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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
Häuschen der Contact mit Kanagawa gewonnen ist und dadurch auch
mit den Ortschaften Tsurumi, Kawasaki und Omori, welche den
Tokai-Do mit je einer Häuserzeile bis Shina-gawa, der Vorstadt Tokios,
begleiten.

Weit hinter der Stadt erscheinen coulissenartig gegen einander
geschoben mehrere Hügelreihen und über diesen, die Dunstsphäre durch-
brechend, in deutlichen Contouren das Bild des heiligen Berges Fusi-
yama (3750 m), des Wahrzeichens von Japan, zu dem alljährlich im
Hochsommer an 20.000 weissgekleidete Pilger wallfahrten. Gegen die
Rhede zu präsentirt sich Yokohama als moderne Seestadt. Ihrer
ganzen Länge nach ziehen sich tadellos ausgeführte Quaibauten mit
kleineren Wellenbrechern, welche den French Hatoba (französischer
Hafen) und English Hatoba (englischer Hafen) umschliessen. Diese
beiden sind jedoch nur zur Aufnahme von kleinen Fahrzeugen und
Lastbooten geeignet. Am breiten Quai, der wie in den übrigen Ver-
tragshäfen "Bund" genannt wird, reihen sich stattliche, nach euro-
päischen Mustern errichtete Gebäude aneinander, welche nur durch
die in regelmässigen Intervallen belassenen Querstrassen unter-
brochen sind. Die den "Hills" näher liegenden Gebäude dienen
hauptsächlich den angesiedelten Fremden, während nordwestlich vom
English Hatoba das Zollhaus, verschiedene Etablissements japanischer
Schiffahrtsgesellschaften und schliesslich das Hafenamt die Reihe er-
gänzen.

Hinter diesen Bauwerken breitet sich das ausgedehnte Häuser-
feld, das durch regelmässige und breite Strassen in den Hauptrich-
tungen NW-SO und NO-SW gekreuzt wird, in erster Linie bis an
einen breiten Canal aus, welcher die beiden Arme eines Flüsschens
verbindet, die das Weichbild der Stadt einerseits gegen die Hills,
anderseits gegen Kanagawa abgrenzen.

Jenseits dieses Canals liegen ausgedehnte Vorstädte, die von der
ärmeren, hauptsächlich Kleingewerbe betreibenden Bevölkerung be-
wohnt werden.

Abgesehen von den Hills, auf die wir noch später zurück-
kommen werden, lassen sich im Weichbilde Yokohamas drei durch
den Charakter ihrer Bauarten und der sie bewohnenden Gesellschafts-
classen streng geschiedene Stadttheile unterscheiden. Im östlichen
Theile haben ausschliesslich europäische Bauten ihren Platz; hier
befinden sich die grossen Waaren- und Bankhäuser, welche die Ge-
schäftsvermittlung des Grosshandels zur Aufgabe haben, dazwischen
die für die angesiedelten Fremden im fernen Osten zum Bedürfniss

Der grosse Ocean.
Häuschen der Contact mit Kanagawa gewonnen ist und dadurch auch
mit den Ortschaften Tsurumi, Kawasaki und Omori, welche den
Tokaï-Do mit je einer Häuserzeile bis Shina-gawa, der Vorstadt Tokios,
begleiten.

Weit hinter der Stadt erscheinen coulissenartig gegen einander
geschoben mehrere Hügelreihen und über diesen, die Dunstsphäre durch-
brechend, in deutlichen Contouren das Bild des heiligen Berges Fusi-
yama (3750 m), des Wahrzeichens von Japan, zu dem alljährlich im
Hochsommer an 20.000 weissgekleidete Pilger wallfahrten. Gegen die
Rhede zu präsentirt sich Yokohama als moderne Seestadt. Ihrer
ganzen Länge nach ziehen sich tadellos ausgeführte Quaibauten mit
kleineren Wellenbrechern, welche den French Hatoba (französischer
Hafen) und English Hatoba (englischer Hafen) umschliessen. Diese
beiden sind jedoch nur zur Aufnahme von kleinen Fahrzeugen und
Lastbooten geeignet. Am breiten Quai, der wie in den übrigen Ver-
tragshäfen „Bund“ genannt wird, reihen sich stattliche, nach euro-
päischen Mustern errichtete Gebäude aneinander, welche nur durch
die in regelmässigen Intervallen belassenen Querstrassen unter-
brochen sind. Die den „Hills“ näher liegenden Gebäude dienen
hauptsächlich den angesiedelten Fremden, während nordwestlich vom
English Hatoba das Zollhaus, verschiedene Etablissements japanischer
Schiffahrtsgesellschaften und schliesslich das Hafenamt die Reihe er-
gänzen.

