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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der Panama-Canal.
Panama-Unternehmen zugute kam, war der, dass sich derselbe Mann,
dessen eiserner Ausdauer allein der Suez-Canal seine Existenz ver-
dankt, dass sich Ferdinand von Lesseps an die Spitze des
Panama-Unternehmens stellte.

Ihm glaubte man, auf ihn schwur die ganze gebildete Welt, vor
Allem aber die Franzosen, und von französischem Gelde wurde bisher
der Panama-Canal ebenso wie seinerzeit der Suez-Canal gebaut.
Frankreich, dieses Land der Sparer und der Phantasiemenschen, ist
der einzig richtige Boden für solche Unternehmungen. Bevor noch der
Suez-Canal ganz functionirte, trat das Interesse für einen central-
amerikanischen Canal schon immer lebhafter an den Tag. Man suchte
durch eigens hiefür eingerufene Congresse in Antwerpen 1871 und
Paris 1875 und 1878 die europäische Intelligenz und das Capital
dafür zu gewinnen. Eine praktische Gestalt bekamen alle diese Ver-
handlungen erst, als 1879 Ferdinand v. Lesseps den Vorsitz des
internationalen Congresses in Paris übernahm.

Die vielen Projecte wurden auf fünf *) reducirt, dieselben ein-
gehends überprüft und, wenn auch mit Reserve, die Ueberzeugung
ausgesprochen, dass das Panama-Project das beste, dem Verkehre am
meisten entsprechende und am leichtesten durchführbare sei.

So siegte denn das Panama-Project, als das einzige, welches
einen dem Suez-Canale ähnlichen offenen Schifffahrtscanal ohne
Schleussen
herzustellen versprach, über alle Rivalen.

Hart vertheidigt wurde übrigens gegen Panama nur das Nica-
ragua-Project, für welches der verstorbene Präsident Grant sehr ent-
schieden eingetreten war, und für welches die Amerikaner (schon
ans Opposition gegen das europäische Unternehmen) nicht nur
stimmten, an dessen Realisirung sie ja auch bald Hand anlegten.

Welches Vertrauen man speciell in Frankreich dem Unternehmen
und besonders dem Hauptunternehmer Lesseps entgegenbrachte, be-

*)
[Tabelle]

Der Panama-Canal.
Panama-Unternehmen zugute kam, war der, dass sich derselbe Mann,
dessen eiserner Ausdauer allein der Suez-Canal seine Existenz ver-
dankt, dass sich Ferdinand von Lesseps an die Spitze des
Panama-Unternehmens stellte.

Ihm glaubte man, auf ihn schwur die ganze gebildete Welt, vor
Allem aber die Franzosen, und von französischem Gelde wurde bisher
der Panama-Canal ebenso wie seinerzeit der Suez-Canal gebaut.
Frankreich, dieses Land der Sparer und der Phantasiemenschen, ist
der einzig richtige Boden für solche Unternehmungen. Bevor noch der
Suez-Canal ganz functionirte, trat das Interesse für einen central-
amerikanischen Canal schon immer lebhafter an den Tag. Man suchte
durch eigens hiefür eingerufene Congresse in Antwerpen 1871 und
Paris 1875 und 1878 die europäische Intelligenz und das Capital
dafür zu gewinnen. Eine praktische Gestalt bekamen alle diese Ver-
handlungen erst, als 1879 Ferdinand v. Lesseps den Vorsitz des
internationalen Congresses in Paris übernahm.

Die vielen Projecte wurden auf fünf *) reducirt, dieselben ein-
gehends überprüft und, wenn auch mit Reserve, die Ueberzeugung
ausgesprochen, dass das Panama-Project das beste, dem Verkehre am
meisten entsprechende und am leichtesten durchführbare sei.

So siegte denn das Panama-Project, als das einzige, welches
einen dem Suez-Canale ähnlichen offenen Schifffahrtscanal ohne
Schleussen
herzustellen versprach, über alle Rivalen.

Hart vertheidigt wurde übrigens gegen Panama nur das Nica-
ragua-Project, für welches der verstorbene Präsident Grant sehr ent-
schieden eingetreten war, und für welches die Amerikaner (schon
ans Opposition gegen das europäische Unternehmen) nicht nur
stimmten, an dessen Realisirung sie ja auch bald Hand anlegten.

Welches Vertrauen man speciell in Frankreich dem Unternehmen
und besonders dem Hauptunternehmer Lesseps entgegenbrachte, be-

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[223/0239] Der Panama-Canal. Panama-Unternehmen zugute kam, war der, dass sich derselbe Mann, dessen eiserner Ausdauer allein der Suez-Canal seine Existenz ver- dankt, dass sich Ferdinand von Lesseps an die Spitze des Panama-Unternehmens stellte. Ihm glaubte man, auf ihn schwur die ganze gebildete Welt, vor Allem aber die Franzosen, und von französischem Gelde wurde bisher der Panama-Canal ebenso wie seinerzeit der Suez-Canal gebaut. Frankreich, dieses Land der Sparer und der Phantasiemenschen, ist der einzig richtige Boden für solche Unternehmungen. Bevor noch der Suez-Canal ganz functionirte, trat das Interesse für einen central- amerikanischen Canal schon immer lebhafter an den Tag. Man suchte durch eigens hiefür eingerufene Congresse in Antwerpen 1871 und Paris 1875 und 1878 die europäische Intelligenz und das Capital dafür zu gewinnen. Eine praktische Gestalt bekamen alle diese Ver- handlungen erst, als 1879 Ferdinand v. Lesseps den Vorsitz des internationalen Congresses in Paris übernahm. Die vielen Projecte wurden auf fünf *) reducirt, dieselben ein- gehends überprüft und, wenn auch mit Reserve, die Ueberzeugung ausgesprochen, dass das Panama-Project das beste, dem Verkehre am meisten entsprechende und am leichtesten durchführbare sei. So siegte denn das Panama-Project, als das einzige, welches einen dem Suez-Canale ähnlichen offenen Schifffahrtscanal ohne Schleussen herzustellen versprach, über alle Rivalen. Hart vertheidigt wurde übrigens gegen Panama nur das Nica- ragua-Project, für welches der verstorbene Präsident Grant sehr ent- schieden eingetreten war, und für welches die Amerikaner (schon ans Opposition gegen das europäische Unternehmen) nicht nur stimmten, an dessen Realisirung sie ja auch bald Hand anlegten. Welches Vertrauen man speciell in Frankreich dem Unternehmen und besonders dem Hauptunternehmer Lesseps entgegenbrachte, be- *)

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/239>, abgerufen am 30.04.2024.