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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Anilinfarben, von welchen Violett am stärksten begehrt wird, liefert
Deutschland, trockenen Indigo Indien.

Papier kommt aus England und Deutschland, und diese werden für Sorten
von leichterem Gewichte den Markt behaupten, da die zahlreichen neuen einheimi-
schen Fabriken, welche mit europäischen Maschineneinrichtungen versehen sind,
nur die schwereren Sorten liefern.

Für Filzhüte, die in Japan sehr beliebt sind, ist England das wichtigste
Land, für Schuhwaaren bestehen im Lande zahlreiche Fabriken; der Gebrauch des
europäischen Schuhwerkes breitet sich rasch aus; die grossen Fortschritte, welche
die Japaner in der Bearbeitung des Leders machen, beeinflussten mehr und mehr
den Markt. 1889 wurden noch für 461.588 Yen, 1888 für 502.682 Yen Leder,
meist aus England, eingeführt.

Fensterglas, dessen Bedeutung für die Einfuhr steigen dürfte, sendet
Belgien, Cement England und Deutschland.

In der Gruppe der Nahrungs- und Genussmittel ist Zucker von hervor-
ragender Bedeutung. Ein Hauptcontingent liefert Formosa; beliebt ist weisser
raffinirter Zucker aus China. In Yokohama werden regelmässig Zuckerauctionen
abgehalten.

Es wurden Zucker und Melasse 1889 44.793 q (Werth 3.990.162 Yen), 1880
633.890 q eingeführt.

Von einiger Wichtigkeit sind noch Mehl aus der Union, condensirte Milch
und Biere aus England und Deutschland, dessen Einfuhr aber beständig zurück-
geht, weil in Yokohama und Tokio nach europäischen Verhältnissen eingerichtete
Brauereien errichtet wurden.

In der Einfuhr von Petroleum (1889 848.100 hl, 1888 591·440 hl), dessen
Absatzgebiet in Japan noch einer grossen Erweiterung fähig ist, tritt Russland als
ernster Concurrent der Union auf, seit man in Batum auf die Versendung in Blech-
büchsen mehr Sorgfalt verwendet.

Yokohama ist ein wichtiger Platz für Erzeugung von Cloisonnewaaren, für
Maschinen, Eis und Bier. Die meisten Fabriken in europäischem Style sind aber
in Tokio und auf dem Wege dahin und beeinflussen daher wesentlich den Einfuhr-
handel von Yokohama.

Im Hafen von Yokohama liefen ein:

[Tabelle]

Die nationale Flagge dient hauptsächlich dem Küstenhandel, im auswärtigen
Verkehr dominirt die englische Flagge (1889 505.457 t), ihr folgen die Flagge der
Union, die deutsche und französische Flagge.

Die regelmässigen Dampfschiffsverbindungen von Yokohama ver-
mitteln die englische Oriental and Occidental Steamship Cy. und die Pacific Mail
Steamship Cy. durch ihre gemeinsamen 14tägigen Linien: die Strecke San Fran-
cisco-Yokohama (4750 Seemeilen) wird fahrplanmässig in 18 Tagen zurückgelegt,

Der grosse Ocean.

Anilinfarben, von welchen Violett am stärksten begehrt wird, liefert
Deutschland, trockenen Indigo Indien.

Papier kommt aus England und Deutschland, und diese werden für Sorten
von leichterem Gewichte den Markt behaupten, da die zahlreichen neuen einheimi-
schen Fabriken, welche mit europäischen Maschineneinrichtungen versehen sind,
nur die schwereren Sorten liefern.

Für Filzhüte, die in Japan sehr beliebt sind, ist England das wichtigste
Land, für Schuhwaaren bestehen im Lande zahlreiche Fabriken; der Gebrauch des
europäischen Schuhwerkes breitet sich rasch aus; die grossen Fortschritte, welche
die Japaner in der Bearbeitung des Leders machen, beeinflussten mehr und mehr
den Markt. 1889 wurden noch für 461.588 Yen, 1888 für 502.682 Yen Leder,
meist aus England, eingeführt.

Fensterglas, dessen Bedeutung für die Einfuhr steigen dürfte, sendet
Belgien, Cement England und Deutschland.

In der Gruppe der Nahrungs- und Genussmittel ist Zucker von hervor-
ragender Bedeutung. Ein Hauptcontingent liefert Formosa; beliebt ist weisser
raffinirter Zucker aus China. In Yokohama werden regelmässig Zuckerauctionen
abgehalten.

Es wurden Zucker und Melasse 1889 44.793 q (Werth 3.990.162 Yen), 1880
633.890 q eingeführt.

