Cuxhaven über den hohen Deichen und senden die ersten Grüsse den zur See Ankommenden entgegen, wie sie auch den Scheidenden das letzte Lebewohl entbieten.
Die Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg bietet nur am rechten Ufer der Elbe in der Nähe von Hamburg, wo leichte Terrain- wellen dicht an den Fluss treten, eine Reihe malerischer Landschafts- bilder. Hier haben sich anschliessend an Altona die Vororte Ottensen, wo Klopstock begraben liegt, Nienstedten und weiter westlich Blan- kenese-Dockenhuden als herrliche Sommerfrischen der Hamburger vornehmen Welt angesiedelt.
Der übrige Theil der Elbeufer ist reizlos.
Brunsbüttel, in dessen Nähe der im Bau befindliche Nordostsee- canal in die Elbe ausmünden wird, und das in morastiger Gegend 1616 gegründete Glückstadt, welches einst zur Hauptstadt von Schles- wig und zu einem Emporium für den Elbehandel bestimmt war, sind die wichtigsten Orte am rechten Elbeufer.
Das seit 1755 befestigte Städtchen Stade (10.000 Einwohner) liegt 4 km vom linken Elbeufer entfernt. Hier wurde von Schweden und dann von Hannover der Stader Elbzoll behoben, bis dieses Recht 1861 durch Ablösung erlosch. Stade war im Mittelalter seines lebhaften Handels nach England wegen viel genannt, aber das Aufblühen von Hamburg brachte dem Städtchen den Niedergang.
Hamburg ist Deutschlands grösster Seehandelsplatz und einer der grössten der Welt. Hier begegnen sich die oberländische und die Seeschiffahrt als in ihrem Endpunkte, hier ist der Haupt- stapelplatz überseeischer Rohproducte und der Hauptausgangspunkt des bis ins Herz von Böhmen reichenden Elbeverkehrs, des wirth- schaftlich am stärksten ausgenützten Flussgebietes des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns.
Durch die Elbe ist Hamburg das natürliche Emporium für Mittel- und Ostdeutschland, selbst für Nordböhmen, geworden, und trotz der Eisenbahnen, die mit der Elbe und ihren Nebenflüssen con- curriren, hat dieses System von Wasserstrassen seine Bedeutung für den Verkehr der schweren und billigen Massengüter behauptet, ja Hamburg gravitirt durch den billigen Wasserweg derartig nach Oesterreich, dass zu Gunsten von Triest von der österreichischen Re- gierung ein Differentialzoll aufgestellt werden musste.
Die Elbe von dem "Feinde des Hamburgischen Handels", von
Der atlantische Ocean.
Cuxhaven über den hohen Deichen und senden die ersten Grüsse den zur See Ankommenden entgegen, wie sie auch den Scheidenden das letzte Lebewohl entbieten.
Die Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg bietet nur am rechten Ufer der Elbe in der Nähe von Hamburg, wo leichte Terrain- wellen dicht an den Fluss treten, eine Reihe malerischer Landschafts- bilder. Hier haben sich anschliessend an Altona die Vororte Ottensen, wo Klopstock begraben liegt, Nienstedten und weiter westlich Blan- kenese-Dockenhuden als herrliche Sommerfrischen der Hamburger vornehmen Welt angesiedelt.
Der übrige Theil der Elbeufer ist reizlos.
Brunsbüttel, in dessen Nähe der im Bau befindliche Nordostsee- canal in die Elbe ausmünden wird, und das in morastiger Gegend 1616 gegründete Glückstadt, welches einst zur Hauptstadt von Schles- wig und zu einem Emporium für den Elbehandel bestimmt war, sind die wichtigsten Orte am rechten Elbeufer.
Das seit 1755 befestigte Städtchen Stade (10.000 Einwohner) liegt 4 km vom linken Elbeufer entfernt. Hier wurde von Schweden und dann von Hannover der Stader Elbzoll behoben, bis dieses Recht 1861 durch Ablösung erlosch. Stade war im Mittelalter seines lebhaften Handels nach England wegen viel genannt, aber das Aufblühen von Hamburg brachte dem Städtchen den Niedergang.
Hamburg ist Deutschlands grösster Seehandelsplatz und einer der grössten der Welt. Hier begegnen sich die oberländische und die Seeschiffahrt als in ihrem Endpunkte, hier ist der Haupt- stapelplatz überseeischer Rohproducte und der Hauptausgangspunkt des bis ins Herz von Böhmen reichenden Elbeverkehrs, des wirth- schaftlich am stärksten ausgenützten Flussgebietes des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns.
Durch die Elbe ist Hamburg das natürliche Emporium für Mittel- und Ostdeutschland, selbst für Nordböhmen, geworden, und trotz der Eisenbahnen, die mit der Elbe und ihren Nebenflüssen con- curriren, hat dieses System von Wasserstrassen seine Bedeutung für den Verkehr der schweren und billigen Massengüter behauptet, ja Hamburg gravitirt durch den billigen Wasserweg derartig nach Oesterreich, dass zu Gunsten von Triest von der österreichischen Re- gierung ein Differentialzoll aufgestellt werden musste.
