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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Vera-Cruz.
gessen, dass Mexico eines der gottbegnadetsten, reichsten Länder
der Erde ist.

Die Regierung fand Zeit, auch anderen Zweigen der Verwaltung
ihre Fürsorge zuzuwenden und in erster Linie den Bau der Eisen-
bahnen zu fördern.

Es war daher Pflicht der Dankbarkeit und der Vaterlandsliebe
der Mexicaner, dass sie 1887 wegen Porfirio Diaz die §§ 78 und 109
ihrer Constitution geändert haben. So konnte der grosse Staatsmann,
der vom 1. December 1884 bis 1. December 1888 mit so viel Ge-
schick Mexico geführt hatte, neuerdings für vier weitere Jahre an der
Spitze des Staates erhalten werden, denn nach der alten Bestimmung
war es nicht gestattet, dass derselbe Mann in zwei unmittelbar hinter-
einander folgenden Präsidentschaftsperioden Präsident sein konnte.

Dass die immerwährenden Unruhen einer erst halbvergangenen
Zeit für den Ausbau moderner Verkehrsmittel nicht günstig waren,
ist selbstverständlich.

Kaum über zwei Decennien ist es her, dass Schienenwege den
Haupthandelsplatz Vera-Cruz mit der Hauptstadt verbinden, und erst
1884 fanden diese Verkehrsadern an dem Bahnnetze der Vereinigten
Staaten ihren Anschluss.

Den Hauptbestandtheil der 12 Millionen Einwohner der unab-
hängigen Staaten von Mexico bildet, wie im ganzen romanischen
Amerika, das indianische Element. Es ist durch Zähigkeit, Ausdauer
und Tapferkeit ausgezeichnet.

Dessen Berührung mit europäischen und anderen fremden Ele-
menten hat den Unterschied zwischen den Abkömmlingen der tolte-
kisch-aztekischen Völkergruppe und der jetzigen fast ausschliesslich
christlich-civilisirten Bevölkerung fast gänzlich aufgehoben, ja selbst
die Sprache der Indianer (indios fideles) ist wie in Mexico allgemein
die spanische, und nur wenige indianische Stämme, die sogenannten
Indios bravos, haben ihren früheren Charakter bewahrt.

So trägt denn auch Vera-Cruz dennoch ein interessantes Ge-
präge, indem hier die verschiedensten Menschenarten und Mischlinge
aller Art vertreten sind.

Unter der etwa 22.000 Seelen betragenden Bevölkerung von
Vera-Cruz und den Vororten sind es vorzüglich die Weissen, in deren
Händen sich der Handel befindet, insbesondere Deutsche und Ameri-
kaner, während die Würden und Aemter von Landeskindern getragen
werden, die übrigens an allen Gewerben und dem Detailhandel regen
Antheil nehmen.


Vera-Cruz.
gessen, dass Mexico eines der gottbegnadetsten, reichsten Länder
der Erde ist.

Die Regierung fand Zeit, auch anderen Zweigen der Verwaltung
ihre Fürsorge zuzuwenden und in erster Linie den Bau der Eisen-
bahnen zu fördern.

Es war daher Pflicht der Dankbarkeit und der Vaterlandsliebe
der Mexicaner, dass sie 1887 wegen Porfirio Diaz die §§ 78 und 109
ihrer Constitution geändert haben. So konnte der grosse Staatsmann,
der vom 1. December 1884 bis 1. December 1888 mit so viel Ge-
schick Mexico geführt hatte, neuerdings für vier weitere Jahre an der
Spitze des Staates erhalten werden, denn nach der alten Bestimmung
war es nicht gestattet, dass derselbe Mann in zwei unmittelbar hinter-
einander folgenden Präsidentschaftsperioden Präsident sein konnte.

Dass die immerwährenden Unruhen einer erst halbvergangenen
Zeit für den Ausbau moderner Verkehrsmittel nicht günstig waren,
ist selbstverständlich.

Kaum über zwei Decennien ist es her, dass Schienenwege den
Haupthandelsplatz Vera-Cruz mit der Hauptstadt verbinden, und erst
1884 fanden diese Verkehrsadern an dem Bahnnetze der Vereinigten
Staaten ihren Anschluss.

