Es ist "Tivoli" mit seinen ungezählten Schaubuden, Sommer- theatern, Concertlocalen, Rutschbahnen, Bazars, Caroussels, Bierhallen, Theepavillons, Cafes Chantants und allen sonstigen erdenklichen Vergnügungslocalen, die durch das nun schon lang in aller Welt populär gewordene "Nur hereinspaziert, meine Herrschaften" am besten gekennzeichnet sind.
Bei Tivoli die Strasse überquerend, gelangt man in den Theil der Stadt, der sich auf den Gründen der alten Festungswerke erhebt und sich bis an die Kopenhagen umschliessenden Teiche ausdehnt. Hier steht der Bahnhof, und weiter nordwärts, jenseits breiter Boule- vards, erheben sich regelmässige Gruppen von Zierhäusern, zwischen welchen sich wohlgepflegte Gärten und Parkanlagen ausdehnen.
Der Örsted-Park, so genannt nach dem berühmten Naturforscher, dessen Statue inmitten desselben steht, und der botanische Garten, der sich durch die Reichhaltigkeit von Pflanzen, die theils im Freien, theils in sehr gut angelegten Treibhäusern gezogen werden, aus- zeichnet, werden von der Bevölkerung mit Vorliebe besucht. Dem botanischen Garten gegenüber breitet sich der Park des Schlosses Rosenborg aus, das bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts mehr- fach die Residenz dänischer Herrscher war und nun durch die Reichhaltigkeit der darin bewahrten historischen Sammlungen von hohem Interesse ist, aus.
Ueber Tivoli hinaus liegt die Vorstadt Vesterbro und an- schliessend an diese Frederiksberg mit dem gleichnamigen Schloss, das seinerzeit ein Sommeraufenthalt dänischer Könige gewesen sein mag; zumindest lässt der sehr bedeutende Park, inmitten dessen es auf einer Anhöhe liegt, darauf schliessen.
Wenig nordwärts des Gammel-Toro steht die Frauenkirche, die, abgesehen davon, dass sie die Metropolitankirche des Reiches ist, dadurch zu Bedeutung kam, dass sie mehrere Meisterwerke Thorwaldsen's, so die neutestamentliche Gruppe, den segnenden Christus, den Schutzengel eines Kindes im Originale birgt. Nächst der Frauenkirche befinden sich die Universität, die Universitäts- bibliothek, das mineralogische und zoologische Museum und die poly- technische Akademie, lauter Anstalten, die in hervorragender Weise auf die Bildung des Volkes Bedacht nehmen.
Als Curiosum unter den Bauwerken Kopenhagens gilt der an die Trinitatis-Kirche stossende "Runde Thurm", die ehemalige Stern- warte; eine gepflasterte schiefe Ebene führt derart bequem zu der 36 m hohen Plattform, dass Peter der Grosse zu Pferde und seine
Kopenhagen.
Es ist „Tivoli“ mit seinen ungezählten Schaubuden, Sommer- theatern, Concertlocalen, Rutschbahnen, Bazars, Caroussels, Bierhallen, Theepavillons, Cafés Chantants und allen sonstigen erdenklichen Vergnügungslocalen, die durch das nun schon lang in aller Welt populär gewordene „Nur hereinspaziert, meine Herrschaften“ am besten gekennzeichnet sind.
Bei Tivoli die Strasse überquerend, gelangt man in den Theil der Stadt, der sich auf den Gründen der alten Festungswerke erhebt und sich bis an die Kopenhagen umschliessenden Teiche ausdehnt. Hier steht der Bahnhof, und weiter nordwärts, jenseits breiter Boule- vards, erheben sich regelmässige Gruppen von Zierhäusern, zwischen welchen sich wohlgepflegte Gärten und Parkanlagen ausdehnen.
Der Örsted-Park, so genannt nach dem berühmten Naturforscher, dessen Statue inmitten desselben steht, und der botanische Garten, der sich durch die Reichhaltigkeit von Pflanzen, die theils im Freien, theils in sehr gut angelegten Treibhäusern gezogen werden, aus- zeichnet, werden von der Bevölkerung mit Vorliebe besucht. Dem botanischen Garten gegenüber breitet sich der Park des Schlosses Rosenborg aus, das bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts mehr- fach die Residenz dänischer Herrscher war und nun durch die Reichhaltigkeit der darin bewahrten historischen Sammlungen von hohem Interesse ist, aus.
