Allerdings konnte aus Portus Cales leicht Portugal entstehen, doch ist die Ableitung aus Portus Gallorum, deren wir Eingangs Erwähnung thaten, ebenso berechtigt.
Ganz an der Mündung des Douro liegt am rechten Ufer die Hafenstadt S. Joao de Foz, welche mit Porto durch eine Dampf- tramway verbunden ist und sich als herrlicher Badeort grosser Be- liebtheit erfreut.
Vom Hafen aus überblickt man die ausgedehnte Sandbarre des Douro (Banco da Barra), auf welcher schon so manches Menschen- leben verloren ging. Eine der entsetzlichsten Katastrophen ereilte am 29. März 1852 einen der zwischen Porto und Lissabon verkehrenden Dampfer, welcher, auf die nahen Riffe geschleudert, mit 60 Personen -- vor den Augen der entsetzten Zuschauer am Lande -- förmlich zertrüm- mert worden war. Seit diesem Unglücksfalle organisirte sich in Foz eine Rettungsgesellschaft. Die Barre, auf welcher man oft fünf bis sechs Schiffe gestrandet erblickt, hat nur 3·6 m Wassertiefe im Ma- ximum und bei Springflut ungefähr 6·3 m, sie kann daher nur von kleinen Schiffen bis zu 600 Tonnen Gehalt übersetzt werden. Bei stürmischer Witterung und Seegang bildet die Barre aber ein ernstes Hinderniss, welches den Seeverkehr vollends unterbindet. Es ereignet sich oft, dass angekommene Schiffe tagelang die See halten müssen, bevor selbe die Bank übersetzen und einlaufen können.
Eine Flussregulirung durch den Bau parallel laufender Dämme ist projectirt. Man beabsichtigt, durch die Eindämmung des Douro eine schärfere Strömung zu erzielen, durch welche die Barre mit der Zeit entweder beseitigt oder doch bedeutend vertieft werden würde.
Neuestens hat der 5 km nördlich von Foz gelegene Hafenort Mathosinhos die Aufmerksamkeit der portugiesischen Regierung auf sich gezogen, und ist dort ein grosser Kunsthafen im Baue, welcher bei Benützung einer parallel zur Küste laufenden Kette von Riffen durch den Zubau von langen Wellenbrechern einer der grössten Eu- ropas zu werden verspricht.
Französische und belgische Ingenieure sind die Erbauer, und wird der Bau, welcher 1890 beendigt sein soll, mehr als 40 Millionen Gulden an Baukosten erfordern.
Der Hafen, dessen officieller Name Leixoes ist, wird den grössten Seeschiffen Zugang gewähren und dürfte in kurzer Zeit die Bedeutung von Porto herabdrücken. Mit Mathosinhos wird das Hafengebiet durch einen Canal und eine Eisenbahn verbunden werden
69*
Porto.
Allerdings konnte aus Portus Cales leicht Portugal entstehen, doch ist die Ableitung aus Portus Gallorum, deren wir Eingangs Erwähnung thaten, ebenso berechtigt.
Ganz an der Mündung des Douro liegt am rechten Ufer die Hafenstadt S. Joao de Foz, welche mit Porto durch eine Dampf- tramway verbunden ist und sich als herrlicher Badeort grosser Be- liebtheit erfreut.
Vom Hafen aus überblickt man die ausgedehnte Sandbarre des Douro (Banco da Barra), auf welcher schon so manches Menschen- leben verloren ging. Eine der entsetzlichsten Katastrophen ereilte am 29. März 1852 einen der zwischen Porto und Lissabon verkehrenden Dampfer, welcher, auf die nahen Riffe geschleudert, mit 60 Personen — vor den Augen der entsetzten Zuschauer am Lande — förmlich zertrüm- mert worden war. Seit diesem Unglücksfalle organisirte sich in Foz eine Rettungsgesellschaft. Die Barre, auf welcher man oft fünf bis sechs Schiffe gestrandet erblickt, hat nur 3·6 m Wassertiefe im Ma- ximum und bei Springflut ungefähr 6·3 m, sie kann daher nur von kleinen Schiffen bis zu 600 Tonnen Gehalt übersetzt werden. Bei stürmischer Witterung und Seegang bildet die Barre aber ein ernstes Hinderniss, welches den Seeverkehr vollends unterbindet. Es ereignet sich oft, dass angekommene Schiffe tagelang die See halten müssen, bevor selbe die Bank übersetzen und einlaufen können.
