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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Cadiz.
der spanischen Küste. Hier ankerte im Alterthum Mago mit seiner
Flotte und Cäsar mit seinen langen Triremen, hier landeten in unge-
heuren Schiffen (Karaken) die plündernden Normannen, hier lagen die
"Zwölf Apostel", jene Silbergaleonen Philipp's, welche Lord Essex
erbeutete, hier endlich vernichtete Drake (1587) die spanisch-fran-
zösische Flotte.

Im Norden des Seearsenals breitet sich am Fusse grüner Hügel
das 1488 von der Königin Isabella, der Beschützerin Colons, ge-
gründete Städtchen Puerto Real (9000 Einwohner) aus, zu welchem
ein Arm des Petera-Canals führt.

Zahlreiche Villen inmitten einladender Gärten umgeben den an-
muthigen Ort, der eine beliebte Sommerfrische der Gaditaner ist.

Noch weiter nördlich an der Mündung des Rio Guadalete, des-
selben Flusses, an dessen Ufern nächst Jerez der Sieg der Mauren
(711) deren Herrschaft in Spanien besiegelte, liegt die räumlich zwar
ausgedehnte, aber nur von 19.500 Seelen bewohnte Stadt Puerto de
Sta. Maria, der Portus Menesthei der Alten, welche durch Local-
dampfer mit Cadiz verbunden ist.

Der heutige Handel von Cadiz ist kaum mehr als eine Er-
innerung an die Zeiten, wo die Stadt, gestützt auf das Privilegium
von 1720, an Stelle von Sevilla allein den Handel mit dem spanischen
Amerika vermittelte. Wenn auch seit 1765 dieses grosse Handels-
gebiet allmälig noch 11 anderen Hafenplätzen des Königreiches zu-
gänglich gemacht wurde, so behauptetete sich doch Cadiz durch seine
günstige Lage zu dem damals spanischen Südamerika noch lange als
Emporium des Handels des ganzen Staates und wusste bis zum An-
fange der Fünfzigerjahre wenigstens eine gewisse Wichtigkeit als
Transitoplatz aufrecht zu erhalten.

Aber seit der Entwicklung der Verkehrsmittel der Halbinsel ent-
standen auf Kosten von Cadiz eine Reihe kleinerer Handelscentren,
und selbst Andalusien wird jetzt über Sevilla, Huelva und Malaga
versorgt.

Der Bau neuer Docks in Gibraltar und die Vollendung der
Eisenbahn Bobadilla Algeciras würden seinen Handel neuerdings em-
pfindlich schädigen.

Durch eigene Kraft aber kann eine Stadt nicht bestehen, deren
Hafen versandet, deren topographische Lage das Aufblühen von
Fabriken nicht zulässt, und der Segelboote und Dampfer täglich aus
Puerto de Sta. Maria das Trinkwasser zuführen müssen.

Naturgemäss nimmt die Bevölkerung stetig ab (1860 75.000

Cádiz.
der spanischen Küste. Hier ankerte im Alterthum Mago mit seiner
Flotte und Cäsar mit seinen langen Triremen, hier landeten in unge-
heuren Schiffen (Karaken) die plündernden Normannen, hier lagen die
„Zwölf Apostel“, jene Silbergaleonen Philipp’s, welche Lord Essex
erbeutete, hier endlich vernichtete Drake (1587) die spanisch-fran-
zösische Flotte.

Im Norden des Seearsenals breitet sich am Fusse grüner Hügel
das 1488 von der Königin Isabella, der Beschützerin Colons, ge-
gründete Städtchen Puerto Real (9000 Einwohner) aus, zu welchem
ein Arm des Petera-Canals führt.

Zahlreiche Villen inmitten einladender Gärten umgeben den an-
muthigen Ort, der eine beliebte Sommerfrische der Gaditaner ist.

Noch weiter nördlich an der Mündung des Rio Guadalete, des-
selben Flusses, an dessen Ufern nächst Jerez der Sieg der Mauren
(711) deren Herrschaft in Spanien besiegelte, liegt die räumlich zwar
ausgedehnte, aber nur von 19.500 Seelen bewohnte Stadt Puerto de
Sta. Maria, der Portus Menesthei der Alten, welche durch Local-
dampfer mit Cádiz verbunden ist.

