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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
um die ungeheuere Last des Granitgebäudes zu stützen. Der 1847
begonnene Bau ist gegenwärtig nach Ueberwindung vieler Schwierig-
keiten und mancherlei Unfällen nahezu vollendet. Er verschlang eine
Bausumme von fast sechs Millionen Dollars.

Das Customhouse ist indes ein Prachtgebäude mit vorzüglichen
Einrichtungen. Die luxuriös ausgestattete Marmorhalle im Centrum der
Gebäudes ist der weltberühmten St. Georges-Hall in Liverpool nach-
empfunden, doch etwas kleiner als diese gehalten. Beachtenswerth
sind darin neben prächtigen Ornamenten einige schöne Basreliefs und
fünfzehn Säulen aus weissem Marmor von je 13 m Höhe, deren jede
5000 Dollars gekostet hat.

Als schöner Kunstbau verdient die City-Hall genannt zu werden,
diese zeigt die Architectur des Minerva-Tempels der Akropolis von
Athen. Die Front des massiv gebauten Gebäudes ist mit weissem
Marmor bekleidet, mit schönen jonischen Säulen und symbolischen
Figuren geziert.

In der Common-Street hat in drei imposanten griechischen
Tempeln die reich dotirte Tulanes-Universität von Louisiana ein herr-
liches Heim gefunden. Sie ist eine Stiftung Mr. Paul Tulanes' und be-
steht seit dem Jahre 1884.

Noch viele andere öffentliche Gebäude, wie die Börse, die Münze,
das Gerichtsgebäude, tragen das Gepräge des Reichthums zur Schau
und bilden hervorragende Zierden der lebensfroh aufstrebenden Stadt.

Unter den kirchlichen Bauten haben wir bereits des prächtigen
Renaissancebaues der Kathedrale St. Louis gedacht, deren Front dem
Jackson-Square zugewendet ist. Nebst diesem Gotteshaus zählt New-
Orleans noch sieben römisch-katholische Kirchen, von welchen die
St. Patricks-Kirche den höchsten Thurm der Stadt besitzt. Derselbe
ist nach dem Münster von York construirt und hat 76 m Höhe.

Erwähnt sei auch das alte Ursulinerinnenkloster, das gegen-
wärtig als Residenz der römisch-katholischen Bischöfe dient.

Die bischöfliche Kirche verfügt über vier Gotteshäuser, den
anderen christlichen Glaubensbekenntnissen dienen weitere vier Kirchen
und die reformirte Judengemeinde erbaute sich den im byzantinischen
Style gehaltenen Tempel Sinai, den zwei kleine Thürme zieren.

Wenngleich die Stadt, im Grunde genommen, eine Schöpfung der
neuesten Zeit ist, so hat sie dank dem ausgeprägten patriotischen
Gefühle der Bevölkerung doch schon den Schmuck schöner, hervor-
ragenden Männern gewidmeter Monumente, die Thaten des Generals
Jackson, Siegers vom 8. Jänner 1845, Henry Clay's, des Staatsmannes,

Die atlantische Küste von Amerika.
um die ungeheuere Last des Granitgebäudes zu stützen. Der 1847
begonnene Bau ist gegenwärtig nach Ueberwindung vieler Schwierig-
keiten und mancherlei Unfällen nahezu vollendet. Er verschlang eine
Bausumme von fast sechs Millionen Dollars.

Das Customhouse ist indes ein Prachtgebäude mit vorzüglichen
Einrichtungen. Die luxuriös ausgestattete Marmorhalle im Centrum der
Gebäudes ist der weltberühmten St. Georges-Hall in Liverpool nach-
empfunden, doch etwas kleiner als diese gehalten. Beachtenswerth
sind darin neben prächtigen Ornamenten einige schöne Basreliefs und
fünfzehn Säulen aus weissem Marmor von je 13 m Höhe, deren jede
5000 Dollars gekostet hat.

Als schöner Kunstbau verdient die City-Hall genannt zu werden,
diese zeigt die Architectur des Minerva-Tempels der Akropolis von
Athen. Die Front des massiv gebauten Gebäudes ist mit weissem
Marmor bekleidet, mit schönen jonischen Säulen und symbolischen
Figuren geziert.

In der Common-Street hat in drei imposanten griechischen
Tempeln die reich dotirte Tulanes-Universität von Louisiana ein herr-
liches Heim gefunden. Sie ist eine Stiftung Mr. Paul Tulanes’ und be-
steht seit dem Jahre 1884.