Eine Flussregulirung durch den Bau parallel laufender Dämme ist projectirt. Man beabsichtigt, durch die Eindämmung des Douro eine schärfere Strömung zu erzielen, durch welche die Barre mit der Zeit entweder beseitigt oder doch bedeutend vertieft werden würde.
Neuestens hat der 5 km nördlich von Foz gelegene Hafenort Mathosinhos die Aufmerksamkeit der portugiesischen Regierung auf sich gezogen, und ist dort ein grosser Kunsthafen im Baue, welcher bei Benützung einer parallel zur Küste laufenden Kette von Riffen durch den Zubau von langen Wellenbrechern einer der grössten Eu- ropas zu werden verspricht.
Französische und belgische Ingenieure sind die Erbauer, und wird der Bau, welcher 1890 beendigt sein soll, mehr als 40 Millionen Gulden an Baukosten erfordern.
Der Hafen, dessen officieller Name Leixões ist, wird den grössten Seeschiffen Zugang gewähren und dürfte in kurzer Zeit die Bedeutung von Porto herabdrücken. Mit Mathosinhos wird das Hafengebiet durch einen Canal und eine Eisenbahn verbunden werden
69*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0567"n="547"/><fwplace="top"type="header">Porto.</fw><lb/>
Allerdings konnte aus Portus Cales leicht Portugal entstehen, doch<lb/>
ist die Ableitung aus Portus Gallorum, deren wir Eingangs Erwähnung<lb/>
thaten, ebenso berechtigt.</p><lb/><p>Ganz an der Mündung des Douro liegt am rechten Ufer die<lb/>
Hafenstadt S. Joao de Foz, welche mit Porto durch eine Dampf-<lb/>
tramway verbunden ist und sich als herrlicher Badeort grosser Be-<lb/>
liebtheit erfreut.</p><lb/><p>Vom Hafen aus überblickt man die ausgedehnte Sandbarre des<lb/>
Douro (Banco da Barra), auf welcher schon so manches Menschen-<lb/>
leben verloren ging. Eine der entsetzlichsten Katastrophen ereilte am<lb/>
29. März 1852 einen der zwischen Porto und Lissabon verkehrenden<lb/>
Dampfer, welcher, auf die nahen Riffe geschleudert, mit 60 Personen —<lb/>
vor den Augen der entsetzten Zuschauer am Lande — förmlich zertrüm-<lb/>
mert worden war. Seit diesem Unglücksfalle organisirte sich in Foz<lb/>
eine Rettungsgesellschaft. Die Barre, auf welcher man oft fünf bis<lb/>
sechs Schiffe gestrandet erblickt, hat nur 3·6 <hirendition="#i">m</hi> Wassertiefe im Ma-<lb/>
ximum und bei Springflut ungefähr 6·3 <hirendition="#i">m</hi>, sie kann daher nur von<lb/>
kleinen Schiffen bis zu 600 Tonnen Gehalt übersetzt werden. Bei<lb/>
stürmischer Witterung und Seegang bildet die Barre aber ein ernstes<lb/>
Hinderniss, welches den Seeverkehr vollends unterbindet. Es ereignet<lb/>
sich oft, dass angekommene Schiffe tagelang die See halten müssen,<lb/>
bevor selbe die Bank übersetzen und einlaufen können.</p><lb/><p>Eine Flussregulirung durch den Bau parallel laufender Dämme<lb/>
ist projectirt. Man beabsichtigt, durch die Eindämmung des Douro<lb/>
eine schärfere Strömung zu erzielen, durch welche die Barre mit der<lb/>
Zeit entweder beseitigt oder doch bedeutend vertieft werden würde.</p><lb/><p>Neuestens hat der 5 <hirendition="#i">km</hi> nördlich von Foz gelegene Hafenort<lb/><hirendition="#g">Mathosinhos</hi> die Aufmerksamkeit der portugiesischen Regierung auf<lb/>
sich gezogen, und ist dort ein grosser Kunsthafen im Baue, welcher<lb/>
bei Benützung einer parallel zur Küste laufenden Kette von Riffen<lb/>
durch den Zubau von langen Wellenbrechern einer der grössten Eu-<lb/>
ropas zu werden verspricht.</p><lb/><p>Französische und belgische Ingenieure sind die Erbauer, und<lb/>
wird der Bau, welcher 1890 beendigt sein soll, mehr als 40 Millionen<lb/>
Gulden an Baukosten erfordern.</p><lb/><p>Der Hafen, dessen officieller Name Leixões ist, wird den grössten<lb/>
Seeschiffen Zugang gewähren und dürfte in kurzer Zeit die Bedeutung<lb/>
von Porto herabdrücken. Mit Mathosinhos wird das Hafengebiet durch<lb/>
einen Canal und eine Eisenbahn verbunden werden</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">69*</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[547/0567]
Porto.
