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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.

Das Stadtufer wird durch einen schönen und breiten Quai ge-
bildet, von welchem aus drei hölzerne Landungsbrücken einen halben
Kilometer weit senkrecht in den Strom hinausgebaut wurden. Diese
Landungsbrücken, Muelle viejo, de los Pasajeros und Catalinas, die
beiläufig 400 m von einander entfernt sind, haben an ihrem Kopfende
2--4 m Wassertiefe. Sie sind mit Ausnahme des Muelle de los Pasa-
jeros, der mehrere schöne Landungstreppen besitzt, mit Anlegestellen
für Boote nur mangelhaft versehen. Desgleichen ist auch der Riachuelo
mit Anlegeplätzen sehr schlecht ausgestattet, weshalb man sich mit
kleinen, transportablen Holztreppen behelfen muss, die mit Tauen an
freien Stellen der Quaimauer provisorisch befestigt werden und Eigen-
thum der Bootsführer sind.

Reparaturen an Schiffen können von den in Buenos-Aires befind-
lichen Etablissements nur dann ausgeführt werden, wenn dieselben
nicht das lebende Werk betreffen, weil Buenos-Aires keine Docks
besitzt. Der weiche, schlammige Grund, auf welchem die Stadt er-
baut ist, lässt die Fundirung des Quaderbaues eines Docks nicht zu;
der Bau würde schon in kürzester Zeit grössere Deformirungen er-
leiden. Es müssen daher alle Schiffe mit Havarien an Unterwasser-
theilen die Docks des benachbarten Montevideo in Anspruch nehmen.

Für die Unterbringung der gelöschten Schiffsladungen besitzt
Buenos-Aires ausser dem geräumigen Zollhause eine grosse Anzahl
privater Magazine sowie auch Hulks.

Die Strassenbeleuchtung von Buenos-Aires wird durch drei Gas-
gesellschaften besorgt, deren älteste im Jahre 1856 gegründet wurde.
Stellenweise finden sich auch elektrische Beleuchtungsinstallationen;
ein ausgedehntes Telephonnetz weist eine grosse Anzahl von Abon-
nenten auf.

Die Canalisation der Stadt ist äusserst mangelhaft, weshalb
schon zahlreiche Pläne zu deren Verbesserung entstanden sind, doch
bietet die niedrige und vollends flache Lage der Stadt jedweder
Canalisationsart grosse Schwierigkeiten. Auch die Wasserversorgung
der argentinischen Hauptstadt lässt zu wünschen übrig. Es besteht
zwar eine Wasserleitung, die Wasser aus dem La Plata mit Pump-
und Hebewerken in ein grosses Reservoir und von diesem zu den
einzelnen Häusern führt, doch ist diese Anlage viel zu klein, um die
Bedürfnisse der ausgedehnten Stadt vollauf zu befriedigen. Jedes Haus
besitzt daher auch eine Cisterne, in welcher zur Vermeidung eines
Wassermangels Regenwasser angesammelt wird.

Ein grossartiges Tramwaynetz durchzieht die ganze Stadt, die

Die atlantische Küste von Amerika.

Das Stadtufer wird durch einen schönen und breiten Quai ge-
bildet, von welchem aus drei hölzerne Landungsbrücken einen halben
Kilometer weit senkrecht in den Strom hinausgebaut wurden. Diese
Landungsbrücken, Muelle viejo, de los Pasajeros und Catalinas, die
beiläufig 400 m von einander entfernt sind, haben an ihrem Kopfende
2—4 m Wassertiefe. Sie sind mit Ausnahme des Muelle de los Pasa-
jeros, der mehrere schöne Landungstreppen besitzt, mit Anlegestellen
für Boote nur mangelhaft versehen. Desgleichen ist auch der Riachuelo
mit Anlegeplätzen sehr schlecht ausgestattet, weshalb man sich mit
kleinen, transportablen Holztreppen behelfen muss, die mit Tauen an
freien Stellen der Quaimauer provisorisch befestigt werden und Eigen-
thum der Bootsführer sind.

Reparaturen an Schiffen können von den in Buenos-Aires befind-
lichen Etablissements nur dann ausgeführt werden, wenn dieselben
nicht das lebende Werk betreffen, weil Buenos-Aires keine Docks
besitzt. Der weiche, schlammige Grund, auf welchem die Stadt er-
baut ist, lässt die Fundirung des Quaderbaues eines Docks nicht zu;
der Bau würde schon in kürzester Zeit grössere Deformirungen er-
leiden. Es müssen daher alle Schiffe mit Havarien an Unterwasser-
theilen die Docks des benachbarten Montevideo in Anspruch nehmen.

