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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
tigste Artikel dieses Handels sind Baumwollgewebe, meist englischen Ursprungs,
bestimmt für Angola und die portugiesischen Inseln im Westen Afrikas. Diese
Wiederausfuhr des Königreiches erreichte 1887 17.153 q, Werth 1·9 Millionen
Gulden.

Grössere Werthe repräsentiren noch englische Steinkohlen, Cement und rohe
Metalle.

Von Nahrungsmitteln sind hervorzuheben Stockfische, die von hier nach
Brasilien und Westafrika gehen, umgekehrt gehen aus den westafrikanischen
Besitzungen über Lissabon nach Deutschland und England: Cacao (1886 16.619 q)
von S. Thome und Principe, Kaffee (1887 36.751 q) von Angola, Borracha
(1887 7318 q, Werth 1·6 Millionen Gulden) und Wachs (7166 q, Werth 0·6 Mil-
lionen Gulden).

In Lissabon werden Reis und Fischöle umgeschifft, im internationalen
Transito sind Barrensilber (1887 22.455 kg), Schafwoll- und Baumwollstoffe aus
England, und deutsche Glaswaaren, alle nach Spanien bestimmt, die wichtigsten
Artikel.

Für diesen Theil des Handels sind Porto, Huelva und Cadiz als Con-
currenten für Lissabon nicht ungefährlich.

Bei der günstigen Weltstellung Lissabons ist der Schiffsverkehr
verhältnissmässig viel bedeutender als der Handel. Lissabon ist aber
der am meisten gegen Südwest vorgeschobene grössere Hafen, welcher
die Schiffe aller Nationen zwingt, hier die letzte europäische Post
einzunehmen, oder wenn sie gegen Europa steuern, abzugeben. Man
braucht nur in Lissabon spazieren zu gehen und alle die Papageien
und Affen zu sehen, die an den Fenstern der Privatwohnungen spielen,
man braucht nur die vielen sonnverbrannten Creolen und die Neger
zu betrachten, um zu erkennen, dass man sich in einem Hafen bewegt,
dessen nächste Station jenseits des Weltmeeres liegt.

Schiffsverkehr Lissabons:

[Tabelle]

Der Gesammtverkehr des Jahres 1888 war etwas grösser als der von 1887.
Die Küstenfahrt beider Kategorien ist den portugiesischen Schiffen vorbehalten.
Im auswärtigen Verkehr spielt sie nur eine kleine Rolle; hier ist die wichtigste
Flagge die englische, auf sie folgen die deutsche, die französische, dann die
Schwedens und Norwegens. Im auswärtigen Verkehr ist auch die Schiffahrt der
"delegacoes" von Lissabon enthalten, auf die etwa 160.000 Tons entfallen.

Als die für den überseeischen Verkehr wichtigsten Dampfschiffslinien sind
folgende zu nennen:

Die Empresa Insulana de Navegacao verbindet Lissabon mit den Azoren
und mit Madeira.


Der atlantische Ocean.
tigste Artikel dieses Handels sind Baumwollgewebe, meist englischen Ursprungs,
bestimmt für Angola und die portugiesischen Inseln im Westen Afrikas. Diese
Wiederausfuhr des Königreiches erreichte 1887 17.153 q, Werth 1·9 Millionen
Gulden.

Grössere Werthe repräsentiren noch englische Steinkohlen, Cement und rohe
Metalle.

Von Nahrungsmitteln sind hervorzuheben Stockfische, die von hier nach
Brasilien und Westafrika gehen, umgekehrt gehen aus den westafrikanischen
Besitzungen über Lissabon nach Deutschland und England: Cacao (1886 16.619 q)
von S. Thomé und Principe, Kaffee (1887 36.751 q) von Angola, Borracha
(1887 7318 q, Werth 1·6 Millionen Gulden) und Wachs (7166 q, Werth 0·6 Mil-
lionen Gulden).

In Lissabon werden Reis und Fischöle umgeschifft, im internationalen
Transito sind Barrensilber (1887 22.455 kg), Schafwoll- und Baumwollstoffe aus
England, und deutsche Glaswaaren, alle nach Spanien bestimmt, die wichtigsten
Artikel.

Für diesen Theil des Handels sind Porto, Huelva und Cádiz als Con-
currenten für Lissabon nicht ungefährlich.

