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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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New-York.
Kulis, sogenannten Paupers (Mittellosen und Krüppeln), Verbrechern
und unter Contract engagirten Arbeitern zu verhindern, auf dass nur
körperlich und moralisch gesunde, freie und wenigstens halbwegs
bemittelte oder arbeitsfähige Bürger in das Land einwandern können.

New-Yorks Hauptbemühung ist darauf gerichtet, die regel-
mässigen Verbindungen mit Westindien, vor allem aber mit Brasilien
zu vermehren; in diese Länder gehen wenigstens nebst englischen
Schiffen auch einheimische Dampfschiffahrts-Unternehmungen.

Der früher geschilderte Verkehr New-Yorks mit dem Auslande
ist in den letzten Jahren so gestiegen, dass die heutigen Piers, Werften
und Docks am East- und North-River nicht mehr genügen. Das Dock-
departement plant, an der Westseite der Stadt zwischen Strasse 11
und 23 eine bisher für den Hafenverkehr im Grossen wenig benützte
Uferstrecke von mehr als einer englischen Meile Länge zweckmässig
umzugestalten und dort 23 mächtige Piers zu errichten. Auch die
Verbindung New-Yorks mit seinen Schwesterstädten im Westen ist
heute eine umständliche und soll vereinfacht werden. Eine Actiengesell-
schaft, für die jetzt englisches Capital eintritt, hat Probebohrungen
vorgenommen, um nach dem Vorbilde des Tunnels zwischen Liver-
pool und Birkenhead New-York unter dem Hudson mit New-Jerseys
Bahnenterminus durch zwei Tunnels zu verbinden. Das eigentliche
New-York steht nur mit den im Nordosten liegenden Neu-England-
staaten und Canada (Montreal) durch drei Linien in directer Eisen-
bahnverbindung. Die New-York nächste Eisenbahnbrücke, die über
den Hudson führt, liegt bei Poughkeepsie, am Beginne des letzten
Drittels des Weges nach Albany, und diese wurde erst Ende 1888
nach dreijährigem Baue fertig.

Mit Ausnahme der Eisenbahn New-York-Central and Hudson-
River-Railroad, an der auch Poughkeepsie liegt, münden sämmtliche
für New-York wichtige Trunk-Lines in Jersey-City. Mit dem Namen
Trunk-Lines bezeichnet man in Amerika kurz die grossen durchgehenden
Bahnen, welche den Verkehr der Massenartikel zwischen den atlan-
tischen Häfen und den Plätzen des Innern vermitteln. Durch ihre
Anlage wurde die Besiedelung des Innern erleichtert und der Handel
von New-York riesig gehoben. Mit der Eröffnung der ältesten Pacific-
bahn nach San Francisco (5229 km) am 10. Mai 1869 wurde New-
York auch zu einem wichtigen Umschiffungsplatze für die euro-
päisch-asiatische Post, welche den Weg durch die Union mit Ex-
presszug erster Classe in fünf Tagen zurücklegt. Chicago (1448 km)
ist von hier in 24 Stunden, Philadelphia (145 km) in 2 Stunden,

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 12

New-York.
Kulis, sogenannten Paupers (Mittellosen und Krüppeln), Verbrechern
und unter Contract engagirten Arbeitern zu verhindern, auf dass nur
körperlich und moralisch gesunde, freie und wenigstens halbwegs
bemittelte oder arbeitsfähige Bürger in das Land einwandern können.

New-Yorks Hauptbemühung ist darauf gerichtet, die regel-
mässigen Verbindungen mit Westindien, vor allem aber mit Brasilien
zu vermehren; in diese Länder gehen wenigstens nebst englischen
Schiffen auch einheimische Dampfschiffahrts-Unternehmungen.

Der früher geschilderte Verkehr New-Yorks mit dem Auslande
ist in den letzten Jahren so gestiegen, dass die heutigen Piers, Werften
und Docks am East- und North-River nicht mehr genügen. Das Dock-
departement plant, an der Westseite der Stadt zwischen Strasse 11
und 23 eine bisher für den Hafenverkehr im Grossen wenig benützte
Uferstrecke von mehr als einer englischen Meile Länge zweckmässig
umzugestalten und dort 23 mächtige Piers zu errichten. Auch die
Verbindung New-Yorks mit seinen Schwesterstädten im Westen ist
heute eine umständliche und soll vereinfacht werden. Eine Actiengesell-
schaft, für die jetzt englisches Capital eintritt, hat Probebohrungen
vorgenommen, um nach dem Vorbilde des Tunnels zwischen Liver-
pool und Birkenhead New-York unter dem Hudson mit New-Jerseys
Bahnenterminus durch zwei Tunnels zu verbinden. Das eigentliche
New-York steht nur mit den im Nordosten liegenden Neu-England-
staaten und Canada (Montreal) durch drei Linien in directer Eisen-
bahnverbindung. Die New-York nächste Eisenbahnbrücke, die über
den Hudson führt, liegt bei Poughkeepsie, am Beginne des letzten
Drittels des Weges nach Albany, und diese wurde erst Ende 1888
nach dreijährigem Baue fertig.