Noch viele andere öffentliche Gebäude, wie die Börse, die Münze,
das Gerichtsgebäude, tragen das Gepräge des Reichthums zur Schau
und bilden hervorragende Zierden der lebensfroh aufstrebenden Stadt.

Unter den kirchlichen Bauten haben wir bereits des prächtigen
Renaissancebaues der Kathedrale St. Louis gedacht, deren Front dem
Jackson-Square zugewendet ist. Nebst diesem Gotteshaus zählt New-
Orleans noch sieben römisch-katholische Kirchen, von welchen die
St. Patricks-Kirche den höchsten Thurm der Stadt besitzt. Derselbe
ist nach dem Münster von York construirt und hat 76 m Höhe.

Erwähnt sei auch das alte Ursulinerinnenkloster, das gegen-
wärtig als Residenz der römisch-katholischen Bischöfe dient.

Die bischöfliche Kirche verfügt über vier Gotteshäuser, den
anderen christlichen Glaubensbekenntnissen dienen weitere vier Kirchen
und die reformirte Judengemeinde erbaute sich den im byzantinischen
Style gehaltenen Tempel Sinai, den zwei kleine Thürme zieren.

Wenngleich die Stadt, im Grunde genommen, eine Schöpfung der
neuesten Zeit ist, so hat sie dank dem ausgeprägten patriotischen
Gefühle der Bevölkerung doch schon den Schmuck schöner, hervor-
ragenden Männern gewidmeter Monumente, die Thaten des Generals
Jackson, Siegers vom 8. Jänner 1845, Henry Clay’s, des Staatsmannes,

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[140/0156] Die atlantische Küste von Amerika. um die ungeheuere Last des Granitgebäudes zu stützen. Der 1847 begonnene Bau ist gegenwärtig nach Ueberwindung vieler Schwierig- keiten und mancherlei Unfällen nahezu vollendet. Er verschlang eine Bausumme von fast sechs Millionen Dollars. Das Customhouse ist indes ein Prachtgebäude mit vorzüglichen Einrichtungen. Die luxuriös ausgestattete Marmorhalle im Centrum der Gebäudes ist der weltberühmten St. Georges-Hall in Liverpool nach- empfunden, doch etwas kleiner als diese gehalten. Beachtenswerth sind darin neben prächtigen Ornamenten einige schöne Basreliefs und fünfzehn Säulen aus weissem Marmor von je 13 m Höhe, deren jede 5000 Dollars gekostet hat. Als schöner Kunstbau verdient die City-Hall genannt zu werden, diese zeigt die Architectur des Minerva-Tempels der Akropolis von Athen. Die Front des massiv gebauten Gebäudes ist mit weissem Marmor bekleidet, mit schönen jonischen Säulen und symbolischen Figuren geziert. In der Common-Street hat in drei imposanten griechischen Tempeln die reich dotirte Tulanes-Universität von Louisiana ein herr- liches Heim gefunden. Sie ist eine Stiftung Mr. Paul Tulanes’ und be- steht seit dem Jahre 1884. Noch viele andere öffentliche Gebäude, wie die Börse, die Münze, das Gerichtsgebäude, tragen das Gepräge des Reichthums zur Schau und bilden hervorragende Zierden der lebensfroh aufstrebenden Stadt. Unter den kirchlichen Bauten haben wir bereits des prächtigen Renaissancebaues der Kathedrale St. Louis gedacht, deren Front dem Jackson-Square zugewendet ist. Nebst diesem Gotteshaus zählt New- Orleans noch sieben römisch-katholische Kirchen, von welchen die St. Patricks-Kirche den höchsten Thurm der Stadt besitzt. Derselbe ist nach dem Münster von York construirt und hat 76 m Höhe. Erwähnt sei auch das alte Ursulinerinnenkloster, das gegen- wärtig als Residenz der römisch-katholischen Bischöfe dient. Die bischöfliche Kirche verfügt über vier Gotteshäuser, den anderen christlichen Glaubensbekenntnissen dienen weitere vier Kirchen und die reformirte Judengemeinde erbaute sich den im byzantinischen Style gehaltenen Tempel Sinai, den zwei kleine Thürme zieren. Wenngleich die Stadt, im Grunde genommen, eine Schöpfung der neuesten Zeit ist, so hat sie dank dem ausgeprägten patriotischen Gefühle der Bevölkerung doch schon den Schmuck schöner, hervor- ragenden Männern gewidmeter Monumente, die Thaten des Generals Jackson, Siegers vom 8. Jänner 1845, Henry Clay’s, des Staatsmannes,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/156>, abgerufen am 07.05.2024.