Allerdings konnte aus Portus Cales leicht Portugal entstehen, doch
ist die Ableitung aus Portus Gallorum, deren wir Eingangs Erwähnung
thaten, ebenso berechtigt.
Ganz an der Mündung des Douro liegt am rechten Ufer die
Hafenstadt S. Joao de Foz, welche mit Porto durch eine Dampf-
tramway verbunden ist und sich als herrlicher Badeort grosser Be-
liebtheit erfreut.
Vom Hafen aus überblickt man die ausgedehnte Sandbarre des
Douro (Banco da Barra), auf welcher schon so manches Menschen-
leben verloren ging. Eine der entsetzlichsten Katastrophen ereilte am
29. März 1852 einen der zwischen Porto und Lissabon verkehrenden
Dampfer, welcher, auf die nahen Riffe geschleudert, mit 60 Personen —
vor den Augen der entsetzten Zuschauer am Lande — förmlich zertrüm-
mert worden war. Seit diesem Unglücksfalle organisirte sich in Foz
eine Rettungsgesellschaft. Die Barre, auf welcher man oft fünf bis
sechs Schiffe gestrandet erblickt, hat nur 3·6 m Wassertiefe im Ma-
ximum und bei Springflut ungefähr 6·3 m, sie kann daher nur von
kleinen Schiffen bis zu 600 Tonnen Gehalt übersetzt werden. Bei
stürmischer Witterung und Seegang bildet die Barre aber ein ernstes
Hinderniss, welches den Seeverkehr vollends unterbindet. Es ereignet
sich oft, dass angekommene Schiffe tagelang die See halten müssen,
bevor selbe die Bank übersetzen und einlaufen können.
Eine Flussregulirung durch den Bau parallel laufender Dämme
ist projectirt. Man beabsichtigt, durch die Eindämmung des Douro
eine schärfere Strömung zu erzielen, durch welche die Barre mit der
Zeit entweder beseitigt oder doch bedeutend vertieft werden würde.
Neuestens hat der 5 km nördlich von Foz gelegene Hafenort
Mathosinhos die Aufmerksamkeit der portugiesischen Regierung auf
sich gezogen, und ist dort ein grosser Kunsthafen im Baue, welcher
bei Benützung einer parallel zur Küste laufenden Kette von Riffen
durch den Zubau von langen Wellenbrechern einer der grössten Eu-
ropas zu werden verspricht.
Französische und belgische Ingenieure sind die Erbauer, und
wird der Bau, welcher 1890 beendigt sein soll, mehr als 40 Millionen
Gulden an Baukosten erfordern.
Der Hafen, dessen officieller Name Leixões ist, wird den grössten
Seeschiffen Zugang gewähren und dürfte in kurzer Zeit die Bedeutung
von Porto herabdrücken. Mit Mathosinhos wird das Hafengebiet durch
einen Canal und eine Eisenbahn verbunden werden
69*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 547. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/567>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.