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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der Panama-Canal.

Fast alle Dampferlinien, welche Colon-Aspinwall anlaufen, be-
suchen auch die anderen Häfen der Nordküste Südamerikas. Wir be-
grüssen in Columbien zunächst Cartagena, eine der ältesten Städte
des Landes. Den Haupteingang zu seinem von Natur vorzüglichen
Hafen haben die Spanier 1793 versperrt und die indolente Bevöl-
kerung hat ihn seitdem noch nicht wieder eröffnet.

Daher ist jetzt das elende Sabanilla oder Salgar der erste
Ausfuhrhafen Columbiens. Die von einer deutschen Gesellschaft 1870
erbaute Ferrocarril de Bolivar bringt die Reisenden für 5 Pesos (10 fl.)
nach dem 22 km entfernten Baranguilla am Magdalena, dem Haupt-
speditionsplatz des Landes, von wo 25 Dampfer stromaufwärts gehen;
die Mündungsbarre ist nur mit Gefahr für Schiff und Mannschaft zu
passiren.

Die Ausfuhr von Sabanilla erreichte 1889 9[·]8 Mill. Pesos, davon für 3·6
Mill. Pesos Silber, für 2·1 Mill. Pesos Kaffee, ferner Häute, Tabak und Gummi.
Die Ausfuhr ist nach Grossbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Frank-
reich und Deutschland gerichtet.

Die Einfuhr, welche zum grössten Theile von Grossbritannien und Frank-
reich, aber auch von Deutschland und der Union besorgt wird, hatte 1889 einen
Werth von 7·4 Mill. Pesos.

In demselben Jahre liefen 238 Schiffe 365·231 Reg.-Tons ein.

Am Westufer des Canals, welcher den Golf von Maracaibo mit
der Lagune gleichen Namens verbindet, liegt die Stadt Maracaibo.
Sie besitzt eine Pferdebahngesellschaft, welche 30 % Dividende ab-
wirft, elektrische Strassen- und Häuserbeleuchtung, die Amerikaner ein-
gerichtet haben, und ist Sitz einer ganz ansehnlichen Industrie, welche
sich der Dampfkraft bedient. Der Hafen vermittelt die Ausfuhr der
Kaffeedistricte, welche die Lagune umgeben, und da die Kaffeepreise
in den letzten Jahren lohnend waren, ist der Wohlstand des Landes
und damit die Consumfähigkeit bedeutend gestiegen. Auch die Durch-
fuhr nach dem östlichen Columbien ist ansehnlich.

Der hiesige Grosshandel ruht fast ganz in deutschen Händen.

Die Grundlage aller geschäftlichen Unternehmungen ist Kaffee, von
welchem 1889 183.614 q (Werth 30·7 Mill. Bolivares) meist nach New-York ver-
schifft wurden. Dorthin gehen auch Rindshäute, Ziegenfelle, während Nutz- und
Farbhölzer und Dividivi überwiegend nach Falmouth oder Queenstown an Ordre
versendet werden.

In der Einfuhr nimmt Deutschland (Hamburg) dem Werthe nach den
ersten Rang mit 40 % der ganzen Summe, auf die Union (New-York) entfallen
35 %, auf England (Liverpool) 16 %.

Im Jahre 1889 erreichte die Ausfuhr 33·7, die Einfuhr 11 Mill. Bolivares.

Die Postverbindung mit Europa wird durch die "Red D Line of
Steamships" vermittelt, welche über Curacao in sechs Tagen New-York erreichen.


Der Panama-Canal.

Fast alle Dampferlinien, welche Colon-Aspinwall anlaufen, be-
suchen auch die anderen Häfen der Nordküste Südamerikas. Wir be-
grüssen in Columbien zunächst Cartagena, eine der ältesten Städte
des Landes. Den Haupteingang zu seinem von Natur vorzüglichen
Hafen haben die Spanier 1793 versperrt und die indolente Bevöl-
kerung hat ihn seitdem noch nicht wieder eröffnet.

Daher ist jetzt das elende Sabanilla oder Salgar der erste
Ausfuhrhafen Columbiens. Die von einer deutschen Gesellschaft 1870
erbaute Ferrocarril de Bolívar bringt die Reisenden für 5 Pesos (10 fl.)
nach dem 22 km entfernten Baranguilla am Magdalena, dem Haupt-
speditionsplatz des Landes, von wo 25 Dampfer stromaufwärts gehen;
die Mündungsbarre ist nur mit Gefahr für Schiff und Mannschaft zu
passiren.

Die Ausfuhr von Sabanilla erreichte 1889 9[·]8 Mill. Pesos, davon für 3·6
Mill. Pesos Silber, für 2·1 Mill. Pesos Kaffee, ferner Häute, Tabak und Gummi.
Die Ausfuhr ist nach Grossbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Frank-
reich und Deutschland gerichtet.

Die Einfuhr, welche zum grössten Theile von Grossbritannien und Frank-
reich, aber auch von Deutschland und der Union besorgt wird, hatte 1889 einen
Werth von 7·4 Mill. Pesos.

In demselben Jahre liefen 238 Schiffe 365·231 Reg.-Tons ein.

