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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Das Mittelmeerbecken.
Petroleumhafens bei Cap Pinede, also ausserhalb des eigentlichen
Hafens.

Die genannten 5 Bassins ziehen sich, durch einen gemeinsamen
3600 m langen Wellenbrecher geschützt, längs der früher ganz unge-
schützten felsigen Küste hin, die bei starken Winden für die vor Anker
liegenden Schiffe eine stete Gefahr bildete. Diese felsige Beschaffen-
heit der Küste kam aber den Neubauten als gutes Fundament sehr
zu statten.

Der genannte Wellenbrecher ist aus einer Tiefe von 10--15 m in einer Ent-
fernung von 500 m von der Küste und, wie unser Plan zeigt, in einer gebrochenen
Linie aufgeführt. Er ist sehr solid gebaut, 8 m über dem Meeresspiegel erhaben
und oben im Durchschnitte 7 m breit, in bestimmten Intervallen aber breiter an-
gelegt, um im Kriegsfalle Platz für Geschütze zu bieten. Nach der Hafenseite um-
säumt ihn ein Quai, nach der Seeseite ein Kranz von mächtigen, regellos vorge-
lagerten Steinblöcken, die dem mächtigsten Anprall der Wellen widerstehen sollen.

Die fünf Bassins sind von einander durch breite Molen, welche grosse
Waarenhäuser und Magazine tragen, getrennt, die aber Durchlässe für die Schiffe
haben, so dass jedes Schiff von einer nach der anderen Seite des Hafens direct
gelangen kann. Drehbrücken führen über diese Durchlässe.

Der neue Hafen hat eine Tiefe von 10--15 m, und zwar sind die nördlichen
Bassins tiefer als die südlichen. Die gesammte Wasserfläche der Bassins erreicht
über 300 ha. Die Quais haben eine lineare Erstreckung von 14.673 m. Der alte
Hafen ist für Segelschiffe, Yachten und Fischerbote reservirt geblieben. Port Jo-
liette dient dem Verkehr der französischen Passagierdampfer, Port Lazaret und
Arene sind für die Dampfer und Segler langer Fahrt und für die Erzeinfuhr aus
Italien und Spanien und die Producte Indiens, Australiens und Südamerikas. Der
Port de la Gare Maritime nimmt die Weizenzufuhren aus Russland, Indien,
Australien, Nordamerika und die grossen Dampfer der Britischen Peninsular und
Oriental-Linie auf. Das Bassin National ist für die englischen Kohlenschiffe aus
Cardiff und Newcastle und die Viehimporte aus Algier, Tunis und Italien und
fremde Kriegsschiffe bestimmt. Im Zusammenhang mit letztgenanntem Bassin steht
das grosse Bassin de Radoub, das 6 grosse Trockendocks, davon 3 erster Grösse,
enthält. Ausserdem besteht dort noch ein kleiner schwimmender Dock. In den
alten Hafen ausmündend ist das Bassin de Carrenage zum Ausbessern und Kal-
fatern von Segelschiffen. Alle diese Einrichtungen stehen unter Aufsicht der Com-
pagnie des Docks et Entrepots, und sind die Tarife für Benützung der hier und
später genannten Hafeneinrichtungen sehr hoch, wie wir schon bei Genua im Ver-
gleiche erwähnten.

Die Vorrichtungen zur Verhinderung von Feuersgefahr sind ausserordentlich
umfassend, Docks und Magazine sind nur aus Stein und Eisen erbaut, überall
sind Hydranten, und auch die Feuercontrole im Hafen ist vorzüglich.

Die Maschinerien zum Aus- und Verladen sind ein Gemisch von alter und
neuer Zeit, wie denn noch die Getreideschiffe im alten Hafen mangels eines Ele-
vators durch Menschenhand, und zwar durch die ungefähr 6000 Mitglieder zählende
Gilde der Speicherarbeiter entladen und befrachtet werden. Andererseits sind im
neuen Hafen und den Docks 47 feste hydraulische Krahne zu je 3 t Tragkraft.