Bei der günstigen Weltstellung Lissabons ist der Schiffsverkehr
verhältnissmässig viel bedeutender als der Handel. Lissabon ist aber
der am meisten gegen Südwest vorgeschobene grössere Hafen, welcher
die Schiffe aller Nationen zwingt, hier die letzte europäische Post
einzunehmen, oder wenn sie gegen Europa steuern, abzugeben. Man
braucht nur in Lissabon spazieren zu gehen und alle die Papageien
und Affen zu sehen, die an den Fenstern der Privatwohnungen spielen,
man braucht nur die vielen sonnverbrannten Creolen und die Neger
zu betrachten, um zu erkennen, dass man sich in einem Hafen bewegt,
dessen nächste Station jenseits des Weltmeeres liegt.

Schiffsverkehr Lissabons:

[Tabelle]

Der Gesammtverkehr des Jahres 1888 war etwas grösser als der von 1887.
Die Küstenfahrt beider Kategorien ist den portugiesischen Schiffen vorbehalten.
Im auswärtigen Verkehr spielt sie nur eine kleine Rolle; hier ist die wichtigste
Flagge die englische, auf sie folgen die deutsche, die französische, dann die
Schwedens und Norwegens. Im auswärtigen Verkehr ist auch die Schiffahrt der
„delegaçoes“ von Lissabon enthalten, auf die etwa 160.000 Tons entfallen.

Als die für den überseeischen Verkehr wichtigsten Dampfschiffslinien sind
folgende zu nennen:

Die Empresa Insulana de Navegaçao verbindet Lissabon mit den Azoren
und mit Madeira.


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[542/0562] Der atlantische Ocean. tigste Artikel dieses Handels sind Baumwollgewebe, meist englischen Ursprungs, bestimmt für Angola und die portugiesischen Inseln im Westen Afrikas. Diese Wiederausfuhr des Königreiches erreichte 1887 17.153 q, Werth 1·9 Millionen Gulden. Grössere Werthe repräsentiren noch englische Steinkohlen, Cement und rohe Metalle. Von Nahrungsmitteln sind hervorzuheben Stockfische, die von hier nach Brasilien und Westafrika gehen, umgekehrt gehen aus den westafrikanischen Besitzungen über Lissabon nach Deutschland und England: Cacao (1886 16.619 q) von S. Thomé und Principe, Kaffee (1887 36.751 q) von Angola, Borracha (1887 7318 q, Werth 1·6 Millionen Gulden) und Wachs (7166 q, Werth 0·6 Mil- lionen Gulden). In Lissabon werden Reis und Fischöle umgeschifft, im internationalen Transito sind Barrensilber (1887 22.455 kg), Schafwoll- und Baumwollstoffe aus England, und deutsche Glaswaaren, alle nach Spanien bestimmt, die wichtigsten Artikel. Für diesen Theil des Handels sind Porto, Huelva und Cádiz als Con- currenten für Lissabon nicht ungefährlich. Bei der günstigen Weltstellung Lissabons ist der Schiffsverkehr verhältnissmässig viel bedeutender als der Handel. Lissabon ist aber der am meisten gegen Südwest vorgeschobene grössere Hafen, welcher die Schiffe aller Nationen zwingt, hier die letzte europäische Post einzunehmen, oder wenn sie gegen Europa steuern, abzugeben. Man braucht nur in Lissabon spazieren zu gehen und alle die Papageien und Affen zu sehen, die an den Fenstern der Privatwohnungen spielen, man braucht nur die vielen sonnverbrannten Creolen und die Neger zu betrachten, um zu erkennen, dass man sich in einem Hafen bewegt, dessen nächste Station jenseits des Weltmeeres liegt. Schiffsverkehr Lissabons: _ Der Gesammtverkehr des Jahres 1888 war etwas grösser als der von 1887. Die Küstenfahrt beider Kategorien ist den portugiesischen Schiffen vorbehalten. Im auswärtigen Verkehr spielt sie nur eine kleine Rolle; hier ist die wichtigste Flagge die englische, auf sie folgen die deutsche, die französische, dann die Schwedens und Norwegens. Im auswärtigen Verkehr ist auch die Schiffahrt der „delegaçoes“ von Lissabon enthalten, auf die etwa 160.000 Tons entfallen. Als die für den überseeischen Verkehr wichtigsten Dampfschiffslinien sind folgende zu nennen: Die Empresa Insulana de Navegaçao verbindet Lissabon mit den Azoren und mit Madeira.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/562>, abgerufen am 07.06.2024.