Der heutige Handel von Cádiz ist kaum mehr als eine Er-
innerung an die Zeiten, wo die Stadt, gestützt auf das Privilegium
von 1720, an Stelle von Sevilla allein den Handel mit dem spanischen
Amerika vermittelte. Wenn auch seit 1765 dieses grosse Handels-
gebiet allmälig noch 11 anderen Hafenplätzen des Königreiches zu-
gänglich gemacht wurde, so behauptetete sich doch Cádiz durch seine
günstige Lage zu dem damals spanischen Südamerika noch lange als
Emporium des Handels des ganzen Staates und wusste bis zum An-
fange der Fünfzigerjahre wenigstens eine gewisse Wichtigkeit als
Transitoplatz aufrecht zu erhalten.

Aber seit der Entwicklung der Verkehrsmittel der Halbinsel ent-
standen auf Kosten von Cádiz eine Reihe kleinerer Handelscentren,
und selbst Andalusien wird jetzt über Sevilla, Huelva und Málaga
versorgt.

Der Bau neuer Docks in Gibraltar und die Vollendung der
Eisenbahn Bobadilla Algeciras würden seinen Handel neuerdings em-
pfindlich schädigen.

Durch eigene Kraft aber kann eine Stadt nicht bestehen, deren
Hafen versandet, deren topographische Lage das Aufblühen von
Fabriken nicht zulässt, und der Segelboote und Dampfer täglich aus
Puerto de Sta. Maria das Trinkwasser zuführen müssen.

Naturgemäss nimmt die Bevölkerung stetig ab (1860 75.000

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[503/0523] Cádiz. der spanischen Küste. Hier ankerte im Alterthum Mago mit seiner Flotte und Cäsar mit seinen langen Triremen, hier landeten in unge- heuren Schiffen (Karaken) die plündernden Normannen, hier lagen die „Zwölf Apostel“, jene Silbergaleonen Philipp’s, welche Lord Essex erbeutete, hier endlich vernichtete Drake (1587) die spanisch-fran- zösische Flotte. Im Norden des Seearsenals breitet sich am Fusse grüner Hügel das 1488 von der Königin Isabella, der Beschützerin Colons, ge- gründete Städtchen Puerto Real (9000 Einwohner) aus, zu welchem ein Arm des Petera-Canals führt. Zahlreiche Villen inmitten einladender Gärten umgeben den an- muthigen Ort, der eine beliebte Sommerfrische der Gaditaner ist. Noch weiter nördlich an der Mündung des Rio Guadalete, des- selben Flusses, an dessen Ufern nächst Jerez der Sieg der Mauren (711) deren Herrschaft in Spanien besiegelte, liegt die räumlich zwar ausgedehnte, aber nur von 19.500 Seelen bewohnte Stadt Puerto de Sta. Maria, der Portus Menesthei der Alten, welche durch Local- dampfer mit Cádiz verbunden ist. Der heutige Handel von Cádiz ist kaum mehr als eine Er- innerung an die Zeiten, wo die Stadt, gestützt auf das Privilegium von 1720, an Stelle von Sevilla allein den Handel mit dem spanischen Amerika vermittelte. Wenn auch seit 1765 dieses grosse Handels- gebiet allmälig noch 11 anderen Hafenplätzen des Königreiches zu- gänglich gemacht wurde, so behauptetete sich doch Cádiz durch seine günstige Lage zu dem damals spanischen Südamerika noch lange als Emporium des Handels des ganzen Staates und wusste bis zum An- fange der Fünfzigerjahre wenigstens eine gewisse Wichtigkeit als Transitoplatz aufrecht zu erhalten. Aber seit der Entwicklung der Verkehrsmittel der Halbinsel ent- standen auf Kosten von Cádiz eine Reihe kleinerer Handelscentren, und selbst Andalusien wird jetzt über Sevilla, Huelva und Málaga versorgt. Der Bau neuer Docks in Gibraltar und die Vollendung der Eisenbahn Bobadilla Algeciras würden seinen Handel neuerdings em- pfindlich schädigen. Durch eigene Kraft aber kann eine Stadt nicht bestehen, deren Hafen versandet, deren topographische Lage das Aufblühen von Fabriken nicht zulässt, und der Segelboote und Dampfer täglich aus Puerto de Sta. Maria das Trinkwasser zuführen müssen. Naturgemäss nimmt die Bevölkerung stetig ab (1860 75.000

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/523>, abgerufen am 23.11.2024.