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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
schmalen Hafeneinfahrt, namentlich die weit in See geführte Jetee
du Nord, zu deren Leuchtthurm bei jeder Tageszeit die schaulustige
Menge wogt.

Auf hohen Masten werden die gesichteten Schiffe signalisirt,
der Stand der Gezeiten durch Flaggensignale bekanntgegeben und
herannahende Stürme angezeigt. Hier defiliren alle die vielen an-
kommenden nnd auslaufenden Schiffe und wechseln den ersten oder
letzten Gruss.

Der nördliche Damm gewährt auch einen lohnenden Blick auf die
Rhede von Havre, mit der Fernsicht gegen die offene See; in maleri-
scher Perspective entwickelt sich die Westseite der Stadt zur Seite
der hellen Strandfläche, auf welcher die schäumenden Wogen in ewigem
Spiele sich brechen. Das ist der Boulevard maritime, der hinausführt
nach der Villenstadt Sainte-Adresse, einem sehr beliebten Ausflugsorte
der grossen und kleinen Welt. Im Hintergrund zeigen das Cap la Heve,
die Hügel von Sainte-Adresse und der langgestreckte Rücken von
Ingonville mit ihren Villen und Gärten hübsche Contouren, und im
Vordergrunde entsteigt neben den gewaltigen Erdwällen einer Batterie
der weitläufige Palast des grossartigen Hotels Frascati dem sandigen
Strande. Eine luftige Brücke verbindet das Gebäude mit der in See
erbauten Badeanstalt.

Gegen die Stadt zu fällt der Blick auf den sehr belebten Grand
Quai, welcher die Nordseite des Vorhafens einnimmt. Die Häuser-
front zeigt meist hohe, schmucklose Gebäude, und nur das Museum,
welches die glänzende Rue de Paris flankirt, zeigt mit seinem plasti-
schen Schmuck, seinen Säulen und breiten Fenstern einen ausge-
sprochenen Styl.

Am Grand Quai haben die nach Trouville, Honfleur und Caen
verkehrenden Dampfer den Anlegeplatz. Der Menschenstrom flutet
von hier grösstentheils in die oben erwähnte Rue de Paris, die
schönste und belebteste Verkehrsader von Havre, wo die elegantesten
und grössten Verkaufsmagazine zu finden sind. Man überblickt die
Strasse ihrer ganzen Länge nach bis zu den prächtigen Parkanlagen
der Place de l'Hotel de Ville. Der schöne Renaissancebau des Stadt-
hauses entstand in den Jahren 1855 bis 1859; er kehrt seine durch
plastischen Schmuck gezierte Hauptfront dem Parke zu. Ein 42 m
hoher Thurm krönt den Mittelpavillon des Gebäudes.

Durch die Rue de Paris gelangt man zu der Place Gambetta,
welche sich gegen die weite Wasserfläche des Bassins du Commerce
öffnet. Der Platz ist von stattlichen Gebäuden mit Laubengängen und von

Der atlantische Ocean.
schmalen Hafeneinfahrt, namentlich die weit in See geführte Jetée
du Nord, zu deren Leuchtthurm bei jeder Tageszeit die schaulustige
Menge wogt.

Auf hohen Masten werden die gesichteten Schiffe signalisirt,
der Stand der Gezeiten durch Flaggensignale bekanntgegeben und
herannahende Stürme angezeigt. Hier defiliren alle die vielen an-
kommenden nnd auslaufenden Schiffe und wechseln den ersten oder
letzten Gruss.

Der nördliche Damm gewährt auch einen lohnenden Blick auf die
Rhede von Hâvre, mit der Fernsicht gegen die offene See; in maleri-
scher Perspective entwickelt sich die Westseite der Stadt zur Seite
der hellen Strandfläche, auf welcher die schäumenden Wogen in ewigem
Spiele sich brechen. Das ist der Boulevard maritime, der hinausführt
nach der Villenstadt Sainte-Adresse, einem sehr beliebten Ausflugsorte
der grossen und kleinen Welt. Im Hintergrund zeigen das Cap la Hève,
die Hügel von Sainte-Adresse und der langgestreckte Rücken von
Ingonville mit ihren Villen und Gärten hübsche Contouren, und im
Vordergrunde entsteigt neben den gewaltigen Erdwällen einer Batterie
der weitläufige Palast des grossartigen Hôtels Frascati dem sandigen
Strande. Eine luftige Brücke verbindet das Gebäude mit der in See
erbauten Badeanstalt.