Den Hauptbestandtheil der 12 Millionen Einwohner der unab-
hängigen Staaten von Mexico bildet, wie im ganzen romanischen
Amerika, das indianische Element. Es ist durch Zähigkeit, Ausdauer
und Tapferkeit ausgezeichnet.

Dessen Berührung mit europäischen und anderen fremden Ele-
menten hat den Unterschied zwischen den Abkömmlingen der tolte-
kisch-aztekischen Völkergruppe und der jetzigen fast ausschliesslich
christlich-civilisirten Bevölkerung fast gänzlich aufgehoben, ja selbst
die Sprache der Indianer (indios fideles) ist wie in Mexico allgemein
die spanische, und nur wenige indianische Stämme, die sogenannten
Indios bravos, haben ihren früheren Charakter bewahrt.

So trägt denn auch Vera-Cruz dennoch ein interessantes Ge-
präge, indem hier die verschiedensten Menschenarten und Mischlinge
aller Art vertreten sind.

Unter der etwa 22.000 Seelen betragenden Bevölkerung von
Vera-Cruz und den Vororten sind es vorzüglich die Weissen, in deren
Händen sich der Handel befindet, insbesondere Deutsche und Ameri-
kaner, während die Würden und Aemter von Landeskindern getragen
werden, die übrigens an allen Gewerben und dem Detailhandel regen
Antheil nehmen.


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[159/0175] Vera-Cruz. gessen, dass Mexico eines der gottbegnadetsten, reichsten Länder der Erde ist. Die Regierung fand Zeit, auch anderen Zweigen der Verwaltung ihre Fürsorge zuzuwenden und in erster Linie den Bau der Eisen- bahnen zu fördern. Es war daher Pflicht der Dankbarkeit und der Vaterlandsliebe der Mexicaner, dass sie 1887 wegen Porfirio Diaz die §§ 78 und 109 ihrer Constitution geändert haben. So konnte der grosse Staatsmann, der vom 1. December 1884 bis 1. December 1888 mit so viel Ge- schick Mexico geführt hatte, neuerdings für vier weitere Jahre an der Spitze des Staates erhalten werden, denn nach der alten Bestimmung war es nicht gestattet, dass derselbe Mann in zwei unmittelbar hinter- einander folgenden Präsidentschaftsperioden Präsident sein konnte. Dass die immerwährenden Unruhen einer erst halbvergangenen Zeit für den Ausbau moderner Verkehrsmittel nicht günstig waren, ist selbstverständlich. Kaum über zwei Decennien ist es her, dass Schienenwege den Haupthandelsplatz Vera-Cruz mit der Hauptstadt verbinden, und erst 1884 fanden diese Verkehrsadern an dem Bahnnetze der Vereinigten Staaten ihren Anschluss. Den Hauptbestandtheil der 12 Millionen Einwohner der unab- hängigen Staaten von Mexico bildet, wie im ganzen romanischen Amerika, das indianische Element. Es ist durch Zähigkeit, Ausdauer und Tapferkeit ausgezeichnet. Dessen Berührung mit europäischen und anderen fremden Ele- menten hat den Unterschied zwischen den Abkömmlingen der tolte- kisch-aztekischen Völkergruppe und der jetzigen fast ausschliesslich christlich-civilisirten Bevölkerung fast gänzlich aufgehoben, ja selbst die Sprache der Indianer (indios fideles) ist wie in Mexico allgemein die spanische, und nur wenige indianische Stämme, die sogenannten Indios bravos, haben ihren früheren Charakter bewahrt. So trägt denn auch Vera-Cruz dennoch ein interessantes Ge- präge, indem hier die verschiedensten Menschenarten und Mischlinge aller Art vertreten sind. Unter der etwa 22.000 Seelen betragenden Bevölkerung von Vera-Cruz und den Vororten sind es vorzüglich die Weissen, in deren Händen sich der Handel befindet, insbesondere Deutsche und Ameri- kaner, während die Würden und Aemter von Landeskindern getragen werden, die übrigens an allen Gewerben und dem Detailhandel regen Antheil nehmen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/175>, abgerufen am 22.11.2024.