die sich unter anderem auch in der reinen Haltung und einem ge- wissen Luxus der Kasernen Montevideos ausprägt.
Am schönsten ausgestattet ist die Kaserne Artigas in der Calle Agraciada; am geräumigsten ist die am Platze Artola gelegene Ka- serne des 1. Artillerie-Regimentes.
Montevideo besitzt nur einen kleinen seichten Hafen von kaum einer halben Quadratmeile (englisch) Grösse, der immer mehr ver- sandet; grössere Schiffe müssen daher auf der Rhede ankern. Die Tiefe des inneren Theiles der Bucht beträgt durchschnittlich nur 5 bis 6 m, der Grund ist schlammig. Hafen und Rhede haben seit Beginn dieses Jahrhunderts 1·5 m an Tiefe eingebüsst.
Das Anlaufen des Hafens und der Rhede ist wegen der in der La Plata-Mündung befindlichen Bänke und der starken unregelmäs- sigen Strömungen mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Die Küsten- beleuchtung ist mangelhaft; die Strömungen hängen zwar im Allge- meinen von den Gezeiten ab, mitunter werden sie auch ziemlich stark von den vorherrschenden Winden beeinflusst.
Das Löschen und Laden der Schiffe geschieht mittelst Lichter- booten, doch zeigen die statistischen Angaben des Hafenamtes, dass diese Arbeiten durchschnittlich an 100 Tagen des Jahres wegen un- günstiger Witterung unterbleiben müssen. Die schon wiederholt pro- jectirte Herstellung grösserer Quais oder eines künstlichen Hafens wurde immer wieder aufgegeben, weil diese Arbeiten nach der be- scheidensten Schätzung 30 Millionen Dollars verschlingen würden.
Montevideo besitzt zwar keine bedeutenden Hafenbauten, doch ist für die übrigen Bedürfnisse der Schiffahrt bestens vorgesorgt. Im Süden der Stadt liegt ein kleineres Dock des Baron Mana, zwei grössere Docks mit 7·3 m Tiefe wurden am Fusse des Cerro von einer englischen Gesellschaft mit zwei Millionen Dollars Kosten erbaut. Die mit der Escuela de Artes y Oficios verbundene Staatswerfte baut Boote und kleinere Fahrzeuge, liegt jedoch mitten in der Stadt, wes- halb es nöthig wird, die erbauten Schiffe zur Stapellassung durch mehrere Strassen zu transportiren. Einige Maschinenwerkstätten neh- men sowohl Neuerzeugungen als auch grössere Reparaturen vor.
[Abbildung]
Legende zum Plan von Montevideo. A Ankerplatz für kleine Schiffe, A1 Rhede, B Landungsplatz, C Werfte, D Eisenbahnstation, E Tele- graphen-Kabel, F Leuchtfeuer (Platz Constitucion), G Fabrik, H Centralbahn, J Mühle, K Zollamt, L Caridad Hospital, M englisches Hospital, N englische Kirche, O Mana-Dock, P Gaswerke, Q alter Friedhof, R englischer Friedhof, S Postamt, T Oper, U Kathedrale, V Dom, W Plaza Independencia, X Plaza Cagancha, Y Strasse 25 de Mayo, Z Sarandi-Strasse. -- 1 Strasse 18 de Julio, 2 Paysandu- Strasse, 3 Canelones-Strasse, 4 Strasse de la Constituyente.
Die atlantische Küste von Amerika.
die sich unter anderem auch in der reinen Haltung und einem ge- wissen Luxus der Kasernen Montevideos ausprägt.
Am schönsten ausgestattet ist die Kaserne Artigas in der Calle Agraciada; am geräumigsten ist die am Platze Artola gelegene Ka- serne des 1. Artillerie-Regimentes.
Montevideo besitzt nur einen kleinen seichten Hafen von kaum einer halben Quadratmeile (englisch) Grösse, der immer mehr ver- sandet; grössere Schiffe müssen daher auf der Rhede ankern. Die Tiefe des inneren Theiles der Bucht beträgt durchschnittlich nur 5 bis 6 m, der Grund ist schlammig. Hafen und Rhede haben seit Beginn dieses Jahrhunderts 1·5 m an Tiefe eingebüsst.
Das Anlaufen des Hafens und der Rhede ist wegen der in der La Plata-Mündung befindlichen Bänke und der starken unregelmäs- sigen Strömungen mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Die Küsten- beleuchtung ist mangelhaft; die Strömungen hängen zwar im Allge- meinen von den Gezeiten ab, mitunter werden sie auch ziemlich stark von den vorherrschenden Winden beeinflusst.
Das Löschen und Laden der Schiffe geschieht mittelst Lichter- booten, doch zeigen die statistischen Angaben des Hafenamtes, dass diese Arbeiten durchschnittlich an 100 Tagen des Jahres wegen un- günstiger Witterung unterbleiben müssen. Die schon wiederholt pro- jectirte Herstellung grösserer Quais oder eines künstlichen Hafens wurde immer wieder aufgegeben, weil diese Arbeiten nach der be- scheidensten Schätzung 30 Millionen Dollars verschlingen würden.
