Brücken verbunden sind. In den Magazinen sind vornehmlich grosse Wolllager.
Auf der Isle of Dogs südlich von den West-India-Docks be- findet sich zunächst eine ganz eigenthümliche Einrichtung, nämlich ein ausgedehntes und weitverzweigtes Areal von Geleisen, welche einer Gesellschaft gehören, die auf diesen Geleisen Waggons mit Getreide placirt, statt letzteres einzulagern, und dadurch eine Art von Magazin hält. Ein Theil der Geleise ist mit einem grossen offenen Schuppen überdeckt, um die Waggons besser zu sichern. Nahe an dieser Wagenburg sind die Millwall-Docks gelegen. Die Millwall- Compagnie wurde 1868 gegründet und widmet sich vorzugsweise dem Korn- und Wollhandel. Es sind zwei mit einander ver- bundene Bassins vorhanden, welche durch eine 8·5 m tiefe Schleusse mit der Themse verbunden sind und eine Wasserfläche von 14 ha umfassen. Die Quais haben eine Längenausdehnung von 2800 m und sind mit doppelten Schienengeleisen ausgerüstet. Ueberhaupt besitzen diese Docks, deren weitere Ausdehnung an der südlichen Stelle der mehrgenannten Halbinsel geplant wird, sehr gute maschinelle Ein- richtungen.
Hat man den durch jene Halbinsel formirten grossen Bogen der Themse umschifft, so gelangt man dort wo der Strom wieder in öst- licher Richtung einlenkt, zu den East-India-Docks, welche mit den West-India-Docks Eigenthum derselben Gesellschaft sind. Diese Docks stammen gleichfalls aus dem Anfange dieses Jahrhunderts und sind ihrer Einrichtung nach veraltet. Sie haben drei Bassins, das Import- Dock (7·3 m tief), das Export-Dock (8·1 m tief) und das Dock- bassin (7·5 m tief), zusammen mit einer Wasserfläche von 12 ha. Nur am Import-Dock bestehen eigentliche Lagerhäuser, die Schienen- verbindungen sind weder in genügender Zahl vorhanden, noch prak- tisch angelegt, eine begreifliche Folge des Umstandes, dass diese Docks zu einer Zeit entstanden, wo man an Eisenbahnen noch nicht dachte.
Eine weit modernere Anlage sind dagegen die Victoria-Docks. In der Entwicklungsgeschichte der Londoner Docks kennzeichnet sich ein Moment, nämlich die Tendenz, immer mehr stromabwärts zu gehen, weil man die Meinung hegte, dass je näher man der Mündung liege, desto lieber die heraufkommenden Schiffe das ihnen zuerst er- reichbare Dock benützen würden. Da nun die in einer Hand befindlichen West- und East-India-Docks sich in einer günstigeren Lage in dieser Beziehung befanden, so entschloss sich die Gesellschaft, welche die
Der atlantische Ocean.
Brücken verbunden sind. In den Magazinen sind vornehmlich grosse Wolllager.
Auf der Isle of Dogs südlich von den West-India-Docks be- findet sich zunächst eine ganz eigenthümliche Einrichtung, nämlich ein ausgedehntes und weitverzweigtes Areal von Geleisen, welche einer Gesellschaft gehören, die auf diesen Geleisen Waggons mit Getreide placirt, statt letzteres einzulagern, und dadurch eine Art von Magazin hält. Ein Theil der Geleise ist mit einem grossen offenen Schuppen überdeckt, um die Waggons besser zu sichern. Nahe an dieser Wagenburg sind die Millwall-Docks gelegen. Die Millwall- Compagnie wurde 1868 gegründet und widmet sich vorzugsweise dem Korn- und Wollhandel. Es sind zwei mit einander ver- bundene Bassins vorhanden, welche durch eine 8·5 m tiefe Schleusse mit der Themse verbunden sind und eine Wasserfläche von 14 ha umfassen. Die Quais haben eine Längenausdehnung von 2800 m und sind mit doppelten Schienengeleisen ausgerüstet. Ueberhaupt besitzen diese Docks, deren weitere Ausdehnung an der südlichen Stelle der mehrgenannten Halbinsel geplant wird, sehr gute maschinelle Ein- richtungen.