Mit Ausnahme der Eisenbahn New-York-Central and Hudson-
River-Railroad, an der auch Poughkeepsie liegt, münden sämmtliche
für New-York wichtige Trunk-Lines in Jersey-City. Mit dem Namen
Trunk-Lines bezeichnet man in Amerika kurz die grossen durchgehenden
Bahnen, welche den Verkehr der Massenartikel zwischen den atlan-
tischen Häfen und den Plätzen des Innern vermitteln. Durch ihre
Anlage wurde die Besiedelung des Innern erleichtert und der Handel
von New-York riesig gehoben. Mit der Eröffnung der ältesten Pacific-
bahn nach San Francisco (5229 km) am 10. Mai 1869 wurde New-
York auch zu einem wichtigen Umschiffungsplatze für die euro-
päisch-asiatische Post, welche den Weg durch die Union mit Ex-
presszug erster Classe in fünf Tagen zurücklegt. Chicago (1448 km)
ist von hier in 24 Stunden, Philadelphia (145 km) in 2 Stunden,

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 12
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[89/0105] New-York. Kulis, sogenannten Paupers (Mittellosen und Krüppeln), Verbrechern und unter Contract engagirten Arbeitern zu verhindern, auf dass nur körperlich und moralisch gesunde, freie und wenigstens halbwegs bemittelte oder arbeitsfähige Bürger in das Land einwandern können. New-Yorks Hauptbemühung ist darauf gerichtet, die regel- mässigen Verbindungen mit Westindien, vor allem aber mit Brasilien zu vermehren; in diese Länder gehen wenigstens nebst englischen Schiffen auch einheimische Dampfschiffahrts-Unternehmungen. Der früher geschilderte Verkehr New-Yorks mit dem Auslande ist in den letzten Jahren so gestiegen, dass die heutigen Piers, Werften und Docks am East- und North-River nicht mehr genügen. Das Dock- departement plant, an der Westseite der Stadt zwischen Strasse 11 und 23 eine bisher für den Hafenverkehr im Grossen wenig benützte Uferstrecke von mehr als einer englischen Meile Länge zweckmässig umzugestalten und dort 23 mächtige Piers zu errichten. Auch die Verbindung New-Yorks mit seinen Schwesterstädten im Westen ist heute eine umständliche und soll vereinfacht werden. Eine Actiengesell- schaft, für die jetzt englisches Capital eintritt, hat Probebohrungen vorgenommen, um nach dem Vorbilde des Tunnels zwischen Liver- pool und Birkenhead New-York unter dem Hudson mit New-Jerseys Bahnenterminus durch zwei Tunnels zu verbinden. Das eigentliche New-York steht nur mit den im Nordosten liegenden Neu-England- staaten und Canada (Montreal) durch drei Linien in directer Eisen- bahnverbindung. Die New-York nächste Eisenbahnbrücke, die über den Hudson führt, liegt bei Poughkeepsie, am Beginne des letzten Drittels des Weges nach Albany, und diese wurde erst Ende 1888 nach dreijährigem Baue fertig. Mit Ausnahme der Eisenbahn New-York-Central and Hudson- River-Railroad, an der auch Poughkeepsie liegt, münden sämmtliche für New-York wichtige Trunk-Lines in Jersey-City. Mit dem Namen Trunk-Lines bezeichnet man in Amerika kurz die grossen durchgehenden Bahnen, welche den Verkehr der Massenartikel zwischen den atlan- tischen Häfen und den Plätzen des Innern vermitteln. Durch ihre Anlage wurde die Besiedelung des Innern erleichtert und der Handel von New-York riesig gehoben. Mit der Eröffnung der ältesten Pacific- bahn nach San Francisco (5229 km) am 10. Mai 1869 wurde New- York auch zu einem wichtigen Umschiffungsplatze für die euro- päisch-asiatische Post, welche den Weg durch die Union mit Ex- presszug erster Classe in fünf Tagen zurücklegt. Chicago (1448 km) ist von hier in 24 Stunden, Philadelphia (145 km) in 2 Stunden, Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 12

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/105>, abgerufen am 23.11.2024.