Ueber Tivoli hinaus liegt die Vorstadt Vesterbro und an- schliessend an diese Frederiksberg mit dem gleichnamigen Schloss, das seinerzeit ein Sommeraufenthalt dänischer Könige gewesen sein mag; zumindest lässt der sehr bedeutende Park, inmitten dessen es auf einer Anhöhe liegt, darauf schliessen.
Wenig nordwärts des Gammel-Toro steht die Frauenkirche, die, abgesehen davon, dass sie die Metropolitankirche des Reiches ist, dadurch zu Bedeutung kam, dass sie mehrere Meisterwerke Thorwaldsen’s, so die neutestamentliche Gruppe, den segnenden Christus, den Schutzengel eines Kindes im Originale birgt. Nächst der Frauenkirche befinden sich die Universität, die Universitäts- bibliothek, das mineralogische und zoologische Museum und die poly- technische Akademie, lauter Anstalten, die in hervorragender Weise auf die Bildung des Volkes Bedacht nehmen.
Als Curiosum unter den Bauwerken Kopenhagens gilt der an die Trinitatis-Kirche stossende „Runde Thurm“, die ehemalige Stern- warte; eine gepflasterte schiefe Ebene führt derart bequem zu der 36 m hohen Plattform, dass Peter der Grosse zu Pferde und seine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0803"n="783"/><fwplace="top"type="header">Kopenhagen.</fw><lb/><p>Es ist „Tivoli“ mit seinen ungezählten Schaubuden, Sommer-<lb/>
theatern, Concertlocalen, Rutschbahnen, Bazars, Caroussels, Bierhallen,<lb/>
Theepavillons, Cafés Chantants und allen sonstigen erdenklichen<lb/>
Vergnügungslocalen, die durch das nun schon lang in aller Welt<lb/>
populär gewordene „Nur hereinspaziert, meine Herrschaften“ am besten<lb/>
gekennzeichnet sind.</p><lb/><p>Bei Tivoli die Strasse überquerend, gelangt man in den Theil<lb/>
der Stadt, der sich auf den Gründen der alten Festungswerke erhebt<lb/>
und sich bis an die Kopenhagen umschliessenden Teiche ausdehnt.<lb/>
Hier steht der Bahnhof, und weiter nordwärts, jenseits breiter Boule-<lb/>
vards, erheben sich regelmässige Gruppen von Zierhäusern, zwischen<lb/>
welchen sich wohlgepflegte Gärten und Parkanlagen ausdehnen.</p><lb/><p>Der Örsted-Park, so genannt nach dem berühmten Naturforscher,<lb/>
dessen Statue inmitten desselben steht, und der botanische Garten,<lb/>
der sich durch die Reichhaltigkeit von Pflanzen, die theils im Freien,<lb/>
theils in sehr gut angelegten Treibhäusern gezogen werden, aus-<lb/>
zeichnet, werden von der Bevölkerung mit Vorliebe besucht. Dem<lb/>
botanischen Garten gegenüber breitet sich der Park des Schlosses<lb/>
Rosenborg aus, das bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts mehr-<lb/>
fach die Residenz dänischer Herrscher war und nun durch die<lb/>
Reichhaltigkeit der darin bewahrten historischen Sammlungen von<lb/>
hohem Interesse ist, aus.</p><lb/><p>Ueber Tivoli hinaus liegt die Vorstadt Vesterbro und an-<lb/>
schliessend an diese Frederiksberg mit dem gleichnamigen Schloss,<lb/>
das seinerzeit ein Sommeraufenthalt dänischer Könige gewesen sein<lb/>
mag; zumindest lässt der sehr bedeutende Park, inmitten dessen es<lb/>
auf einer Anhöhe liegt, darauf schliessen.</p><lb/><p>Wenig nordwärts des Gammel-Toro steht die Frauenkirche,<lb/>
die, abgesehen davon, dass sie die Metropolitankirche des Reiches<lb/>
ist, dadurch zu Bedeutung kam, dass sie mehrere Meisterwerke<lb/>
Thorwaldsen’s, so die neutestamentliche Gruppe, den segnenden<lb/>
Christus, den Schutzengel eines Kindes im Originale birgt. Nächst<lb/>
der Frauenkirche befinden sich die Universität, die Universitäts-<lb/>
bibliothek, das mineralogische und zoologische Museum und die poly-<lb/>
technische Akademie, lauter Anstalten, die in hervorragender Weise<lb/>
auf die Bildung des Volkes Bedacht nehmen.</p><lb/><p>Als Curiosum unter den Bauwerken Kopenhagens gilt der an<lb/>
die Trinitatis-Kirche stossende „Runde Thurm“, die ehemalige Stern-<lb/>
warte; eine gepflasterte schiefe Ebene führt derart bequem zu der<lb/>
36 <hirendition="#i">m</hi> hohen Plattform, dass Peter der Grosse zu Pferde und seine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[783/0803]
Kopenhagen.