Am Westufer des Canals, welcher den Golf von Maracaibo mit
der Lagune gleichen Namens verbindet, liegt die Stadt Maracaibo.
Sie besitzt eine Pferdebahngesellschaft, welche 30 % Dividende ab-
wirft, elektrische Strassen- und Häuserbeleuchtung, die Amerikaner ein-
gerichtet haben, und ist Sitz einer ganz ansehnlichen Industrie, welche
sich der Dampfkraft bedient. Der Hafen vermittelt die Ausfuhr der
Kaffeedistricte, welche die Lagune umgeben, und da die Kaffeepreise
in den letzten Jahren lohnend waren, ist der Wohlstand des Landes
und damit die Consumfähigkeit bedeutend gestiegen. Auch die Durch-
fuhr nach dem östlichen Columbien ist ansehnlich.

Der hiesige Grosshandel ruht fast ganz in deutschen Händen.

Die Grundlage aller geschäftlichen Unternehmungen ist Kaffee, von
welchem 1889 183.614 q (Werth 30·7 Mill. Bolivares) meist nach New-York ver-
schifft wurden. Dorthin gehen auch Rindshäute, Ziegenfelle, während Nutz- und
Farbhölzer und Dividivi überwiegend nach Falmouth oder Queenstown an Ordre
versendet werden.

In der Einfuhr nimmt Deutschland (Hamburg) dem Werthe nach den
ersten Rang mit 40 % der ganzen Summe, auf die Union (New-York) entfallen
35 %, auf England (Liverpool) 16 %.

Im Jahre 1889 erreichte die Ausfuhr 33·7, die Einfuhr 11 Mill. Bolivares.

Die Postverbindung mit Europa wird durch die „Red D Line of
Steamships“ vermittelt, welche über Curaçao in sechs Tagen New-York erreichen.


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[237/0253] Der Panama-Canal. Fast alle Dampferlinien, welche Colon-Aspinwall anlaufen, be- suchen auch die anderen Häfen der Nordküste Südamerikas. Wir be- grüssen in Columbien zunächst Cartagena, eine der ältesten Städte des Landes. Den Haupteingang zu seinem von Natur vorzüglichen Hafen haben die Spanier 1793 versperrt und die indolente Bevöl- kerung hat ihn seitdem noch nicht wieder eröffnet. Daher ist jetzt das elende Sabanilla oder Salgar der erste Ausfuhrhafen Columbiens. Die von einer deutschen Gesellschaft 1870 erbaute Ferrocarril de Bolívar bringt die Reisenden für 5 Pesos (10 fl.) nach dem 22 km entfernten Baranguilla am Magdalena, dem Haupt- speditionsplatz des Landes, von wo 25 Dampfer stromaufwärts gehen; die Mündungsbarre ist nur mit Gefahr für Schiff und Mannschaft zu passiren. Die Ausfuhr von Sabanilla erreichte 1889 9·8 Mill. Pesos, davon für 3·6 Mill. Pesos Silber, für 2·1 Mill. Pesos Kaffee, ferner Häute, Tabak und Gummi. Die Ausfuhr ist nach Grossbritannien, den Vereinigten Staaten von Amerika, Frank- reich und Deutschland gerichtet. Die Einfuhr, welche zum grössten Theile von Grossbritannien und Frank- reich, aber auch von Deutschland und der Union besorgt wird, hatte 1889 einen Werth von 7·4 Mill. Pesos. In demselben Jahre liefen 238 Schiffe 365·231 Reg.-Tons ein. Am Westufer des Canals, welcher den Golf von Maracaibo mit der Lagune gleichen Namens verbindet, liegt die Stadt Maracaibo. Sie besitzt eine Pferdebahngesellschaft, welche 30 % Dividende ab- wirft, elektrische Strassen- und Häuserbeleuchtung, die Amerikaner ein- gerichtet haben, und ist Sitz einer ganz ansehnlichen Industrie, welche sich der Dampfkraft bedient. Der Hafen vermittelt die Ausfuhr der Kaffeedistricte, welche die Lagune umgeben, und da die Kaffeepreise in den letzten Jahren lohnend waren, ist der Wohlstand des Landes und damit die Consumfähigkeit bedeutend gestiegen. Auch die Durch- fuhr nach dem östlichen Columbien ist ansehnlich. Der hiesige Grosshandel ruht fast ganz in deutschen Händen. Die Grundlage aller geschäftlichen Unternehmungen ist Kaffee, von welchem 1889 183.614 q (Werth 30·7 Mill. Bolivares) meist nach New-York ver- schifft wurden. Dorthin gehen auch Rindshäute, Ziegenfelle, während Nutz- und Farbhölzer und Dividivi überwiegend nach Falmouth oder Queenstown an Ordre versendet werden. In der Einfuhr nimmt Deutschland (Hamburg) dem Werthe nach den ersten Rang mit 40 % der ganzen Summe, auf die Union (New-York) entfallen 35 %, auf England (Liverpool) 16 %. Im Jahre 1889 erreichte die Ausfuhr 33·7, die Einfuhr 11 Mill. Bolivares. Die Postverbindung mit Europa wird durch die „Red D Line of Steamships“ vermittelt, welche über Curaçao in sechs Tagen New-York erreichen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/253>, abgerufen am 23.11.2024.