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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
ein auf 15 Seemeilen sichtbares Leuchtfeuer befinden sich am nörd-
lichen Ende dieses Riffes, dass nur an einigen Stellen künstlich durch
Aufbau erhöht wurde, um den fortwährenden, durch den Südost-
Passat erzeugten, starken Seegang zu brechen. Nur bei Sturmflut
und starken östlichen oder südöstlichen Winden wird das Riff von
der See überflutet und im Hafen eine stärkere Dünung erzeugt, doch
währt auch dies zumeist nur ein bis zwei Stunden. Schiffe von ge-
ringerem Tiefgang vertäuen sich parallel zum Riff mit Ankern und
Landfesten, kleinere Schiffe können auch an der Mündung des Capi-
beribe (beim Zollamt) gut liegen, grosse und tiefergehende Schiffe
müssen jedoch auf der Rhede ausserhalb des Riffes ankern, weil
Schiffe mit einem Tiefgange, der 19' englisch übersteigt, nur bei
Springflut in den Hafen einlaufen können. Jetzt sind grosse Arbeiten
im Gange, um die Einfahrt und den Hafen selbst zu vertiefen und
Quais und Molos zu erbauen, an denen grosse Schiffe anlegen können,
wodurch in Zukunft das bisher so kostspielige Lichtern vermieden
werden wird. Auch ein Dock soll erbaut werden, damit man hier
Schiffsreparaturen ausführen kann. Die Strömung im Hafen steigt oft
bis zu vier Seemeilen stündlicher Geschwindigkeit.

Der Form der Inseln entsprechend ist die ganze Lage der
Stadt, die eine der belebtesten und schönsten Städte Südamerikas
ist, eine in die Länge gezogene. Sechs aus Eisen oder Stein erbaute
Brücken verbinden die Stadttheile mit einander, die breite und gut
gehaltene, mit Gas beleuchtete Hauptstrassen besitzen. Ein Netz von
Pferdeeisenbahnen vermittelt den Verkehr zwischen den einzelnen
Stadttheilen.

Die Häuser der Stadt bestehen zumeist aus mehreren Stock-
werken und sind aus Stein erbaut; manche derselben haben, dem
portugiesischen Geschmacke entsprechend, das äussere Mauerwerk mit
glasirten Ziegeln bekleidet. Der Baustyl vieler Häuser verräth noch
den holländischen Ursprung.

Die Wasserversorgung Pernambucos geschieht durch eine Wasser-
leitung, welche eine ausreichende Wassermenge von einer landein-
wärts von Caranga gelegenen vortrefflichen Quelle der Stadt zu-
führt. Das Wasser der beiden Flüsse eignet sich nur für den Ge-
brauch als Nutzwasser.

Die eigentliche Hafenstadt, Bairro do Recife, ist der Hauptsitz
des geschäftlichen Lebens. In ihr liegen das Landtagsgebäude, das
Comptoir der Anglo-Brazilian-Bank, das Zollamt, die Sternwarte und
das Seearsenal. Mit dem Zollamte räumlich verbunden und eine De-

Die atlantische Küste von Amerika.
ein auf 15 Seemeilen sichtbares Leuchtfeuer befinden sich am nörd-
lichen Ende dieses Riffes, dass nur an einigen Stellen künstlich durch
Aufbau erhöht wurde, um den fortwährenden, durch den Südost-
Passat erzeugten, starken Seegang zu brechen. Nur bei Sturmflut
und starken östlichen oder südöstlichen Winden wird das Riff von
der See überflutet und im Hafen eine stärkere Dünung erzeugt, doch
währt auch dies zumeist nur ein bis zwei Stunden. Schiffe von ge-
ringerem Tiefgang vertäuen sich parallel zum Riff mit Ankern und
Landfesten, kleinere Schiffe können auch an der Mündung des Capi-
beribe (beim Zollamt) gut liegen, grosse und tiefergehende Schiffe
müssen jedoch auf der Rhede ausserhalb des Riffes ankern, weil
Schiffe mit einem Tiefgange, der 19′ englisch übersteigt, nur bei
Springflut in den Hafen einlaufen können. Jetzt sind grosse Arbeiten
im Gange, um die Einfahrt und den Hafen selbst zu vertiefen und
Quais und Molos zu erbauen, an denen grosse Schiffe anlegen können,
wodurch in Zukunft das bisher so kostspielige Lichtern vermieden
werden wird. Auch ein Dock soll erbaut werden, damit man hier
Schiffsreparaturen ausführen kann. Die Strömung im Hafen steigt oft
bis zu vier Seemeilen stündlicher Geschwindigkeit.

