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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Huelva.

Der Rio Tinto hat bei Palos nur 3 m Wassertiefe (Ebbestand);
grössere Schiffe ankern deshalb ungefähr 3 km stromabwärts des
Städtchens.

Nächst der Ausmündung des Rio Tinto lagert auf einer Anhöhe
das imposante, von zwei Thürmen überragte Kloster Santa Maria de
Rabida, einst das Asyl des grossen Colon und im Besitze des Her-
zogs von Montpensier. Zu Colon's Zeit war das Kloster befestigt und
von den Raditos, kriegerischen Mönchen, vertheidigt. Der Name Rabida
ist maurischen Ursprungs und bedeutet: Grenze oder exponirte Gegend.
Hieher hatten Colon und sein jugendlicher Sohn sich 1484 um Schutz
und Unterkunft gewendet. Es wird erzählt, dass der Prior Juan Perez
de Marchena die beiden Fremden liebreich empfing, und von dem
grossen Gedanken Colon's begeistert, entgegen der Meinung der
weisesten Könige und Rathbeschlüsse, welche ihn als Traumgebilde
bezeichneten, der Ausführbarkeit zustimmte. Er hatte den Muth, das
Project zu unterstützen, und die Macht, dasselbe vorzubereiten, und
im Kloster von Rabida wartete Colon auch auf die Ausrüstung seiner
erfolgreichen Expedition. So gebührt denn diesem weisen und uner-
schrockenen Mönche ein redlicher Antheil an dem Ruhme, welcher so
viel Glanz über Spanien ergossen hat.

Huelva hat Glück. Durch ihre Raubfischerei waren seine Ein-
wohner in der höchsten Gefahr, den Fischfang, die Hauptquelle ihres
Unterhaltes, zu verlieren, als fremdes Capital sich daran machte, die
uralten Bergwerke an den Ausläufern der Sierra Morena wieder aus-
zubeuten.

Da die Gesellschaft der benachbarten Grube Tarsis 1872 40 %
Dividende zahlte und der Staat aus seinen Werken fast gar keine
Erträgnisse erzielen konnte, so verkaufte er seinen Besitz 1873 an ein
Syndicat von Bremer und Londoner Firmen um 38·4 Millionen Gulden.

Die mächtigsten Minen sind jene von Rio Tinto (Minas de Rio Tinto),
einem von 3300 Einwohnern bewohnten Orte, der ungefähr 70 km nordöstlich von
Huelva in einer wildromantischen Gegend liegt. Die Bergwerke waren schon der
antiken Welt bekannt, Phönikier, Römer und Mauren bearbeiteten sie, welche
Thatsache aus den fortwährenden Entdeckungen uralter Schachte und Gallerien
sich ergibt.

Während der französischen Invasion in Spanien kam der Betrieb der
Minen ins Stocken, bis er 1829 von der Regierung verpachtet wurde.

Seither hat der Betrieb grosse Dimensionen angenommen und beschäftigt
viele tausend Arbeiter. Das reinste Kupfer wird indes aus dem Wasser des Rio
Tinto, welches ausserordentlich kupferhältig und deshalb tödtlich giftig ist, ge-
wonnen.

Die Minen von Tarsis gehören einer französischen Gesellschaft und sind

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Huelva.

Der Rio Tinto hat bei Palos nur 3 m Wassertiefe (Ebbestand);
grössere Schiffe ankern deshalb ungefähr 3 km stromabwärts des
Städtchens.

Nächst der Ausmündung des Rio Tinto lagert auf einer Anhöhe
das imposante, von zwei Thürmen überragte Kloster Santa Maria de
Rábida, einst das Asyl des grossen Colon und im Besitze des Her-
zogs von Montpensier. Zu Colon’s Zeit war das Kloster befestigt und
von den Ráditos, kriegerischen Mönchen, vertheidigt. Der Name Rábida
ist maurischen Ursprungs und bedeutet: Grenze oder exponirte Gegend.
Hieher hatten Colon und sein jugendlicher Sohn sich 1484 um Schutz
und Unterkunft gewendet. Es wird erzählt, dass der Prior Juan Perez
de Marchena die beiden Fremden liebreich empfing, und von dem
grossen Gedanken Colon’s begeistert, entgegen der Meinung der
weisesten Könige und Rathbeschlüsse, welche ihn als Traumgebilde
bezeichneten, der Ausführbarkeit zustimmte. Er hatte den Muth, das
Project zu unterstützen, und die Macht, dasselbe vorzubereiten, und
im Kloster von Rábida wartete Colon auch auf die Ausrüstung seiner
erfolgreichen Expedition. So gebührt denn diesem weisen und uner-
schrockenen Mönche ein redlicher Antheil an dem Ruhme, welcher so
viel Glanz über Spanien ergossen hat.

