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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Stromsperre zwischen den Forts Jackson und St. Philipp, welche Ad-
miral Farragut während des Bürgerkrieges im April 1862 forcirte,
wodurch er New-Orleans bezwang, ist nahezu uncultivirt. Nur zwei An-
siedlungen sind dort entstanden, und zwar Eadsport am äussersten
Ende des 20 km langen Südpasses mit den Werkstätten der Jetty-
Compagnie und das Städtchen Balize dort, wo der Nordost- und Süd-
ost-Pass sich abzweigen. Balize, eine altspanische Niederlassung, die
bei ihrer Gründung knapp an der See angelegt worden war, fristet
nun weit vom Meere entfernt eine bescheidene Existenz.

Nördlich der obengenannten Forts beginnen die fruchtbarsten
Plantagen; zunächst Buras Settlement am Westufer mit reicher
Orangencultur. Die Orangenbäume gedeihen hier trotz der tiefen
Wintertemperaturen in vorzüglicher Weise. Ausgedehnte Culturen ent-
standen auch im ganzen Umkreise der Stadt New-Orleans, besonders
bei Carrolton und Algier. Gegenüber von Buras wurde die Quarantaine-
anstalt errichtet.

Weiter nördlich in der Umgebung der Orte Bohemia, Point a
la Hache, Jesuits Bend bis English Turn in der Nähe von New-
Orleans ist der ergiebige Boden mit herrlichen Zuckerrohr- und Reis-
pflanzungen bedeckt.

Bei Jesuits Bend war es, wo zur Zeit der Spanier die Jesuiten
das erste Zuckerrohr in Louisiana pflanzten. Damals bestanden dort
ausgedehnte Indigoculturen, die seither aufgelassen und durch Zucker-
rohrplantagen verdrängt wurden.

Längs des linken Mississippi-Ufers fährt von New-Orleans aus
die New-Orleans- und Golf-Eisenbahn bis zur Endstation Bohemia.
Der Schienenweg durchschneidet reiche Plantagen.

Bei Poydras zweigt ein Bahnast nach Shell-Beach, einem Orte
am Borgue-See, ab.

Je mehr wir stromaufwärts vordringen, desto häufiger werden
zwischen dem Grün der einförmigen Uferlandschaft die Baulichkeiten
der Planters und einzelne Fruchthäuser sichtbar, bis bei einer mäch-
tigen Krümmung des Stromes zuerst das durch seine weisse Facade
markante Ursulinerinnenkloster von New-Orleans und gleich darauf
die endlos weitgestreckte Hafenfront der Stadt mit ihren Thürmen,
Kuppeln, hochaufragenden Schloten, den hunderten am Quai liegen-
den prächtigen Fluss- und Seedampfern, Segelschiffen und ganzen Flotten
jener flachen Fahrzeuge, welche den Productenreichthum der nörd-
lichen Staaten flussabwärts zuführen, sichtbar wird.

Die zehn Stockwerke hohe Zuckerraffinerie nächst des Zucker-

Die atlantische Küste von Amerika.
Stromsperre zwischen den Forts Jackson und St. Philipp, welche Ad-
miral Farragut während des Bürgerkrieges im April 1862 forcirte,
wodurch er New-Orleans bezwang, ist nahezu uncultivirt. Nur zwei An-
siedlungen sind dort entstanden, und zwar Eadsport am äussersten
Ende des 20 km langen Südpasses mit den Werkstätten der Jetty-
Compagnie und das Städtchen Balize dort, wo der Nordost- und Süd-
ost-Pass sich abzweigen. Balize, eine altspanische Niederlassung, die
bei ihrer Gründung knapp an der See angelegt worden war, fristet
nun weit vom Meere entfernt eine bescheidene Existenz.

Nördlich der obengenannten Forts beginnen die fruchtbarsten
Plantagen; zunächst Buras Settlement am Westufer mit reicher
Orangencultur. Die Orangenbäume gedeihen hier trotz der tiefen
Wintertemperaturen in vorzüglicher Weise. Ausgedehnte Culturen ent-
standen auch im ganzen Umkreise der Stadt New-Orleans, besonders
bei Carrolton und Algier. Gegenüber von Buras wurde die Quarantaine-
anstalt errichtet.

Weiter nördlich in der Umgebung der Orte Bohemia, Point à
la Hache, Jesuits Bend bis English Turn in der Nähe von New-
Orleans ist der ergiebige Boden mit herrlichen Zuckerrohr- und Reis-
pflanzungen bedeckt.