Das Mittelmeerbecken.
Petroleumhafens bei Cap Pinède, also ausserhalb des eigentlichen
Hafens.

Die genannten 5 Bassins ziehen sich, durch einen gemeinsamen
3600 m langen Wellenbrecher geschützt, längs der früher ganz unge-
schützten felsigen Küste hin, die bei starken Winden für die vor Anker
liegenden Schiffe eine stete Gefahr bildete. Diese felsige Beschaffen-
heit der Küste kam aber den Neubauten als gutes Fundament sehr
zu statten.

Der genannte Wellenbrecher ist aus einer Tiefe von 10—15 m in einer Ent-
fernung von 500 m von der Küste und, wie unser Plan zeigt, in einer gebrochenen
Linie aufgeführt. Er ist sehr solid gebaut, 8 m über dem Meeresspiegel erhaben
und oben im Durchschnitte 7 m breit, in bestimmten Intervallen aber breiter an-
gelegt, um im Kriegsfalle Platz für Geschütze zu bieten. Nach der Hafenseite um-
säumt ihn ein Quai, nach der Seeseite ein Kranz von mächtigen, regellos vorge-
lagerten Steinblöcken, die dem mächtigsten Anprall der Wellen widerstehen sollen.

Die fünf Bassins sind von einander durch breite Molen, welche grosse
Waarenhäuser und Magazine tragen, getrennt, die aber Durchlässe für die Schiffe
haben, so dass jedes Schiff von einer nach der anderen Seite des Hafens direct
gelangen kann. Drehbrücken führen über diese Durchlässe.

Der neue Hafen hat eine Tiefe von 10—15 m, und zwar sind die nördlichen
Bassins tiefer als die südlichen. Die gesammte Wasserfläche der Bassins erreicht
über 300 ha. Die Quais haben eine lineare Erstreckung von 14.673 m. Der alte
Hafen ist für Segelschiffe, Yachten und Fischerbote reservirt geblieben. Port Jo-
liette dient dem Verkehr der französischen Passagierdampfer, Port Lazaret und
Arène sind für die Dampfer und Segler langer Fahrt und für die Erzeinfuhr aus
Italien und Spanien und die Producte Indiens, Australiens und Südamerikas. Der
Port de la Gare Maritime nimmt die Weizenzufuhren aus Russland, Indien,
Australien, Nordamerika und die grossen Dampfer der Britischen Peninsular und
Oriental-Linie auf. Das Bassin National ist für die englischen Kohlenschiffe aus
Cardiff und Newcastle und die Viehimporte aus Algier, Tunis und Italien und
fremde Kriegsschiffe bestimmt. Im Zusammenhang mit letztgenanntem Bassin steht
das grosse Bassin de Radoub, das 6 grosse Trockendocks, davon 3 erster Grösse,
enthält. Ausserdem besteht dort noch ein kleiner schwimmender Dock. In den
alten Hafen ausmündend ist das Bassin de Carrenage zum Ausbessern und Kal-
fatern von Segelschiffen. Alle diese Einrichtungen stehen unter Aufsicht der Com-
pagnie des Docks et Entrepôts, und sind die Tarife für Benützung der hier und
später genannten Hafeneinrichtungen sehr hoch, wie wir schon bei Genua im Ver-
gleiche erwähnten.

Die Vorrichtungen zur Verhinderung von Feuersgefahr sind ausserordentlich
umfassend, Docks und Magazine sind nur aus Stein und Eisen erbaut, überall
sind Hydranten, und auch die Feuercontrole im Hafen ist vorzüglich.

Die Maschinerien zum Aus- und Verladen sind ein Gemisch von alter und
neuer Zeit, wie denn noch die Getreideschiffe im alten Hafen mangels eines Ele-
vators durch Menschenhand, und zwar durch die ungefähr 6000 Mitglieder zählende
Gilde der Speicherarbeiter entladen und befrachtet werden. Andererseits sind im
neuen Hafen und den Docks 47 feste hydraulische Krahne zu je 3 t Tragkraft.