Huelva hat Glück. Durch ihre Raubfischerei waren seine Ein-
wohner in der höchsten Gefahr, den Fischfang, die Hauptquelle ihres
Unterhaltes, zu verlieren, als fremdes Capital sich daran machte, die
uralten Bergwerke an den Ausläufern der Sierra Morena wieder aus-
zubeuten.

Da die Gesellschaft der benachbarten Grube Tarsis 1872 40 %
Dividende zahlte und der Staat aus seinen Werken fast gar keine
Erträgnisse erzielen konnte, so verkaufte er seinen Besitz 1873 an ein
Syndicat von Bremer und Londoner Firmen um 38·4 Millionen Gulden.

Die mächtigsten Minen sind jene von Rio Tinto (Minas de Rio Tinto),
einem von 3300 Einwohnern bewohnten Orte, der ungefähr 70 km nordöstlich von
Huelva in einer wildromantischen Gegend liegt. Die Bergwerke waren schon der
antiken Welt bekannt, Phönikier, Römer und Mauren bearbeiteten sie, welche
Thatsache aus den fortwährenden Entdeckungen uralter Schachte und Gallerien
sich ergibt.

Während der französischen Invasion in Spanien kam der Betrieb der
Minen ins Stocken, bis er 1829 von der Regierung verpachtet wurde.

Seither hat der Betrieb grosse Dimensionen angenommen und beschäftigt
viele tausend Arbeiter. Das reinste Kupfer wird indes aus dem Wasser des Rio
Tinto, welches ausserordentlich kupferhältig und deshalb tödtlich giftig ist, ge-
wonnen.

Die Minen von Tarsis gehören einer französischen Gesellschaft und sind

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[523/0543] Huelva. Der Rio Tinto hat bei Palos nur 3 m Wassertiefe (Ebbestand); grössere Schiffe ankern deshalb ungefähr 3 km stromabwärts des Städtchens. Nächst der Ausmündung des Rio Tinto lagert auf einer Anhöhe das imposante, von zwei Thürmen überragte Kloster Santa Maria de Rábida, einst das Asyl des grossen Colon und im Besitze des Her- zogs von Montpensier. Zu Colon’s Zeit war das Kloster befestigt und von den Ráditos, kriegerischen Mönchen, vertheidigt. Der Name Rábida ist maurischen Ursprungs und bedeutet: Grenze oder exponirte Gegend. Hieher hatten Colon und sein jugendlicher Sohn sich 1484 um Schutz und Unterkunft gewendet. Es wird erzählt, dass der Prior Juan Perez de Marchena die beiden Fremden liebreich empfing, und von dem grossen Gedanken Colon’s begeistert, entgegen der Meinung der weisesten Könige und Rathbeschlüsse, welche ihn als Traumgebilde bezeichneten, der Ausführbarkeit zustimmte. Er hatte den Muth, das Project zu unterstützen, und die Macht, dasselbe vorzubereiten, und im Kloster von Rábida wartete Colon auch auf die Ausrüstung seiner erfolgreichen Expedition. So gebührt denn diesem weisen und uner- schrockenen Mönche ein redlicher Antheil an dem Ruhme, welcher so viel Glanz über Spanien ergossen hat. Huelva hat Glück. Durch ihre Raubfischerei waren seine Ein- wohner in der höchsten Gefahr, den Fischfang, die Hauptquelle ihres Unterhaltes, zu verlieren, als fremdes Capital sich daran machte, die uralten Bergwerke an den Ausläufern der Sierra Morena wieder aus- zubeuten. Da die Gesellschaft der benachbarten Grube Tarsis 1872 40 % Dividende zahlte und der Staat aus seinen Werken fast gar keine Erträgnisse erzielen konnte, so verkaufte er seinen Besitz 1873 an ein Syndicat von Bremer und Londoner Firmen um 38·4 Millionen Gulden. Die mächtigsten Minen sind jene von Rio Tinto (Minas de Rio Tinto), einem von 3300 Einwohnern bewohnten Orte, der ungefähr 70 km nordöstlich von Huelva in einer wildromantischen Gegend liegt. Die Bergwerke waren schon der antiken Welt bekannt, Phönikier, Römer und Mauren bearbeiteten sie, welche Thatsache aus den fortwährenden Entdeckungen uralter Schachte und Gallerien sich ergibt. Während der französischen Invasion in Spanien kam der Betrieb der Minen ins Stocken, bis er 1829 von der Regierung verpachtet wurde. Seither hat der Betrieb grosse Dimensionen angenommen und beschäftigt viele tausend Arbeiter. Das reinste Kupfer wird indes aus dem Wasser des Rio Tinto, welches ausserordentlich kupferhältig und deshalb tödtlich giftig ist, ge- wonnen. Die Minen von Tarsis gehören einer französischen Gesellschaft und sind 66*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/543>, abgerufen am 23.11.2024.