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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Die Faröer, Island und Grönland bringen die nordischen Pro-
ducte nach Kopenhagen und versorgen sich dort mit Getreide und
Mehl. Der Verkehr mit Dänisch-Westindien hat keine besondere Be-
deutung mehr, dafür schickt die grosse Gesellschaft "Forenede
Dampskibsselskab" aus Kopenhagen ihre Dampfer nicht nur in die
umliegenden Staaten, sondern bis in die Levante, wo sie den briti-
schen Frachtdampfern erfolgreiche Concurrenz machen.

So sehen wir die Dänen auf dem Gebiete des Seewesens und
des Handels in derselben Weise thätig, wie es ihre Vorfahren waren.

Die Dänen, welche in ihrem Patriotismus durch Schenkungen
und Arbeit so viel für ihr Vaterland und ihre Hauptstadt thun,
sehen leider die heutige Handelsstellung Kopenhagens durch den im Bau
begriffenen Nord-Ostseecanal bedroht. Nach Vollendung dieses Canals
werden wahrscheinlich nur die von und nach Nordengland und Schott-
land bestimmten Schiffe und während der Sommermonate ein Theil der
von und nach Nordamerika kommenden Dampfer den Sund passiren,
eventuell in Kopenhagen anlegen; dadurch wird der Handel dieser Stadt
und vor Allem werden die mit der Schiffahrt im Zusammenhange
stehenden Gewerbe eine erhebliche Einbusse erleiden.

Um dieser Gefahr zu begegnen, soll in Kopenhagen ein Freihafen
errichtet werden.

Mit grossen Kosten will man an der Westseite der inneren
Rhede von Kopenhagen, nördlich von der Castellspitze, ein grosses
aus Land und Wasserfläche gebildetes Areal herstellen, dessen süd-
licher Theil den eigentlichen "Handelsfreihafen", der nördliche den
"Industriehafen" nebst dem dazu gehörigen "Freiterritorium" bilden
soll, während zwischen beiden ein "Dampffährthaven" für die pro-
jectirte Dampffähre zwischen Kopenhagen und Malmö angelegt
werden soll. Eisenbahngeleise und Dampfkrahne werden die Aus-
gestaltung Kopenhagens zu einem modernen Hafen vollenden. Die
projectirten Hafenanlagen haben wir auf unserem Plane angedeutet.

Betrachten wir nun den Waarenumsatz Dänemarks mit dem Auslande, zu
dem hier auch die Faröer, Island, Grönland und Dänisch-Westindien gerechnet
werden, so sehen wir, dass Kopenhagen Dänemarks erster Einfuhrhafen ist,
indem hier zwei Drittel der ganzen Zolleinnahme des Staates erlegt werden.

Als Ackerbaustaat führt Dänemark sehr viel Dünger und Futterstoffe ein.

Nach Kopenhagen wurden von natürlichem thierischen und Pflanzen-
dünger
aus Südamerika und den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1888
69.025 q gebracht, von Kunstdünger aus Grossbritannien, Norwegen, Schweden
und Spanien 1888 86.140 q.

Kleie kommt aus Deutschland, Russland und Schweden, 1889 aus Belgien,
Frankreich und Grossbritannien. Einfuhr 1888 171.655 q, 1887 227.963 q.


Der atlantische Ocean.

Die Faröer, Island und Grönland bringen die nordischen Pro-
ducte nach Kopenhagen und versorgen sich dort mit Getreide und
Mehl. Der Verkehr mit Dänisch-Westindien hat keine besondere Be-
deutung mehr, dafür schickt die grosse Gesellschaft „Forenede
Dampskibsselskab“ aus Kopenhagen ihre Dampfer nicht nur in die
umliegenden Staaten, sondern bis in die Levante, wo sie den briti-
schen Frachtdampfern erfolgreiche Concurrenz machen.

So sehen wir die Dänen auf dem Gebiete des Seewesens und
des Handels in derselben Weise thätig, wie es ihre Vorfahren waren.

Die Dänen, welche in ihrem Patriotismus durch Schenkungen
und Arbeit so viel für ihr Vaterland und ihre Hauptstadt thun,
sehen leider die heutige Handelsstellung Kopenhagens durch den im Bau
begriffenen Nord-Ostseecanal bedroht. Nach Vollendung dieses Canals
werden wahrscheinlich nur die von und nach Nordengland und Schott-
land bestimmten Schiffe und während der Sommermonate ein Theil der
von und nach Nordamerika kommenden Dampfer den Sund passiren,
eventuell in Kopenhagen anlegen; dadurch wird der Handel dieser Stadt
und vor Allem werden die mit der Schiffahrt im Zusammenhange
stehenden Gewerbe eine erhebliche Einbusse erleiden.

Um dieser Gefahr zu begegnen, soll in Kopenhagen ein Freihafen
errichtet werden.

