr der grossen Oceandampfer, welche bis jetzt oft an der Barre aufgehalten werden, ermöglichen sollen.
Fast sämmtliche europäische „Hongs“ (kaufmännische Bureaux) von Schanghai befinden sich auf der englischen Concession, während die Godowns (Magazine) und Werften, sowie zahlreiche Chinesen- häuser in der französischen Niederlassung ihren Platz gefunden haben. Alle europäischen Firmen müssen chinesische Namen führen, und nur unter diesen sind sie den Eingeborenen bekannt. Entlang der ganzen Chinesenstadt finden wir den Fluss auf einer Länge von 3½ km mit chinesischen Dschunken dicht bedeckt, die hier, Bord an Bord liegend, das Flussufer säumen. Die breite Wasserfläche vor der Fremdenniederlassung ist der Ankerplatz der Schiffe fremder Bauart, unter denen seit der Eröffnung des Suez-Canales eine grosse Zahl von Segelschiffen durch stattliche Dampfer ersetzt worden ist.
Alle Dampfer und die meisten Segelschiffe nehmen ihre Han- delsoperationen an den zahlreichen öffentlichen und privaten Quais vor. Die der Associated Wharf Companies besitzen eine Uferfront von mehr als 1200 m.
Flussabwärts und flussaufwärts sehen wir die Schiffswerften, Reparaturwerkstätten und Docks, die durch den fremden Handel all- mälig ins Leben gerufen worden sind.
Dermalen bestehen in Schanghai vier Docks: das eine in Tungkado, gegenüber der Stadt, hat eine Länge von 380 Fuss und bei Flut eine Tiefe von 21 Fuss, das „Old Dock“ zu Honkew 400 Fuss Länge und 18 Fuss Tiefe; das „New Dock“ zu Pootung am unteren Ende des Hafens misst 450 Fuss in der Länge bei einer Tiefe von 21 Fuss. Die chinesische Regierung besitzt ein Arsenal, ein Dock und eine Schiffsbau-Anstalt zu Kaou Chung Mow, ein kleines Stück oberhalb der Stadt. Alle diese Docks sind Constructionsarsenale, und die Regierung baut und rüstet in ihrem Etablissement Kriegsschiffe sogar grösseren Tonnengehaltes aus.
Interessant ist, dass die Docks von Schanghai in dem weichen Erdreiche ausgegraben, aber nicht ausgemauert, sondern mit Holz aus- gezimmert sind.
Die grosse Wichtigkeit Schanghais als Vermittler des Verkehres mit ein- heimischen und fremden Waaren mit dem Auslande und den chinesischen Häfen zeigt die folgende Tabelle.
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Chinesische Häfen.
doch hat man einen eigenen Dampfbagger angekauft, um grosse Bagge-
rungen in Angriff zu nehmen, die den freien Verkehr der grossen
Oceandampfer, welche bis jetzt oft an der Barre aufgehalten werden,
ermöglichen sollen.
Fast sämmtliche europäische „Hongs“ (kaufmännische Bureaux)
von Schanghai befinden sich auf der englischen Concession, während
die Godowns (Magazine) und Werften, sowie zahlreiche Chinesen-
häuser in der französischen Niederlassung ihren Platz gefunden haben.
Alle europäischen Firmen müssen chinesische Namen führen, und nur
unter diesen sind sie den Eingeborenen bekannt. Entlang der ganzen
Chinesenstadt finden wir den Fluss auf einer Länge von 3½ km
mit chinesischen Dschunken dicht bedeckt, die hier, Bord an Bord
liegend, das Flussufer säumen. Die breite Wasserfläche vor der
Fremdenniederlassung ist der Ankerplatz der Schiffe fremder Bauart,
unter denen seit der Eröffnung des Suez-Canales eine grosse Zahl von
Segelschiffen durch stattliche Dampfer ersetzt worden ist.
Alle Dampfer und die meisten Segelschiffe nehmen ihre Han-
delsoperationen an den zahlreichen öffentlichen und privaten Quais
vor. Die der Associated Wharf Companies besitzen eine Uferfront
von mehr als 1200 m.
Flussabwärts und flussaufwärts sehen wir die Schiffswerften,
Reparaturwerkstätten und Docks, die durch den fremden Handel all-
mälig ins Leben gerufen worden sind.
Dermalen bestehen in Schanghai vier Docks: das eine in Tungkado,
gegenüber der Stadt, hat eine Länge von 380 Fuss und bei Flut
eine Tiefe von 21 Fuss, das „Old Dock“ zu Honkew 400 Fuss Länge
und 18 Fuss Tiefe; das „New Dock“ zu Pootung am unteren Ende
des Hafens misst 450 Fuss in der Länge bei einer Tiefe von 21 Fuss.
Die chinesische Regierung besitzt ein Arsenal, ein Dock und eine
Schiffsbau-Anstalt zu Kaou Chung Mow, ein kleines Stück oberhalb
der Stadt. Alle diese Docks sind Constructionsarsenale, und die
Regierung baut und rüstet in ihrem Etablissement Kriegsschiffe sogar
grösseren Tonnengehaltes aus.
Interessant ist, dass die Docks von Schanghai in dem weichen
Erdreiche ausgegraben, aber nicht ausgemauert, sondern mit Holz aus-
gezimmert sind.
Die grosse Wichtigkeit Schanghais als Vermittler des Verkehres mit ein-
heimischen und fremden Waaren mit dem Auslande und den chinesischen Häfen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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