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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Brasilianische Häfen.
tion Cy. (Liverpool, Bordeaux), Chargeurs reunis (Havre), der Oesterreichisch-ungari-
sche Lloyd (Triest). Mit Ausnahme der letzten Linie laufen alle Lissabon an.

Der Verkehr mit Newport News (Va), welchen die United States and
Brazil Mail Steamship Cy. vermittelt, und der mit Baltimore durch die Red
Cross Line und Sloman's Brazil Line, wird infolge des Reciprocitätsvertrages vom
April 1891 (Mac Kinleybill) zwischen Brasilien und der Union bald zunehmen.

Die telegraphische Verbindung mit Europa wird durch eine doppelte
Kabelleitung hergestellt, die über die Capverdischen Inseln und Madeira nach
Lissabon führt; das Kabel nach Nordamerika geht über Para und die West-
indischen Inseln nach Florida. Nach dem Süden führt ein Kabel über Bahia und
Rio de Janeiro bis Buenos Aires. Diese Kabellinien sind sämmtlich im Besitze
der Brazilian Submarine Telegraph Company. Von S. Vincent geht eine zweite
Verbindung über S. Louis und Cadiz nach Europa.

Die wichtigsten Banken sind die English Bank of Rio Janeiro und die
London and Brazilian Bank.

In Pernambuco unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia,
Chile, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Frankreich, Gross-
britannien, Italien, Niederlande, Oesterreich Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal,
Schweiz, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Kleinere Häfen, mit denselben Ausfuhrartikeln wie Pernambuco, sind im
Norden von diesem Ceara, im Süden Maceio.

Bahia.

Die bedeutendste Stadt Brasiliens nach Rio de Janeiro ist un-
streitig Bahia, deren officielle Benennung "La Cidade de Santo Sal-
vador da Bahia do Todos os Santos" lautet.

Mit der Entdeckung der grossen Allerheiligenbai (Bahia do Todos os Santos)
durch Christovao Jacques 1503 und der ersten Colonisation durch Diego Alvarez
Corea beginnt die Vorgeschichte der jetzigen Stadt Bahia, die im Jahre 1549 auf
Befehl des Königs Joao III. von Portugal durch Thomas de Souza in der Aller-
heiligenbai gegründet und mit dem Namen des Heilandes -- Sao Salvador --
benannt wurde. Die Stadt wurde als Sitz der Regierung gleichzeitig auch der
Aufenthaltsort der Aristokratie.

Im Jahre 1624 nahmen die Holländer im Kriege mit dem Portugal be-
herrschenden Spanien auch die Stadt Bahia ein, wurden jedoch ein Jahr später
besiegt und in der folgenden Zeit durch den Generalgouverneur Telles da Silva
gänzlich vertrieben.

Als Hauptstadt der Colonie genoss nun Bahia begreiflicherweise Begünsti-
gungen, die ihm den Vorrang im geistigen Leben sicherten und das moralische
und materielle Gedeihen der Stadt, das übrigens auch durch die Wohlthat des
Friedens gefördert wurde, hoben und festigten.

Wenngleich durch die Einverleibung der Gebiete von Porto Seguro und
Ilheos namhaft vergrössert, verlor Bahia 1763 dennoch seinen Rang als Haupt-
stadt der Colonie an Rio de Janeiro. Der kirchliche Vorrang blieb jedoch Bahia
erhalten; das Bisthum der Stadt, als das erste der brasilianischen Colonie 1551

Brasilianische Häfen.
tion Cy. (Liverpool, Bordeaux), Chargeurs réunis (Hâvre), der Oesterreichisch-ungari-
sche Lloyd (Triest). Mit Ausnahme der letzten Linie laufen alle Lissabon an.

Der Verkehr mit Newport News (Va), welchen die United States and
Brazil Mail Steamship Cy. vermittelt, und der mit Baltimore durch die Red
Cross Line und Sloman’s Brazil Line, wird infolge des Reciprocitätsvertrages vom
April 1891 (Mac Kinleybill) zwischen Brasilien und der Union bald zunehmen.

Die telegraphische Verbindung mit Europa wird durch eine doppelte
Kabelleitung hergestellt, die über die Capverdischen Inseln und Madeira nach
Lissabon führt; das Kabel nach Nordamerika geht über Pará und die West-
indischen Inseln nach Florida. Nach dem Süden führt ein Kabel über Bahia und
Rio de Janeiro bis Buenos Aires. Diese Kabellinien sind sämmtlich im Besitze
der Brazilian Submarine Telegraph Company. Von S. Vincent geht eine zweite
Verbindung über S. Louis und Cadiz nach Europa.

Die wichtigsten Banken sind die English Bank of Rio Janeiro und die
London and Brazilian Bank.

In Pernambuco unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia,
Chile, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Frankreich, Gross-
britannien, Italien, Niederlande, Oesterreich Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal,
Schweiz, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Kleinere Häfen, mit denselben Ausfuhrartikeln wie Pernambuco, sind im
Norden von diesem Ceará, im Süden Maceió.

Bahia.

Die bedeutendste Stadt Brasiliens nach Rio de Janeiro ist un-
streitig Bahia, deren officielle Benennung „La Cidade de Santo Sal-
vador da Bahia do Todos os Santos“ lautet.

