der Situation aus; die Thätigkeit, die hier herrscht und die kaum geringer sein dürfte als diesseits, verzichtet gerne auf die Erzeugung der Aufmerksamkeit von aussen. Die Anerkennung der Leistungen des Schiffsparkes und der Anlagen, welche hier in dem durch Pfahl- werke abgeschlossenen Orlogshavn beisammen liegen, ist späteren Tagen vorbehalten. Hier hat die Kriegsflotte ihre Heimstätte gefunden, ein Heim im wahren Sinne des Wortes.
An diesem Strande netzen die Kriegsschiffe zum erstenmale ihre mächtigen Körper mit dem salzigen Nass, hier finden sie ständige Pflege und Sicherung vor der Wuth der Elemente, Zurüstung zum Kampfe gegen diese und sonstige Feinde, liebreiche Aufnahme bei Rückkehr aus fremden Gewässern, Heilung aller jener Gebrechen und Narben, die sie als Denkzettel ehrenvoller Kämpfe -- seien diese mit den Ele- menten oder in ernster Zeit mit Angreifern ihrer Rechte ausgefochten worden -- heimgebracht haben.
Vor der nördlichen Einfahrt in den Innenhafen breitet sich die Rhede aus; die vielen, theils an Seeland anlandenden, theils von Amager seewärts verlaufenden Untiefen und Bänke, welch letztere zum Theil die Fundamente der starken Seeforts "Tre Kroner" und "Lynetten" bilden, beschränken wohl deren Raum in nicht unbedeu- tendem Masse, sind aber durch ausreichende Betonnung, Bemarkung und Beleuchtung derart gekennzeichnet, dass sie der Zufahrt keine Schwierigkeiten entgegenstellen und in keiner Weise dem Rufe Kopen- hagens als eines der besten und sichersten Häfen der Ostsee und des Kattegats, welcher Eigenschaft es zweifelsohne sowohl seine Anlage als die nunmehrige Bedeutung für den Weltverkehr verdankt, abträglich wirken.
Kopenhagen wird in der dänischen Geschichte das erstemal im Jahre 1043 als Fischerdorf unter dem Namen "Havn" (der Hafen) genannt.
Die Gründung der eigentlichen Stadt Kopenhagen ist das Verdienst des rührigen Bischofs Absalom, des Ministers König Waldemar I. (1157--1182), der die Wichtigkeit der Position Havns erkannte und im Jahre 1168 zum Schutze des Hafens "gegen Seeräuber" eine feste Burg auf derselben Stelle erbaute, wo jetzt die Ruinen der Christiansborg stehen. Rasch blühte der Ort als Handelsplatz auf; um 1200 wird er bereits "Portus mercatorum", auf dänisch "Kjöbmanhafn" (Kaufmannshafen) genannt, und allmälig setzt sich die Form "Kjöben-Havn" (Kauf- Hafen) fest, wie der Ort bis heute genannt wird. Sein erstes Stadtrecht erhielt Kopenhagen 1254. Die Geschichte erzählt von vielfachen Kämpfen um den Besitz der Stadt; insbesondere waren es die Hanseaten, die seit der Mitte des XIV. Jahr- hunderts in mehreren Kriegszügen gegen Kopenhagen feindlich auftraten und sich durch Wegnahme und Plünderung der Stadt für die von den Dänen geübten Ueberfälle der eigenen Territorien schadlos hielten.
Der atlantische Ocean.
der Situation aus; die Thätigkeit, die hier herrscht und die kaum geringer sein dürfte als diesseits, verzichtet gerne auf die Erzeugung der Aufmerksamkeit von aussen. Die Anerkennung der Leistungen des Schiffsparkes und der Anlagen, welche hier in dem durch Pfahl- werke abgeschlossenen Orlogshavn beisammen liegen, ist späteren Tagen vorbehalten. Hier hat die Kriegsflotte ihre Heimstätte gefunden, ein Heim im wahren Sinne des Wortes.
An diesem Strande netzen die Kriegsschiffe zum erstenmale ihre mächtigen Körper mit dem salzigen Nass, hier finden sie ständige Pflege und Sicherung vor der Wuth der Elemente, Zurüstung zum Kampfe gegen diese und sonstige Feinde, liebreiche Aufnahme bei Rückkehr aus fremden Gewässern, Heilung aller jener Gebrechen und Narben, die sie als Denkzettel ehrenvoller Kämpfe — seien diese mit den Ele- menten oder in ernster Zeit mit Angreifern ihrer Rechte ausgefochten worden — heimgebracht haben.
Vor der nördlichen Einfahrt in den Innenhafen breitet sich die Rhede aus; die vielen, theils an Seeland anlandenden, theils von Amager seewärts verlaufenden Untiefen und Bänke, welch letztere zum Theil die Fundamente der starken Seeforts „Tre Kroner“ und „Lynetten“ bilden, beschränken wohl deren Raum in nicht unbedeu- tendem Masse, sind aber durch ausreichende Betonnung, Bemarkung und Beleuchtung derart gekennzeichnet, dass sie der Zufahrt keine Schwierigkeiten entgegenstellen und in keiner Weise dem Rufe Kopen- hagens als eines der besten und sichersten Häfen der Ostsee und des Kattegats, welcher Eigenschaft es zweifelsohne sowohl seine Anlage als die nunmehrige Bedeutung für den Weltverkehr verdankt, abträglich wirken.