Es ist „Tivoli“ mit seinen ungezählten Schaubuden, Sommer-
theatern, Concertlocalen, Rutschbahnen, Bazars, Caroussels, Bierhallen,
Theepavillons, Cafés Chantants und allen sonstigen erdenklichen
Vergnügungslocalen, die durch das nun schon lang in aller Welt
populär gewordene „Nur hereinspaziert, meine Herrschaften“ am besten
gekennzeichnet sind.
Bei Tivoli die Strasse überquerend, gelangt man in den Theil
der Stadt, der sich auf den Gründen der alten Festungswerke erhebt
und sich bis an die Kopenhagen umschliessenden Teiche ausdehnt.
Hier steht der Bahnhof, und weiter nordwärts, jenseits breiter Boule-
vards, erheben sich regelmässige Gruppen von Zierhäusern, zwischen
welchen sich wohlgepflegte Gärten und Parkanlagen ausdehnen.
Der Örsted-Park, so genannt nach dem berühmten Naturforscher,
dessen Statue inmitten desselben steht, und der botanische Garten,
der sich durch die Reichhaltigkeit von Pflanzen, die theils im Freien,
theils in sehr gut angelegten Treibhäusern gezogen werden, aus-
zeichnet, werden von der Bevölkerung mit Vorliebe besucht. Dem
botanischen Garten gegenüber breitet sich der Park des Schlosses
Rosenborg aus, das bis in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts mehr-
fach die Residenz dänischer Herrscher war und nun durch die
Reichhaltigkeit der darin bewahrten historischen Sammlungen von
hohem Interesse ist, aus.
Ueber Tivoli hinaus liegt die Vorstadt Vesterbro und an-
schliessend an diese Frederiksberg mit dem gleichnamigen Schloss,
das seinerzeit ein Sommeraufenthalt dänischer Könige gewesen sein
mag; zumindest lässt der sehr bedeutende Park, inmitten dessen es
auf einer Anhöhe liegt, darauf schliessen.
Wenig nordwärts des Gammel-Toro steht die Frauenkirche,
die, abgesehen davon, dass sie die Metropolitankirche des Reiches
ist, dadurch zu Bedeutung kam, dass sie mehrere Meisterwerke
Thorwaldsen’s, so die neutestamentliche Gruppe, den segnenden
Christus, den Schutzengel eines Kindes im Originale birgt. Nächst
der Frauenkirche befinden sich die Universität, die Universitäts-
bibliothek, das mineralogische und zoologische Museum und die poly-
technische Akademie, lauter Anstalten, die in hervorragender Weise
auf die Bildung des Volkes Bedacht nehmen.
Als Curiosum unter den Bauwerken Kopenhagens gilt der an
die Trinitatis-Kirche stossende „Runde Thurm“, die ehemalige Stern-
warte; eine gepflasterte schiefe Ebene führt derart bequem zu der
36 m hohen Plattform, dass Peter der Grosse zu Pferde und seine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/803>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.