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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
zwei Fünftel Spanier und ihnen gegenüber die Franzosen weit in
der Minderzahl sind. Oft hört man die Stadt "Corte chica", die
kleine Residenz nennen, weil sie unter spanischer Herrschaft so hiess,
und die Spanier haben hier ihre nationale Tracht bewahrt. Sie sind
die Träger des Gemüse- und Gartenbaues und arbeiten auch gerne
in den Minendistricten.

Den Franzosen ist die Ansammlung des spanischen Elementes
an den Grenzen Marokkos nicht angenehm. Denn auf dem Boden
dieses dem Handel noch so wenig erschlossenen Sultanates kreuzen
sich die Interessen Spaniens, Frankreichs und Grossbritanniens;
Spanien will von Ceuta, Frankreich von Algier und England von
Gibraltar aus seinen Einfluss ausbreiten.

Die Einrichtungen des Hafens von Oran entsprechen nicht mehr seiner Be-
deutung. Oran ist Algiers erster Ausfuhrhafen für Halfa, Crin d'Afrique, Gerb-
rinden, Getreide und getrocknete Gemüse, ein sehr wichtiger Platz für Wein,
Heu, Schafwolle, Häute und Hörner und Eisenerze. Hier werden unter allen Häfen
Algiers die grössten Mengen Mehl, Zucker, Pflanzenöle, Schafwollwaaren, gearbeitete
Häute und Seife eingeführt. Sein Küstenverkehr erreichte 1888 im Ausgange
11.845 t, die nach Philippeville und Algier bestimmt waren, 15.329 t im Eingange.

Der Schiffsverkehr von Oran betrug:

[Tabelle]

An Schiffsverbindungen besitzt der Hafen ausser den oben genannten eine
französische Linie nach Bordeaux, Havre, Rouen, Dünkirchen, eine spanische nach
Marokko, Cadiz und Gibraltar und ist Station der Gesellschaft E. Collal et A.
Saintpierre.

Oran hat Eisenbahnverbindung mit dem Innern, telegraphischen Anschluss
zu Lande.

Im Osten Algiers sind besonders wichtig die Häfen Philippe-
ville
mit 22.171 Einwohnern und Bona mit 29.640 Einwohnern.

Der Schiffsverkehr von Bona und Philippeville betrug:

[Tabelle]

Ueber diese Häfen, von deren jedem eine Eisenbahn ausgeht, die im Innern
zu einem Strange sich vereinigen, kommen ins Ausland die Hälfte der Woll-

Das Mittelmeerbecken.
zwei Fünftel Spanier und ihnen gegenüber die Franzosen weit in
der Minderzahl sind. Oft hört man die Stadt „Corte chica“, die
kleine Residenz nennen, weil sie unter spanischer Herrschaft so hiess,
und die Spanier haben hier ihre nationale Tracht bewahrt. Sie sind
die Träger des Gemüse- und Gartenbaues und arbeiten auch gerne
in den Minendistricten.

Den Franzosen ist die Ansammlung des spanischen Elementes
an den Grenzen Marokkos nicht angenehm. Denn auf dem Boden
dieses dem Handel noch so wenig erschlossenen Sultanates kreuzen
sich die Interessen Spaniens, Frankreichs und Grossbritanniens;
Spanien will von Ceuta, Frankreich von Algier und England von
Gibraltar aus seinen Einfluss ausbreiten.

Die Einrichtungen des Hafens von Oran entsprechen nicht mehr seiner Be-
deutung. Oran ist Algiers erster Ausfuhrhafen für Halfa, Crin d’Afrique, Gerb-
rinden, Getreide und getrocknete Gemüse, ein sehr wichtiger Platz für Wein,
Heu, Schafwolle, Häute und Hörner und Eisenerze. Hier werden unter allen Häfen
Algiers die grössten Mengen Mehl, Zucker, Pflanzenöle, Schafwollwaaren, gearbeitete
Häute und Seife eingeführt. Sein Küstenverkehr erreichte 1888 im Ausgange
11.845 t, die nach Philippeville und Algier bestimmt waren, 15.329 t im Eingange.

Der Schiffsverkehr von Oran betrug:

[Tabelle]

An Schiffsverbindungen besitzt der Hafen ausser den oben genannten eine
französische Linie nach Bordeaux, Hâvre, Rouen, Dünkirchen, eine spanische nach
Marokko, Cádiz und Gibraltar und ist Station der Gesellschaft E. Collal et A.
Saintpierre.

Oran hat Eisenbahnverbindung mit dem Innern, telegraphischen Anschluss
zu Lande.

Im Osten Algiers sind besonders wichtig die Häfen Philippe-
ville
mit 22.171 Einwohnern und Bona mit 29.640 Einwohnern.

Der Schiffsverkehr von Bona und Philippeville betrug:

[Tabelle]

Ueber diese Häfen, von deren jedem eine Eisenbahn ausgeht, die im Innern
zu einem Strange sich vereinigen, kommen ins Ausland die Hälfte der Woll-

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[436/0456] Das Mittelmeerbecken. zwei Fünftel Spanier und ihnen gegenüber die Franzosen weit in der Minderzahl sind. Oft hört man die Stadt „Corte chica“, die kleine Residenz nennen, weil sie unter spanischer Herrschaft so hiess, und die Spanier haben hier ihre nationale Tracht bewahrt. Sie sind die Träger des Gemüse- und Gartenbaues und arbeiten auch gerne in den Minendistricten. Den Franzosen ist die Ansammlung des spanischen Elementes an den Grenzen Marokkos nicht angenehm. Denn auf dem Boden dieses dem Handel noch so wenig erschlossenen Sultanates kreuzen sich die Interessen Spaniens, Frankreichs und Grossbritanniens; Spanien will von Ceuta, Frankreich von Algier und England von Gibraltar aus seinen Einfluss ausbreiten. Die Einrichtungen des Hafens von Oran entsprechen nicht mehr seiner Be- deutung. Oran ist Algiers erster Ausfuhrhafen für Halfa, Crin d’Afrique, Gerb- rinden, Getreide und getrocknete Gemüse, ein sehr wichtiger Platz für Wein, Heu, Schafwolle, Häute und Hörner und Eisenerze. Hier werden unter allen Häfen Algiers die grössten Mengen Mehl, Zucker, Pflanzenöle, Schafwollwaaren, gearbeitete Häute und Seife eingeführt. Sein Küstenverkehr erreichte 1888 im Ausgange 11.845 t, die nach Philippeville und Algier bestimmt waren, 15.329 t im Eingange. Der Schiffsverkehr von Oran betrug: _ An Schiffsverbindungen besitzt der Hafen ausser den oben genannten eine französische Linie nach Bordeaux, Hâvre, Rouen, Dünkirchen, eine spanische nach Marokko, Cádiz und Gibraltar und ist Station der Gesellschaft E. Collal et A. Saintpierre. Oran hat Eisenbahnverbindung mit dem Innern, telegraphischen Anschluss zu Lande. Im Osten Algiers sind besonders wichtig die Häfen Philippe- ville mit 22.171 Einwohnern und Bona mit 29.640 Einwohnern. Der Schiffsverkehr von Bona und Philippeville betrug: _ Ueber diese Häfen, von deren jedem eine Eisenbahn ausgeht, die im Innern zu einem Strange sich vereinigen, kommen ins Ausland die Hälfte der Woll-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/456>, abgerufen am 03.07.2024.