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[398/0418] Das Mittelmeerbecken. Petroleumhafens bei Cap Pinède, also ausserhalb des eigentlichen Hafens. Die genannten 5 Bassins ziehen sich, durch einen gemeinsamen 3600 m langen Wellenbrecher geschützt, längs der früher ganz unge- schützten felsigen Küste hin, die bei starken Winden für die vor Anker liegenden Schiffe eine stete Gefahr bildete. Diese felsige Beschaffen- heit der Küste kam aber den Neubauten als gutes Fundament sehr zu statten. Der genannte Wellenbrecher ist aus einer Tiefe von 10—15 m in einer Ent- fernung von 500 m von der Küste und, wie unser Plan zeigt, in einer gebrochenen Linie aufgeführt. Er ist sehr solid gebaut, 8 m über dem Meeresspiegel erhaben und oben im Durchschnitte 7 m breit, in bestimmten Intervallen aber breiter an- gelegt, um im Kriegsfalle Platz für Geschütze zu bieten. Nach der Hafenseite um- säumt ihn ein Quai, nach der Seeseite ein Kranz von mächtigen, regellos vorge- lagerten Steinblöcken, die dem mächtigsten Anprall der Wellen widerstehen sollen. Die fünf Bassins sind von einander durch breite Molen, welche grosse Waarenhäuser und Magazine tragen, getrennt, die aber Durchlässe für die Schiffe haben, so dass jedes Schiff von einer nach der anderen Seite des Hafens direct gelangen kann. Drehbrücken führen über diese Durchlässe. Der neue Hafen hat eine Tiefe von 10—15 m, und zwar sind die nördlichen Bassins tiefer als die südlichen. Die gesammte Wasserfläche der Bassins erreicht über 300 ha. Die Quais haben eine lineare Erstreckung von 14.673 m. Der alte Hafen ist für Segelschiffe, Yachten und Fischerbote reservirt geblieben. Port Jo- liette dient dem Verkehr der französischen Passagierdampfer, Port Lazaret und Arène sind für die Dampfer und Segler langer Fahrt und für die Erzeinfuhr aus Italien und Spanien und die Producte Indiens, Australiens und Südamerikas. Der Port de la Gare Maritime nimmt die Weizenzufuhren aus Russland, Indien, Australien, Nordamerika und die grossen Dampfer der Britischen Peninsular und Oriental-Linie auf. Das Bassin National ist für die englischen Kohlenschiffe aus Cardiff und Newcastle und die Viehimporte aus Algier, Tunis und Italien und fremde Kriegsschiffe bestimmt. Im Zusammenhang mit letztgenanntem Bassin steht das grosse Bassin de Radoub, das 6 grosse Trockendocks, davon 3 erster Grösse, enthält. Ausserdem besteht dort noch ein kleiner schwimmender Dock. In den alten Hafen ausmündend ist das Bassin de Carrenage zum Ausbessern und Kal- fatern von Segelschiffen. Alle diese Einrichtungen stehen unter Aufsicht der Com- pagnie des Docks et Entrepôts, und sind die Tarife für Benützung der hier und später genannten Hafeneinrichtungen sehr hoch, wie wir schon bei Genua im Ver- gleiche erwähnten. Die Vorrichtungen zur Verhinderung von Feuersgefahr sind ausserordentlich umfassend, Docks und Magazine sind nur aus Stein und Eisen erbaut, überall sind Hydranten, und auch die Feuercontrole im Hafen ist vorzüglich. Die Maschinerien zum Aus- und Verladen sind ein Gemisch von alter und neuer Zeit, wie denn noch die Getreideschiffe im alten Hafen mangels eines Ele- vators durch Menschenhand, und zwar durch die ungefähr 6000 Mitglieder zählende Gilde der Speicherarbeiter entladen und befrachtet werden. Andererseits sind im neuen Hafen und den Docks 47 feste hydraulische Krahne zu je 3 t Tragkraft.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/418>, abgerufen am 18.05.2024.