im Vereine mit der Alameda primera nnd secunda die beliebtesten und besuchtesten der Stadt sind. Die letztere bietet eine grossartige Aussicht über die Bay, das Meer und die abgrenzende Gebirgskette gegen Süden.
Ein zweiter Badestrand besteht an der Playa Magdalena west- lich der Puerto-Spitze, jedoch ist dieser Platz bestimmt, einen Theil der Hafenanlagen aufzunehmen, welche zum Schutze und zur Be- quemlichkeit der ladenden und löschenden Schiffe in Ausführung be- griffen sind. Von diesen Bauten gibt unser Plan eine übersichtliche Darstellung.
Die Stadt liegt unter 43° 38' nördl. Br. und 3° 48' w. v. Gr., es gedeihen hier die Orange und Limonie äusserst üppig im Freien und bilden einen immergrünen Schmuck der anmuthigen Umgebung der Stadt.
Santander zählt 42.000 Einwohner und ist der Sitz der Pro- vincialbehörden, eines Weihbischofs von Burgos und einer Schif- fahrtsschule.
Von hier aus segelte die Flotte des heiligen Ferdinand (1248) zur Blockade von Sevilla ab, hier landete Karl V. am 16. Juli 1522, um von Spanien Besitz zu ergreifen, von diesem Hafen aus kehrte Karl I. von England nach seinem roman- tischen Besuche von Madrid in seine Heimat zurück. Bei seiner Einschiffung (1623) entging er mit knapper Noth dem Tode des Ertrinkens.
Im Jahre 1753 wurde Santander zu einem puerto habilitado, das ist einem für den Handel mit Südamerika befugten Hafen ernannt, und zwei Jahre später erhielt es den Titel einer Stadt (ciudad).
Ueber die Stadt selbst ist nicht viel zu berichten, doch ist die in gothischem Style aufgeführte Kathedrale, namentlich deren effect- voll ornamentirte Krypta sehenswerth. Dort werden die Häupter der beiden um das Jahr 300 n. Ch. enthaupteten Märtyrer S. Emeterio und S. Celedonio als kostbare Reliquien aufbewahrt. Das Baptisterium ist arabischen Ursprunges und dürfte von Andalusien, vielleicht von Sevilla herrühren.
In dem aufgelassenen Kloster de Santa Cruz ist gegenwärtig eine Tabakfabrik eingerichtet, welche 1000 Arbeiter beschäftigt.
Wichtig sind hier die Dampfmühlen, die Wollfabriken, die Papierfabriken, Erzeugung von Hanfschuhen und die in der Nähe ge- legenen Schiffswerften und Eisengiessereien.
Der Hafen der Stadt Santander ist der wichtigste der Halbinsel für den Verkehr Nordspaniens mit Nordeuropa, speciell für die Ver- sorgung der Hauptstadt Madrid, mit der ihn eine 503 km lange Eisen- bahnlinie verbindet.
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Santander.
im Vereine mit der Alameda primera nnd secunda die beliebtesten und besuchtesten der Stadt sind. Die letztere bietet eine grossartige Aussicht über die Bay, das Meer und die abgrenzende Gebirgskette gegen Süden.
Ein zweiter Badestrand besteht an der Playa Magdalena west- lich der Puerto-Spitze, jedoch ist dieser Platz bestimmt, einen Theil der Hafenanlagen aufzunehmen, welche zum Schutze und zur Be- quemlichkeit der ladenden und löschenden Schiffe in Ausführung be- griffen sind. Von diesen Bauten gibt unser Plan eine übersichtliche Darstellung.
Die Stadt liegt unter 43° 38′ nördl. Br. und 3° 48′ w. v. Gr., es gedeihen hier die Orange und Limonie äusserst üppig im Freien und bilden einen immergrünen Schmuck der anmuthigen Umgebung der Stadt.
Santander zählt 42.000 Einwohner und ist der Sitz der Pro- vincialbehörden, eines Weihbischofs von Burgos und einer Schif- fahrtsschule.
Von hier aus segelte die Flotte des heiligen Ferdinand (1248) zur Blockade von Sevilla ab, hier landete Karl V. am 16. Juli 1522, um von Spanien Besitz zu ergreifen, von diesem Hafen aus kehrte Karl I. von England nach seinem roman- tischen Besuche von Madrid in seine Heimat zurück. Bei seiner Einschiffung (1623) entging er mit knapper Noth dem Tode des Ertrinkens.
