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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
nach alten Mustern erhalten. Grosse Badehäuser, wo Jung und Alt,
Mann und Weib gemeinsam ohne Scheu vor den Augen Neugieriger,
den ans Extreme grenzenden Begriffen von Reinhaltung des Körpers
huldigen, finden sich in jeder Strasse, desgleichen Thee- und Ein-
kehrhäuser, wo den Reisenden zu jeder Tagesstunde Reis und Thee
und zur Nachtzeit ein Ruheplätzchen gegen eine kaum nennenswerthe
Vergütung zu Gebote steht. Erwähnt seien auch die in jedem Stadt-
theile errichteten Stationen einer öffentlichen Feuerwehr mit hohem
Leitergerüste als Auslug, einer Alarmglocke und reichlich bemes-
senen, gut in Stand gehaltenen, jedoch sehr primitiven Löschwerk-
zeugen. Diese Einrichtung ist durch die Bauart der japanischen
Häuser, welche bei der geringsten Unvorsichtigkeit mit Feuer nur
zu häufig ein Raub der Flammen werden, bedingt und im ganzen
Lande mit grosser Präcision organisirt.

Unter den Vertragshäfen Japans hat Hiogo-Osaka in den letzten
Jahren verhältnissmässig den grössten Aufschwung genommen. Denn
dieser Hafen ist heute nicht nur der Hauptmarkt für die wohl-
habenden südlichen Provinzen der Hauptinsel, sondern auch für die
Inseln Sikok und Kiusiu. In voller Würdigung der bedeutenden Zu-
kunft dieses Platzes haben allmälig fast alle grösseren Firmen von
Yokohama Zweigniederlassungen in Hiogo-Kobe errichtet.

Kobe ist seit Mai 1874 mit seiner Schwesterstadt Osaka, dem
ersten Industrieplatz und dem wichtigsten Orte für den inneren
Handel Japans, seit August 1876 mit Kioto, der alten Mikadostadt,
der classischen Stätte altjapanischer Geschichte durch die Eisenbahn
verbunden und dadurch auch Station der grossen Meridionalbahn Japans.

Doch gerade in dem Handelsgebiete von Kobe-Osaka-Kioto
bieten die Wasserstrassen Gelegenheit, Waaren und Personen billiger,
wenn auch langsamer, zu befördern. Da die Zeit hier oft nur eine
untergeordnete Rolle spielt, so macht, wenn Geldersparniss der
Zeitersparniss gegenübersteht, oft ein nur geringfügiger Betrag zu
Gunsten der ersteren die Wasserstrassen gegen die Eisenbahnen con-
currenzfähig. Man hat überdies die Wasserstrassen schneller und an-
genehmer gestaltet und für die Güterbeförderung Gesellschaften ge-
bildet, welche dem Publicum manche Erleichterungen bieten.

Der auswärtige Handel von Hiogo-Osaka betrug in Silber-Yen:

[Tabelle]

Der grosse Ocean.
nach alten Mustern erhalten. Grosse Badehäuser, wo Jung und Alt,
Mann und Weib gemeinsam ohne Scheu vor den Augen Neugieriger,
den ans Extreme grenzenden Begriffen von Reinhaltung des Körpers
huldigen, finden sich in jeder Strasse, desgleichen Thee- und Ein-
kehrhäuser, wo den Reisenden zu jeder Tagesstunde Reis und Thee
und zur Nachtzeit ein Ruheplätzchen gegen eine kaum nennenswerthe
Vergütung zu Gebote steht. Erwähnt seien auch die in jedem Stadt-
theile errichteten Stationen einer öffentlichen Feuerwehr mit hohem
Leitergerüste als Auslug, einer Alarmglocke und reichlich bemes-
senen, gut in Stand gehaltenen, jedoch sehr primitiven Löschwerk-
zeugen. Diese Einrichtung ist durch die Bauart der japanischen
Häuser, welche bei der geringsten Unvorsichtigkeit mit Feuer nur
zu häufig ein Raub der Flammen werden, bedingt und im ganzen
Lande mit grosser Präcision organisirt.

Unter den Vertragshäfen Japans hat Hiogo-Osaka in den letzten
Jahren verhältnissmässig den grössten Aufschwung genommen. Denn
dieser Hafen ist heute nicht nur der Hauptmarkt für die wohl-
habenden südlichen Provinzen der Hauptinsel, sondern auch für die
Inseln Sikok und Kiusiu. In voller Würdigung der bedeutenden Zu-
kunft dieses Platzes haben allmälig fast alle grösseren Firmen von
Yokohama Zweigniederlassungen in Hiogo-Kobé errichtet.