Gegen die Stadt zu fällt der Blick auf den sehr belebten Grand
Quai, welcher die Nordseite des Vorhafens einnimmt. Die Häuser-
front zeigt meist hohe, schmucklose Gebäude, und nur das Museum,
welches die glänzende Rue de Paris flankirt, zeigt mit seinem plasti-
schen Schmuck, seinen Säulen und breiten Fenstern einen ausge-
sprochenen Styl.

Am Grand Quai haben die nach Trouville, Honfleur und Caen
verkehrenden Dampfer den Anlegeplatz. Der Menschenstrom flutet
von hier grösstentheils in die oben erwähnte Rue de Paris, die
schönste und belebteste Verkehrsader von Hâvre, wo die elegantesten
und grössten Verkaufsmagazine zu finden sind. Man überblickt die
Strasse ihrer ganzen Länge nach bis zu den prächtigen Parkanlagen
der Place de l’Hôtel de Ville. Der schöne Renaissancebau des Stadt-
hauses entstand in den Jahren 1855 bis 1859; er kehrt seine durch
plastischen Schmuck gezierte Hauptfront dem Parke zu. Ein 42 m
hoher Thurm krönt den Mittelpavillon des Gebäudes.

Durch die Rue de Paris gelangt man zu der Place Gambetta,
welche sich gegen die weite Wasserfläche des Bassins du Commerce
öffnet. Der Platz ist von stattlichen Gebäuden mit Laubengängen und von

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[604/0624] Der atlantische Ocean. schmalen Hafeneinfahrt, namentlich die weit in See geführte Jetée du Nord, zu deren Leuchtthurm bei jeder Tageszeit die schaulustige Menge wogt. Auf hohen Masten werden die gesichteten Schiffe signalisirt, der Stand der Gezeiten durch Flaggensignale bekanntgegeben und herannahende Stürme angezeigt. Hier defiliren alle die vielen an- kommenden nnd auslaufenden Schiffe und wechseln den ersten oder letzten Gruss. Der nördliche Damm gewährt auch einen lohnenden Blick auf die Rhede von Hâvre, mit der Fernsicht gegen die offene See; in maleri- scher Perspective entwickelt sich die Westseite der Stadt zur Seite der hellen Strandfläche, auf welcher die schäumenden Wogen in ewigem Spiele sich brechen. Das ist der Boulevard maritime, der hinausführt nach der Villenstadt Sainte-Adresse, einem sehr beliebten Ausflugsorte der grossen und kleinen Welt. Im Hintergrund zeigen das Cap la Hève, die Hügel von Sainte-Adresse und der langgestreckte Rücken von Ingonville mit ihren Villen und Gärten hübsche Contouren, und im Vordergrunde entsteigt neben den gewaltigen Erdwällen einer Batterie der weitläufige Palast des grossartigen Hôtels Frascati dem sandigen Strande. Eine luftige Brücke verbindet das Gebäude mit der in See erbauten Badeanstalt. Gegen die Stadt zu fällt der Blick auf den sehr belebten Grand Quai, welcher die Nordseite des Vorhafens einnimmt. Die Häuser- front zeigt meist hohe, schmucklose Gebäude, und nur das Museum, welches die glänzende Rue de Paris flankirt, zeigt mit seinem plasti- schen Schmuck, seinen Säulen und breiten Fenstern einen ausge- sprochenen Styl. Am Grand Quai haben die nach Trouville, Honfleur und Caen verkehrenden Dampfer den Anlegeplatz. Der Menschenstrom flutet von hier grösstentheils in die oben erwähnte Rue de Paris, die schönste und belebteste Verkehrsader von Hâvre, wo die elegantesten und grössten Verkaufsmagazine zu finden sind. Man überblickt die Strasse ihrer ganzen Länge nach bis zu den prächtigen Parkanlagen der Place de l’Hôtel de Ville. Der schöne Renaissancebau des Stadt- hauses entstand in den Jahren 1855 bis 1859; er kehrt seine durch plastischen Schmuck gezierte Hauptfront dem Parke zu. Ein 42 m hoher Thurm krönt den Mittelpavillon des Gebäudes. Durch die Rue de Paris gelangt man zu der Place Gambetta, welche sich gegen die weite Wasserfläche des Bassins du Commerce öffnet. Der Platz ist von stattlichen Gebäuden mit Laubengängen und von

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/624>, abgerufen am 23.11.2024.