Von einiger Wichtigkeit sind noch Mehl aus der Union, condensirte Milch
und Biere aus England und Deutschland, dessen Einfuhr aber beständig zurück-
geht, weil in Yokohama und Tokio nach europäischen Verhältnissen eingerichtete
Brauereien errichtet wurden.

In der Einfuhr von Petroleum (1889 848.100 hl, 1888 591·440 hl), dessen
Absatzgebiet in Japan noch einer grossen Erweiterung fähig ist, tritt Russland als
ernster Concurrent der Union auf, seit man in Batum auf die Versendung in Blech-
büchsen mehr Sorgfalt verwendet.

Yokohama ist ein wichtiger Platz für Erzeugung von Cloisonnéwaaren, für
Maschinen, Eis und Bier. Die meisten Fabriken in europäischem Style sind aber
in Tokio und auf dem Wege dahin und beeinflussen daher wesentlich den Einfuhr-
handel von Yokohama.

Im Hafen von Yokohama liefen ein:

[Tabelle]

Die nationale Flagge dient hauptsächlich dem Küstenhandel, im auswärtigen
Verkehr dominirt die englische Flagge (1889 505.457 t), ihr folgen die Flagge der
Union, die deutsche und französische Flagge.

Die regelmässigen Dampfschiffsverbindungen von Yokohama ver-
mitteln die englische Oriental and Occidental Steamship Cy. und die Pacific Mail
Steamship Cy. durch ihre gemeinsamen 14tägigen Linien: die Strecke San Fran-
cisco-Yokohama (4750 Seemeilen) wird fahrplanmässig in 18 Tagen zurückgelegt,

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[360/0376] Der grosse Ocean. Anilinfarben, von welchen Violett am stärksten begehrt wird, liefert Deutschland, trockenen Indigo Indien. Papier kommt aus England und Deutschland, und diese werden für Sorten von leichterem Gewichte den Markt behaupten, da die zahlreichen neuen einheimi- schen Fabriken, welche mit europäischen Maschineneinrichtungen versehen sind, nur die schwereren Sorten liefern. Für Filzhüte, die in Japan sehr beliebt sind, ist England das wichtigste Land, für Schuhwaaren bestehen im Lande zahlreiche Fabriken; der Gebrauch des europäischen Schuhwerkes breitet sich rasch aus; die grossen Fortschritte, welche die Japaner in der Bearbeitung des Leders machen, beeinflussten mehr und mehr den Markt. 1889 wurden noch für 461.588 Yen, 1888 für 502.682 Yen Leder, meist aus England, eingeführt. Fensterglas, dessen Bedeutung für die Einfuhr steigen dürfte, sendet Belgien, Cement England und Deutschland. In der Gruppe der Nahrungs- und Genussmittel ist Zucker von hervor- ragender Bedeutung. Ein Hauptcontingent liefert Formosa; beliebt ist weisser raffinirter Zucker aus China. In Yokohama werden regelmässig Zuckerauctionen abgehalten. Es wurden Zucker und Melasse 1889 44.793 q (Werth 3.990.162 Yen), 1880 633.890 q eingeführt. Von einiger Wichtigkeit sind noch Mehl aus der Union, condensirte Milch und Biere aus England und Deutschland, dessen Einfuhr aber beständig zurück- geht, weil in Yokohama und Tokio nach europäischen Verhältnissen eingerichtete Brauereien errichtet wurden. In der Einfuhr von Petroleum (1889 848.100 hl, 1888 591·440 hl), dessen Absatzgebiet in Japan noch einer grossen Erweiterung fähig ist, tritt Russland als ernster Concurrent der Union auf, seit man in Batum auf die Versendung in Blech- büchsen mehr Sorgfalt verwendet. Yokohama ist ein wichtiger Platz für Erzeugung von Cloisonnéwaaren, für Maschinen, Eis und Bier. Die meisten Fabriken in europäischem Style sind aber in Tokio und auf dem Wege dahin und beeinflussen daher wesentlich den Einfuhr- handel von Yokohama. Im Hafen von Yokohama liefen ein: Die nationale Flagge dient hauptsächlich dem Küstenhandel, im auswärtigen Verkehr dominirt die englische Flagge (1889 505.457 t), ihr folgen die Flagge der Union, die deutsche und französische Flagge. Die regelmässigen Dampfschiffsverbindungen von Yokohama ver- mitteln die englische Oriental and Occidental Steamship Cy. und die Pacific Mail Steamship Cy. durch ihre gemeinsamen 14tägigen Linien: die Strecke San Fran- cisco-Yokohama (4750 Seemeilen) wird fahrplanmässig in 18 Tagen zurückgelegt,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/376>, abgerufen am 22.11.2024.