Die Elbe von dem „Feinde des Hamburgischen Handels“, von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0770"n="750"/><fwplace="top"type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/>
Cuxhaven über den hohen Deichen und senden die ersten Grüsse den<lb/>
zur See Ankommenden entgegen, wie sie auch den Scheidenden das<lb/>
letzte Lebewohl entbieten.</p><lb/><p>Die Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg bietet nur am<lb/>
rechten Ufer der Elbe in der Nähe von Hamburg, wo leichte Terrain-<lb/>
wellen dicht an den Fluss treten, eine Reihe malerischer Landschafts-<lb/>
bilder. Hier haben sich anschliessend an Altona die Vororte Ottensen,<lb/>
wo Klopstock begraben liegt, Nienstedten und weiter westlich Blan-<lb/>
kenese-Dockenhuden als herrliche Sommerfrischen der Hamburger<lb/>
vornehmen Welt angesiedelt.</p><lb/><p>Der übrige Theil der Elbeufer ist reizlos.</p><lb/><p>Brunsbüttel, in dessen Nähe der im Bau befindliche Nordostsee-<lb/>
canal in die Elbe ausmünden wird, und das in morastiger Gegend<lb/>
1616 gegründete Glückstadt, welches einst zur Hauptstadt von Schles-<lb/>
wig und zu einem Emporium für den Elbehandel bestimmt war, sind<lb/>
die wichtigsten Orte am rechten Elbeufer.</p><lb/><p>Das seit 1755 befestigte Städtchen Stade (10.000 Einwohner)<lb/>
liegt 4 <hirendition="#i">km</hi> vom linken Elbeufer entfernt. Hier wurde von Schweden<lb/>
und dann von Hannover der Stader Elbzoll behoben, bis dieses Recht<lb/>
1861 durch Ablösung erlosch. Stade war im Mittelalter seines lebhaften<lb/>
Handels nach England wegen viel genannt, aber das Aufblühen von<lb/>
Hamburg brachte dem Städtchen den Niedergang.</p><lb/><p><hirendition="#g">Hamburg</hi> ist Deutschlands <hirendition="#g">grösster Seehandelsplatz</hi> und<lb/>
einer der grössten der Welt. Hier begegnen sich die oberländische<lb/>
und die Seeschiffahrt als in ihrem Endpunkte, hier ist der Haupt-<lb/>
stapelplatz überseeischer Rohproducte und der Hauptausgangspunkt<lb/>
des bis ins Herz von Böhmen reichenden Elbeverkehrs, des wirth-<lb/>
schaftlich am stärksten ausgenützten Flussgebietes des Deutschen<lb/>
Reiches und Oesterreich-Ungarns.</p><lb/><p>Durch die Elbe ist Hamburg das natürliche Emporium für<lb/>
Mittel- und Ostdeutschland, selbst für Nordböhmen, geworden, und<lb/>
trotz der Eisenbahnen, die mit der Elbe und ihren Nebenflüssen con-<lb/>
curriren, hat dieses System von Wasserstrassen seine Bedeutung für<lb/>
den Verkehr der schweren und billigen Massengüter behauptet, ja<lb/>
Hamburg gravitirt durch den billigen Wasserweg derartig nach<lb/>
Oesterreich, dass zu Gunsten von Triest von der österreichischen Re-<lb/>
gierung ein Differentialzoll aufgestellt werden musste.</p><lb/><p>Die Elbe von dem „Feinde des Hamburgischen Handels“, von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[750/0770]
Der atlantische Ocean.
Cuxhaven über den hohen Deichen und senden die ersten Grüsse den
zur See Ankommenden entgegen, wie sie auch den Scheidenden das
letzte Lebewohl entbieten.
Die Strecke zwischen Cuxhaven und Hamburg bietet nur am
rechten Ufer der Elbe in der Nähe von Hamburg, wo leichte Terrain-
wellen dicht an den Fluss treten, eine Reihe malerischer Landschafts-
bilder. Hier haben sich anschliessend an Altona die Vororte Ottensen,
wo Klopstock begraben liegt, Nienstedten und weiter westlich Blan-
kenese-Dockenhuden als herrliche Sommerfrischen der Hamburger
vornehmen Welt angesiedelt.
Der übrige Theil der Elbeufer ist reizlos.
Brunsbüttel, in dessen Nähe der im Bau befindliche Nordostsee-
canal in die Elbe ausmünden wird, und das in morastiger Gegend
1616 gegründete Glückstadt, welches einst zur Hauptstadt von Schles-
wig und zu einem Emporium für den Elbehandel bestimmt war, sind
die wichtigsten Orte am rechten Elbeufer.
Das seit 1755 befestigte Städtchen Stade (10.000 Einwohner)
liegt 4 km vom linken Elbeufer entfernt. Hier wurde von Schweden
und dann von Hannover der Stader Elbzoll behoben, bis dieses Recht
1861 durch Ablösung erlosch. Stade war im Mittelalter seines lebhaften
Handels nach England wegen viel genannt, aber das Aufblühen von
Hamburg brachte dem Städtchen den Niedergang.
Hamburg ist Deutschlands grösster Seehandelsplatz und
einer der grössten der Welt. Hier begegnen sich die oberländische
und die Seeschiffahrt als in ihrem Endpunkte, hier ist der Haupt-
stapelplatz überseeischer Rohproducte und der Hauptausgangspunkt
des bis ins Herz von Böhmen reichenden Elbeverkehrs, des wirth-
schaftlich am stärksten ausgenützten Flussgebietes des Deutschen
Reiches und Oesterreich-Ungarns.
Durch die Elbe ist Hamburg das natürliche Emporium für
Mittel- und Ostdeutschland, selbst für Nordböhmen, geworden, und
trotz der Eisenbahnen, die mit der Elbe und ihren Nebenflüssen con-
curriren, hat dieses System von Wasserstrassen seine Bedeutung für
den Verkehr der schweren und billigen Massengüter behauptet, ja
Hamburg gravitirt durch den billigen Wasserweg derartig nach
Oesterreich, dass zu Gunsten von Triest von der österreichischen Re-
gierung ein Differentialzoll aufgestellt werden musste.
Die Elbe von dem „Feinde des Hamburgischen Handels“, von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/770>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.