Für die Unterbringung der gelöschten Schiffsladungen besitzt
Buenos-Aires ausser dem geräumigen Zollhause eine grosse Anzahl
privater Magazine sowie auch Hulks.

Die Strassenbeleuchtung von Buenos-Aires wird durch drei Gas-
gesellschaften besorgt, deren älteste im Jahre 1856 gegründet wurde.
Stellenweise finden sich auch elektrische Beleuchtungsinstallationen;
ein ausgedehntes Telephonnetz weist eine grosse Anzahl von Abon-
nenten auf.

Die Canalisation der Stadt ist äusserst mangelhaft, weshalb
schon zahlreiche Pläne zu deren Verbesserung entstanden sind, doch
bietet die niedrige und vollends flache Lage der Stadt jedweder
Canalisationsart grosse Schwierigkeiten. Auch die Wasserversorgung
der argentinischen Hauptstadt lässt zu wünschen übrig. Es besteht
zwar eine Wasserleitung, die Wasser aus dem La Plata mit Pump-
und Hebewerken in ein grosses Reservoir und von diesem zu den
einzelnen Häusern führt, doch ist diese Anlage viel zu klein, um die
Bedürfnisse der ausgedehnten Stadt vollauf zu befriedigen. Jedes Haus
besitzt daher auch eine Cisterne, in welcher zur Vermeidung eines
Wassermangels Regenwasser angesammelt wird.

Ein grossartiges Tramwaynetz durchzieht die ganze Stadt, die

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[294/0310] Die atlantische Küste von Amerika. Das Stadtufer wird durch einen schönen und breiten Quai ge- bildet, von welchem aus drei hölzerne Landungsbrücken einen halben Kilometer weit senkrecht in den Strom hinausgebaut wurden. Diese Landungsbrücken, Muelle viejo, de los Pasajeros und Catalinas, die beiläufig 400 m von einander entfernt sind, haben an ihrem Kopfende 2—4 m Wassertiefe. Sie sind mit Ausnahme des Muelle de los Pasa- jeros, der mehrere schöne Landungstreppen besitzt, mit Anlegestellen für Boote nur mangelhaft versehen. Desgleichen ist auch der Riachuelo mit Anlegeplätzen sehr schlecht ausgestattet, weshalb man sich mit kleinen, transportablen Holztreppen behelfen muss, die mit Tauen an freien Stellen der Quaimauer provisorisch befestigt werden und Eigen- thum der Bootsführer sind. Reparaturen an Schiffen können von den in Buenos-Aires befind- lichen Etablissements nur dann ausgeführt werden, wenn dieselben nicht das lebende Werk betreffen, weil Buenos-Aires keine Docks besitzt. Der weiche, schlammige Grund, auf welchem die Stadt er- baut ist, lässt die Fundirung des Quaderbaues eines Docks nicht zu; der Bau würde schon in kürzester Zeit grössere Deformirungen er- leiden. Es müssen daher alle Schiffe mit Havarien an Unterwasser- theilen die Docks des benachbarten Montevideo in Anspruch nehmen. Für die Unterbringung der gelöschten Schiffsladungen besitzt Buenos-Aires ausser dem geräumigen Zollhause eine grosse Anzahl privater Magazine sowie auch Hulks. Die Strassenbeleuchtung von Buenos-Aires wird durch drei Gas- gesellschaften besorgt, deren älteste im Jahre 1856 gegründet wurde. Stellenweise finden sich auch elektrische Beleuchtungsinstallationen; ein ausgedehntes Telephonnetz weist eine grosse Anzahl von Abon- nenten auf. Die Canalisation der Stadt ist äusserst mangelhaft, weshalb schon zahlreiche Pläne zu deren Verbesserung entstanden sind, doch bietet die niedrige und vollends flache Lage der Stadt jedweder Canalisationsart grosse Schwierigkeiten. Auch die Wasserversorgung der argentinischen Hauptstadt lässt zu wünschen übrig. Es besteht zwar eine Wasserleitung, die Wasser aus dem La Plata mit Pump- und Hebewerken in ein grosses Reservoir und von diesem zu den einzelnen Häusern führt, doch ist diese Anlage viel zu klein, um die Bedürfnisse der ausgedehnten Stadt vollauf zu befriedigen. Jedes Haus besitzt daher auch eine Cisterne, in welcher zur Vermeidung eines Wassermangels Regenwasser angesammelt wird. Ein grossartiges Tramwaynetz durchzieht die ganze Stadt, die

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/310>, abgerufen am 24.11.2024.