Bei Jesuits Bend war es, wo zur Zeit der Spanier die Jesuiten
das erste Zuckerrohr in Louisiana pflanzten. Damals bestanden dort
ausgedehnte Indigoculturen, die seither aufgelassen und durch Zucker-
rohrplantagen verdrängt wurden.

Längs des linken Mississippi-Ufers fährt von New-Orleans aus
die New-Orleans- und Golf-Eisenbahn bis zur Endstation Bohemia.
Der Schienenweg durchschneidet reiche Plantagen.

Bei Poydras zweigt ein Bahnast nach Shell-Beach, einem Orte
am Borgue-See, ab.

Je mehr wir stromaufwärts vordringen, desto häufiger werden
zwischen dem Grün der einförmigen Uferlandschaft die Baulichkeiten
der Planters und einzelne Fruchthäuser sichtbar, bis bei einer mäch-
tigen Krümmung des Stromes zuerst das durch seine weisse Façade
markante Ursulinerinnenkloster von New-Orleans und gleich darauf
die endlos weitgestreckte Hafenfront der Stadt mit ihren Thürmen,
Kuppeln, hochaufragenden Schloten, den hunderten am Quai liegen-
den prächtigen Fluss- und Seedampfern, Segelschiffen und ganzen Flotten
jener flachen Fahrzeuge, welche den Productenreichthum der nörd-
lichen Staaten flussabwärts zuführen, sichtbar wird.

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[132/0148] Die atlantische Küste von Amerika. Stromsperre zwischen den Forts Jackson und St. Philipp, welche Ad- miral Farragut während des Bürgerkrieges im April 1862 forcirte, wodurch er New-Orleans bezwang, ist nahezu uncultivirt. Nur zwei An- siedlungen sind dort entstanden, und zwar Eadsport am äussersten Ende des 20 km langen Südpasses mit den Werkstätten der Jetty- Compagnie und das Städtchen Balize dort, wo der Nordost- und Süd- ost-Pass sich abzweigen. Balize, eine altspanische Niederlassung, die bei ihrer Gründung knapp an der See angelegt worden war, fristet nun weit vom Meere entfernt eine bescheidene Existenz. Nördlich der obengenannten Forts beginnen die fruchtbarsten Plantagen; zunächst Buras Settlement am Westufer mit reicher Orangencultur. Die Orangenbäume gedeihen hier trotz der tiefen Wintertemperaturen in vorzüglicher Weise. Ausgedehnte Culturen ent- standen auch im ganzen Umkreise der Stadt New-Orleans, besonders bei Carrolton und Algier. Gegenüber von Buras wurde die Quarantaine- anstalt errichtet. Weiter nördlich in der Umgebung der Orte Bohemia, Point à la Hache, Jesuits Bend bis English Turn in der Nähe von New- Orleans ist der ergiebige Boden mit herrlichen Zuckerrohr- und Reis- pflanzungen bedeckt. Bei Jesuits Bend war es, wo zur Zeit der Spanier die Jesuiten das erste Zuckerrohr in Louisiana pflanzten. Damals bestanden dort ausgedehnte Indigoculturen, die seither aufgelassen und durch Zucker- rohrplantagen verdrängt wurden. Längs des linken Mississippi-Ufers fährt von New-Orleans aus die New-Orleans- und Golf-Eisenbahn bis zur Endstation Bohemia. Der Schienenweg durchschneidet reiche Plantagen. Bei Poydras zweigt ein Bahnast nach Shell-Beach, einem Orte am Borgue-See, ab. Je mehr wir stromaufwärts vordringen, desto häufiger werden zwischen dem Grün der einförmigen Uferlandschaft die Baulichkeiten der Planters und einzelne Fruchthäuser sichtbar, bis bei einer mäch- tigen Krümmung des Stromes zuerst das durch seine weisse Façade markante Ursulinerinnenkloster von New-Orleans und gleich darauf die endlos weitgestreckte Hafenfront der Stadt mit ihren Thürmen, Kuppeln, hochaufragenden Schloten, den hunderten am Quai liegen- den prächtigen Fluss- und Seedampfern, Segelschiffen und ganzen Flotten jener flachen Fahrzeuge, welche den Productenreichthum der nörd- lichen Staaten flussabwärts zuführen, sichtbar wird. Die zehn Stockwerke hohe Zuckerraffinerie nächst des Zucker-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/148>, abgerufen am 27.11.2024.