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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Chinesische Häfen.

Das Anlaufen dieses Ortes, der oberhalb Itschang, dem bis-
herigen Endpunkte der Dampfschiffahrt, 2011 km von der Mün-
dung des grossen Flusses entfernt liegt, musste für die Einfuhr aus
England so viele Vortheile bringen, dass die grosse schottische Firma
McDonald eigens den seicht gehenden Dampfer Kuling bauen liess,
der im Stande war, die Stromschnellen oberhalb Itschang zu über-
winden und Tschungking zu erreichen. Die chinesische Regierung
aber kaufte den Dampfer auf und eröffnete Februar 1890 Tschung-
king wohl dem auswärtigen Handel, aber nur Schiffe von chinesischer
Bauart dürfen denselben vermitteln.

Der Handel der Yangtse-Häfen ist vollständig abhängig von
Schaughai, nur Hankou bewahrt diesem gegenüber eine gewisse com-
mercielle Selbständigkeit. Wir fügen dieser Gruppe auch noch Ningpo
an, da es ebenfalls von Schanghai beherrscht wird.

Die Dampfschiffahrts-Gesellschaften, welche auf dem
Yangtsekiang verkehren, sind: China Navigation Cy., Indo China
Steam Navigation Cy., Mr. G. McBain's steamers und die einheimische
Linie der China Merchant's Steam Navigation Cy., zu welchen älteren
Linien 1890 die Schanghai Mutual Steam Navigation Cy. trat.

Schanghai.

Von den Yangtsekiang-Häfen ist Schanghai schon wegen seiner
Lage nahe an der Mündung und insbesondere wegen der grossen
Fremdenniederlassung daselbst der bedeutendste.

Wenige Meilen vor der Mündung des Yangtsekiang strömt
ihm der Wusung zu, an dessen linkem Ufer Schanghai unter 31° 15'
nördl. Br. und 121° 29' östl. L. liegt. Das Wort bedeutet im Chine-
sischen "nahe der See".

Die im Frieden von Nangking erhaltenen Zugeständnisse für
die Niederlassung der Fremden in den Vertragshäfen wurden in Schang-
hai zuerst in Anspruch genommen. Engländer, Franzosen und Ame-
rikaner ergriffen von dem nordwärts der eigentlichen Chinesenstadt
am Ufer des Wusung sich ausbreitenden flachen Alluvialterrain Besitz
und errichteten daselbst ihre Consulate, Factoreien und Wohnsitze
auf einem Grunde, der nominell dem Kaiser von China gehört, den
Fremden aber gegen einen jährlichen Zins von 500 Kupfercash oder
11/4 Dollar für das Mow ( 1/6 acre oder 675 a) in Erbpacht ge-
geben ist.

Der Chinesenstadt zunächst und von ihr durch eine Wasserader
(den Defence Creek), welche die gesammte Ansiedlung auch gegen

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 51
Chinesische Häfen.

Das Anlaufen dieses Ortes, der oberhalb Itschang, dem bis-
herigen Endpunkte der Dampfschiffahrt, 2011 km von der Mün-
dung des grossen Flusses entfernt liegt, musste für die Einfuhr aus
England so viele Vortheile bringen, dass die grosse schottische Firma
McDonald eigens den seicht gehenden Dampfer Kuling bauen liess,
der im Stande war, die Stromschnellen oberhalb Itschang zu über-
winden und Tschungking zu erreichen. Die chinesische Regierung
aber kaufte den Dampfer auf und eröffnete Februar 1890 Tschung-
king wohl dem auswärtigen Handel, aber nur Schiffe von chinesischer
Bauart dürfen denselben vermitteln.

Der Handel der Yangtse-Häfen ist vollständig abhängig von
Schaughai, nur Hankou bewahrt diesem gegenüber eine gewisse com-
mercielle Selbständigkeit. Wir fügen dieser Gruppe auch noch Ningpo
an, da es ebenfalls von Schanghai beherrscht wird.

Die Dampfschiffahrts-Gesellschaften, welche auf dem
Yangtsekiang verkehren, sind: China Navigation Cy., Indo China
Steam Navigation Cy., Mr. G. McBain’s steamers und die einheimische
Linie der China Merchant’s Steam Navigation Cy., zu welchen älteren
Linien 1890 die Schanghai Mutual Steam Navigation Cy. trat.