Im Jahre 1753 wurde Santander zu einem puerto habilitado, das ist einem für den Handel mit Südamerika befugten Hafen ernannt, und zwei Jahre später erhielt es den Titel einer Stadt (ciudad).
Ueber die Stadt selbst ist nicht viel zu berichten, doch ist die in gothischem Style aufgeführte Kathedrale, namentlich deren effect- voll ornamentirte Krypta sehenswerth. Dort werden die Häupter der beiden um das Jahr 300 n. Ch. enthaupteten Märtyrer S. Emeterio und S. Celedonio als kostbare Reliquien aufbewahrt. Das Baptisterium ist arabischen Ursprunges und dürfte von Andalusien, vielleicht von Sevilla herrühren.
In dem aufgelassenen Kloster de Santa Cruz ist gegenwärtig eine Tabakfabrik eingerichtet, welche 1000 Arbeiter beschäftigt.
Wichtig sind hier die Dampfmühlen, die Wollfabriken, die Papierfabriken, Erzeugung von Hanfschuhen und die in der Nähe ge- legenen Schiffswerften und Eisengiessereien.
Der Hafen der Stadt Santander ist der wichtigste der Halbinsel für den Verkehr Nordspaniens mit Nordeuropa, speciell für die Ver- sorgung der Hauptstadt Madrid, mit der ihn eine 503 km lange Eisen- bahnlinie verbindet.
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Santander.
im Vereine mit der Alameda primera nnd secunda die beliebtesten
und besuchtesten der Stadt sind. Die letztere bietet eine grossartige
Aussicht über die Bay, das Meer und die abgrenzende Gebirgskette
gegen Süden.
Ein zweiter Badestrand besteht an der Playa Magdalena west-
lich der Puerto-Spitze, jedoch ist dieser Platz bestimmt, einen Theil
der Hafenanlagen aufzunehmen, welche zum Schutze und zur Be-
quemlichkeit der ladenden und löschenden Schiffe in Ausführung be-
griffen sind. Von diesen Bauten gibt unser Plan eine übersichtliche
Darstellung.
Die Stadt liegt unter 43° 38′ nördl. Br. und 3° 48′ w. v. Gr.,
es gedeihen hier die Orange und Limonie äusserst üppig im Freien
und bilden einen immergrünen Schmuck der anmuthigen Umgebung
der Stadt.
Santander zählt 42.000 Einwohner und ist der Sitz der Pro-
vincialbehörden, eines Weihbischofs von Burgos und einer Schif-
fahrtsschule.
Von hier aus segelte die Flotte des heiligen Ferdinand (1248) zur Blockade
von Sevilla ab, hier landete Karl V. am 16. Juli 1522, um von Spanien Besitz zu
ergreifen, von diesem Hafen aus kehrte Karl I. von England nach seinem roman-
tischen Besuche von Madrid in seine Heimat zurück. Bei seiner Einschiffung (1623)
entging er mit knapper Noth dem Tode des Ertrinkens.
Im Jahre 1753 wurde Santander zu einem puerto habilitado, das ist einem
für den Handel mit Südamerika befugten Hafen ernannt, und zwei Jahre später
erhielt es den Titel einer Stadt (ciudad).
Ueber die Stadt selbst ist nicht viel zu berichten, doch ist die
in gothischem Style aufgeführte Kathedrale, namentlich deren effect-
voll ornamentirte Krypta sehenswerth. Dort werden die Häupter der
beiden um das Jahr 300 n. Ch. enthaupteten Märtyrer S. Emeterio und
S. Celedonio als kostbare Reliquien aufbewahrt. Das Baptisterium ist
arabischen Ursprunges und dürfte von Andalusien, vielleicht von
Sevilla herrühren.
In dem aufgelassenen Kloster de Santa Cruz ist gegenwärtig
eine Tabakfabrik eingerichtet, welche 1000 Arbeiter beschäftigt.
Wichtig sind hier die Dampfmühlen, die Wollfabriken, die
Papierfabriken, Erzeugung von Hanfschuhen und die in der Nähe ge-
legenen Schiffswerften und Eisengiessereien.
Der Hafen der Stadt Santander ist der wichtigste der Halbinsel
für den Verkehr Nordspaniens mit Nordeuropa, speciell für die Ver-
sorgung der Hauptstadt Madrid, mit der ihn eine 503 km lange Eisen-
bahnlinie verbindet.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/575>, abgerufen am 23.11.2024.
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