Kopenhagen wird in der dänischen Geschichte das erstemal im Jahre 1043 als Fischerdorf unter dem Namen „Havn“ (der Hafen) genannt.
Die Gründung der eigentlichen Stadt Kopenhagen ist das Verdienst des rührigen Bischofs Absalom, des Ministers König Waldemar I. (1157—1182), der die Wichtigkeit der Position Havns erkannte und im Jahre 1168 zum Schutze des Hafens „gegen Seeräuber“ eine feste Burg auf derselben Stelle erbaute, wo jetzt die Ruinen der Christiansborg stehen. Rasch blühte der Ort als Handelsplatz auf; um 1200 wird er bereits „Portus mercatorum“, auf dänisch „Kjöbmanhafn“ (Kaufmannshafen) genannt, und allmälig setzt sich die Form „Kjöben-Havn“ (Kauf- Hafen) fest, wie der Ort bis heute genannt wird. Sein erstes Stadtrecht erhielt Kopenhagen 1254. Die Geschichte erzählt von vielfachen Kämpfen um den Besitz der Stadt; insbesondere waren es die Hanseaten, die seit der Mitte des XIV. Jahr- hunderts in mehreren Kriegszügen gegen Kopenhagen feindlich auftraten und sich durch Wegnahme und Plünderung der Stadt für die von den Dänen geübten Ueberfälle der eigenen Territorien schadlos hielten.
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Der atlantische Ocean.
der Situation aus; die Thätigkeit, die hier herrscht und die kaum
geringer sein dürfte als diesseits, verzichtet gerne auf die Erzeugung
der Aufmerksamkeit von aussen. Die Anerkennung der Leistungen
des Schiffsparkes und der Anlagen, welche hier in dem durch Pfahl-
werke abgeschlossenen Orlogshavn beisammen liegen, ist späteren
Tagen vorbehalten. Hier hat die Kriegsflotte ihre Heimstätte gefunden,
ein Heim im wahren Sinne des Wortes.
An diesem Strande netzen die Kriegsschiffe zum erstenmale ihre
mächtigen Körper mit dem salzigen Nass, hier finden sie ständige Pflege
und Sicherung vor der Wuth der Elemente, Zurüstung zum Kampfe
gegen diese und sonstige Feinde, liebreiche Aufnahme bei Rückkehr
aus fremden Gewässern, Heilung aller jener Gebrechen und Narben, die
sie als Denkzettel ehrenvoller Kämpfe — seien diese mit den Ele-
menten oder in ernster Zeit mit Angreifern ihrer Rechte ausgefochten
worden — heimgebracht haben.
Vor der nördlichen Einfahrt in den Innenhafen breitet sich die
Rhede aus; die vielen, theils an Seeland anlandenden, theils von
Amager seewärts verlaufenden Untiefen und Bänke, welch letztere
zum Theil die Fundamente der starken Seeforts „Tre Kroner“ und
„Lynetten“ bilden, beschränken wohl deren Raum in nicht unbedeu-
tendem Masse, sind aber durch ausreichende Betonnung, Bemarkung
und Beleuchtung derart gekennzeichnet, dass sie der Zufahrt keine
Schwierigkeiten entgegenstellen und in keiner Weise dem Rufe Kopen-
hagens als eines der besten und sichersten Häfen der Ostsee und
des Kattegats, welcher Eigenschaft es zweifelsohne sowohl seine
Anlage als die nunmehrige Bedeutung für den Weltverkehr verdankt,
abträglich wirken.
Kopenhagen wird in der dänischen Geschichte das erstemal im Jahre 1043 als
Fischerdorf unter dem Namen „Havn“ (der Hafen) genannt.
Die Gründung der eigentlichen Stadt Kopenhagen ist das Verdienst des
rührigen Bischofs Absalom, des Ministers König Waldemar I. (1157—1182), der die
Wichtigkeit der Position Havns erkannte und im Jahre 1168 zum Schutze des
Hafens „gegen Seeräuber“ eine feste Burg auf derselben Stelle erbaute, wo jetzt
die Ruinen der Christiansborg stehen. Rasch blühte der Ort als Handelsplatz
auf; um 1200 wird er bereits „Portus mercatorum“, auf dänisch „Kjöbmanhafn“
(Kaufmannshafen) genannt, und allmälig setzt sich die Form „Kjöben-Havn“ (Kauf-
Hafen) fest, wie der Ort bis heute genannt wird. Sein erstes Stadtrecht erhielt
Kopenhagen 1254. Die Geschichte erzählt von vielfachen Kämpfen um den Besitz
der Stadt; insbesondere waren es die Hanseaten, die seit der Mitte des XIV. Jahr-
hunderts in mehreren Kriegszügen gegen Kopenhagen feindlich auftraten und sich
durch Wegnahme und Plünderung der Stadt für die von den Dänen geübten
Ueberfälle der eigenen Territorien schadlos hielten.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/796>, abgerufen am 23.11.2024.
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