Der Form der Inseln entsprechend ist die ganze Lage der
Stadt, die eine der belebtesten und schönsten Städte Südamerikas
ist, eine in die Länge gezogene. Sechs aus Eisen oder Stein erbaute
Brücken verbinden die Stadttheile mit einander, die breite und gut
gehaltene, mit Gas beleuchtete Hauptstrassen besitzen. Ein Netz von
Pferdeeisenbahnen vermittelt den Verkehr zwischen den einzelnen
Stadttheilen.

Die Häuser der Stadt bestehen zumeist aus mehreren Stock-
werken und sind aus Stein erbaut; manche derselben haben, dem
portugiesischen Geschmacke entsprechend, das äussere Mauerwerk mit
glasirten Ziegeln bekleidet. Der Baustyl vieler Häuser verräth noch
den holländischen Ursprung.

Die Wasserversorgung Pernambucos geschieht durch eine Wasser-
leitung, welche eine ausreichende Wassermenge von einer landein-
wärts von Carangà gelegenen vortrefflichen Quelle der Stadt zu-
führt. Das Wasser der beiden Flüsse eignet sich nur für den Ge-
brauch als Nutzwasser.

Die eigentliche Hafenstadt, Bairro do Recife, ist der Hauptsitz
des geschäftlichen Lebens. In ihr liegen das Landtagsgebäude, das
Comptoir der Anglo-Brazilian-Bank, das Zollamt, die Sternwarte und
das Seearsenal. Mit dem Zollamte räumlich verbunden und eine De-

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[248/0264] Die atlantische Küste von Amerika. ein auf 15 Seemeilen sichtbares Leuchtfeuer befinden sich am nörd- lichen Ende dieses Riffes, dass nur an einigen Stellen künstlich durch Aufbau erhöht wurde, um den fortwährenden, durch den Südost- Passat erzeugten, starken Seegang zu brechen. Nur bei Sturmflut und starken östlichen oder südöstlichen Winden wird das Riff von der See überflutet und im Hafen eine stärkere Dünung erzeugt, doch währt auch dies zumeist nur ein bis zwei Stunden. Schiffe von ge- ringerem Tiefgang vertäuen sich parallel zum Riff mit Ankern und Landfesten, kleinere Schiffe können auch an der Mündung des Capi- beribe (beim Zollamt) gut liegen, grosse und tiefergehende Schiffe müssen jedoch auf der Rhede ausserhalb des Riffes ankern, weil Schiffe mit einem Tiefgange, der 19′ englisch übersteigt, nur bei Springflut in den Hafen einlaufen können. Jetzt sind grosse Arbeiten im Gange, um die Einfahrt und den Hafen selbst zu vertiefen und Quais und Molos zu erbauen, an denen grosse Schiffe anlegen können, wodurch in Zukunft das bisher so kostspielige Lichtern vermieden werden wird. Auch ein Dock soll erbaut werden, damit man hier Schiffsreparaturen ausführen kann. Die Strömung im Hafen steigt oft bis zu vier Seemeilen stündlicher Geschwindigkeit. Der Form der Inseln entsprechend ist die ganze Lage der Stadt, die eine der belebtesten und schönsten Städte Südamerikas ist, eine in die Länge gezogene. Sechs aus Eisen oder Stein erbaute Brücken verbinden die Stadttheile mit einander, die breite und gut gehaltene, mit Gas beleuchtete Hauptstrassen besitzen. Ein Netz von Pferdeeisenbahnen vermittelt den Verkehr zwischen den einzelnen Stadttheilen. Die Häuser der Stadt bestehen zumeist aus mehreren Stock- werken und sind aus Stein erbaut; manche derselben haben, dem portugiesischen Geschmacke entsprechend, das äussere Mauerwerk mit glasirten Ziegeln bekleidet. Der Baustyl vieler Häuser verräth noch den holländischen Ursprung. Die Wasserversorgung Pernambucos geschieht durch eine Wasser- leitung, welche eine ausreichende Wassermenge von einer landein- wärts von Carangà gelegenen vortrefflichen Quelle der Stadt zu- führt. Das Wasser der beiden Flüsse eignet sich nur für den Ge- brauch als Nutzwasser. Die eigentliche Hafenstadt, Bairro do Recife, ist der Hauptsitz des geschäftlichen Lebens. In ihr liegen das Landtagsgebäude, das Comptoir der Anglo-Brazilian-Bank, das Zollamt, die Sternwarte und das Seearsenal. Mit dem Zollamte räumlich verbunden und eine De-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/264>, abgerufen am 23.11.2024.