Im Jahre 1598 unterzeichnete hier Heinrich IV. das für die Rechte der Evangelischen so wichtige Edict.
Die französische Revolution am Ende des vergangenen Jahrhunderts er- füllte Nantes mit Schrecken und Elend. Die Stadt wurde eine der am ärgsten heimgesuchten Gegenden Frankreichs. Hier mordete 1793 der berüchtigte Carrier, welchen der Pariser Wohlfahrtsausschuss nach Nantes delegirt hatte, mit Guillo- tine und den barbarischen Noyaden oder sogenannten republikanischen Hochzeiten (mariages republicaines).
Die Schiffe konnten damals keinen Anker lichten, ohne dass ein Leichnam
[Abbildung]
Nantes.
am selben heraufbefördert wurde. Vier Monate währte die Infamie des Carrier, bis auch diesen die Willkür des Convents ereilte.
Das Kaiserreich brachte Nantes, wie allen Seestädten Frankreichs, den Ruin seines Seehandels, und es scheint, dass die Anlage des grossartigen Canals, der die Stadt mit dem Hafen von Brest verbindet (Canal de Bretagne), als Ent- schädigung für die Verluste gelten sollte, welche sie erlitten hatte.
Nantes unter 47° 13' nördl. Breite und 1° 33' westl. Länge von Greenwich gelegen, zählt (1886) 127.500 Einwohner und zeichnet sich durch eine für eine Seestadt auffallende Nettigkeit und Sauber- keit der Strassen und Plätze aus.
Nantes.
Im Jahre 1598 unterzeichnete hier Heinrich IV. das für die Rechte der Evangelischen so wichtige Edict.
Die französische Revolution am Ende des vergangenen Jahrhunderts er- füllte Nantes mit Schrecken und Elend. Die Stadt wurde eine der am ärgsten heimgesuchten Gegenden Frankreichs. Hier mordete 1793 der berüchtigte Carrier, welchen der Pariser Wohlfahrtsausschuss nach Nantes delegirt hatte, mit Guillo- tine und den barbarischen Noyaden oder sogenannten republikanischen Hochzeiten (mariages républicaines).
Die Schiffe konnten damals keinen Anker lichten, ohne dass ein Leichnam
[Abbildung]
Nantes.
am selben heraufbefördert wurde. Vier Monate währte die Infamie des Carrier, bis auch diesen die Willkür des Convents ereilte.
Das Kaiserreich brachte Nantes, wie allen Seestädten Frankreichs, den Ruin seines Seehandels, und es scheint, dass die Anlage des grossartigen Canals, der die Stadt mit dem Hafen von Brest verbindet (Canal de Bretagne), als Ent- schädigung für die Verluste gelten sollte, welche sie erlitten hatte.
Nantes unter 47° 13′ nördl. Breite und 1° 33′ westl. Länge von Greenwich gelegen, zählt (1886) 127.500 Einwohner und zeichnet sich durch eine für eine Seestadt auffallende Nettigkeit und Sauber- keit der Strassen und Plätze aus.
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Nantes.
Im Jahre 1598 unterzeichnete hier Heinrich IV. das für die Rechte der
Evangelischen so wichtige Edict.
Die französische Revolution am Ende des vergangenen Jahrhunderts er-
füllte Nantes mit Schrecken und Elend. Die Stadt wurde eine der am ärgsten
heimgesuchten Gegenden Frankreichs. Hier mordete 1793 der berüchtigte Carrier,
welchen der Pariser Wohlfahrtsausschuss nach Nantes delegirt hatte, mit Guillo-
tine und den barbarischen Noyaden oder sogenannten republikanischen Hochzeiten
(mariages républicaines).
Die Schiffe konnten damals keinen Anker lichten, ohne dass ein Leichnam
[Abbildung Nantes.]
am selben heraufbefördert wurde. Vier Monate währte die Infamie des Carrier,
bis auch diesen die Willkür des Convents ereilte.
Das Kaiserreich brachte Nantes, wie allen Seestädten Frankreichs, den
Ruin seines Seehandels, und es scheint, dass die Anlage des grossartigen Canals,
der die Stadt mit dem Hafen von Brest verbindet (Canal de Bretagne), als Ent-
schädigung für die Verluste gelten sollte, welche sie erlitten hatte.
Nantes unter 47° 13′ nördl. Breite und 1° 33′ westl. Länge von
Greenwich gelegen, zählt (1886) 127.500 Einwohner und zeichnet
sich durch eine für eine Seestadt auffallende Nettigkeit und Sauber-
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/609>, abgerufen am 23.11.2024.
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