Montevideo besitzt zwar keine bedeutenden Hafenbauten, doch ist für die übrigen Bedürfnisse der Schiffahrt bestens vorgesorgt. Im Süden der Stadt liegt ein kleineres Dock des Baron Mana, zwei grössere Docks mit 7·3 m Tiefe wurden am Fusse des Cerro von einer englischen Gesellschaft mit zwei Millionen Dollars Kosten erbaut. Die mit der Escuela de Artes y Oficios verbundene Staatswerfte baut Boote und kleinere Fahrzeuge, liegt jedoch mitten in der Stadt, wes- halb es nöthig wird, die erbauten Schiffe zur Stapellassung durch mehrere Strassen zu transportiren. Einige Maschinenwerkstätten neh- men sowohl Neuerzeugungen als auch grössere Reparaturen vor.
[Abbildung]
Legende zum Plan von Montevideo. A Ankerplatz für kleine Schiffe, A1 Rhede, B Landungsplatz, C Werfte, D Eisenbahnstation, E Tele- graphen-Kabel, F Leuchtfeuer (Platz Constitucion), G Fabrik, H Centralbahn, J Mühle, K Zollamt, L Caridad Hospital, M englisches Hospital, N englische Kirche, O Maná-Dock, P Gaswerke, Q alter Friedhof, R englischer Friedhof, S Postamt, T Oper, U Kathedrale, V Dom, W Plaza Independencia, X Plaza Cagancha, Y Strasse 25 de Mayo, Z Sarandi-Strasse. — 1 Strasse 18 de Julio, 2 Paysandu- Strasse, 3 Canelones-Strasse, 4 Strasse de la Constituyente.
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Die atlantische Küste von Amerika.
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wissen Luxus der Kasernen Montevideos ausprägt.
Am schönsten ausgestattet ist die Kaserne Artigas in der Calle
Agraciada; am geräumigsten ist die am Platze Artola gelegene Ka-
serne des 1. Artillerie-Regimentes.
Montevideo besitzt nur einen kleinen seichten Hafen von kaum
einer halben Quadratmeile (englisch) Grösse, der immer mehr ver-
sandet; grössere Schiffe müssen daher auf der Rhede ankern. Die
Tiefe des inneren Theiles der Bucht beträgt durchschnittlich nur
5 bis 6 m, der Grund ist schlammig. Hafen und Rhede haben seit
Beginn dieses Jahrhunderts 1·5 m an Tiefe eingebüsst.
Das Anlaufen des Hafens und der Rhede ist wegen der in der
La Plata-Mündung befindlichen Bänke und der starken unregelmäs-
sigen Strömungen mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Die Küsten-
beleuchtung ist mangelhaft; die Strömungen hängen zwar im Allge-
meinen von den Gezeiten ab, mitunter werden sie auch ziemlich stark
von den vorherrschenden Winden beeinflusst.
Das Löschen und Laden der Schiffe geschieht mittelst Lichter-
booten, doch zeigen die statistischen Angaben des Hafenamtes, dass
diese Arbeiten durchschnittlich an 100 Tagen des Jahres wegen un-
günstiger Witterung unterbleiben müssen. Die schon wiederholt pro-
jectirte Herstellung grösserer Quais oder eines künstlichen Hafens
wurde immer wieder aufgegeben, weil diese Arbeiten nach der be-
scheidensten Schätzung 30 Millionen Dollars verschlingen würden.
Montevideo besitzt zwar keine bedeutenden Hafenbauten, doch
ist für die übrigen Bedürfnisse der Schiffahrt bestens vorgesorgt. Im
Süden der Stadt liegt ein kleineres Dock des Baron Mana, zwei
grössere Docks mit 7·3 m Tiefe wurden am Fusse des Cerro von
einer englischen Gesellschaft mit zwei Millionen Dollars Kosten erbaut.
Die mit der Escuela de Artes y Oficios verbundene Staatswerfte baut
Boote und kleinere Fahrzeuge, liegt jedoch mitten in der Stadt, wes-
halb es nöthig wird, die erbauten Schiffe zur Stapellassung durch
mehrere Strassen zu transportiren. Einige Maschinenwerkstätten neh-
men sowohl Neuerzeugungen als auch grössere Reparaturen vor.
[Abbildung Legende zum Plan von Montevideo.
A Ankerplatz für kleine Schiffe, A1 Rhede, B Landungsplatz, C Werfte, D Eisenbahnstation, E Tele-
graphen-Kabel, F Leuchtfeuer (Platz Constitucion), G Fabrik, H Centralbahn, J Mühle, K Zollamt,
L Caridad Hospital, M englisches Hospital, N englische Kirche, O Maná-Dock, P Gaswerke, Q alter
Friedhof, R englischer Friedhof, S Postamt, T Oper, U Kathedrale, V Dom, W Plaza Independencia,
X Plaza Cagancha, Y Strasse 25 de Mayo, Z Sarandi-Strasse. — 1 Strasse 18 de Julio, 2 Paysandu-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/296>, abgerufen am 23.11.2024.
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