Hinter diesen Bauwerken breitet sich das ausgedehnte Häuser-
feld, das durch regelmässige und breite Strassen in den Hauptrich-
tungen NW-SO und NO-SW gekreuzt wird, in erster Linie bis an
einen breiten Canal aus, welcher die beiden Arme eines Flüsschens
verbindet, die das Weichbild der Stadt einerseits gegen die Hills,
anderseits gegen Kanagawa abgrenzen.

Jenseits dieses Canals liegen ausgedehnte Vorstädte, die von der
ärmeren, hauptsächlich Kleingewerbe betreibenden Bevölkerung be-
wohnt werden.

Abgesehen von den Hills, auf die wir noch später zurück-
kommen werden, lassen sich im Weichbilde Yokohamas drei durch
den Charakter ihrer Bauarten und der sie bewohnenden Gesellschafts-
classen streng geschiedene Stadttheile unterscheiden. Im östlichen
Theile haben ausschliesslich europäische Bauten ihren Platz; hier
befinden sich die grossen Waaren- und Bankhäuser, welche die Ge-
schäftsvermittlung des Grosshandels zur Aufgabe haben, dazwischen
die für die angesiedelten Fremden im fernen Osten zum Bedürfniss

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[352/0368] Der grosse Ocean. Häuschen der Contact mit Kanagawa gewonnen ist und dadurch auch mit den Ortschaften Tsurumi, Kawasaki und Omori, welche den Tokaï-Do mit je einer Häuserzeile bis Shina-gawa, der Vorstadt Tokios, begleiten. Weit hinter der Stadt erscheinen coulissenartig gegen einander geschoben mehrere Hügelreihen und über diesen, die Dunstsphäre durch- brechend, in deutlichen Contouren das Bild des heiligen Berges Fusi- yama (3750 m), des Wahrzeichens von Japan, zu dem alljährlich im Hochsommer an 20.000 weissgekleidete Pilger wallfahrten. Gegen die Rhede zu präsentirt sich Yokohama als moderne Seestadt. Ihrer ganzen Länge nach ziehen sich tadellos ausgeführte Quaibauten mit kleineren Wellenbrechern, welche den French Hatoba (französischer Hafen) und English Hatoba (englischer Hafen) umschliessen. Diese beiden sind jedoch nur zur Aufnahme von kleinen Fahrzeugen und Lastbooten geeignet. Am breiten Quai, der wie in den übrigen Ver- tragshäfen „Bund“ genannt wird, reihen sich stattliche, nach euro- päischen Mustern errichtete Gebäude aneinander, welche nur durch die in regelmässigen Intervallen belassenen Querstrassen unter- brochen sind. Die den „Hills“ näher liegenden Gebäude dienen hauptsächlich den angesiedelten Fremden, während nordwestlich vom English Hatoba das Zollhaus, verschiedene Etablissements japanischer Schiffahrtsgesellschaften und schliesslich das Hafenamt die Reihe er- gänzen. Hinter diesen Bauwerken breitet sich das ausgedehnte Häuser- feld, das durch regelmässige und breite Strassen in den Hauptrich- tungen NW-SO und NO-SW gekreuzt wird, in erster Linie bis an einen breiten Canal aus, welcher die beiden Arme eines Flüsschens verbindet, die das Weichbild der Stadt einerseits gegen die Hills, anderseits gegen Kanagawa abgrenzen. Jenseits dieses Canals liegen ausgedehnte Vorstädte, die von der ärmeren, hauptsächlich Kleingewerbe betreibenden Bevölkerung be- wohnt werden. Abgesehen von den Hills, auf die wir noch später zurück- kommen werden, lassen sich im Weichbilde Yokohamas drei durch den Charakter ihrer Bauarten und der sie bewohnenden Gesellschafts- classen streng geschiedene Stadttheile unterscheiden. Im östlichen Theile haben ausschliesslich europäische Bauten ihren Platz; hier befinden sich die grossen Waaren- und Bankhäuser, welche die Ge- schäftsvermittlung des Grosshandels zur Aufgabe haben, dazwischen die für die angesiedelten Fremden im fernen Osten zum Bedürfniss

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/368>, abgerufen am 22.11.2024.