Schanghai.

Von den Yangtsekiang-Häfen ist Schanghai schon wegen seiner
Lage nahe an der Mündung und insbesondere wegen der grossen
Fremdenniederlassung daselbst der bedeutendste.

Wenige Meilen vor der Mündung des Yangtsekiang strömt
ihm der Wusung zu, an dessen linkem Ufer Schanghai unter 31° 15′
nördl. Br. und 121° 29′ östl. L. liegt. Das Wort bedeutet im Chine-
sischen „nahe der See“.

Die im Frieden von Nangking erhaltenen Zugeständnisse für
die Niederlassung der Fremden in den Vertragshäfen wurden in Schang-
hai zuerst in Anspruch genommen. Engländer, Franzosen und Ame-
rikaner ergriffen von dem nordwärts der eigentlichen Chinesenstadt
am Ufer des Wusung sich ausbreitenden flachen Alluvialterrain Besitz
und errichteten daselbst ihre Consulate, Factoreien und Wohnsitze
auf einem Grunde, der nominell dem Kaiser von China gehört, den
Fremden aber gegen einen jährlichen Zins von 500 Kupfercash oder
1¼ Dollar für das Mow (⅙ acre oder 675 a) in Erbpacht ge-
geben ist.

Der Chinesenstadt zunächst und von ihr durch eine Wasserader
(den Defence Creek), welche die gesammte Ansiedlung auch gegen

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 51
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[401/0417] Chinesische Häfen. Das Anlaufen dieses Ortes, der oberhalb Itschang, dem bis- herigen Endpunkte der Dampfschiffahrt, 2011 km von der Mün- dung des grossen Flusses entfernt liegt, musste für die Einfuhr aus England so viele Vortheile bringen, dass die grosse schottische Firma McDonald eigens den seicht gehenden Dampfer Kuling bauen liess, der im Stande war, die Stromschnellen oberhalb Itschang zu über- winden und Tschungking zu erreichen. Die chinesische Regierung aber kaufte den Dampfer auf und eröffnete Februar 1890 Tschung- king wohl dem auswärtigen Handel, aber nur Schiffe von chinesischer Bauart dürfen denselben vermitteln. Der Handel der Yangtse-Häfen ist vollständig abhängig von Schaughai, nur Hankou bewahrt diesem gegenüber eine gewisse com- mercielle Selbständigkeit. Wir fügen dieser Gruppe auch noch Ningpo an, da es ebenfalls von Schanghai beherrscht wird. Die Dampfschiffahrts-Gesellschaften, welche auf dem Yangtsekiang verkehren, sind: China Navigation Cy., Indo China Steam Navigation Cy., Mr. G. McBain’s steamers und die einheimische Linie der China Merchant’s Steam Navigation Cy., zu welchen älteren Linien 1890 die Schanghai Mutual Steam Navigation Cy. trat. Schanghai. Von den Yangtsekiang-Häfen ist Schanghai schon wegen seiner Lage nahe an der Mündung und insbesondere wegen der grossen Fremdenniederlassung daselbst der bedeutendste. Wenige Meilen vor der Mündung des Yangtsekiang strömt ihm der Wusung zu, an dessen linkem Ufer Schanghai unter 31° 15′ nördl. Br. und 121° 29′ östl. L. liegt. Das Wort bedeutet im Chine- sischen „nahe der See“. Die im Frieden von Nangking erhaltenen Zugeständnisse für die Niederlassung der Fremden in den Vertragshäfen wurden in Schang- hai zuerst in Anspruch genommen. Engländer, Franzosen und Ame- rikaner ergriffen von dem nordwärts der eigentlichen Chinesenstadt am Ufer des Wusung sich ausbreitenden flachen Alluvialterrain Besitz und errichteten daselbst ihre Consulate, Factoreien und Wohnsitze auf einem Grunde, der nominell dem Kaiser von China gehört, den Fremden aber gegen einen jährlichen Zins von 500 Kupfercash oder 1¼ Dollar für das Mow (⅙ acre oder 675 a) in Erbpacht ge- geben ist. Der Chinesenstadt zunächst und von ihr durch eine Wasserader (den Defence Creek), welche die gesammte Ansiedlung auch gegen Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 51

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/417>, abgerufen am 22.11.2024.