die Marken mit Rom verbinden. Seit dem Ausbaue des italienischen Eisenbahnnetzes vertheilt sich der einst durch diesen Umstand von Ancona monopolisirte Handel auf eine ganze Reihe von neuen Hafen- plätzen, unter welcher Aenderung die Stadt natürlich leiden muss.
Anconas früher blühender Holzhandel ist zurückgegangen, weil die für Rom bestimmten Holzsendungen aus Oesterreich-Ungarn häufig in dem etwas nördlicher gelegenen Falconara gelandet werden. Dieses ist nämlich der Ausgangspunkt der Eisenbahn, welche die Küstenlinie des adriatischen Eisenbahnnetzes, die Ancona berührt, über Spoleto mit Rom verbindet. Auch Ortona bei Pescara hat einen grossen Theil des Holzhandels von Ancona an sich gezogen.
Die grossen Zuckerraffinerien von Ancona und Sinigaglia beziehen auf dem Seewege Rohzucker (1887 145.380 q) meist aus Südrussland, dann aus Frankreich und aus Oesterreich-Ungarn; indischer Reis wird in der Reismühle des nahege- legenen Jesi bearbeitet. Getreide, u. zw. Weizen (1887 272.000 q) wird aus Süd- russland, Valonea (9 bis 10.000 q) aus Griechenland und der Türkei, Häute werden aus Oesterreich-Ungarn und Calcutta eingeführt. Oesterreich-Ungarn liefert Holz- kohlen (1888 21.967 q), Steinkohlen schicken England und Frankreich. Im Aus- fuhrhandel wird kein nennenswerther Umsatz erzielt.
Der Schiffsverkehr von Ancona betrug:
[Tabelle]
An der Küstenschiffahrt ist die italienische Flagge mit mehr als der Hälfte, an dem internationalen Verkehre mit mehr als einem Drittel der Tonnenzahl betheiligt. Der grösste Theil der Segelschiffe sind italienische. Bei den Dampfern folgt die italienische Flagge erst auf die englische; die dritte Stelle nehmen die Dampfer Oesterreich-Ungarns ein. Ancona wird von den Dampfern der Naviga- zione Generale Italiana, der Peninsular und Oriental Company und des öster- reichisch-ungarischen Lloyd regelmässig angelaufen.
Consulate haben in Ancona: Argentina, Belgien, Chile, Columbia, Co- starica (G. C.), Dänemark, das Deutsche Reich, Ecuador, Quatemala, die Nieder- lande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal, San Marino, die Schweiz, die Türkei, Urugnay, Venezuela.
Das Mittelmeerbecken.
die Marken mit Rom verbinden. Seit dem Ausbaue des italienischen Eisenbahnnetzes vertheilt sich der einst durch diesen Umstand von Ancona monopolisirte Handel auf eine ganze Reihe von neuen Hafen- plätzen, unter welcher Aenderung die Stadt natürlich leiden muss.
Anconas früher blühender Holzhandel ist zurückgegangen, weil die für Rom bestimmten Holzsendungen aus Oesterreich-Ungarn häufig in dem etwas nördlicher gelegenen Falconara gelandet werden. Dieses ist nämlich der Ausgangspunkt der Eisenbahn, welche die Küstenlinie des adriatischen Eisenbahnnetzes, die Ancona berührt, über Spoleto mit Rom verbindet. Auch Ortona bei Pescara hat einen grossen Theil des Holzhandels von Ancona an sich gezogen.
Die grossen Zuckerraffinerien von Ancona und Sinigaglia beziehen auf dem Seewege Rohzucker (1887 145.380 q) meist aus Südrussland, dann aus Frankreich und aus Oesterreich-Ungarn; indischer Reis wird in der Reismühle des nahege- legenen Jesi bearbeitet. Getreide, u. zw. Weizen (1887 272.000 q) wird aus Süd- russland, Valonea (9 bis 10.000 q) aus Griechenland und der Türkei, Häute werden aus Oesterreich-Ungarn und Calcutta eingeführt. Oesterreich-Ungarn liefert Holz- kohlen (1888 21.967 q), Steinkohlen schicken England und Frankreich. Im Aus- fuhrhandel wird kein nennenswerther Umsatz erzielt.