Hat man den durch jene Halbinsel formirten grossen Bogen der Themse umschifft, so gelangt man dort wo der Strom wieder in öst- licher Richtung einlenkt, zu den East-India-Docks, welche mit den West-India-Docks Eigenthum derselben Gesellschaft sind. Diese Docks stammen gleichfalls aus dem Anfange dieses Jahrhunderts und sind ihrer Einrichtung nach veraltet. Sie haben drei Bassins, das Import- Dock (7·3 m tief), das Export-Dock (8·1 m tief) und das Dock- bassin (7·5 m tief), zusammen mit einer Wasserfläche von 12 ha. Nur am Import-Dock bestehen eigentliche Lagerhäuser, die Schienen- verbindungen sind weder in genügender Zahl vorhanden, noch prak- tisch angelegt, eine begreifliche Folge des Umstandes, dass diese Docks zu einer Zeit entstanden, wo man an Eisenbahnen noch nicht dachte.
Eine weit modernere Anlage sind dagegen die Victoria-Docks. In der Entwicklungsgeschichte der Londoner Docks kennzeichnet sich ein Moment, nämlich die Tendenz, immer mehr stromabwärts zu gehen, weil man die Meinung hegte, dass je näher man der Mündung liege, desto lieber die heraufkommenden Schiffe das ihnen zuerst er- reichbare Dock benützen würden. Da nun die in einer Hand befindlichen West- und East-India-Docks sich in einer günstigeren Lage in dieser Beziehung befanden, so entschloss sich die Gesellschaft, welche die
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Der atlantische Ocean.
Brücken verbunden sind. In den Magazinen sind vornehmlich grosse
Wolllager.
Auf der Isle of Dogs südlich von den West-India-Docks be-
findet sich zunächst eine ganz eigenthümliche Einrichtung, nämlich
ein ausgedehntes und weitverzweigtes Areal von Geleisen, welche
einer Gesellschaft gehören, die auf diesen Geleisen Waggons mit
Getreide placirt, statt letzteres einzulagern, und dadurch eine Art
von Magazin hält. Ein Theil der Geleise ist mit einem grossen offenen
Schuppen überdeckt, um die Waggons besser zu sichern. Nahe an
dieser Wagenburg sind die Millwall-Docks gelegen. Die Millwall-
Compagnie wurde 1868 gegründet und widmet sich vorzugsweise
dem Korn- und Wollhandel. Es sind zwei mit einander ver-
bundene Bassins vorhanden, welche durch eine 8·5 m tiefe Schleusse
mit der Themse verbunden sind und eine Wasserfläche von 14 ha
umfassen. Die Quais haben eine Längenausdehnung von 2800 m und
sind mit doppelten Schienengeleisen ausgerüstet. Ueberhaupt besitzen
diese Docks, deren weitere Ausdehnung an der südlichen Stelle der
mehrgenannten Halbinsel geplant wird, sehr gute maschinelle Ein-
richtungen.
Hat man den durch jene Halbinsel formirten grossen Bogen der
Themse umschifft, so gelangt man dort wo der Strom wieder in öst-
licher Richtung einlenkt, zu den East-India-Docks, welche mit den
West-India-Docks Eigenthum derselben Gesellschaft sind. Diese Docks
stammen gleichfalls aus dem Anfange dieses Jahrhunderts und sind
ihrer Einrichtung nach veraltet. Sie haben drei Bassins, das Import-
Dock (7·3 m tief), das Export-Dock (8·1 m tief) und das Dock-
bassin (7·5 m tief), zusammen mit einer Wasserfläche von 12 ha.
Nur am Import-Dock bestehen eigentliche Lagerhäuser, die Schienen-
verbindungen sind weder in genügender Zahl vorhanden, noch prak-
tisch angelegt, eine begreifliche Folge des Umstandes, dass diese
Docks zu einer Zeit entstanden, wo man an Eisenbahnen noch nicht
dachte.
Eine weit modernere Anlage sind dagegen die Victoria-Docks.
In der Entwicklungsgeschichte der Londoner Docks kennzeichnet sich
ein Moment, nämlich die Tendenz, immer mehr stromabwärts zu
gehen, weil man die Meinung hegte, dass je näher man der Mündung
liege, desto lieber die heraufkommenden Schiffe das ihnen zuerst er-
reichbare Dock benützen würden. Da nun die in einer Hand befindlichen
West- und East-India-Docks sich in einer günstigeren Lage in dieser
Beziehung befanden, so entschloss sich die Gesellschaft, welche die
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/966>, abgerufen am 23.11.2024.
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