Kobe ist seit Mai 1874 mit seiner Schwesterstadt Osaka, dem
ersten Industrieplatz und dem wichtigsten Orte für den inneren
Handel Japans, seit August 1876 mit Kioto, der alten Mikadostadt,
der classischen Stätte altjapanischer Geschichte durch die Eisenbahn
verbunden und dadurch auch Station der grossen Meridionalbahn Japans.

Doch gerade in dem Handelsgebiete von Kobé-Osaka-Kioto
bieten die Wasserstrassen Gelegenheit, Waaren und Personen billiger,
wenn auch langsamer, zu befördern. Da die Zeit hier oft nur eine
untergeordnete Rolle spielt, so macht, wenn Geldersparniss der
Zeitersparniss gegenübersteht, oft ein nur geringfügiger Betrag zu
Gunsten der ersteren die Wasserstrassen gegen die Eisenbahnen con-
currenzfähig. Man hat überdies die Wasserstrassen schneller und an-
genehmer gestaltet und für die Güterbeförderung Gesellschaften ge-
bildet, welche dem Publicum manche Erleichterungen bieten.

Der auswärtige Handel von Hiogo-Osaka betrug in Silber-Yen:

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[366/0382] Der grosse Ocean. nach alten Mustern erhalten. Grosse Badehäuser, wo Jung und Alt, Mann und Weib gemeinsam ohne Scheu vor den Augen Neugieriger, den ans Extreme grenzenden Begriffen von Reinhaltung des Körpers huldigen, finden sich in jeder Strasse, desgleichen Thee- und Ein- kehrhäuser, wo den Reisenden zu jeder Tagesstunde Reis und Thee und zur Nachtzeit ein Ruheplätzchen gegen eine kaum nennenswerthe Vergütung zu Gebote steht. Erwähnt seien auch die in jedem Stadt- theile errichteten Stationen einer öffentlichen Feuerwehr mit hohem Leitergerüste als Auslug, einer Alarmglocke und reichlich bemes- senen, gut in Stand gehaltenen, jedoch sehr primitiven Löschwerk- zeugen. Diese Einrichtung ist durch die Bauart der japanischen Häuser, welche bei der geringsten Unvorsichtigkeit mit Feuer nur zu häufig ein Raub der Flammen werden, bedingt und im ganzen Lande mit grosser Präcision organisirt. Unter den Vertragshäfen Japans hat Hiogo-Osaka in den letzten Jahren verhältnissmässig den grössten Aufschwung genommen. Denn dieser Hafen ist heute nicht nur der Hauptmarkt für die wohl- habenden südlichen Provinzen der Hauptinsel, sondern auch für die Inseln Sikok und Kiusiu. In voller Würdigung der bedeutenden Zu- kunft dieses Platzes haben allmälig fast alle grösseren Firmen von Yokohama Zweigniederlassungen in Hiogo-Kobé errichtet. Kobe ist seit Mai 1874 mit seiner Schwesterstadt Osaka, dem ersten Industrieplatz und dem wichtigsten Orte für den inneren Handel Japans, seit August 1876 mit Kioto, der alten Mikadostadt, der classischen Stätte altjapanischer Geschichte durch die Eisenbahn verbunden und dadurch auch Station der grossen Meridionalbahn Japans. Doch gerade in dem Handelsgebiete von Kobé-Osaka-Kioto bieten die Wasserstrassen Gelegenheit, Waaren und Personen billiger, wenn auch langsamer, zu befördern. Da die Zeit hier oft nur eine untergeordnete Rolle spielt, so macht, wenn Geldersparniss der Zeitersparniss gegenübersteht, oft ein nur geringfügiger Betrag zu Gunsten der ersteren die Wasserstrassen gegen die Eisenbahnen con- currenzfähig. Man hat überdies die Wasserstrassen schneller und an- genehmer gestaltet und für die Güterbeförderung Gesellschaften ge- bildet, welche dem Publicum manche Erleichterungen bieten. Der auswärtige Handel von Hiogo-Osaka betrug in Silber-Yen:

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/382>, abgerufen am 22.11.2024.