Mit der Entdeckung der grossen Allerheiligenbai (Bahia do Todos os Santos)
durch Christovao Jacques 1503 und der ersten Colonisation durch Diego Alvarez
Corea beginnt die Vorgeschichte der jetzigen Stadt Bahia, die im Jahre 1549 auf
Befehl des Königs João III. von Portugal durch Thomas de Souza in der Aller-
heiligenbai gegründet und mit dem Namen des Heilandes — São Salvador —
benannt wurde. Die Stadt wurde als Sitz der Regierung gleichzeitig auch der
Aufenthaltsort der Aristokratie.

Im Jahre 1624 nahmen die Holländer im Kriege mit dem Portugal be-
herrschenden Spanien auch die Stadt Bahia ein, wurden jedoch ein Jahr später
besiegt und in der folgenden Zeit durch den Generalgouverneur Telles da Silva
gänzlich vertrieben.

Als Hauptstadt der Colonie genoss nun Bahia begreiflicherweise Begünsti-
gungen, die ihm den Vorrang im geistigen Leben sicherten und das moralische
und materielle Gedeihen der Stadt, das übrigens auch durch die Wohlthat des
Friedens gefördert wurde, hoben und festigten.

Wenngleich durch die Einverleibung der Gebiete von Porto Seguro und
Ilhéos namhaft vergrössert, verlor Bahia 1763 dennoch seinen Rang als Haupt-
stadt der Colonie an Rio de Janeiro. Der kirchliche Vorrang blieb jedoch Bahia
erhalten; das Bisthum der Stadt, als das erste der brasilianischen Colonie 1551

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[253/0269] Brasilianische Häfen. tion Cy. (Liverpool, Bordeaux), Chargeurs réunis (Hâvre), der Oesterreichisch-ungari- sche Lloyd (Triest). Mit Ausnahme der letzten Linie laufen alle Lissabon an. Der Verkehr mit Newport News (Va), welchen die United States and Brazil Mail Steamship Cy. vermittelt, und der mit Baltimore durch die Red Cross Line und Sloman’s Brazil Line, wird infolge des Reciprocitätsvertrages vom April 1891 (Mac Kinleybill) zwischen Brasilien und der Union bald zunehmen. Die telegraphische Verbindung mit Europa wird durch eine doppelte Kabelleitung hergestellt, die über die Capverdischen Inseln und Madeira nach Lissabon führt; das Kabel nach Nordamerika geht über Pará und die West- indischen Inseln nach Florida. Nach dem Süden führt ein Kabel über Bahia und Rio de Janeiro bis Buenos Aires. Diese Kabellinien sind sämmtlich im Besitze der Brazilian Submarine Telegraph Company. Von S. Vincent geht eine zweite Verbindung über S. Louis und Cadiz nach Europa. Die wichtigsten Banken sind die English Bank of Rio Janeiro und die London and Brazilian Bank. In Pernambuco unterhalten Consulate: Argentinien, Belgien, Bolivia, Chile, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Frankreich, Gross- britannien, Italien, Niederlande, Oesterreich Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal, Schweiz, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten von Amerika. Kleinere Häfen, mit denselben Ausfuhrartikeln wie Pernambuco, sind im Norden von diesem Ceará, im Süden Maceió. Bahia. Die bedeutendste Stadt Brasiliens nach Rio de Janeiro ist un- streitig Bahia, deren officielle Benennung „La Cidade de Santo Sal- vador da Bahia do Todos os Santos“ lautet. Mit der Entdeckung der grossen Allerheiligenbai (Bahia do Todos os Santos) durch Christovao Jacques 1503 und der ersten Colonisation durch Diego Alvarez Corea beginnt die Vorgeschichte der jetzigen Stadt Bahia, die im Jahre 1549 auf Befehl des Königs João III. von Portugal durch Thomas de Souza in der Aller- heiligenbai gegründet und mit dem Namen des Heilandes — São Salvador — benannt wurde. Die Stadt wurde als Sitz der Regierung gleichzeitig auch der Aufenthaltsort der Aristokratie. Im Jahre 1624 nahmen die Holländer im Kriege mit dem Portugal be- herrschenden Spanien auch die Stadt Bahia ein, wurden jedoch ein Jahr später besiegt und in der folgenden Zeit durch den Generalgouverneur Telles da Silva gänzlich vertrieben. Als Hauptstadt der Colonie genoss nun Bahia begreiflicherweise Begünsti- gungen, die ihm den Vorrang im geistigen Leben sicherten und das moralische und materielle Gedeihen der Stadt, das übrigens auch durch die Wohlthat des Friedens gefördert wurde, hoben und festigten. Wenngleich durch die Einverleibung der Gebiete von Porto Seguro und Ilhéos namhaft vergrössert, verlor Bahia 1763 dennoch seinen Rang als Haupt- stadt der Colonie an Rio de Janeiro. Der kirchliche Vorrang blieb jedoch Bahia erhalten; das Bisthum der Stadt, als das erste der brasilianischen Colonie 1551

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/269>, abgerufen am 10.05.2024.