Mit grossen Kosten will man an der Westseite der inneren
Rhede von Kopenhagen, nördlich von der Castellspitze, ein grosses
aus Land und Wasserfläche gebildetes Areal herstellen, dessen süd-
licher Theil den eigentlichen „Handelsfreihafen“, der nördliche den
„Industriehafen“ nebst dem dazu gehörigen „Freiterritorium“ bilden
soll, während zwischen beiden ein „Dampffährthaven“ für die pro-
jectirte Dampffähre zwischen Kopenhagen und Malmö angelegt
werden soll. Eisenbahngeleise und Dampfkrahne werden die Aus-
gestaltung Kopenhagens zu einem modernen Hafen vollenden. Die
projectirten Hafenanlagen haben wir auf unserem Plane angedeutet.

Betrachten wir nun den Waarenumsatz Dänemarks mit dem Auslande, zu
dem hier auch die Faröer, Island, Grönland und Dänisch-Westindien gerechnet
werden, so sehen wir, dass Kopenhagen Dänemarks erster Einfuhrhafen ist,
indem hier zwei Drittel der ganzen Zolleinnahme des Staates erlegt werden.

Als Ackerbaustaat führt Dänemark sehr viel Dünger und Futterstoffe ein.

Nach Kopenhagen wurden von natürlichem thierischen und Pflanzen-
dünger
aus Südamerika und den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1888
69.025 q gebracht, von Kunstdünger aus Grossbritannien, Norwegen, Schweden
und Spanien 1888 86.140 q.

Kleie kommt aus Deutschland, Russland und Schweden, 1889 aus Belgien,
Frankreich und Grossbritannien. Einfuhr 1888 171.655 q, 1887 227.963 q.


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[788/0808] Der atlantische Ocean. Die Faröer, Island und Grönland bringen die nordischen Pro- ducte nach Kopenhagen und versorgen sich dort mit Getreide und Mehl. Der Verkehr mit Dänisch-Westindien hat keine besondere Be- deutung mehr, dafür schickt die grosse Gesellschaft „Forenede Dampskibsselskab“ aus Kopenhagen ihre Dampfer nicht nur in die umliegenden Staaten, sondern bis in die Levante, wo sie den briti- schen Frachtdampfern erfolgreiche Concurrenz machen. So sehen wir die Dänen auf dem Gebiete des Seewesens und des Handels in derselben Weise thätig, wie es ihre Vorfahren waren. Die Dänen, welche in ihrem Patriotismus durch Schenkungen und Arbeit so viel für ihr Vaterland und ihre Hauptstadt thun, sehen leider die heutige Handelsstellung Kopenhagens durch den im Bau begriffenen Nord-Ostseecanal bedroht. Nach Vollendung dieses Canals werden wahrscheinlich nur die von und nach Nordengland und Schott- land bestimmten Schiffe und während der Sommermonate ein Theil der von und nach Nordamerika kommenden Dampfer den Sund passiren, eventuell in Kopenhagen anlegen; dadurch wird der Handel dieser Stadt und vor Allem werden die mit der Schiffahrt im Zusammenhange stehenden Gewerbe eine erhebliche Einbusse erleiden. Um dieser Gefahr zu begegnen, soll in Kopenhagen ein Freihafen errichtet werden. Mit grossen Kosten will man an der Westseite der inneren Rhede von Kopenhagen, nördlich von der Castellspitze, ein grosses aus Land und Wasserfläche gebildetes Areal herstellen, dessen süd- licher Theil den eigentlichen „Handelsfreihafen“, der nördliche den „Industriehafen“ nebst dem dazu gehörigen „Freiterritorium“ bilden soll, während zwischen beiden ein „Dampffährthaven“ für die pro- jectirte Dampffähre zwischen Kopenhagen und Malmö angelegt werden soll. Eisenbahngeleise und Dampfkrahne werden die Aus- gestaltung Kopenhagens zu einem modernen Hafen vollenden. Die projectirten Hafenanlagen haben wir auf unserem Plane angedeutet. Betrachten wir nun den Waarenumsatz Dänemarks mit dem Auslande, zu dem hier auch die Faröer, Island, Grönland und Dänisch-Westindien gerechnet werden, so sehen wir, dass Kopenhagen Dänemarks erster Einfuhrhafen ist, indem hier zwei Drittel der ganzen Zolleinnahme des Staates erlegt werden. Als Ackerbaustaat führt Dänemark sehr viel Dünger und Futterstoffe ein. Nach Kopenhagen wurden von natürlichem thierischen und Pflanzen- dünger aus Südamerika und den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1888 69.025 q gebracht, von Kunstdünger aus Grossbritannien, Norwegen, Schweden und Spanien 1888 86.140 q. Kleie kommt aus Deutschland, Russland und Schweden, 1889 aus Belgien, Frankreich und Grossbritannien. Einfuhr 1888 171.655 q, 1887 227.963 q.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/808>, abgerufen am 23.11.2024.