Der Schiffsverkehr von Ancona betrug:
[Tabelle]
An der Küstenschiffahrt ist die italienische Flagge mit mehr als der Hälfte, an dem internationalen Verkehre mit mehr als einem Drittel der Tonnenzahl betheiligt. Der grösste Theil der Segelschiffe sind italienische. Bei den Dampfern folgt die italienische Flagge erst auf die englische; die dritte Stelle nehmen die Dampfer Oesterreich-Ungarns ein. Ancona wird von den Dampfern der Naviga- zione Generale Italiana, der Peninsular und Oriental Company und des öster- reichisch-ungarischen Lloyd regelmässig angelaufen.
Consulate haben in Ancona: Argentina, Belgien, Chile, Columbia, Co- starica (G. C.), Dänemark, das Deutsche Reich, Ecuador, Quatemala, die Nieder- lande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal, San Marino, die Schweiz, die Türkei, Urugnay, Venezuela.
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Das Mittelmeerbecken.
die Marken mit Rom verbinden. Seit dem Ausbaue des italienischen
Eisenbahnnetzes vertheilt sich der einst durch diesen Umstand von
Ancona monopolisirte Handel auf eine ganze Reihe von neuen Hafen-
plätzen, unter welcher Aenderung die Stadt natürlich leiden muss.
Anconas früher blühender Holzhandel ist zurückgegangen, weil die für Rom
bestimmten Holzsendungen aus Oesterreich-Ungarn häufig in dem etwas nördlicher
gelegenen Falconara gelandet werden. Dieses ist nämlich der Ausgangspunkt der
Eisenbahn, welche die Küstenlinie des adriatischen Eisenbahnnetzes, die Ancona
berührt, über Spoleto mit Rom verbindet. Auch Ortona bei Pescara hat einen
grossen Theil des Holzhandels von Ancona an sich gezogen.
Die grossen Zuckerraffinerien von Ancona und Sinigaglia beziehen auf dem
Seewege Rohzucker (1887 145.380 q) meist aus Südrussland, dann aus Frankreich
und aus Oesterreich-Ungarn; indischer Reis wird in der Reismühle des nahege-
legenen Jesi bearbeitet. Getreide, u. zw. Weizen (1887 272.000 q) wird aus Süd-
russland, Valonea (9 bis 10.000 q) aus Griechenland und der Türkei, Häute werden
aus Oesterreich-Ungarn und Calcutta eingeführt. Oesterreich-Ungarn liefert Holz-
kohlen (1888 21.967 q), Steinkohlen schicken England und Frankreich. Im Aus-
fuhrhandel wird kein nennenswerther Umsatz erzielt.
Der Schiffsverkehr von Ancona betrug:
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An der Küstenschiffahrt ist die italienische Flagge mit mehr als der Hälfte,
an dem internationalen Verkehre mit mehr als einem Drittel der Tonnenzahl
betheiligt. Der grösste Theil der Segelschiffe sind italienische. Bei den Dampfern
folgt die italienische Flagge erst auf die englische; die dritte Stelle nehmen die
Dampfer Oesterreich-Ungarns ein. Ancona wird von den Dampfern der Naviga-
zione Generale Italiana, der Peninsular und Oriental Company und des öster-
reichisch-ungarischen Lloyd regelmässig angelaufen.
Consulate haben in Ancona: Argentina, Belgien, Chile, Columbia, Co-
starica (G. C.), Dänemark, das Deutsche Reich, Ecuador, Quatemala, die Nieder-
lande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal, San Marino, die Schweiz, die
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/74>, abgerufen am 24.11.2024.
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